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Wo es ftets nach Rofen läuft;
Doch nicht ftets die schönste
greift:

Weil der Knofpen Neuigkeit
Mehr als Schönheit es erfreut.
Manchmal fliegls zur Schäferinn

Rofenhaften Lippen hin,

Oder thront voll keufcher Luft
Auf der treuen Gattinn Bruft.
Freunde, wifst ihr, wo ichs fand?
Wo ich es mit Bluhmen band?
Zwifchen Tugend und Verstand.

Beispiel 3.

Der Bund des Thyrfis und der Daphne. (I. S. 66.)

Hier fafsen wir bey fammen
An unfrer Väter Gruft,
Und klagten unfre Flammen
Der ftillen Abendluft.
Aus Daphnens Auge drangen
Die Zeugen keufcher Luft,
Und rollten von den Wangen
Auf ihre zarte Bruft.

Mit liebetrunknem Herzen
Warf ich mich ihr zu Fufs,
Gab ihr mit füfsen Schmer-

zen

Den lezten Abfchiedskuss;
Erhob dann Händ' und Blicke,
Und feufzte: Liebt' ich dich,
O Tugend! fo beglücke
Mit deiner Tochter mich.

Zwar ich bekenn' es gerne,
Ich bin nicht Daphnens werth:
Doch böten mir die Sterne,
Was ich noch nie begehrt,
Rang, Macht und alle Gaben,
Die Meer und Erd' enthält,
Und fie follt ich nicht haben:
Verfchmäht' ich eine Welt.

,,Mein Thyrfis! bey den Matten,
,,Bei meinen Thränen hier
„Und unfrer Väter Schatten."
Sprach Daphne, „,fchwör ich dir,
,,Dafs weder Gut noch Ehre,
,,Noch Stand, noch Weh, noch
Wohl,
,,Dir, dem ich angehöre,
„Dir mich entreifsen foll."

Beispiel 4.

Ähnlichkeit mit dem Apollo. (I. S. 130.)

Es fagte Stella:

Machft du auf mich

Ein artig Liedchen,
So bift du mein

Ich machte hurtig Ein artig Liedchen. Sie lobt's und fagte: Nun bift du mein;

Doch ich, o Schäfer,

Bin noch nicht dein.

Wie mirs erging,
Ergings Apollen
Auf Tempens Flur:
Für Daphnen kriegt' er
Den Lorbeer nur.

Beispiel 6.

An die Nachtigall. (II. S. 213.)

Süfsefte der Nachtigallen, Schweige! denn ich bin allein. Liefseft du dein Lied erschallen, Scheelfucht käme bald zum Hain, In die grün gewölbten Hallen, Wo mir Thränen, füfs und rein, Heimlich in den Bufen fallen,

Säh' es, und verrieth' es allen.
Dafs mir Thränen, füfs und rein,
Heimlich in den Bufen fallen,
Machte mir dann lange Pein.
Glücklicher wein' ich allein,
Süfsefte der Nachtigallen!

Beispiel 6.

Koridon. (II. S. 101.)

In diefem holden Thal, auf diesen stillen Auen Verbracht' ich ehemals, Rofalien zu fchauen,

Ein Frühlingstagen gleich vergnügt verflofsnes Jahr.
Wie reizend war fie nicht! wie himmlifch ihre Lieder!
Du feufzeft, fchwaches Herz? Erwacht die Liebe wieder?
Vergafseft du denn schon, dass fie dir untreu war?

Mein Finger brach hier oft, fanft irrend auf der Heide
Der goldnen Blühmchen Pracht: die fteckte fie voll Freude
Bald vor die weisse Brust; bald in das schwarze Haar.
Wie reizend war fie nicht! wie himmlifch ihre Lieder!
Du feufzeft, schwaches Herz? Erwacht die Liebe wieder?
Vergafseft du denn fchon, dafs fie dir untreu war?

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Danke, fprach fie, dem Ver-
hängnifs!

