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Beispiel 2.

Fabeln.

a. Die Gans. Der Fuchs.

(Dial. Fabeln, 1765. Buch I. S. 5.)

Komm Fuchs, wir wollen Friede schliefsen,
Was nützt die Feindfchaft mir und dir?
Ich muss mein Gras in fteter Furcht geniessen;
Vnd du wirft auch die Raubbegier

Gewifs einft mit dem Tode büfsen.

Drum lafs uns lieber Freunde feyn!

Vortreflich, kluge Gans! ich geh den Antrag ein. Die Feindfchaft bringt uns freilich nicht Gewinn. Wohlan! der Friede fei gefchloffen!

Er fei, ich fchwörs, auf ewig feft gefchloffen!

Ja! bis ich wieder hungrig bin.

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b. Der Loewe. Die Verfammlung der Thiere. Der Fuchs,

(Daselbst S. 12.)

Ihr Stützen meines Reichs! Genoffen meiner Macht!

Ihr Elephanten! Parder! Tiger!

Sehr weife Raethe! tapfre Krieger!

Und alle, die darauf bedacht,

Mein Anfehn fo, wie ihren Ruhm zu mehren!

Jezt follt ihr meinen Rath zum Wohl des Staates hören!

Oft hab ich königlich die Sachen überlegt,

Die unfre Sicherheit betreffen.

Wie lange foll der Menfch, das fchwache Thier, uns äffen,

Der nur durch Lift die Macht zu Boden schlägt?

Die Lift allein an ihm ift unfer Schrecken.

Drum müffen wir durch Macht uns decken.

Wir müffen feft vereint

Zufammen uns zur Hülfe leben.

Das wird uns über ihn erheben.

Sprecht, was ihr hiezu meint!

Ja Herr! das fchützet uns allein!

Wenn wir nur alle einig wären,

Wir würden leicht das Volk der Menfchen ganz ver

O freilich, wenn wir einig wären!
Doch wenn wird diefes möglich feyn?

heeren.

c. Der

C.

Der Arzt.

Der Kranke.

(Daf. S. 21.)

Nun? wie befindt man fich?

Schlecht, mein Herr Dokter, fchlecht!

Ich bin fo matt, ich kann mich faft nicht rühren Die Corfen werden triumphiren,

Wenn England ihnen hilft

Mein Schlaf ift auch nicht recht.

Der alte Paoli ift doch ein Eifenfreffer!
Vorgeftern war mir ungleich beffer

Als heute

Genua hat mehr mit ihm zu thun,

Als mit dem Theodor

Könnt ich nur etwas ruhn

Das würde mehr als Arzenei mich ftärken.

Doch à propos noch eins! es läfst fich England merken,
Dafs es mit Portugall gemeinschaftliche Sache

Den Spaniern zuwider mache.

Gut, mein Herr Dokter, gut!

Allein was fagen fie

Wer weifs was Frankreich thut.

Allein was fagen Sie zu meinem Fieber denn?
Ach damit hats nicht Noth auch mit Subsidien

Kann Frankreich schon dem Spanfchen Hofe dienen. Allein ich fehe nicht, was mir das nutzen foll? Nur gutes Muths, was gilts, es beffert fich mit Ihnen. Doch meine Zeit ift kurz Mein Herr, fie leben wohl.

d. Die Raupe. Der Käfer.

(Daf. S. 28.)

Wie schön ist doch die Welt für mich gebaut !
So weit mein blödes Auge fchaut,

Bewundert es, geschaffen mir zum Glücke

Der grofsen Götter Meisterstücke.

Für mich macht diefes warme Wetter

Die Sonne, die fo lieblich scheint:

Denn Kälte weifs fie, ift mein Feind.

Für mich trägt diefer Baum fo weiche füsse Blätter,

Vischon Denkm. IV.

