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Schön ist die Erde, wann sie blüht,
Und, ganz um unsre Lust bemüht,
Sich in des Frühlings Farben kleidet,
Und überall voll Pracht,
Selbst, wo die Heerde weidet,
In bunter Zierde düftend, lacht:

Der Gottheit würdiger Altar,
Worauf das blumenreiche Jahr,
O Herr, zu deinem Wohlgefallen,
Sein süßes Rauchwerk bringt,
Indeß von Nachtigallen
Ein froher Lobgesang erklingt!

Du hast mit Schönheit, die entzückt,
Das Antlitz der Natur geschmückt,
O aller Schönheit reiche Quelle!
Dir geht kein Wesen vor!
Die reinste Liebe schwelle
Mein ganzes Herz zu dir empor!

Beispiel 8.

Gott im Ungewitter.

Du Schrecklicher, wer kann vor dir

Und deinem Donner stehn?

(Th. I. S. 287.)

Daß selbst der Erde fester Grund Vom Zorn des Donners bebt,

Der Herr ist groß! Was troßen wir? Und was um ihr erschüttert Rund

Er winkt, und wir vergehn.

Er lagert sich in schwarzer Nacht;
Die Völker zittern schon:
Geflügeltes Verderben wacht
Um seinen furchtbarn Thron.
Rothglühend schleudert seine Hand
Den Blih aus finstrer Höh:
Und Donner stürzt sich auf das
Land,

In einer Feuersee:

Und in der Tiefe lebt.

Den Herrn und seinen Arm erkennt
Die zitternde Natur,

Da weit umher der Himmel brennt
Und weit umher die Flur.

Wer schüßt mich Sterblichen, mich
Staub,
Wenn der im Himmel wohnt,
Und Welten pflückt wie dürres Laub
Nicht huldreich mich verschont?

Wir haben einen Gott voll Huld,
Auch wann er zornig scheint:

Er herrscht mit schonender Geduld,
Der große Menschenfreund!

Beispiel 9.

Aus der Kunst stets fröhlich zu sein. (Th. II. S. 102.)

Ende.

Ihr Freunde, die das Grab in seinem Schooß empfangen,

Ich schäme mich vor euch der thränenvollen Wangen!

Ich seh euch wieder, ich, der auch unsterblich bin!

Wohin ihr früher famt, komm ich nur später hin.

O Cronegt, dessen Tod so manchen Freund betrübte,
Du Liebenswürdiger, der sterbend noch mich liebte,
Der ein vortrefflich Herz mit großem Wiß verband,
Und dessen ganzen Werth nur wenige gekannt!
Du lebst! Ich tröste mich: die Thränen sind vergebens!
Der Tod verändert nur die Scene deines Lebens:
Du lebst in Gegenden, wohin die Tugend führt,
Wo reine Seeligkeit unwandelbar regiert.

Entkleidet durch den Tod vom sterblichen Gewande,
Durchwandelst du beglückt mit hellerem Verstande

Die Wohnungen des Lichts, siehst nun der Schöpfung Plan
Mit schärfern Blicken ein, und betest schweigend an.
Zu Lobgefängen reißt dich dann ein heilig Feuer:
O welch Entzücken strömt von deiner güldnen Leyer,
Die sich nun ungetheilt dem großen Schöpfer weiht!
Du siehst ihn, bist beglückt und bist es allezeit.
Wir wünschen dich zurück zu niedern Gegenständen?
O Musen, seine Lust, pflanzt mit bethränten Händen
Den Lorbeer um sein Grab, der unvergänglich daurt,
In dessen Schatten einst die Nachwelt ihn betraurt!
Betrachtest du den Tod in diesem höhern Lichte;
So lächelt Gütigkeit in seinem Angesichte.

Der Bote der Natur ergreifet unsre Hand,

Und führt uns, als ein Freund, in ein beglücktres Land.
Dem trägen Sinnlichen graut vor der letzten Reise:

Der Thor stirbt, weil er muß; mit Freuden stirbt der Weise,

Der durch Religion und Tugend unterstüßt,

Wenn schon auf seiner Stirn die Todesblässe sist,
Nicht mit des Pöbels Furcht den Augenblick entweihet,
Den großen Augenblick, der unsern Geist befreyet,
Und über Tugenden und wahren Heldenmuth
Und über ewig Glück gerechten Ausspruch thut.
Er geht voll Zuversicht aus diesem kurzen Leben,

Ob gleich noch Schatten sind, die seinen Pfad umgeben.
Er weis, wohin er geht: sein Ziel ist Ewigkeit,
Und ein versöhnter Gott ist seine Sicherheit.

