Verzärtelt eure Leidenschaften; So herrschen sie zuleßt: fie bleiben ewig haften; Und ist ein Knecht, weil er nicht widerstanden. In allen Ordnungen der Dinge, Die Gott als möglich sah, war Menschenwitz geringe: Unsterblich seyn, nach einem kurzen Leben. Mein Schicksal wird nur angefangen, Hier, wo das Leben mir in Dämmrung aufgegangen: Und murrt nicht wider den, der mich zum Staub ́erkor, Und höhern Rang nicht weigert, nur verschiebet. Beispiti 3. Das Erdbeben. (Th. I. S. 198.) Die Erde hat gebebt und ihr geborstner Grund Die Königinn am Meer verschlungen, Und schwärzre Trübsal noch droht unsrem armen Rund Von schwärmender Propheten Zungen: Wie aus bemoostem Schutt der Uhu, wann die Nacht In furchtbarn Schatten ihn verstecket, Auf stille Dächer fliegt, felbft melancholisch wacht, Auf Schwanenfedern horcht die Wolluft und erschrickt; Ein Schauer bebt durch ihre Glieder. Der sorgenvolle Geiz, auch schlafend unerquickt, Bebt heut und wuchert morgen wieder. Propheten wimmeln stets in trüber Zeit hervor: Der leichte Pöbel glaubt, er zittert, Wie dürres Laub im Herbst, und wie das schwache Rohr 1. Das Erdbeben von Lissabon am 1. Nov. 1755. Ihr Musen, die ihr einst im Frühling meiner Zeit, Als ihr, in eurem Hain voll heilger Dunkelheit, Zufrieden dank ich euch, daß immer gleiche Luft Und euer stiller Freund nicht, an der Thorheit Brust, last, zu aller Zeit, mein Antlig heiter seyn, Nicht bloß in sonnenvollen Tagen, Wann mich die Freude sucht, und Saitenspiel und Wein Nicht bloß im dunkeln Busch und wo die Nachtigall Bald an der Quelle seufzt, die reiner, als Krystall, Es müss' auf meiner Stirn, wann schon die Erde bebt, Der göttliche Gedanke schimmern, Daß Tugend glücklich ist und meine Seele lebt, Auch unter ganzer Welten Trümmern! du, der süsse Töne Sie schift mit starkem Flügel Erschein uns an dem Tage, Schon hör ich deiner Leyer Mit jauchzendem Entzücken Die keuscher Musen würdig sey! Nicht schöner sah Lyäen Weg, die sich weise dünken An seinem Orte funkelnd wacht. Beispiel 5. Auf den Tod des Majors von Kleist. (Th. I. S. 217.) Auch Kleist ist hin! Laßt weit herum erschallen, Ihr Musen um den Oderstrand: Ein Edler ist im Streit gefallen, Im Streit fürs Vaterland! Sein Heldenblut floß auf die güldne Leyer, Die sonst in seiner Hand erklang, In die mit kriegerischem Feuer, Er nur von Tugend sang. Kleist ist nicht mehr! Laßt weit herum erschallen, Ihr Musen durch die bange Welt: Der Musen Liebling ist gefallen, Ein Menschenfreund und Held! Der Freundschaft Schmerz, die mit bestäubten Haaren Rührt auch die Feinde: selbst Barbaren Beklagen einen Feind. Doch ewig Lob erwartet große Seelen, Die, zur Unsterblichkeit ernannt, Den schönen Tod der Helden wählen, Den Tod fürs Vaterland. Sie fliehn empor, und werden aufgenommen. In Hütten der Glückseligkeit, Wo Gustav Adolf hingekommen, Das Wunder jeder Zeit. Dort ist auch Kleist! Hoch über unserm Grame Und Graf Schwerin, ein großer Name! Mit Keith und Winterfeld. Auf Friedrich sehn die Helden Friedrichs nieder, Und flehn für ihn und ihre Brüder Um Leben und um Glück. Sie flehn zu Gott um Frieden für die Erde, Die Furie gefesselt werde, Die Deutschland wüste macht; Und bis ihr einst der, dem die Himmel dienen, Der Gott des Donners widersteht, Noch unter brennenden Ruinen Und über Leichen geht. Beispiel 6. Der Erlöser.1 Ich irr um traurige Cypressen, Ward hier vergossen, sondern Blut, Ich will, ich muß von Jesu singen! Ihm göttlich strahlend beygesellt: ten. (Th. I. S. 271.) Jhr Völker, in Judäens Grän zen Wie von der Sonnen Angesicht. Gott kömmt vom Himmel, euch Und ladet uns zum neuen Bund: 1. Dies Lied ist auch in das neue Berliner Gefangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch für evangelische Gemeinen unter N 107.: „Von meinem Jefu will ich fingen," toch vielfach umgeändert, aufgenommen worden. Da unser schuldiges Geschlechte. Weg, Zweifel, der mir Jesum raubt! Er iste, er kann sich nicht ver. Er ist es, Gott von Ewigkeit! Verehrt, verehrt ihn, alle Lande! empor, Ich bete, Herr, vor dir im Staube! Eröffnete des Tauben Ohr, Mit immer ungeschwächtem Glanze. Und alle Heiden müssen sehn, Daß Menschen Gott nicht widersteh 1, Und unser Jesus überwunden. Beispiel 7. Gott im Frühlinge. (Th. I. S. 284.) In seinem schimmernden Gewand Hast du den Frühling uns gesandt, Und Rosen um sein Haupt gewunden. Holdlächelnd kömmt er schon! Es führen ihn die Stunden, Gott, auf seinen Blumenthron. Der West, liebkosend, schwingt Mit eurer Lieder füssem Klang, O Gütigster! Denn wer ist gut, Als aus dem großen Plan |