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Mehr als man hoffte, ward ge

funden,

Man nahm ihr alles; was geschah?
Die Fabel selber war verschwunden,
Es stand die bloße Wahrheit da.

Beschämt fiel hier die Rotte nieder, Vergieb uns Göttin das Vergehn, Hier hast du deine Kleider wieder, Wer kann die Wahrheit nackend sebn?

Beispiel 2.

Die Lafter und die Strafe. (Daselbst S. 14.)

Die Kinder des verworfnen Drachen,
Die Laster, reisten über Land,
Um anderswo sich was zu machen,
Weil sich zu Hause Mangel fand.

Das Gras erstarb, wo sie gegangen,
Der Wald ward kahl, die Felder wild,
Die Straße war mit Molch und
Schlangen,

Die Luft mit Eulen angefüllt.

Jest sahn sie ungefähr zurücke, Es folgte jemand nach, und wer? Die Strafe hinkte mit der Krücke Ganz lanjam hinter ihnen her.

Du helft uns diesmal, rief der Hack

fen,
Gewiß nicht ein, doch diese sprach:
Fahrt ihr nur immer fort zu laufen,
Ich komm' oft spät, doch richtig nach.

Beispiel 3.

Der Vater und die drei Söhne. (Daselbst S. 37.)

Von Jahren alt, an Gütern reich,
Theilt' einst ein Vater sein Vermögen,
Und den mit Müh' erworbnen Segen
Selbst unter die drei Söhne gleich.
Ein Diamant ist's, sprach der Alte,
Den ich für den von euch behalte,
Der mittelst einer edlen That
Dazu den größten Anspruch hat.
Um diesen Anspruch zu erlangen,
Sieht man die Söhne sich zerstreun,
Drei Monden waren schon vergangen,
Da stellten sie sich wieder ein.
Drauf sprach der älteste der Brüder:
Hört! es vertraut ein fremder Mann
Sein Gut ohn' eingen Schein mir an,
Dem gab ich es getreulich wieder.
Sagt, war die That nicht lobenswerth?
Du thatest, Sohn, wie sich's gehört,
Ließ sich der Vater hier vernehmen,
Wer anders thut, der muß sich schämen.

Denn ehrlich seyn heißt uns die Pflicht,
Die That ist gut, doch edel nicht.

Der and're sprach: auf meiner Reise
Fiel einst ganz unachtsamer Weise
Ein armes Kind in einen See,
Ich aber zog es in die Hoh',
Und rettete dem Kind das Leben;
Ein Dorf kann davon Zeugniß geben.
Du thatest, sprach der Greis, mein
Kind!

Was wir als Menschen schuldig sind.
Der jüngste sprach: bei seinen
Schaafen
War einst mein Feind vest eingeschlafen
An eines tiefen Abgrunds Rand,
Sein Leben stand in meiner Hand.
Ich weckt 'ihn, und zog ihn zurücke.
O, rief der Greis mit holdem Blicke,
Der Ring ist dein, welch edler Muth!
Wenn man dem Feinde Gutes thut.

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Der Priester und der Kranke. (Das. S. 68.)

Es rasten Pest und Tod in einer großen Stadt,
Die Priester wurden heisch, die Todtengräber matt,
So wuchs der Kranken Zahl, so häuften sich die Bahren,
Geschlechter starben aus, viel Junge vor den Jahren,

Biel Alte, doch nicht gern: das sahe kläglich aus:
Einst kam ein Ordensmann in ein gewisses Haus,
Hier lag ein alter Greis und ftritt mit seinem Ende,
Sein Pfühl war mürbes Stroh, sein Hüter kahle Wände,
Zwei Sägen und ein Beil, sein ganzes Hab' und Gut.
Mein Freund! hob jener an, faßt einen frohen Muth,
Der Kerker dieser Welt wird euch nun aufgeschlossen,
Wo ihr der Wermuth viel, und wenig Luft genossen.
Verzeiht, antwortete der arme franke Mann,
Ich habe gut gelebt, so weit ich denken kann.

