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Im Jahre 1752 ging er auf die Universität Königsberg und studirte neben Philosophie, Mathematik, morgenländische Sprachen und Theologie auch die schönen Wissenschaften, wurde 1758 Professor am Gymnasium zu Thorn und erwarb sich bei seinen Schülern große Liebe. Er schrieb die Thorner gelehrten Nachrichten und die gelehrten Artikel im dortigen In telligenzblatt und trieb neben Poesie besonders Mathematik und Malerei. Nach Büschings Abgange aus Petersburg übernahm er 1767 die Direction der dortigen deutschen Schule, verwickelte sich aber bald, da er auch das Dekonomische zu verwalten hatte, in Schulden und legte 1776 die Aufsicht über die Schule nieder. Eine Zeit lang ließ ihm Katharina II. noch sein Gehalt zahlen, drauf wurde er mit sehr geringen Einkünften Lehrer an einem Fräuleinstifte in Petersburg und versank bald in großen Mangel. Als er einst plötzlich auf der Straße ergriffen und ins Schuldgefängniss geführt wurde, zog er sich dies, ob er gleich bald wieder die Freiheit erhielt, so zu Herzen, daß er in ein hißiges Fieber fiel und erst 41 Jahr alt am 6. Mai 1777 starb.

Willamov hat sich besonders in der Dithyrambe und Fabel ausgezeichnet. Der Gedanke, Dithyramben, welche als Lieder berauschter und begeisterter Bacchusverehrer nur frühen mythischen Zeiten angehören, auch für unsre Zeit zu dichten, wohinein sie nicht mehr gehören, wird sich in unsern Tagen wohl keines besondern Beifalls zu erfreuen haben; aber es ist die Nachbildung pindarischer Formen und die lyrische Kraft in den Dichyramben Willamovs anzuerkennen. In seinen Fabeln führt er nie den Dichter redend an, sondern lässt die auftretenden Wesen sich unter einander besprechen, weshalb er sie „dialogische Fabeln“ nennt. 1. Die Dithyramben Willamov's erschienen zuerst, zehn an Zahl, unter dem Titel:

Dithyramben. Berlin 1763. kl. 8. Die zweite verbesserte
Auflage, worin auch bei den Dithyramben, welche Gegenstände der
deutschen und neuern Geschichte besingen, mehr Rücksicht auf den
Zusammenhang mit Bacchus genommen wird, ist:

Dithyramben. Zwote Auflage. Berlin b. F. W. Birnftiel.
176. kl. 8.

Es find 12 Gedichte mit einem Vorbericht, worin W schon freistellt, ob man die vorliegenden Dichtungen auch nur dithyrambische Oden oder Oden schlechtweg nennen wolle und erklärt, dies sei die erste und lehte Veränderung dieser Gedichte und das Publicum solle von weitern Anfällen einer bacchischen Begeisterung seiner Seits ganz sicher sein. Die Überschriften der Dithyramben find: 1. An den Bacchus. 2. Die Himmelsftürmer. 3. Siciliens Trennung von Italien. 4. Atlantis. 5. Des Bacchus Rückzug aus Indien. 6. Herrmann. 7. Johann Sobieski. 8. Peter der Groffe. 9. Friedrich der Groffe. 10. Peter Feodoro

witz. 11. Der Friede. 12. Befchlus, in welchem er sich für die Zu kunft von den Gedichten dieser Gattung losjagt.

2. Die Fabeln erschienen unter dem Titel:

Dialogische Fabeln in zwey Büchern von dem Verfasser der
Dithyramben. Berlin 176. kl. 8. Das erste Buch enthält
26, das zweite 27 Fabeln. Angehängt sind noch:

Zwo Oden von dem Verf. der Dithyramben. Berl. 1765.
Die erste: An Hrn. Gleim in f. Krankheit, die zweite an Hrn.
Secret. Hube in Thorn, welche das Glück des Landlebens be-
singt. Eine spätere Ausgabe der Fabeln

J. G. Willamovs Dialogische Fabeln. Neue verb. Ausg. Berl. 1791. kl. 8. ist von K. H. Jördens besorgt, nicht ohne Änderungen und mit e. Nachricht von den Lebensumständen des Dichters (vorzüglich nach Schmid's Nekrolog Bd. II. S. 686) und Darstellung seines poetischen Characters.

