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So glänze sie denn dort, wo Orpheus Genug, mich ruft der Schmerz zu

Leyer glänzt!

Heller, prächtiger glänze sie dort!

In dem gestirnten Raum

Bliget, leyder! noch keine Deutsche.

meines Lieblings Grab; Lange werd'ich dort weinen um ihn.

Ihn chret unser Lied

Mehr, denn fühllose Mausoläen.

c. Karl Friedrich Kretschmann. 1738-1809.

Karl Friedrich Kretschmann, am 4. December 1738 zu Zittau geboren, war der Sohn des Oberamtsadvocaten Kretschmann daselbst. Er wurde auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt unterrichtet und bezog darauf 1757 die Universität Wittenberg, um die Rechte zu studiren. In demselben Jahre verlor sein Vater durch das Bombardement Zittau's sein ganzes Vermögen und auch der Sohn musste in Wittenberg das Bombardement dieser Stadt ausstehen. Bei seinem Abgange von der Universität 1762 vertheidigte er seine Dissertation: de eo, quod extremum est in jurisdictione criminali und wurde darauf 1764 in seiner Vaterstadt Oberamtsadvocat und 1774 Gerichtsactuarius. Im Jahre 1797 wurde er als Ausgedienter in den Ruhestand verseßt. Nach Klopstocks Beispiel ergab er sich der Bardenpoesie und nannte sich selbst den Barden Rhingulph, wie er seinen Freund Denis in Wien den Barden Sined nannte. Vor ihm hatte schon v. Gerstenberg als Skalde gesungen. Seine Bardiete sind kräftig, lebendig, phantasiereich und gefühlvoll und fanden großen Beifall. Daß sie jetzt so sehr vergessen sind, liegt wohl mehr an der Gattung dieser Dichtart selbst, welcher ein zu kleines und unsern Sit

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ten zu entfremdetes Gebiet angewiesen ist, als an dem Werth dieser Gedichte. Kretschmann verschmäht auch nicht den Reim, wie es Klopstock that, sondern weiß ihn harmonisch anzuwenden. Außer den Bardieten hat er andre lyrische Sachen und epigrammatische Stücke gedichtet, auch in Hymnen sich ausgezeichnet und im Dramatischen sich versucht. Auch als Prosaiker und Überseher ist er rühmlich zu nennen. Mit Weiße, Denis, Gleim, Boje, G. W. Becker u. a. fand er im vertrauten Umgange. Er starb am 16. Januar 1809.

Von ihm sind erschienen:

1. Fünf ausgesuchte Lustspiele aus dem Theater italien des Gherardi. Berlin 1762. 8. (Mehr Skizzen.)

2. Sammlung komischer, lyrischer und epigrammatischer Gedichte. Frankf. Lpz. 1764 (eig Bauzen 1763), worin auch zwei Entwürfe von Luftspielen des Riccoboni: das Gefeß der Diana, und Adonis ausgeführt sind. Eine Auswahl erschien: Scherz: hafte Gesänge. Lpz. 1771. 8.

3. Bibliothek der Damen (aus dem Französischen). Zittau. 1766. 8. 4. Karl Friedrich Kretschmanns Kleine Gedichte. Erste Samml. Lpz. 1775. 8 (Ohne K's Vorwissen.)

5. Von den Sitten der alten Deutschen. Aus dem Lat. des Tacitus. Lpz. 1779 8.

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6. Die seidnen Schuhe. Luftsp. in zwei Acten. Lpz. 1781. 8. 7. Karl Friedrich Kretschmanns Sämmtliche Werke. Erster bis siebenter Band. Leipzig 1784 bis 1805. Bd. I enthält: eine Abhandlung über das Bardiet und 1. Der Gesang Rhingulph des Barden als Varus geschlagen war, in 5 Liedern. 2. Die Klage Rhingulphs des Barden (über Hermans 4. Tod) in 4 Liedern. 3. Die Jägerinn, ein Gedicht. Ehrengedächtniss Christ. Ewalds von Kleist, in drei Lie dern (auch: der Barde am Grabe Kleist's). Bd. II: Zuerst Be trachtungen. über die Dichtkunst. Dann 1. Hymnen. 2. Volkmar und Oswald, ein Weihnachtsidyll. 3. Ehrengedächtniß Chr. Fürchtegett Gellerts. 4. Friedenslied, gesungen im Mai 1779. 5. Scherzhafte Lieder. - 6. Bd. III: Kleine Bardenlieder. 7. Sinngedichte.

