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Beispiel 1.

Freye Nachahmung des franzöfifchen Liedes:

Que ne fuis-je la fougère. (Sämmtl. Werke. Halb. 1774. III. S. 259.)

Wenn im leichten Hirtenkleide Mein geliebtes Mädchen geht, Wenn um fie die junge Freude Sich in füfsem Taumel dreht, Unter Rofen, zwifchen Reben, In dem Hayn und an dem Bach, Folgt ihr dann mit stillem Beben Meine ganze Seele nach.

War ich auf der Frühlings

aue

Nur das Lüftchen, das fie fühlt.
Nur ein Tropfen von dem Thaue,
Der um fie die Blume kühlt;
Nur das Bäumchen au der Quelle,
Das fie schützet und ergötzt,
Und die kleine Silberwelle,
Die den fchönften Fufs benetzt!

Wären meine Klagetöne Der Gefang der Nachtigall! Hörte mich die sanfte Schöne Zärtlich in dem Wiederhall! Lifpelt' ich an Rofenwänden Als ein Abendwind herab, Oder wär in ihren Händen Der beblümte Hirtenftab!

Könnt ich ihr als Veilchen

dienen, Wenn fie neue Kränze flicht; Könnt ich in der Laube grünen, Wo mit ihr ein Engel fpricht! Böt' ich in vertrauten Schatten Ihrem Schlummer fanftes Moofs Oder wo sich Täubchen gatten, Meinen blumenreichen Schools!

Mach, o Liebe! dort im Stillen
Unter jenem Myrthenbaum,
Wo fie ruht, um ihretwillen
Mich zum leichten Morgentraum!
Mit verfchämten holden Lachen
Sehe fie mein Schattenbild;
Und, o Liebe, beym Erwachen
Werd ihr Morgentraum erfüllt!

Beispiel 2.

Son pittore anch' io. (Gedichte Th. III. Wien 1818. S. 34.)

Wenn mir Anakreon, von Grazien umringt,

Das Lächeln der Natur, des Lebens Freuden singt,
So glüht Begeisterung in mir: Auch ich bin Dichter!
Wenn aber Klopstocks Harfe klingt;

Wenn ihm Gedanken groß und schön,
Hervor aus heil'gem Dunkel gehn,
Stillglänzend wie des Himmels Lichter;

Dann

Dann überwältigt mich des Sängers hoher Sinn,
Dann blick' ich schüchtern nur auf meine Lieder hin,
Seh' um mich her die Weisesten als Richter,

Und frage: bin auch ich ein Dichter?

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1. Der eigentliche Verf. dieses Liedcs, was Jacobi nur umgearbeitet, war K. A. Suabe, Secret. beim Hofmarstallamte in Dresden, s. Journal von und für Deutschland 1789. No. 22. S. 180.: Über den Verf. des Lieds: Sagt u. f. f. von K. W. Pömer, Bergrath.

Pischon Denkm. IV.

Er winkte mir in's Leben,
Er weihte mich zur Lust;
Zum ersten Wennebeben
An einer Mutterbrust;
Es war an ihrem Herzen
Mein Bettlein mir gemacht;
Sie trug mit süßen Schmerzen
Mich eine kurze Nacht.

Da grüßt' ich sie mit Weinen,
Und schwieg in ihrem Schooß,
Sah Mond und Sonne scheinen,
Und Treue zog mich groß.
Mit Gottes Segen krönte
Sich Anger, Busch und Feld;
Mein Lobgesang ertönte
Zum Vater dieser Welt.

Der Tag kann nun vergeben, Der Morgen wieder grau'n; Wo Gottes Lüfte wehen, Da will ich sicher trau'n; Und wenn ich schlafen werde Die zweyte kurze Nacht; Dann wird in Seiner Erde Mein Bettlein mir gemacht.

Dann opfert manche Blüthe Mein Grab, o Vater, dir; Es preisen deine Güte Die Vögel über mir. So wie am Mutterherzen Ein Sohn der Freude liegt, So lieg ich sender Schmerzen, Von Hoffnung eingewiegt.

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Leise murmeln es die Bäche, Daß er Flur und Aue liebt, Daß die Rose, die ich breche, Mir ein guter Vater gibt;

Daß er aus der zarten Hülle
Selbst die gold'nen Früchte winft,
Und durch ihn des Lebens Fülle
Jede neue Knospe trinkt.

Schalle, Glöcklein, ach, was bliebe
Jenem Himmel, diesem Grün?
Ach! kein Leben, keine Liebe,
Keine Freude, sonder ihn!
Morgens, wenn auf Busch und

Pflanze

Kühler Thau die Perlen sä't,
Stinunen froh, im Sonnenglanze,
Vöglein mit in mein Gebeth.

