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Dein Herz nicht fröhlich ist, wenn dir's nicht sagt:

Von diesem Himmel sieht ein Gott herab;
Ein guter, der uns alle liebt; ein Gott,
Der diese seine Wolken regnen ließ!"
Dann, armer Blinder, steige nur hinauf
Auf jene Spiße dieses Felsens, wo

Sein Adler nistet; und, o du, dem nicht

,,Ein guter Gott von seinem Himmel sieht," Du, der du zweifelst, armer blinder Mann,

Und armes blindes Weib, und armer Schn

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„Ha! besser, besfer ist

Ein träger, todter, seelenloser Staub

Hier seyn, in seiner schönen Welt, als Geist,
Und zweifeln: ob ein Gott vom Himmel sieht!"

Beispiel 14.

Das Kind.

Aus Halladat. (Ebendas. S. 134.)

,, welche Freude, welche Freude kann

"

Des Menschen Herz empfinden, wenn es noch
Unschuldig ist!" -

,,Ein Kind, das hingesetzt

An einem schönen Frühlingsmorgen ist

Vor einem schönen Blumenkorb', und das

Zum ersten Mahl daselbst sich sieht, und nun
Mit seiner zarten kleinen Kindeshand

In Blumen wühlt, wie lächelt's! wie so froh
Nimmt's eine Blume nach der andern, wie
So höchst vergnügt betrachtet's die und die!
Und wenn es dann die Rose nimmt, wie stußt's!
Und wenn die schöne Blume süßen Duft

In seine kleine Nase duftet, und

-

Das Kindchen nies't, und seine Mutter dann
Jhm:,,,,Gotthelf, Gotthelf!"" ruft; welch eine Luft

Empfin

Empfindet dann das Kind, empfindet auch
Die zärtlichste der Mütter, die das Kind
Auf ihren sanften Mutterschooß sich hohlt,
Und herzt und füfft!"

Von solcher Unschuld sen

Des Jünglings und des Greises Herz, das hier
Am hellen Bach, am blauen Hügel dort,
Im Meer der Freuden, das der Vater Gott
Für seine Menschen ausgegossen hat,

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Ihm schöpfen will! welche Wonne dann,
In seinem hohen Sterngewölbe, Nachts,
Wenn alles still ist, diesen Vater sehn,
Der unser aller Vater ist! Gestärkt
Von solcher Wonne, fühl ich meinen Geist
Um eine Spanne größer, dünke mich
Ein hohes Wesen, das gewürdigt ward,
Im Taumel seiner höchsten Freuden, ist
Mit einem Blick voll Seele hinzusehn
In diesen Abgrund seiner Herrlichkeit!"

Beispiel 15.

An den Mond. 1802.

Aus dem Hüttchen. (Th. 7. S. 272.)
Du scheinest, sagt man, lieber Mond!
Ach! wenn auf dir ein Blinder wohnt,
Ein armer Blinder, welcher dir

Auch Lieder singt, auch Klagelieder,
So grüß ihn, wir sind Brüder,
So grüß ihn schön von mir.

Ach, als ich noch dein Scheinen sah,
Du noch mich fandst am Pulte, da
War eine Nacht noch schön;
Da sah ich deine milden Strahlen
Die Scheiben auf den Boden mahlen,
Ach, da konnt ich noch sehn!

Nun aber wird die lange Nacht

In Finsternissen zugebracht,

Und auch der lange Tag.

In dieser Nacht, an diesem Tage,

Du lieber Mond, thu' nicht die Frage:

Ob ich noch leben mag?

Bishon Denkm. IV.