Alle Götter lieben mich:
Wenn ich ohne Flügel wäre,
Sie behielten mich für fich.

Beispiel 8.

Die gebrochnen Schwüre. (II. S. 124.)

Mit taufend Schwären schwureft du, Phyllis, mir,
Bevor du deinen Daphnis mit Zärtlichkeit

Zu lieben unterlaffen wollteft,

Würd' in dem Laufe der Rhein zurück gehn.

Zurück, zurück, da König der Flüffe du! Fleufs zu der Quelle, der du entfloffen bift! Beschäme Phyllis Antlitz! Phyllis

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Ihr, meiner Seele feurige Fünkchen, ihr
Geheimen Scufzer, fort! dem Olympe zu!
Da wartet meiner, wenn Amata

Schon zu den Himmlifchen gegangen.

Doch wenn fie hier noch athmet, und Liebe mir Bewahrt, dann kehret eilendes Flugs zurück, Belebet meine Seele wieder

Eh mich die Barke des Charon aufnimmt.

Ach, unfre Freuden alle find Eitelkeit!
Verdrufs und Thorheit wohnen hienieden nur!
Des Lebens füfsten Irrthum nenn' ich,
Eine Geliebte voll Inbrunnft lieben.

Diefs ift die Eine schöne Bekümmerniss,
Die unfers Lebens Wermuth verfüfsen kann.
Geftorben ist, wer nicht mehr liebet;
Ferne von Wonne, fo wie von Wehmuth!

Beispiel 10.

Abfchied von Frankreich.

(III. S. 180.)

Land, das mich, wie fein Kind, genähret,
Worin ich Ruhm und Freunde fand,
Das mich geliebt und ich geehret,
Gehab dich wohl, du fchönes Land!

Sie kömmt, fie kömmt fchon an den Strand,
Die Bark', auf der du mich entführen läffeft.
Doch trägt fie nur mein halbes Herz von hier;
Denn Eine Hälfte lafs' ich dir,

Dafs du die andre nicht vergeffeft.

Beispiel 11.

Die Mädcheniufel. (III. S. 159.)

Ein elegifches Gedicht.

Steine warf Pyrrha vor dem und der alte Deucalion Steine,
Nahe bey Themis Altar, auf der Parnaffischen Flur.
Und erzielten ein neues Gefchlecht von Menfchen aus ihnen:
Männer aus Steinen des Manus, Weiber aus Steinen des Weibs.
Welche Gottheit belebt die Felfen der einsamen Iufel,

Wo mein neidifches Loos mich Gefcheiterten hält?
Die du Paphos regierft, und noch in Idalions Hainen
Süfsen Opfergeruch jeden Morgen empfängft,

Mutter der Wolluft und Ruh, lafs diefen Felfen entspringen
Mädchen von feltenem Reiz, deinen Grazien gleich;
So voll Anmuth, wie deine Gefährtinn, die blühende Hebe,
Und der geiftige Scherz, der dir den Bufen bewacht!
Ich, mit Amaranthen bekränzt, ihr Priester und König,
Geh' durch die felige Flur unter ihnen einher,
Und beherrsche fie fanft, statt eines filbernen Zepters,
Mit dem duftenden Zweig, welchen die Myrte gebar.
Trag' ich nicht als König die goldene Krone der Ahnherrn,
O! fo mangelt mir doch kein Pierischer Strauss,
Der anmuthiger duftet, als jene narkotische Staude,
Die der Indifchen Flur theure Balfame zollt!
Weiden andre den Gaum mit perlefarbnen Fasanen,
Oder dem köftlichen Huhn, das nur Morgenthau lezt:
Heisch ich Zufriedener nichts, als was mir felten entstehet,
Einen liebäugelnden Blick, einen geraubeten Kufs.