3. Eine neuere Ausgabe von Willamov's Werken ist:

Johann Gottlieb Willamov's Sämmtliche poetische Schriften. Leipz. 1779. fl. 8. mit Vignetten von Geyser. Die erste Abthei lung enthält: Enkomien, Lobgedichte in pindarischem Ton, woruns ter, außer zwei Lobgedichten auf Katharina II. und den Großfürsten, die 4 ehemaligen Dithyramben auf Peter, Hermann, Sobieski und Friedrich ohne Beziehung auf Bacchus sich finden. Die 2te Abth. enthält fünf Dithyramben, worunter zwei: der Bur. gunder und Bacchus und Ariadne neu hinzugekommen, die obige erste, zweite und fünfte sehr verändert sind. Die 3te Abth. enthält zwei Bücher Oden mit der obigen vierten und elften Dithyrambe, die 11te Ode auf die Schlacht bei Tschesme war ursprünglich griechisch Angehängt sind: russische Lieder. Ein versprochner zweiter Theil erschien nicht. Eine zwar unächte Ausgabe von Willamovs Werken: Willamovs poetifche Schriften. Zwei Theile. Wien b. Schrämbl. 1793. kl 8. ist die einzige vollständige. Unter den übrigen kleineren Schriften Willamovs ist noch zu nennen: 4. Watrachomyomachie oder Krieg der Frösche und Mä use. Ein komisches Heldengedicht des Homer. Griechisch und deutsch. St. Petersburg 1771. 8. In Hexametern.

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Beispiel 1.

Herrmann.'

(Aus den Dithyramben. Berl. 1766. S. 39.)

1.

Siehe den eifernen Kriegsgetümmelerwecker auf einen Licht ausdämpfenden Unstern herniederfahrend, dafs erfchroken

vor des Zürnenden Nahekunft

den Alpen die wolkigten Gipfel entstürzen,
und zittre! stolze Weltbeherrscherin!
Er will nicht ferner für dich wachen;
denn tief aus des Geburges Schools
holt er drei kocytifche Wellen,

blutrothe himmelhohe Feuerfäulen herauf,
die in ein Heer von lodernden Lanzen
zerftäubt, den Aether bedecken.

2.

Auf feine alte Burg schleudert er fie, dafs fie in Staub dahinfinkt,

und fein Schutz entweicht dir.

Nun zurück aus Germanifchen Wüsten 'entgötterte Adler! und du Quintil zurück! Wenn der Blutdürftende Krokodill

im hohen Schilf des fchlammigten Nils

nach Raube argliftig wimmert,

denn stehet der Rettung Thor noch offen:

aber wenn er pfeilschnell

mit zähneblinkenden Rachen fchon über den Sand daherfchiefst, wehe dem Fliehen wollenden!

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1. Aus Vellejus, Tacitus und Dio Cassius genommen. Aus dem Leßtern

besonders die Vorbedeutungen.

und am freundfchaftpflegenden Tisch

mit braufendem Getümmel ebret;

Gluth in den männlichen Adern durch dich, kühne Gedanken, und unüberwindliche Senen im fpeerfchwingenden Arm hat.

Evoe unter donnern Geborner

4.

Riefenzwingender Kampfbegünftger!
Seht, Faunen, fchon rüftet er fich.
Seine fchreckende Pantherhaut

giebt er dem jungen Helden

um die starke waffengewohnte Schulter; fein Liebling ift er,

Denn im geweiheten Haine

bei Opfern des Vaterlandes

hat der edle Cherusker ihn immer

mit Inbrunft angefleht um Thaten

der Vergeffenheit ewig unwürdig

5.

Voll trüben Grolles fah Herrmann schon zu lange auf väterlichem Boden fremde Fahnen

gepflanzet, und Unbezwingbare endlich

an güldnen Ketten zahm werden.

Verachtung gofs fein Blick auf den unbärtgen Römer, und Abscheu duftete von des Schwelgers Göttertafel ihm entgegen.

-

,,O du, der du im Gefecht oft bei mir warst! ,,Teut! Mann! oder welcher Gott du seist

(Bacchus war es gewefen)

,,bei diefen Eichenkronen

,,meiner Stiru erfiegt, lafs mich

,,die weiberherzigen Römer dir opfern!"

6.

So fprach er; und grif an das klirrende Schwerdt.
Da hüpften wunderbar um ihn

die taufendjährigen Eichen und fchwarzen Tannen.
Ein dumpfiges Kriegsgetöfe

wie fterbender Römer und fiegender Deutschen wallte Stürmen gleich

den dunkeln Harz hindurch.

Des Helden Brust hob

hoch fich empor. Triumph!

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Mit der Cherusker, Katten

7.

und Chauker edlen Heldenfcharen,
die ihm nacheifern, dicht umdränget
bricht er durch jeden Rettungsort,
und Wälder, Sümpfe und rauhe Gebirge
müffen ausweichen; denn

Bacchus voran bewapnet mit Stürmen

und Platzregen flutenweis.

Hoi! welche Verzweiflung

durch die umlagerten Cohorten!

Eigne Schwerdte wüten

und des Feinds Schwerdt noch unbarmherziger.

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So donnerte der wittende Legionentödter

in dreitägigen Ungewittern

Krieger und Roffe und Wagen

in Blut, Morräfte und Ströme

in einen fterbenden Haufen zusammen.

Da fchauderte das herrische Capitol Entfetzen in Ruinen fich fchon fühlend.

Aber Germanieù, frei durch ihn

führet jauchzend des Kampfes Trümmern
zu Schlachtopfern feinen Göttern,
unter begeisterter Barden Lobgefängen.
Jo Triumph dem Vaterlandsrächer!

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