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1. Die Familie Eichenkron oder Rang und Liebe, Lustsp.
in 5 Acten. 2. Die Belagerung, Luftsp. in 4 Acten.
Bd. IV: Bemerkungen üb. das Drama. 1. Der alte böse
General, ein Luftsp. in 3 Acten, nach der Gellertschen Fabel. -
2. Die Hausfabale od. die Schwiegermutter u. Schwiegertochter in
5 Aufz. (nach Goldoni). Bd. V. auch unt. d. Tit. Launen,
Erzählungen u. verm. Auffäße. 1. Bermischte Gedichte

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und Fragmente. - 2. Briefwechsel der Frau v. J. und der Baronesse v. 3. 3. Todtengespräche (Gellert und Rabener; Basannia und Jkaste). — 4. Hochmuth und Stolz, eine röm. Erzählung. 5. Kleine Erzählungen u. f. f. Bd. VI: 1. Fabeln und Allegorieen. Sechs Bücher. 2. 3. 4. Nach lese lyrischer, vermischter und epigrammatischer Gedichte. Bd. VII. auch: Lehte Sinngedichte in acht Büchern. - Ge= danken über Epigramm und Epigrammatisten. — Über 500 Epigramme, theils Nachahmungen, theils Überseßungen.

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8. L. Annaus Florus von K F. Kretschmann. Lpz. 1785. 8. 9. Literarischer Briefwechsel an e. Freundinn. Erst. Theil: Claudian. Über diesen Schriftsteller und Überschung seiner Gedichte, auch aus dem Raub der Proserpina. Zweit. Th. Silius Italicus.

10. Kleine Romane und Erzählungen. Zw. Th. Lpz. 1799. 1800.

Beispiel 1.

Aus dem Gesange Rhingulph des Barden'
als Varus geschlagen war.

Fünftes Lied. (Kretschm. Werke. Th. I. Lpz. 1784. S. 111.)

Wie wenn der letzte Wintersturm Mit Schnee und Hagel, fürchterlich Noch eine Nacht mit Sausen, Durchwütete; dann schnell entwich,

Auf

1. Der Inhalt des Gesanges ist: Erst. Lied: Freude über die auch durch des Barden Mitwürken errungenen Trophäen. Er war im Hayn der Freya mit Godschalk erzogen. Rhyngulph liebt Irmgard, sie ihn, nur Godschalks Treulosigkeit, welcher zu den Römern geht, betrübt sie. Rhyngulph zieht von Irmgard gesegnet zum Kampfe. Zw. Lied: Schilderung der einfachen Sitten der Deutschen gegen die römische Üppigkeik, welche er auf einer Reise nach Nom mit Hermans Bruder Gilbrich kenuen gelernt. Schilderung eines Gelages deutscher Fürsten, wo man sich gegen die Römer verschwört. Die Vellede verkündet Sieg; aber auch Siegmars Tod. Dritt. Lied: Die Römer dringen in Deutschland ein, verhöhnen die Deutschen, verführen Jünglinge, rauben Jungfrauen. Rhyngulph erschlägt einen Tribunen, der Irmgard im Bade überraschen wollte. Bald allgemeine Empörung, einzelne Kämpfe, Siegmar fällt. Die Deutschen ziehen gegen den Feind, die Götter verheißen Sieg. Rhyngulphs Schlachtgefang. Biert. Lied: Schilderung der Heere und der Schlacht. Hermanns Tapferkeit. Handgemenge. Rhyngulph erschlägt Godschalk; bereut es, stürzt sich in die Feinde. Varus entleibt sich, die Legionen fliehen. Deutschland ist frei. Die Gefangnen sollen geopfert werden. Fünft. Lied: Die Freiheit ist gerettet. Siegesjubel. Dank gegen die Götter und Herrmann. Preis der siegreichen deutschen Bölker, den Berräthern Schmach. Der Barde sieht in der Zukunft Roms Untergang und Schmach.

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Nun kehrt die Freude wieder;
Nun steigt der Ruhm hernieder
Und jauchzt durch alle Welt:
Nun eilt, gesandt von Teuts und
Manas Thronen,
Die Freiheit, um zu wohnen.
Wo man sie heilig hält!
Ruhe folgt dem Streite:
Nehmt die Schwerdter der Beute,
Heftet die Klingen den Pflügen an,
Und spannt die gefangenen Roffe
daran;
Vis satter Überfluß
Von allen Feldern winkt;
Indeß aus rein gebleichten Schädeln
Ihr diesen feuervollen edlen
Erbeuteten Falerner trinkt.

So müßen sie alle verderben,
Die unsrer Freiheit drohn!
So müßen sie fallen, so sterben,
So schlage Tod und Hohn

Ihre stolzen Schädel zu Scherben!
Triumph, die Schmach ist gerochen,
Errungen ist der Sieg;
Die Kette, Triumph! zerbrochen:
Das war ein göttlicher Krieg!
Triumph, Triumph! so donnre
Der Ruf, ihr faum Entronn'nen,
Vischen Denkm. IV.

