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Der Wallfisch schwingt, von Todesangst verwirret,
Sich in die Luft Will fliegen, und vergeht,
Wann in dem Meer der große Kondor irret,
Sein Element verkennt, und untergeht.

ს.

b. Joh. Philipp Lorenz Withof. 1725-1789

Johann Philipp Lorenz Withof, der Sohn eines berühmten Vaters, des Profeffors der Geschichte, Beredsamkeit und griechischen Sprache, Johann Hildebrand Withof, war am 1. Junius 1725 zu Duisburg am Rhein geboren. Vom Vater und andern Privatlehrern unterrichtet bildete er sich zugleich auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt aus und bezog 1740 die Universität Duisburg, wo er drei Jahre lang Humaniora studirte, dann aber sich der Heilkunde widmete. Nachdem er sich noch in eignen Vorlesungen geübt hatte, besuchte er die Universitäten Utrecht und Leiden und lernte die holländischen Gelehrten kennen. Er promovirte 1747 in seiner Vaterstadt als Doctor der Arzneiwissenschaft und wurde daselbst, nach kurzem Aufenthalt in Lingen, 1750 doctor legens, nachher Assessor der medicinischen Facultät und las über Anatomie, Pathologie u. a. medicinische Wissenschaften. Seit 1752 war er Profeffor der Geschichte, Philosophie und Beredsamkeit am akademischen Gymnasium in Hamm und nachher in seiner Vaterstadt Profeffor der Beredsamkeit und griechischen Sprache, auch Bentheim-Steinfurtscher Hofrath und Leibarzt und starb am 3. Julius 1789.

Withof gehört zu den bedeutenderen didaktischen Dichtern der Deut schen, nicht zu den leichteren, er ist schwer und kernig, scharf, tiefsinnig und gelehrt. Der Gedanke ist ihm Alles und er opfert ihm Schönheit der Form und des Wohlflangs; doch fehlt es ihm nicht an Kraft und Begeisterung, wie die Liebe zum besungenen Gegenstande sie in ihm erzeugt. Es erschienen von ihm zuerst: Gedichte. Bremen 1751. 8., aus denen er nur Einzelnes bearbeitet in den spätern Werken beibehielt. Dann folgten:

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Aufmunterungen in moralischen Gedichten von J. L. Withof J. H. fil. aus Duisburg der Arznei Doctorn auf der hohen Schule zu Hamm u. f. f. Dortmund 1755. 8.

Endlich erschienen:

Akademische Gedichte von Joh. Phil. Lorenz Withof. Erst. Th. Leipz. 1782. 3w. Th. das. 1783. gr. 8. Die Gedichte der frühern Ausgaben sind darin bedeutend verändert.

Der erste Theil enthält: 1. Die moralischen Keter. Schon 1751, dann allein 1760 erschienen. Der Hauptgedanke ist, daß alle Glückfeligkeitssysteme zu nichts führen und nur die Religion das einzig wahre

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Mittel zur Glückseligkeit ist. — 2. Sinnliche Ergößungeu in neun Gesängen. Die ersten 8 Gesänge schon 1747 vollendet, der 9te 1754. Es gehört zu den besten seiner didaktischen Gedichte. 3. Die Redlichkeit in dreien Büchern. Es erschien zuerst 1751, dann 1770. Das erste Buch handelt von der falschen Redlichkeit, das zweite vom Gewissen, das dritte von der Bestimmung zur Gesellschaft. 4. Der medicinische Patriot. Neben Meinungen über das höchste Gut der Rath, Kinder mit der Milch der Heerde zu nähren, weil so viele 5. Socrates oder von der Ammen und Mütter lasterhaft sind. Schönheit. — Der zweite Theil enthält: 1. Der große königliche Friede zu Hubertsburg. 2. Catharina II. 3. Des Hers zogs Ferdinand von Braunschweig Hochfürstl. Durchl. während den Feldzügen in Westphalen. 4. An die Durchl. Fürstinn von Ho henlohe. 5. Frühlingsphantasieen in 4 Tagen. 6. Die Jagd. 7. Die Entschließung. (Früher: Die Entschlüsse. Von der ersten Ausgabe sehr verändert und nicht vortheilhaft.) 8. Der 10. Der Charfreitag. - 9. Der Sieg des Heilandes. 12. Der Tod Gedanke. 11. Der Tod meiner Mutter. meines Vaters. (Unvollendet.) — 13 An m. ältern Bruder. 14. An meinen jüngeru Bruder. 15. Die Freundschaft und sechs andre Gedichte, worunter 20. Der Widerruf des Febronius.