3. Johann Peter Uz. 1720-1796.

Johann Peter Uz war am 3. Oktober 1720 zu Anspach geboren, wo sein Vater Uhrmacher war. Dieser gab dem Sohne eine tüchtige Erziehung und ließ ihn das Anspachsche Gymnasium besuchen, wo schon früh seine Neigung zur Dichtkunst sich zu entwickeln anfing. Als er 1739 die Universität Halle bezog, schloss er hier mit Gleim, Göz und dem Danziger Rudnick einen Freundschaftsbund, wodurch ein dichterischer Kreis sich bildete, wie zu gleicher Zeit einer in Leipzig entstanden war. Es war zunächst die heitre Dichtkunst, in welcher man sich Anakreon und Horaz anschloss, wie es auch schon Lange und Pyra gethan hatten, und wodurch man den Seraphifern entgegentrat. Uz versuchte hier auch schon den Versbau der Alten im Deutschen herzustellen, wendete sich aber nachher wieder dem Reime zu. Er überseßte noch in Halle Stücke des Homer, Pindar und Anakreon, und nahm an Götz'ene Übersetzung des leßtern Dichters thätigen Antheil. Daneben studirte er eifrig Philosophie, Ge schichte und besonders Rechtsgelehrsamkeit, und kehrte 1743 nach sei: ner Vaterstadt Anspach zurück, wohin bisher nur sein Freund Cronegf die Poesie getragen hatte. Im Jahre 1748 wurde er Secretair beim Anspachschen Justizcollegium und blieb es eine lange Zeit sogar ohne Gehalt. Als er 1763 Assessor des kaiserlichen Landgerichts des Burggrafthums Nürn berg und gemeinschaftlicher Rath der Markgrafen von Anspach und Kulmbach wurde, entsagte er ganz der Dichtkunst mit der Sammlung seiner Gedichte, welche vollständig 1768 erschienen. Gleim hatte zuerst eine kleine Sammlung lyrischer Gedichte von Uz 1749 zum Druck beför dert, und diese eben sind es, gegen welche Wieland, von Bodmer aufgeregt, in frommem Enthusiasmus so gewaltig eiferte. Obschon die Literaturbriefe in Berlin, und Lessing besonders, wie Weiße in Leipzig, sich Uz'ens annahmen, auch Cronegf für ihn schrieb, Wieland aber bald seinen Eifer bereute und die unschuldigeren Scherze Uzens auf ganz andre Weise lüstern und schlüpfrig überbot: hat Uz doch diesen Angriff schwer empfunden und lange nachgetragen, vertheidigt sich auch in seiner Kunst fröhlich zu sein, spottet in einem poetischen Briefe an Gleim über Wieland und stichelt auf Bodmer in seinem Sieg des Liebesgottes. Uz lebte sonst still und heiter mit Mutter und Schwester in einem bescheidenen Häuschen, nie ver heirathet, weil er zu spät so viel Einkünfte gewann, um eine Frau ernähren zu können. Die Vormittagsstunden waren seinen Berufsgeschäfften gewidmet, an den Nachmittagen lebte er gern der Literatur und Dichtkunst und freute sich, wenn etwas Neues und Schönes zu seinem Leibregiment, wie er seine auserlesene Bibliothek nannte, hinzugekommen war. Im Jahre 1790 wurde Uz Director des Burggrafthums, und als Anspach an Preußen fiel wurde er, doch nur wenige Stunden vor seinem Tode, zum wirklichen Königl. Preuß. Juftizrathe und Landrichter zu Anspach ernannt.

Sanft und still, wie er gelebt hatte, starb er als ein allgemein verehrter Greis von 76 Jahren, am 12. Mai 1796.

Uz ist ein harmlos heitrer Dichter, überschreitet aber nicht das Maaß, und singt „Freude, Frieden, Frühling, Natur und die sanften Genüsse stiller Herzen" wie Gervinus sagt; gehört aber auch auf der andern Seite den ernsten Dichtern an in seinen Lehroden, vaterländischen Liedern und dis daktischen Dichtungen. Er hat sich auch als geistlicher Liederdichter ausgezeichnet und bearbeitete mit dem Generalsuperintendenten Junkheim 1781 auf Veranlassung seines Fürsten das Anspachsche Gesangbuch. Seine Gedichte erschienen in folgenden Sammlungen:

Lyrische Gedichte (Berlin). 1749. 8. (Ohngefähr die beiden ersten Bücher der spätern Ausgabe.) Lyrische und andere Gedichte. An spach. 1755. (Enthält vier Bücher lyrischer Gedichte, worunter auch philosophische Oden, vornehmlich die berühmte Theodicee nach Leibnitens philosophischem Buche; den Sieg des Liebesgottes und vier poetische Briefe.) Eine dritte und vierte Ausg. erschienen Leipzig 1756 und 1765. Die Hauptausgabe bei Uzens Lebzeiten ist: Sämtliche poetische Werke von J P. Uz. Erster, zweiter Band. Leipz. 1768. fl. 8. Neue Aufl. Leipz. 1772. Der Inhalt ist folgender: Bd. 1. Lyrische Gedichte, sechs Bücher. Das fünfte und sechste Buch kam neu hinzu, im fünften mehrere Oden, im sechsten Lieder religiösen Inhalts.