Und am Abend, wenn es dunkelt,
Seh' ich seinen milden Schein!
Wo das Heer der Sterne funkelt,
Wacht er über That und Hain;

Leuchtet mir auf meinen Wegen,
Labt die Wiese, nährt das Feld,
Spricht den väterlichen Segen
Über die entschlafne Welt.

Seiner freu ich mich im Lenze,
Wenn man Veilchenkränze flicht;
Seiner, wenn die Schnittertänze
Sturm und Hagel unterbricht.

Sollt' ich seiner mich nicht freuen? Singen nicht, daß Wolke, Wind, Auch die Blitze, wenn sie dräuen, In des Vaters Händen sind?

Daß an öden Felsenklüften
Liebend er vorüber geht,
Und in düstern Todtengrüften
Des Erhalters Athem weht?

Beispiel 7.

Am Aschermittwoch.'
Weg von Luftgesang und Reigen!
Bei der Andacht ernstem Schweigen
Warnen Todtenkränze hier,
Sagt ein Kreuz von Asche dir:
Was geboren ist auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.
Vom Altar in die Palläßte
Dräng' es sich zum Jubelfeste;
Mitten unterm Göttermahl
Ruf es in den Königsjaal:
Was den Zepter führt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

(Th. II. S 128.)
Wo Trophäen sich erheben,
Sieger jauchzen, Völker beben,
Tön' es aus der Ferne dumpf
In den schallenden Triumph:
Was den Lorbeer trägt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Wie sie ringen, sorgen, suchen,
Das Gefund'ne dann verfluchen;
Der umher getriebne Geist

Felsen thürmt und niederreißt!
Was so rastles ftrebt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

1. Dieses Fest der Römisch-Katholischen, an welchem sie, nach geschloffenen Fastnacht - Lustbarkeiten, der Priester wit geweibter Asche bestreut, um sie an ihre Sterblichkeit zu erinnern, könnte, wenn man allen Aberglauben davon absonberte, und der Ceremonie die erforderliche Würde gäbe, zu einem der cdelsten und erbaulichsten Feste werden. Anm. Jacobi's.

Siehe durch des Tempels Hallen Mann und Greis und Jüngling wallen,

Und die Mutter, die entzückt
Jhren Säugling an sich drückt.
Was da blüht und reift auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.
Wie sie kommen, ach! so kamen
Viele tausend; ihre Nahmen
Sind erloschen, ihr Gebein
Decket ein zermalmter Stein.
Was geboren ist auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.

Aber, von der Welt geschieden,
Ohne Freud' und ohne Frieden,
Blickt die Treue starr hinab
In ein modervolles Grab.
Was so mächtig liebt auf Erden,
Soll es Erd' und Asche werden?
In den schönsten Rosentagen
Füllt die Lüfte banges Klagen;
Jammert die verwais'te Braut,
Einem Schatten angetraut.
Liebe kann nicht untergehen;
Was verwest, muß auferstehen.

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Jene, die gen Himmel schauen,
Ihrer höhern Ahnung trauen,
Diesem Schattenland entfliehn,
Vor dem Unsichtbaren knien,
O, die werden aufersichen!
Glaube kann nicht untergehen.

Die dem Vater aller Seelen
Kindlich ihren Geist befehlen,
Und, vom Erdensiaube rein,
Der Vollendung schon sich freun,
Sollten sie, wie Staub, verwehen?
Hoffnung muß dem Grab entgehen.
Sieh an schweigenden Altären
Todtenkränze sich verklären!
Menschenhoheit, Erdenreiß,
Zeichnet dieses Aschenkreuz;
Aber Erde wird zu Erde,
Daß der Geist verherrlicht werde.

Beispiel 8.

Litaney auf das Feft aller Seelen.' (Tb. U. S. 1.)

Ruh'n in Frieden alle Seelen,
Die vollbracht ein banges Quälen,
Die vollendet füßen Traum,
Lebenssatt, geboren faum,
Aus der Welt hinüber schieden:
Alle Seelen ruh'n in Frieden!

Die sich hier Gespielen suchten,
Öfter weinten, nimmer fluchten,
Wenn von ihrer treuen Hand
Keiner je den Druck verstand:
Alle, die von hinnen schieden,
Alle Seelen ruh'n in Frieden!

Liebevoller Mädchen Seelen,
Deren Thränen nicht zu zählen,
Die ein falscher Freund verließ,
Und die blinde Welt verstieß:
Alle, die von hinnen schieden,
Alle Seelen ruh'n in Frieden!

Und der Jüngling, dem, verborgen,
Seine Braut am frühen Morgen,
Weil ihn Lieb' ins Grab gelegt,
Auf sein Grab die Kerze trägt:
Alle, die von hinnen schieden,
Alle Seelen ruh'n in Frieden

1. An diesem Feste besuchen die Nömisch - Katholischen die Gräber der Jhrigen, feßen Lichter darauf, und beten für die Verstorbenen. Anm. Jacobi's.

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