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Beispiel 1.

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Aus den sinnlichen Ergözungen. (Ausg. 1782. Tb. I. . 69.) Dritter Gesang.

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Auf der Tuisker Flur, der durch die Römerschlacht
Der nicht wahrhafte Ruf ben Fremden Ehre macht,
Wo reich belaubter Sand, den binden alte Bäume,
Sich aus der Tiefe hebt in weit gedehnte Räume,
Da zog ich und mich zog der schönste Sonnenschein,
Neugierig einst die Kraft der äußern Anmuth ein,
Weil hier, wo Schönheit ist der Nußen mild ergößte
Ich meiner Sinne Kraft auf ihre Probe seßte.

Wie funkelte die Glut, die durch die Bäume gieng,
Und um der Blätter Saum im Zitterthaue hieng?
In Flammen schien ich mich, im Golde mich zu baden,
Doch ohne Sorge Gold und Flammen ohne Schaden.

1. Daß die berüchtigte varianische Niederlage bei dem hiesigen Duisburgerwalde vorgefallen, ist ein gemeiner Irrthum. Anm. Withofs.

Die Sonne quoll hervor, wie Ruh' aus Güte quillt.
Sie, Gottes Abbild selbst, erließ ihr Ebenbild'

In die vor Dankbarkeit mir abgefloßne Zähre:

Du, Sonne, wärest Gott, wenn Gott nicht Sonne wäre.
In diesem Lichte sank der brilljantirte Thau

Und brachte Wuchs und Kraft in Wiese, Wald und Au;
So fuhr das Leben einst in aaronsche Stäbe,
So hauchte Gott, so mild, in Adams Nase: Lebe!
Hier warfen Eichen stolz den Riesenstamm empor,
Bis sich ihr Haupt zuleht, wie Schwärmeren, verlohr,
Wovon die Sonne doch noch Schattenrisse senkte,
In Rauten zog, und die wie bunte Neße mengte.
Hier flog der rasche Hirsch, der sich im Fluge wog
Und das Geweih zurück, den Hals zur Ründe zog.
Da sprang ein schlankes Pferd und schnaubte Freudentöne,
Die Brust herausgepreßt, empor die volle Mähne.

Ein Zephyr herzte Saat, der kühle Lüfte trug,
Nun Achren überschwamm, nun ihre Lende schlug.
Der enge Zwischenraum erweckte nahe Stielen,
Die Köpfchen hin und her, zu kleinen Ackerspielen,
Bis alles sich zuleßt zur glatten Fläche schloß
Und schön getrennt in eins so manche Farbe floß.
Der Boden hob sich auf in sanft geschwollne Höhen
Und ließ gebückt herab die schweren Halme gehen.
Der Schnitter erntete mit lauten Sensen ab,
Was die Natur gereift und ihrem Sohne gab,
Und Töchter hinterher, die Fleiß wie Freude dachten,
Des Frevels unbesorgt, zur schnellen Garbe machten.

Das Glas der alten Rhur umgab das hellste Grün,
Da Gelb und Grau zunächst den Spiegel ihr umziehn
Nun blißten überall verblendende Topasen;
Nun schien die Fläche glatt, nun welligt aufgeblafen.
Wen rührt der Ufer Troh mit nahem Sturze nicht,
Woran die jüngste Rhur die falsche Welle bricht?
Sie taucht, dem Rheine treu, die volle Nymphenhüfte
In das geheime Bett, das bergen tiefe Klüfte
Da hieng der luftige zum Raube schlaue Fisch,
Hier schlich er träg einher, durchruderte da frisch

-

2. Wir sagen: spiegelte sich. 2. Ehe die Nhur sich in den Rhein érgießt befinden sich ziemliche Tiefen in ihrem Bette. W.

Die klippenfrene Fluth, und schien mir anzudeuten:
Der Fische warten auch im Strome Fröhlichkeiten.
Wie majestätisch wälzt, in welcher Stille dort,
Der fönigliche Rhein die breite Straße fort?

