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Jauchzete Hapuch, ihr baumreichen Hügel, du neuere Schöpfung,
Nicht geringer als jene, die unter den Fluten zu Grund gieng;
Pflanzstatt eben der schöpfrischen Hand, das erneuerte Eden,
Wo friedfertig die sterblichen Tag uns vergönnt wird zu leben.
Blumen des Paradieses, hier will ich euch wieder besuchen,
Dieses Gefild wird euch nicht übler ziemen, ihr sollet

Täglich mein früher Besuch und mein später Abendbesuch seyn,
Und ich will Dina1 zu euch an meinem Arme begleiten.

Auch Thamar und Debora ergossen ihren Dank in Gesängen. Drauf sahen sie auch die glänzende Taube wieder und schweiften in der paradiestschen Gegend umher, Deborah aber bat Sem, sie nach Bethlehem zu geleiten und trank dort aus Davids Brunnen. Drauf bauten sie auf Sion ein Haus, wie Sipha's, und nannten es Salem, das Haus des Friedens. Noah brachte nun von neugebornen Thieren ein Opfer auf Moriah und der Allmächtige zeigte ihnen im göttlichen Bogen das Zeichen seiner Verzeihung. So lebten sie denn auf Moriah und Sion und ers füllten den Berg mit Söhnen und Töchtern.

Noah sah um sich her ein Erzhaus von Vätern entstehen,

Söhne der Tugend und Gottes, dem Himmel schuldige Seelen,
Seine Pfleg' und ein jeder ein Patriarch der Geschlechte.

Beispiel 4.

Aus den Discoursen der Mahler. (Th. I. Discours XIX.)

Eine Imagination die sich wohl cultivirt hat, ist eines von den HauptStücken, durch welche sich der gute Poet von dem gemeinen Sänger un terscheidet, massen die reiche und abändernde Dichtung, die ihr Leben und Wesen einzig von der Imagination hat, die Poesie von der Prosa hauptsächlich unterscheidet. Daß Opiß den Rang vor Menantes pretendiren kan, geben ihm das Recht diese schönen und abwechselnde Bildnissen, die er gemachet hat, und in welcher er die Natur mit denen Farben und in der Gestalt gemahlet hat, die ihr eigen sind; Ich bediene mich mit Fleiß dieser Metaphora, die ich von den Mahlern entlehne, denn die erste und einzige Regel, welche ein jedweder Schreiber und Redner, es seye in gebundener oder ungebundener Rede, nachzufolgen hat, und welche ihm mit denen Mahlern gemein ist, die ist diese, daß er das Natürliche nach spühre, und copiere, alle diese andere Regeln, daß er anmuthig, delikat, hoch schreibe, sind in dieser eingeschloffen und fliessen daraus ab. Wenn

1. Jbr Töchterchen. - 2. schweizerischer, falscher Plural. 3. Schweizerisch für: dem Natürlichen. Pischon Denkm. IV.

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er von einer jeden Sache dasjenige saget, was ein curieuser Sinn davon wahrnimmt, wenn er nichts davon verfliegen läßt, das sie dienet von andern Sachen zuunterscheiden, und wenn er mit solchen angemessenen Worten davon redet, welche mir eben dieselben Ideen davon erwecken, die er hat und die mit der Wahrheit übereingehen, so sage ich daß er natürlich schreibe; wenn er denn von einer anmuthigen Sache natürlich schreibet, so kan ich sagen, daß sein Stylus anmuthig ist; schreibt er von einer Delicatesse natürlich, so wird der Stylus delicat, und er wird hoch, wenn er von einer Sache natürlich redet, welche die Menschen bewundern und groß nennen. Weil nun Opitz natürlicher, und welches nichts anderes faget, annehmlicher, delicater und höher ist als Menantes, so heißt er mir auch ein besserer Poet als Menantes. Daß aber Opiß natürlicher dichtet, als der andre, ist dieses die Ursache, weil er die Imagination mehr poliert und bereichert hat als dieser.

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5. Johann Jakob Breitinger. 1701-1776.

Johann Jakob Breitinger, zu Zürich geboren den 1. März 1701, war der Sohn Franz Kaspar Breitinger's, Geheimsecretairs des Herzogs Georg von Würtenberg, nachherigen Freihauptmanns und Majors in Zürich. Früh für Wissenschaft und Gelehrsamkeit gewonnen ergriff er das Studium der Theologie und wurde 1720 als Geistlicher ordinirt. Ehe er ein Amt antrat trieb er mit großem Eifer philologische Studien und arbeitete an einer Ausgabe des Persius, ergab sich eben so der Philosophie und schönen Literatur und war Mitarbeiter am thefaurus fcriptorum hiftoriae Helvetiae und der Helvetischen Bibliothek. In treuer Freundschaft mit Bodmer verbunden vereinten sich beide zu gemeinsamen kritischen Arbeiten zur Besserung und Ausbildung des Geschmacks ihrer Zeitgenossen, um dadurch den Sinn für das Wahre und Gute immer mehr zu fördern und auszubreiten. Daneben bearbeitete Breitinger mit großem Fleiße eine kritische Aus gabe der sogenannten Septuaginta oder Übersetzung der heil. Schrift des alten Testaments in die griechische Sprache, welche zu Zürich 1730 bis 1732 in vier Quartbänden erschien; und wurde 1731 Professor der hebräischen Sprache in Zürich. In diesem Amte gab er ein Werkchen über hebräische Idiotismen und, da er auch über Logik und Rhes torif las, eine lateinische Logik nebst andern gelehrten Abhandlungen heraus. Er wurde Dekan über die Exspectanten des Predigtamts und 1745 Pro