Kann seine Seele nicht vor Grab und Moder zittern;
Wie sollte seinen Muth ein flüchtig Weh erschüttern,

Der Schmähsucht Ungestüm, ein Sturm vom Glück erregt,
Der, was ihm doch nicht bleibt, ihm aus den Händen schlägt?

Er leidet unentehrt, bleibt gros, auch wann er trauert:

Er weis: daß aller Schmerz nur Augenblicke dauert:

Sein

Sein Leiden, weil es ihm ein Gott voll weiser Huld,
Ihn zu verbessern, schickt, erträgt er mit Geduld.
Er ist kein blinder Sklav der sinnlichen Begierde,
Genießt, mit edlem Stolz auf seine wahre Würde,
Die niedern Freuden hier nur flüchtig als im Lauf,
Und opfert, ohne Gram, sie höhern Gütern auf.
Jhn lockt kein Blumenweg beym Laster zu verweilen:
Ihn reizt kein falscher Glanz der Thorheit nachzueilen.
Er geht auf seinen Zweck mit unverwandtem Blick:
Nicht für die Zeit bestimmt, verachtet er ihr Glück.

Nur wer zu sterben weis, kann stets zufrieden leben!
Die wahre Freude nur, nach der die Weisen streben,
Versüßt dem Sterblichen die Reise durch die Zeit,
Und folgt, unsterblich selbst, ihm zur Unsterblichkeit.

4. Johann Nikolas Göz. 1721-1781.

Johann Nikolas Göh war am 9. Juli 1721 in der freien Reichsstadt Worms geboren, wo sein Vater Philipp Peter Göz Prediger war. Erst 10 Jahr alt verlor er diesen Vater. Nachdem er acht Jahr das Gymnasium der Vaterstadt besucht hatte, bezog er 1739 die Univer sität Halle, wo A. G. Baumgarten, Meier und Wolf seine Lehrer in der Philosophie, S. J. Baumgarten, Weber, Stiebriß und Knapp in der Theologie waren. Hier knüpfte sich seine Freundschaft mit Uz und Gleim und er überseßte und dichtete mit ihnen. Drittehalb Jahr lang war er Lehrer auf dem hallischen Waisenhause und wurde 1742 auf Dr. Baumgartens Empfehlung Hauslehrer und Hausprediger beim preuß. Obersten und Commandanten von Emden, Freiherrn von Kalkreuter; weil aber Luft und Wasser ihm dort nicht zusagten, kehrte er nach einer Reise nach Holland, auf welcher er in der Südersee einen heftigen Sturm bestand, nach der Vaterstadt zurück. Die Wittwe des Schwedischen Generalgouverneurs von Zweibrücken, Grafen von Strahlenheim, berief ihn im Frühling 1743 zum Hofmeister ihrer Enkel und Schloßprediger nach Forbach in Lothringen, in welchem Verhältniss er auch an den französischen Hof nach Metz kam und Theilnehmer der großen Feste wurde, welche zur Feier der Genesung Ludwigs XV. gefeiert wurden. Im Jahr 1746 ging er mit seinen Zöglingen auf die Ritterakademie zu Lüneville, wo er auch dem Könige Stanislaus Leczinsky vorgestellt wurde und Voltaire kennen lernte. Der Prinz von Holstein-Beck berief ihn 1747 zum Feldprediger des französischen Leibregiments der Königinn Royal - Allemand und er hielt nach seiner Ordination in Saarbrücken, seine Antrittspredigt zu Pischon Denkm. IV.

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Nancy am 18. Jan. 1748. Öfter predigte er auch zu Toul, wo er dem dortigen Bischof bekannt wurde, zog mit seinem Regimente durch Frankreich, Flandern und Brabant bis zum Frieden 1748 und besuchte noch die bedeutendsten Städte in den Niederlanden. Drauf berief ihn der Herzog von Zweibrücken zum Pfarrer nach Hornbach, wo er sich 1732 mit der jungen Wittwe des Oberpfarrers und Oberconsistorial: Assessors Hautten in Zweibrücken verheirathete. Im Jahre 1754 wurde er als Oberpfarrer und Inspector nach Meisenheim und 1761 als Pfarrer und Consistorial - Assessor beim Pfalz-Sponheimschen Consistorio nach Winterburg berufen. Bei der Theilung der Hintergrafschaft Sponheim 1776 wurde er vom Marggrafen von Baden - Durlach zum Superintendenten der evangelischen Kirchen und Schulen des Oberamts Kirchberg und der Ämter Winterburg und Sprendlingen ernannt, in welchem Amte er bis zum Ende seines Lebens blieb. Am Ostertage 1781 wurde er von einem heftigen Schlagfluss überfallen und konnte sich von demselben nicht wieder erholen. Neue Anfälle vom Schlage trafen ihn im Herbst und so starb er am 4. November 1781 und wurde am Fuße einer Linde, welche sein Vorgänger gepflanzt hatte, auf dem Gottesacker zu Winterburg begraben.