Er reißt dem alten Rom auf nicht verkennte Schande,
Noch immer vor und nach vom fetten Ufersande,
Wo der geäffte Feind wohl nicht ein Ehrengrab,
Gewiß die Flucht errang, Gigantenklumpen ab.
Der blaue Himmel sank auf jene grüne Sträuche,
Die dort im Kreise gehn, daß Luft auch ihn erreiche.

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Das murmelnde Geräusch, das leisem Schlafe ricf
Und hier vom Bächelchen in meine Freude lief,
Worinn Krystall und Gold durch helle Steine glimmten
Und Silberschnecken gleich sich andre Güsse krümmten,
Das Lispeln, das die Luft mit Wonne fürchterlich2
Entschütternd von der Brust der jungen Aeste strich,
Dae, Philomele laut durchzwitschernde, Gefieder3
Durchfloß den tiefen Wald, entfloh und kehrte wieder:
Dann sammelte mein Geist, der anfangs unterschied,
Die Töne miteinmal, so wurden Töne Lied.

Vollendet gieng ich hier, von lauter Luft umschlungen
Und nur von Seligkeit die Phantasie durchdrungen.
Entbundne Rührungen, am Werthe wunderreich
Und an Weitläuftigkeit der Dichterlaune gleich,
Durchwallten meinen Geist und liefen, wie Mäander,
So vielfach hin und her und alle durcheinander.

Wie, brach ich endlich aus, ist diese Herrlichkeit
Vom Schöpfer lediglich für Dichter eingeweiht?
Nur für die Fühlenden, die zum Genusse denken
Und die Begriffe tief in ihre Triebe senken?

Daß alle Dichter nicht der Tugend Freunde sind,
Die Meister in der Kunst, wonach man schön empfindt!
Doch keinen, die den Geist aus Gottes Hauche sogen,
Erweist sich die Natur wahrhaftig ungewogen.

Nur macht der größte Theil, den Unverstand ernährt,

1. Die Lobsprüche der Deutschen Tapferkeit bey Tacitus sind unvergleichlich und desto wichtiger, je minder schmeichelhaft sie für seine Landsleute waren. Endlich heißt es proximis temporibus triumphati magis quam victi sunt. Tac. Germ. B. - 2. Warum fürchterlich? man sollte lieblich vermuthen. Bogelwelt, welche durch Philomelens Gesang laut zwitscherte.

3. Die

Sich ihrer Güter nicht, noch seiner Seele werth.
Das ausgelafsne Herz, das selbst sich nie besitzet,
Bemerkt das Schöne nicht, das nur dem Danke nüßet.

Beispiel 2.

Der Sieg des Heilandes. (Th. II. S. 128.)

Die du brünstig dich auf die Tiefe legtest
Und durch milden Hauch Adams Brußt erregtest,
Als aus Gott in ihn eine Seele fuhr,
Pflichten athmende Natur!'

Blase reine Luft rund um meine Saiten!
Laß dies neue Lied bey verkehrten Leuten,
Feinden ihrer selbst, auch im Tone schön
Unsers Schilos Lob erhöhn.

Sterne waren es, die von ihm erklungen:
Flammen seßten sich auf gespaltne Zungen:
Leuchtend zog er selbst in die Wälder ein:
Feuer soll mein Hymne seyn.

Magog der ihm steif an der Ferse klebte,
Trat er auf den Kopf, daß Jdume bebte.
Rauchend schwarzes Blut stieg beschäumt empor,
Bis die Sonne sich verlohr.

Dieser Scheiteltritt, der der Hölle drohte,
Sprengte Gräber auf und erweckte Todte,
Da des Heiligthums, Gottes Finsterniß,
Dicke Schrecktapete riß.3

Seht den argen Schalk, grimmig den Erlösten,

Aller Schande voll sich an Lüge trösten.

Mehr, als ehedem, sahn die Geister ihn

Kämpfen, weichen, liegen, fliehn.*

1. Schöner liest die alte Ausgabe:

Die du brünstig dort auf den Waffern schwebtest
Und mit mildem Hauch Adams Brust belebtest
Als des Vaters Bild dankend in ihn fuhr,

Große Seele der Natur!

2. Schilo: Der erwartete Messias nach 1. Mos. 49. 10.
Vers fehlt in der ersten Ausg. 4. Die ältere Ausg. hat:
Seht den ärgsten Schalk ungeheurer Teufeln
Jm verfluchten Grimm dumm und wild verzweifeln
Wie der Himmel einst, sieht die Welt auf ihn
Mit zerrißnem Nacken fliehn,

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