1. Vetus teftamentum ex verfione LXX interpretum, olim ad fidem codicis mfpti Alexandrini fummo ftudio etc. emendatum et fuppletum a Jo. Ern. Grabio, nunc vero exemplaris Vaticani etc. lectionibus illuftratum infigniterque locupletatum. T. I-IV. Turic. 1730-1732. 4. maj. (8 Th.)

fessor der griechischen Sprache und Kanonikus (Chorherr) des Stifts zum großen Münster. Um die Bildung der Geistlichen machte er sich vielfach verdient und würkte dazu durch Verbesserung der Einrichtungen eines homiletischen Vereins und Bildung einer ascetischen Gesellschaft, aus welcher auch Katechismen und Gebetbücher hervor gingen. Daneben stand er seinem treuen Freunde Bodmer in allen seinen Streitigkeiten und Kämpfen aufs redlichste bei und suchte, so weit seine Kräfte reichten, überall Gutes und Segensreiches zu stiften. Er starb sieben Jahre vor Bodmer am 15. December 1776.

Breitinger war ein gelehrter, klarer, mit Scharfsinn und Kritik begab ter Mann, von echter Gutherzigkeit und lebendiger Vaterlandsliebe. Er wollte auch in seinen für unsern Zweck wichtigen kritischen Schriften nur Gutes würken und hielt auch im Tadel und Kampfe überall das rechte Maaß. Seine Schreibart ist deutlich und genau, auch, das Eigenthümliche schweizerischer Mundart abgerechnet, rein und gefällig. Dichter war er nicht. Seine hierher gehörigen Hauptschriften sind:

1. Critische Dichtkunst, Worinnen die Poetische Mahlerey in Absicht auf die Erfindung im Grunde untersuchet und mit Beyspielen aus den berühmtesten Alten und Neueren erläutert wird. Mit einer Vorrede eingeführt von J. J. Bodemer. Zürich bei Conr. Orell 1740 und Leipz. bei J. F. Gleditsch. 2 Th, 8. 2. Kritische Abhandlung von der Natur, den Absichten und dem Gebrauche der Gleichnisse mit Beispielen u. s. f. durch J. J. Bodmer besorget u. s. f. Zürich 1740. 8.

3. Vertheidigung der schweizerischen Muse Hallers. Zürich 1744. 8. und sein bedeutender Antheil an allen Streitschriften gegen Gottsched von den Discoursen der Mahler an bis zu den neuen kritischen Briefen wie an den Bodmerschen Ausgaben der Minnesinger, Lessingischen unäjopischen Fabeln u. a.

Beispiel 1.

Critische Dichtkunst, Abschnitt 4. Von der Wahl der Materie. (Th. I. S. 102.)

Folglich muß ein Poet, der das höchste Lob erlangen will, sich einig darauf befleissen, daß er zwar hauptsächlich ergeße, aber zugleich auch da,; durch Nußen schaffe. Die Poesie ist zu allen Zeiten von vernünftigen Kennern vor eine Lehrerin der Weißheit und Tugend und vor eine För dererin der menschlichen Glückseligkeit angesehen worden, sie dienete gleich in ihrem ersten Gebrauche nach Aristoteles Bericht in dem vierten Cap. seiner poetischen Kunst theils zur Verherrlichung der Götter, theils zur Beschämung der Lasterhaften; und die Fabel, die ein wesentliches Theil