Götz gehört zu den mehr französisch gebildeten Dichtern, obwohl er an Leichtigkeit seinen Vorbildern nicht gleich kommt. Dadurch, daß er seinem Freunde Ramler seine Gedichte ganz und gar übergab, zu erhalten und zu vernichten was er wolle, auch wo er es nöthig fände sie zu verbessern, könnte uns gegen den Dichter misstrauisch machen, weil der wahre Dichter solche Gewalt nicht leicht in die Hand eines andern legen wird. Aber es mag doch wohl mit Ramlers Verbesserungen nicht so arg gewesen sein, als man eine Zeitlang geglaubt hat, daß man nicht sagen kann, man könne nun kein rechtes Urtheil über Göz haben, weil man nicht wisse, was ihm und was Ramler gehöre. Sonst sehen wir Göh in seiner geistlichen Stellung besorgt, daß seine erotischen Gedichte nicht einen Schat: ten auf sein amtliches Würken werfen möchten, weshalb er auch verordnet, daß sie erst nach seinem Tode erscheinen sollten. Einfachheit und Innigkeit sind der Hauptcharakter seiner ansprechenden Dichtungen.

So kam die Sammlung seiner Gedichte unter dem Titel heraus: Vermischte Gedichte von Johann Nikolas Götz. Herausgegeben von Karl Wilhelm Ramler. Drei Theile. Mannheim 1785. 8. Mit des Dichters Bilde von Leclerc, gestochen von Singenich, einem Vorbericht und einer eignen Lebensbeschreibung des Dich ters, herausgegeben von seinem Sohne G. Ch. Göz, Buchhändler in Mannheim.

Der Inhalt dieser Gedichte, von denen in die neun Bücher der lyrischen Blumenlese von Ramler, in die Göttingischen und Hamburgischen Musen

almanache und in das Taschenbuch für Dichter und Dichterfreunde schon mehrere aufgenommen worden waren, enthalten Lieder, Oden, Elegieen und Idyllen, poetische Erzählungen und Sinngedichte, theils spielend und scherzhaft, theils lehrend und rührend, größtentheils Originale, doch auch mehrere Übersetzungen und Nachahmungen, welche aber mit eignen Gedanken so verwebt sind, daß sie dem Dichter eigenthümlich anzugehören scheinen. Außerdem haben wir noch von Göß:

1. Die Oden Anakreons in reimlosen Versen, nebst einigen andern Gedichten. Frff. und Leipz. 1746. 8., und eine zweite Ausgabe: die Gedichte Anakreons und der Sappho Oden aus dem Griech. übersetzt und mit Anm. begleitet. Karlsruhe 1760 8.

2. Paperle. Karlsruhe 1752. 8. (nach Gresset scherzhaftem Gedicht Vert-vert auf den kläglichen Tod eines Papageien).

3. Der Tempel zu Gnid. Karlsruhe 1748. Zw. Ausg. 1760. 8. (Nach dem Französischen des Montesquiou in Prosa überseßt.)

Beispiel 1.

Thamire an die Rofen. (I. S. 7.)

Mein Geliebter hat verfpro-
chen

Wann ihr blühet, hier zu feyn.
Diese Zeit ist angebrochen,
Rofen! und ich bin allein.

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Holde Töchter der Cythere,
Rofen! fchonet meiner Ruh,
Schonet meines Schäfers Ehre:
Schliefst euch, fchliefst euch
wieder zu!

Beispiel 2.

Das Vergnügen. (I. S. 48.)

Was die weite Welt bewegt,
Und fich auch im Würmchen

regt,
Was vom Himmel selber quillt,
Und die ganze Scele füllt,
Das Vergnügen, folget nur
Sanften Trieben der Natur.
Stille Lauben find fein Haus,
Seine Pracht ein frischer Strauss;
Einfalt und Gemächlichkeit
Sein gewöhnliches Geleit.
Es erhält durch Mässigung
Stets fich reizend, stets fich jung.

Neben ihm liegt Cypripor

Gern in Veilchen auf dem Ohr.
Keiner, der es fchildern will,
Trifft es denn es hält nicht
ftill.

Es verfolgen, heifst, es fliehn,
Es empfinden, nach sich ziehn.
Wann sich oft, an einem Fest,
Weisheit von ihm fangen läfst,
Dann begehrt aus feinem Schoofs
Die Gefangne felbft nicht los.
Sein geliebter Aufenthalt
Ift der Mufen Thal und Wald,

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