Mich quälten weder Neid, noch Haß, noch Nahrungssorgen,
Mein Werkzeug, das hier liegt, erwarb mir alle Morgen
Des Tages Unterhalt, von Schulden war ich frei,
Gesund, mein eigner Herr, was fehlte mir dabei?
Der Pfarrer wußte nicht, was er gedenken sollte,
Doch fragt er, ob er denn auch gerne sterben wollte?
Warum nicht? sprach der Greis, da, wie ihr sehen könnt,
Mir Gott so lange Zeit des Lebens Lust gegönnt?

O möchten Groß und Klein des Alten Lehre faffen! -
Wer sich begnügen läßt, lebt fröhlich, stirbt gelassen.

Beispiel 6.

Der kleine Töffel. (Ebendas. S. 86.)

In einem großen Dorf, das an die Mulde stieß,

Starb Grolme, ein Bauersmann. Die Wittwe frente wieder, Und kam mit einem Knaben nieder,

Den man den kleinen Töffel hieß.

Sechs Sommer sind vorbei, als es im Dorfe brannte,

Dor Knabe war damals gerade sechszehn Jahr,

Da man, wiewohl er schon ein großer Junge war,

Ihn noch den kleinen Töffel nannte.

Nunmehr drosch Töffel auch mit in der Scheune Korn
Fuhr selber in das Holz; da trat er einen Dorn
Sich in den linken Fuß; man hörte von den Bauren
Den kleinen Töffel sehr bedauren.

Zuleht verdroß es ihn, und als zur Kirchmeßzeit
Des Schulzen Hadrian, ein Zimmermannsgeselle,
Jhn: Kleiner Töffel! hieß, hatt' er die Dreiftigkeit,
Und gab ihm eine derbe Schelle.

Die Rache kam ihm zwar ein neues Schock zu stehn,
Denn Schulzens Hadrian ging klagen,

Und durch das ganze Dorf hört man die Rede gehn,
Der kleine Töffel hat den Hadrian geschlagen.

O das that Töffeln weh, und er beschloß bei sich,
Sich in die Fremde zu begeben.

Was? sprach er, kann ich nicht ein Jahr wo anders leben,
Immittelst ändert sichs, und man verkennet mich.

Gleich ging er hin und ward ein Reuter.

Das höret Nachbars Hans, die Sage gehet weiter,
Und man erzählt von Haus zu Haus,

Der kleine Töffel geht nach Böhmen mit hinaus.

Der Töffel will vor Wuth ersticken.

Indessen kriegt der Sachsen Heer
Befehl in Böhmen einzurücken.

Nunmehr ist Töffel fort, man spricht von ihm nicht mehr,
Die Sachsen dringen ein, gehn bis nach Mähren hinter,
Und Töffel gehet mit. Es geht ein ganzer Winter,
Ein halber Sommer hin, man senkt den Weinstock ein,
Als man den Ruf vernimmt: Es sollte Friede seyn.
Da meint nun unser Held, daß man die Kinderpoffen,
Die ihn vordem so oft verdroffen,

Vorlängst schon ausgeschwitzt. Er wirkt sich Urlaub aus,
Und suchet seines Vaters Haus.

Er hörte schon den Klang der nahen Bauerkühe;
Ein altes Mütterchen, das an den Zäunen kroch,
Ersah ihn ungefähr, und schrie:

Je kleiner Töffel! lebt ihr noch?

*

Das Vorurtheil der Landesleute
Verändert nicht der Derter Weite,
Tilgt weder Ehre, Zeit noch Glück;
Reist, geht zur See, kommt alt zurück,
Der Eindruck siegt, da hilft kein Sträuben,
Ihr müßt der kleine Töffel bleiben.

Beispiel 7.

Die Augenkrankheit.