von der Dicht - Kunft ausmachet, hat jederzeit der Sitten, und der Staats Lehre nützliche Dienste gethan, indem sie die Unterrichte dieser Wissenschaften mittelst ihrer Kunst auf eine angenehme Weise in die Gemüther der Menschen eingespielet hat. Die Geschichte des Menenius Agrippa kan uns ohne mehreres davon überzeugen. Dieser kluge Römer hat durch die geschickte Fabel von der Empörung der Glieder wider den Magen die Aufruhr der Bürgerschaft von Rom gestillet. Also war die Poesie in ihrem Ursprung und rechten Gebrauche zur Verchrung Gottes, zur Besserung des Nebenmenschen und zu einer unschuldigen Aufmunterung und Beluftigung des Gemüthes gewiedmet: Aber so bald diese edle Gabe des Himmels durch den schädlichen Mißbrauch entweyhet worden, ward sie nach und nach zu einem schändlichen Werckzeuge der drey vornehmsten lasterhaften Neigungen, der Wollust, der Ehrsucht und des Geißes gemachet, und mußte diesen Tyrannen als eine gefangene Sclavin dienen. Wenn man inzwischen die besondern Arten Gedichte, ihre verschiedene Gestalt und ihren Zweck einsiehet, so zeiget sich noch klärer, daß das Ergeßen der Poesic sich noch ferner die Erbauung zu seiner leßten Absicht sehen, und dieselbe durch verschiedene Wege müsse befördern helffen. Was zwar die kleinern Gattungen der Lyrischen Gedichte betrifft, als die Oden, Cantaten, Madrigale, Elegien, Sonnete u. a. so kan man nicht immer fordern, daß sie allemahl grossen Nußen schaffen, allermassen sie zu einer unschuldigen Kursweil dienen, und daher genug ist, wenn sie nur den vornehmsten und Haupt-Zweck der Poesie, nehmlich das Ergeßen, gewähren. Alleine die größern Hauptstücke der Poesie, als die Epopee, das Trauerspiel, die Comödie, die Satyre, anbelangend, ist unstreitig, daß diese Gattungen Gedichte nicht das blosse Ergehen, sondern die Besserung des Willens zum Zwecke haben. Das epische oder heroische Gedicht ist eine Schule für den Leser, wo er zu hohen, tugendhaften und großmüthigen Unternehmungen aufgewecket und vorbereitet wird; und die Epische Fabel hat allezeit eine nützliche Hauptlehre in sich; in der Tragödie kan man die Abwechselungen des menschlichen Schicksals erlernen, mittelst des Schreckens und des Mitleidens die Affecten der Leute reinigen, und die Mächtigen durch das Beyspiel anderer, die sich selbst durch ihre Tyrannie in das größte Elend gestürhet haben, von Grausamkeit und Gewaltthätigkeit abhalten; die Comödie stellet uns die Mängel gemeiner Personen vor Augen, und ist ein Spiegel des bürgerlichen Lebens, damit die Haus- Väter unter dem Volck lernen, ihren Haushaltungen vorsichen, ihre eignen Fehler verbessern, und sich an ihrem Stand begnügen. Derowegen muß ich die Poesie nicht nur als eine Kunst betrachten, die in der Nachahmung bestehet, sondern als ein Geschencke des Himmels, und ein köstliches Werckzeug, dadurch Wahrheit und Tugend eingeführet und das Lafter verjaget wird. Und diesemnach muß ein Poet in der Wahl seiner Materie nicht alleine auf

das Wahre und Neue sehen, und es ist nicht genug, daß seine Vorstellungen natürlich und wunderbar seyn, sondern sie müssen auch ehrbar und nüßlich seyn; hiemit müssen sie die Erleuchtung des Verstandes und die Besserung des Willens zum Zwecke haben; an welchen beiden Stücken die Glückseligkeit des menschlichen Lebens einig hängt, und ohne welche kein wahrhaftes und eigentliches, vernünftigen Geschöpfen anständiges Ergeßen statt haben kann.

Beispiel 2.

Critische Dichtkunst. Th. II. Abschn. 2. Von den Machtwörtern. (S. 62.)

Was jeho die Vermehrung der Sprache mit Erfindung und Einführung neuer Wörter von dieser Art' angehet, welche sich nicht anderst, als mit der Ähnlichkeit schützen können, so wollte ich den Scribenten alleine die Behutsamkeit anbefehlen, daß sie solche zuerst in der Poesie und der nachdrücklichen Schreibart bekannt macheten, wo sie ihren eigenen Sitz haben, weil die kühne Art zu gedencken daselbst einige Freyheit in dem Ausdruck erfodert. Ich kann auch von etlichen neuen Verfassern mit Grunde sagen, daß sie sich diese Vorsorge für die Vermehrung der deuts schen Sprache mehr haben angelegen seyn lassen, als die Verhütung des Abgangs so vieler nachdruckreicher Wörter; so daß ihr Verdienst um die Sprache in diesem Stücke nicht geringer ist, als die Schuld, welche ich ihnen in jenem beygemessen habe. Zum Beweisthum dessen will ich einige Beyspiele anführen, die mir Herr König und Herr Haller darlehnen werden. Jener sagt in dem schönen Gedichte von dem Heldenlobe König Augusts:

So hast du gütigst auch die aller Straf' entbunden,
Die dir heimtückisch selbst nach deinem Leben stuhnden.

So muß sich auch das Aug, um sie zu seh'n vertheilen.

1. Nehmlich nachdrücklicher, ausdrucksvoller, welche das deutsche Bürgerrecht, in der Zusammenseßung nichts Unrichtiges haben und in der Ähnlichkeit der Sprache gegründet find. - 2. Joh. Ulr. König den 8. Dkt. 1688 zu Eßlingen am Neckar geboren, lebte erst in Hamburg in Bekanntschaft mit Brockes, dann in Leipzig, wurde Geheimsecretair und Hofpoet Königs August in Dresden, 1729 Hofrath und Ceremonienmeister und in den Adelstand erhoben. Er starb 1744. Von seinen Gedichten ist August im Lager" am bekanntesten geworden, welches Breitinger in demselben Werke Eritische Dichtkunst Th. I. S. 348-376. scharf kritisirt und für fein Gedicht erklärt, auch einen andern selbst gedichteten Eingang zu demselben vorschlägt.

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