Bd. 2. a. Versuch über die Kunst sets fröhlich zu seyn, in vier Briefen. (Brief 1. Der Weise kann überall fröhlich sein, denn Vergnügen ist die Glückseligkeit, welche entsteht, wenn wir alle unfre natürlichen Begierden erfüllt sehen und von allem Schmerz befreit find. Dies scheint Epikurs Wolluft zu sein, nicht bloß sinnliches Vergnügen. Danach sollen wir streben, die ganze Natur ladet dazu ein. Brief 2. Um die Summe des Vergnügens zu vermehren, sei du weise und tugendhaft und forsche der Wahrheit nach! Bloß sinnliche Ergötungen geben kein dauerndes Vergnügen. Sie sind dem Menschen nicht verboten, aber wohl Unuatur, Mißbrauch und Übermaaß ders selben, und man muss dabei die höhern Ergöhungen der Seele vorzüglich lieben. Brief 3. Wer fröhlich sein will, muss die schmerzhaften Empfindungen verhüten, oder doch vermindern, das eine, wenn er durch Weisheit von überflüssigen Begierden sich losreißt und nicht die niedern, sondern die edlern Güter als nothwendig sich darstellt, das andre, wenn er sich nicht durch thörichte Furcht und Ungeduld unglücklich macht, sondern das Unabänderliche standhaft trägt, wozu der Gedanke an Gottes weise Weltregierung ihn belebt und freudige Beruhigung im Leiden bewürft. Brief 4. Doch nicht gegenwärtiges Leben giebt dauerhaftes Vergnügen unter allen

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Arten von Leiden und die Vernunft erkennt nur unsicher die Unsterblichkeit der Seele, die Offenbarung aber, die ein besseres Leben lehrt, seßt uns in den Stand, Leiden und Verluste zu tragen und selbst nicht den Ted zu fürchten, sondern darauf uns zu freuen, also immer fröhlich zu sein

b. Sieg des Liebesgottes. Ein Gedicht in vier Büchern. Eine Schöne, Selinde, hat zwei Anbeter, einen würdigen Mann Dorante und einen Stußer, der aus Frankreich kommt, Selimor. Obschon dieser auch der Lesbia den Hof macht, welche wieder von ei nem epischen Dichter, Kleantes, mit seinen Gedichten verfolgt wird (dies der Stich auf Bodmer); so gewinnt sie doch Amor für diesen durch seinen Putz, seine Schönheit, seine Kutsche und Pferde. Dusch hatte Uz deshalb angegriffen, wogegen ein Schreiben über eine Beurtheilung dieses Gedichts angehängt ist.

c. Briefe. An Hofrath B. Lob der Gegend von Römhild. An Gleim über Liebe und Ehe. An Größner über Nichtigkeit der Ehrenstellen. An Christ. Gegen die Miltonisten, und noch vier andre an Pr. E., an Gleim, an Kipping, an Weiße.

Nach Uz Tode erschien noch eine Ausgabe seiner Werke nach späteren Verbesserungen:

Poëtische Werke von Johann Peler Uz. Nach feinen eigenhändigen Verbefferungen herausgegeben von Chriftian Felix Weilse. Erster, zweiter Band. Wien bey J. V. Degen. 1804. gr. 8. (Prachtausg. auf Velinpap. mit Kupfern von Kohl und John.) Velinp. ohne Kupf. 8. Druckpapier. 8. - Die Ausgabe enthält nur ein geistliches Lied: der Christ mehr als die frühern. Weiße hat einen Vorbericht und Uzens Biographie aus dem Schlichtegrollschen Nekrolog hinzugefügt.

Beispiel 1.

Die fröhliche Dichtkunst. (Tb. I. Ausg. 1772. . 83.)

schattichter Parnaß! ihr heiligen Gebüsche,

Wo ich mit fühnem Stolz mich unter Musen mische!

Nie hab ich klagend euch entweiht.

Der Scherz mit glänzendem Gefieder

Und Wein und freye Zärtlichkeit

Begeistern mich und meine Jugendlieder.

Wenn mich ein Kummer drückt, so mag die Muse schweigen,

Den Nachtigallen gleich, die unter grünen Zweigen

Nur fingen, wenn sie sich erfreun.

Welch ächter Priester froher Musen

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