Es ist aus; ich soll verderben, Und vor meinem Tode sterben; Ich verliere das Gesicht,

Und, o Schmerz! das Leben nicht!
Kann Gott stärk're Last auflegen?
Nein! kein Hiob trägt so schwer.
Jugend, Wissenschaft, Vermögen -
Sagt, was helft ihr mir nunmehr?

Der verdickten Augen Schatten,
Die so schlechten Anfang hatten,
Drohen, da sie sich verjährt,
Eine Nacht, die ewig währt.
Rathet, wie ein Mensch sich quäle,
Der gesund und lebensvoll,
In des finstern Kerkers Höhle
Ohne Rettung schmachten soll.

(Das. S. 267,)

Kräuter, Brunnen, Bäder, Säfte
Haben für mich keine Kräfte,
Und der Aerzte stummer Mund
Thut ein herbes Schicksal kund.
Alle Hoffnung ist verloren;
Keine Kunst mag hier bestehn
Und ich bin dazu geboren,
Um im Elend zu vergehn.

Tod der Aeltern, frühe Sorgen,
Schwärzten meiner Jahre Morgen;
Nie empfand die junge Brust
Kummerloser Kindheit Lust.
Mit dem Alter wuchs die Plage,
Und der Augen Dunkelheit
Raubt im Mittag meiner Tage
Mir die Hoffnung beffrer Zeit.

Ein erbittertes Verhängniß Macht den Leib mir zum Gefängniß; Welt, Natur, mein Freund sogar Werden vor mir unsichtbar. Eine Gruft voll schwarzer Sorgen, Düßtre Schatten warten mein; Für mich wird forthin kein Morgen, Für mich wird kein Abend seyn.

Die abscheulichste der Strafen, Die des Adam's Saamen trafen, War die Blindheit, deren Gift Selbst den Tod noch übertrifft. Furcht versteinert meine Glieder, Schwindelnd seh' ich vor mir hin, Und zu jenem Abgrund nieder, Dem ich schon so nahe bin. Freunde, deren Treu' im Lieben Gleich dem Golde, rein geblieben, Wißt, es ist um mich geschehn: Ich werd' euch nicht wieder sehn. Hab' ich Gunst bei euch gefunden, O so stimmt dem Wunsche bei, Daß der Zeiger meiner Stunden Abzulaufen rüstig sey.

Auch von euch soll ich mich scheiden, Bücher! o welch herbes Leiden! Raubt das Glück auch diesen Trost, Meines Geistes beste Kost? Dürft' ich euch nur nicht vermissen, So vergaß ich noch den Tag, Und die schwarzen Finsternissen Würden mir ein sanfter Schlag.

Eine Thür steht mir noch offen, Eine Macht läßt mich noch hoffen;Deine Macht ist's, ewges Licht, Die mir annoch Heil verspricht. Deine Strahlen sind vermögend Alle Nebel zu zerstreun; Sprich, so wird die düßtre Gegend Meiner Augen helle seyn.

Willst du denn dein Bild verheeren, Das die Engel in mir ehren? Soll mein Leib, dein Tempel, nun, Gleich vermaurten Hütten, ruhn? Wirst du denn das Glied vernichten Das dich mir hier vorgestellt? Nein! du wirst nicht also richten, O du Richter aller Welt!

Möglich ist es, zu genesen,
Was ist dir zu schwer gewesen?
Herr! und deine Huld beweisst,
Daß dazu du willig seyst.
Deine Wahrheit im Verheißen,
Und dein Wort, du Lebensfürst,
Soll kein Zweifel mir entreißen,
Daß du mir auch helfen wirst.

b. Johann Gottlieb Willamov. 1736-1777.

Johann Gottlieb Willamov war 1736 zu Mohrungen in Preußen geboren. Er wurde von seinem Vater, welcher Prediger war, größ: stentheils selbst unterrichtet und zeigte früh Luft zur Astronomie und Malerei, wogegen er für Zonkunst fast gar kein Gehör hatte. Später wurde er mit einigen gräflichen Kindern erzogen, war aber sehr kränklich.

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