1. Dies ist das Gedicht, welches von Knebel in Potsdam besonders hatte abdrucken lassen und das Friedrich II. in seiner Schrift über die deutsche Literatur, aller Wahrscheinlichkeit nach meint, wenn er (Ausg. Berlin 1780, 8. S. 9.) sagt: Indeß will ich zu den Heroen, die ich genannt habe, noch einen Ungenannten hinzuseßen, von dem ich reimlose Verse gesehen habe; die Cadenz und Harmonie derselben entstand aus der Abwechselung der Daktylen und Spondeen; fie waren voll von Verstand, und meinem Dhre wurde sehr angenehm durch den Wohllaut der Töne geschmeichelt, dessen ich unsre Sprache kaum fähig geglaubt hatte. Ich möchte behaupten, daß diese Art von Versification sich am besten für unfre Sprache schicke, nnd sehr große Vorzüge vor dem Reim habe. Wollte man sich bemühen, sie dadurch zu vervollkommnen, so würde man es wahrscheinlich hierin weit bringen." S. Friedrich d. Gr. Eine Lebensgesch. von J. D. E. Preuß. Bd. III. Berl. 1833. S. 349-350.

Führt kein Wagen mich ftolz durch lange Zeilen Klienten: Sitz' ich dennoch vergnügt meinen Freundinnen im Schools, Deren Auge mir ift, was andern helle Demanten,

Oder Hesperus ift, der fich im Meere verjüngt.

Bin ich vom Vaterland fern, das, mit nicht zärtlichen Händen, Mich zur Fremde verftiefs, und mir doch liebenswerth ift: Bin ich Alter doch nah den rofenfarbigen Wangen

Meiner holdfeligen Schaar, ihrem ambrofifchen Kufs.
Ihr anmuthiger Trupp, der Florens Kinder befchämet,
Bildet um mich herum einen fchimmernden Hof.

Eh mich der liebliche Ton der Säule Memnons erwecket,
Springen fie freundlich und froh hinter den Hecken hervor,
Werfen mit Bluhmen mich wach, und fragen: Goldener Vater,
Zeigte dir unfre Gestalt heut ein spiegelnder Traum?
Oder fizt noch der Schlaf auf deiner gefalteten Stirne?
Komm! wir küffen ihn dir von der Stirne hinweg.
Hurtig umfaffen fie mir die Schultern, und necken mir küffend
Den verweilenden Schlaf von der Stirne hinweg.

Zevs fieht neidifch mein Glück von der hohen olympifchen Zinne,
Schüttelt die Locken, und fchwört: Diefer ift fel'ger als ich!
Oftmahls finket er ftill in nächtlichen Tropfen herunter,

Schielet hinterm Gebüfch meinen Vergnügungen zu.

Aber Cythere, die mich zum Favoriten erkoren,

Kömmt, nicht unfichtbar mir, nein, in gewohnter Gestalt Fährt fie von ihrem Paphos mit filbernen Schwänen herunter, Beut mir grüfsend die Hand, nennet mich Priester und Freund. Königinn, frag' ich vertraut, wo ift mein Bruder geblieben,

Ohne den Amor ift mir kein Elyfium fchön! Siehe! dann lächelt fie füfs; schnell hüpft aus dem luftigen Schleyer, Der Aglajen umhüllt, Amor jauchzend hervor,

Windet fich mir um den Hals, uud küfst mich und grüfset mich Vater,

Klopft die Wauge mir fanft, ringelt mein filbernes Ilaar, Treibt dann mit Zweigen von cyprifcher Myrte die lachenden Mädchen

In die Thäler zurück, wo die Nachtigall heckt, Mir wetteifernd dafelbft vielfarbige Kränze zu winden, Und mit Anftand und Zier um die Schläfe zu ziehn, Die dann in glücklicher Stunde den allerfchönften geflochten, Fodert freundlich von mir einen belohnenden Kufs, Den ich ihr willig ertheil' und mit zwey Küssen vermehre, Wie fie Delius einft keufch der Schwefter gereicht.

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