Auf eurer Flucht euch nach.
Triumph! Triumph! verkündet's;
Wir kommen bald mit Herman,
Dem Schrecklichen, euch nach!
und theilen, endlich am Ziel,
Dort im Orangeschatten,
Durchs Loos eure Kinder und Gatten,

Und eure Städt' im Spiel.
Ißt aber, matt vom Streite,
Gesättiget von Beute

Läßt euch der Sieger ziehn.
Der Falk im ersten Hunger
Zerriß vom Rabenneste

Nur dren, und ließ die andern fliehn.
So fliehet nur, doch saget's an,
Dieß, Römer, haben wir gethan!
Wir sahen euer Kriegesglück.
Es fam: da riefen wir, zurück! -
O welche Schmach von Ketten schwer!
Ha, welche Knechtschaft rings umher!
Noch dampft Karthagos lezte Glut;
Schon lernt Jberiens Heldenmuth
Sich zahm an euer Joch gewöhnen;
Selbst der in kluger Flucht
Furchtbare Parther sucht
Euch wieder zu versöhnen.
Auch läßt der falsche Gallier
(Zwar Nachbar, aber Freund nicht
mehr)

Die euch bekannte Keule fallen:
Wir aber, von ihm verrathen, von allen
Verlaßen, wir zerbrachen doch
Dieß uns schon angelegte Joch:
Wir freuten Römerblut aufs Feld,
Und Römerschande durch die Welt

Triumph! Roch eins, ihr Brüder,
Triumph sey unser Ruf.
Schlagt Hand in Hand' ihr Brüder,
Denn, Heil uns! wir sind wieder
Frey, wie uns Thuisko schuf.
Singt Lobgefänge den Göttern,
Bringt Opfer und Dank den Rettern,
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Betet die Geber des Sieges an:
Dieß Heil ist ihre Sache;
Held Herman hat die Rache
Aus ihrer Hand empfahn.
Kommt, ihr frommen Druiden,
Theilt mit uns den Gewinn!
Kommt doch, heilge Mädgen,
Nehmt die Gefangenen hin,
Jhr Runen, des Sieges Bürgen;
Vergiest ihr Herzensblut,
Eh die Opfer sich würgen
Mit ihren Ketten, in ihrer Schande
Wuth!

In des Eichwalds Mitte
Prange dieses Adlerpaar.
Ha, daß uns der göldne dritte
So verschwunden war!
Schwingt er sich nicht bald
Aus dem Sumpf hervor;

so fliegt er warlich Jenen Schatten vor,

Die vor unserm Grimm dahin
Im Gedränge zur Hölle fliehn.

Ha, nun tanze Veleda, tanze
Göttliche Siegesbürgin
In meinen Jubelgesang.
Horch, wie fevert die Harfe?
Wie tönt in ihre Saiten
Dir alles Volkes Dank?
O fing' uns deiner Weisheit Lieder
Noch oft so glückverkündend wieder;
Bis Rom der Wahrheit Werth er-
mist,

Daß dein Geschlecht den Göttern heilig ist.

Aber nächst den Göttern haben Helden ihren Rang.

Nächst den guten Göttern sagen Wir dem Helden Herman Dank. Heil des fürstlichen Mannes Tagen, Und stäter Ruhm, und ewiger Bar: dengesang!

Ein Gott iste, der dem Sieger
Das Leben gab:

Drum stürmt sein Ruhm in die
Simmel,

Und überhüpft das Grab.
Mit allgewaltgem Flügel
Bahnt seinen Weg Unsterblichkeit;
Sie trägt vor seinem Fluge
Den Schild der Ehre, hoch und breit.
Wie schimmern da die Namen
Der Brüdervölker, die so schön
Mit dunkelrothem Römerblute
In diesen Schild gezeichnet stehn!
Heil euch, Cherusker! Hehr und
theuer
Ist euer Nam' ein Lobgedicht
Herman, Herman ist euer:
Mehr Ruhms bedarf es nicht!
Der goldgefärbte Mistel

War ein Gewächs der niedern Distel:
Die Eiche, die den Göttern heilig ist,
Zeugt ihn aus Thaue, der vom Him:
mel fließt.

Heil dir, du starkerSchild-Zerbrecher, An Menge nicht, an Muth furchtbarer Langobarth, Der, seiner eignen Freiheit Rächer, Auch unsrer Freiheit Retter ward! Dich möge Thuiskon ehren; Dich Heldenstamm vermehren, Daß er, wie sich ein Strom ergeußt, Dereinst das Römerland durchfleußt!

Wie jauchzt nun voller Freuden Der Katte mit dem kühnen Herz! Des Vaterlandes Leiden, (Segnet ihn, ihr Götter!) War sein größter Schmerz; Trug einen Ring von Eisen Zum Zeichen bittrer Schaam; Ließ traurig sich das Haupthaar Den Bart sich traurig wachsen, Bis daß er Rache nahm.

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