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Denn wer geniefst fie fonft, als ich?
Auch jene Blumen blühn für mich.
Denn wenn ich einft verwandelt werde,
Flieg ich vergöttert von der Erde
Vnd trinke ihren Nectarfaft.

Ja, dafs die dunkle Nacht mir Licht genug

So geht die Sonne nicht zur Ruh,

verschaft,

Sie fchickt mir denn vorher die glänzenden Laternen,

Den falben Mond, die hellen Sternen,

Wenn niemand wacht als ich, zu meinem Dienfte zu.

O Raupen! feid ihr nicht beglückt!

Und wir, wir Käfer find wol nichts, erhabne Made, Als Ungeziefer? nicht? -es ift in Wahrheit Schade, Du hätteft dich zum Menfchen gut gefchickt.

e. Der Menfch. Das Vergnügen. Der Schmerz.
(Daf. Buch II. S. 70.)

Wer bift du, freundlich Kind?

Ich heifse das Vergnügen.

Und du triefäugiger, aus deffen finstern Zügen
Verdrufs und Gram und Trübfinn spricht?

Ich bin der Schmerz.

Dich mag ich nicht!

Doch du, o fchönes Kind! bift mein.

Nicht alfo Freund! das kann nicht feyn,

Wer mich verlangt, der mufs fich auch bequemen,

Hier diefen mitzunehmen.

O pfui! es ift dein Scherz.

Wie fchickft du denn dich zu dem Schmerz?

Ihr Feinde wärt so nah verbunden?

Ja! dies ift einmal fo der grofsen Götter Schluss.
Sieh nur das feste Band, das uns verknüpfen mufs;
Sie habens felbft um uns gewunden,

Wir bleiben unzertrennt verbunden,
Und folgen ftets einander auf den Fufs.

7. Lehrdichter.

a. Friedrich Carl Casimir Freiherr von Creuz. 1724-1770. Friedrich Carl Casimir Freiherr von Crenz ward zu Hom burg an der Höhe am 24. Novbr. 1724 geboren. Er verlor seinen Vater

als er noch nicht sieben Jahr alt war und wurde anfänglich von den Hofmeistern seiner ältern Brüder und vom Rector der Schule zu Hom burg, der aber auch bald starb, in den ersten Grundsätzen der lateinischen und griechischen Sprache unterrichtet, half sich aber dann selbst in den Schulwissenschaften fort, trieb die alten Sprachen, lernte das Französische ohne Lehrmeister, beschäfftigte sich mit der Beredsamkeit und den schönen Wissenschaften und studirte Geschichte, Rechtswissenschaft und Staatsrecht mit ihren Hülfswissenschaften, wie vornehmlich auch Philosophie, daß ihn sein Landgraf Friedrich Karl von Hessen-Homburg schon 1746 zum Hofrathe mit Sitz und Stimme in der Regierung ernannte. Der Geheime rath von Moser erkannte bald seine großen Fähigkeiten und brauchte ihn bei den verwickelten Rechtsstreitigkeiten des Hauses Homburg mit Darmstadt, welche Creuz nach Mosers Abgang 1749 ganz allein führte. Nach des Landgrafen Tode 1751 ernannte ihn die verw. regierende Landgräfinn zum obersten Staatsrathe, in welchem Amte er großen Segen stiftete und unermüdet arbeitete. Im Jahre 1755 wurde er wegen seines großen Eifers für Homburg sogar eine Zeitlang auf eine Darmstädtische Festung geschickt, hatte aber dennoch die Freude den verwickelten Rechtsstreit, in welchem er auch viele Reisen nach Berlin, Wien und Mannheim hatte machen müssen, endlich 1768 zur Zufriedenheit beizulegen, worauf das gute Verständniss zwischen Homburg und Darmstadt noch durch die Heirath des jungen Landgrafen mit einer Darmstädtschen Prinzessinn befestigt wurde. Creuz wurde noch 1756 zum Geheimerath und Tit. Reichshofrath ernannt. Die großen Anstrengungen, die langen Nachtwachen und überhäuften Arbeiten, welchen sich Creuz hingegeben, zerstörten aber seine Gesundheit gänzlich und er starb im 46sten Lebensjahre am 6. Sept. 1770.

Creuz ist vornehmlich als Didaktiker ausgezeichnet. Er hat sich zunächst an Haller und neben diesem an Young angeschlossen, will aber nicht als Gottschedianer gelten. Er liebt noch den Alexandriner. Er ist ein ernster, oft zur Melancholie geneigter Dichter und zeigt sich auch als solcher in seinen lyrischen Erzeugnissen, welche man vielleicht zu sehr gegen seine Lehrgedichte zurückgeseht hat. Sein Hauptgedicht die Gräber", ein philosophisches Gedicht in sechs Gefängen, stimmt einen elegischen Ton an und führt ohne klar durchgeführten Plan zu feiner rechten Befriedi gung, während in andern Darstellungen sein Glaube an das Ewige und Göttliche beruhigend würkt.

Die Hauptsammlung seiner Schriften führt den Titel:

Friedrich Cart Cafimirs Freiherrn von Crenz u. f. f. Oden und andere Gedichte auch kleine prosaische Auffäße. Neue Aufl. Erst. Bd. Zweit. Bd. Frankf. am Mayn, bei Franz Värrentrapp MDCCLXIX. gr. 8. Der erste Band enthält: Oden und Lie der und Prosaische Briefe, worin auch ein Fragment eines Trauerspiels

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Socrates. Der zweite Band enthält: 1. Seneka ein Trauer: spiel in fünf Aufzügen, zuerst 1754 erschienen, ohne lebendige Handlung. 2. Die Gräber, ein philosophisches Gedicht in 6 Gesängen. Der erste Ges. schildert die Macht des Todes und die Herrlichkeit des Auferstehungstages; der zweite redet von der Vergänglichkeit und Eitelkeit irdischer Dinge und gründet sich auf den Begriff der Ewigkeit; der dritte spricht von den Zweifeln über Unsterblichkeit; der vierte Gesang redet zum Theil in geschichtlichen Beispielen über die Schrecklichkeit des Todes und seiner Verheerungen; der fünfte enthält die Geschichte eines Greises, welcher verwirrt vom Weltlauf sich in ein Kloster zurückzieht, und der sechste redet von der Vergänglichkeit aller Dinge. - 3 Versuch vom Menschen in zwei Büchern, zuerst mit den Gräbern erschienen. — 4. Lucrezische Gedanken. 1763. 1764. 5. Einige Gedanken von dem Trauerspiel und 6. Philo sophische Gedanken.

Beispiel 1.

Troft - Gedanken.

Ja, billig preiset Deine Güte,
Wesen voller Huld!
Mein aufgeheitertes Gemüte,
In hoffender Geduld!

Ich weiß, Du stillst einst meine
Klagen;

Und kan von jenen Höhn,
Will mich der Kummer niederschlagen,
Dee Trosies Ankunft sehn.

(Th. I. E. 75.)

Dein Aug, in dem das All sich mahlet,
Wirft seinen heitern Blik,
Der alle Sonnen überstrahlet,
Auch auf mich Staub zurük.
Du kennst mein Herz, das mir
verborgen;

Wie lang währt meine Nacht?
Wann schau ich DeinerGnade Morgen,
Vom Sündenschlaf erwacht?

Doch, Herr! ich traue Deinen Worten:

Ich soll einst glücklich seyn.

Leid ich hier Sturm: so nimmst Du dorten.
Mich in den Hafen ein!

Beispiel 2.

An den Schlaf. (Th. I. S. 95.)

Die Vögel ruhn, auf selbst gewählten Bäumen,

Und Sicherheit deft ihre Nester zu;

Die Ehrfucht schläft, und Geiz und Lüste träumen :

Und mich allein, mich fliehst Du noch, e Ruh!

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