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war, und seinen Kindern war ein sehr glückliches und die allgemeine Anerkennung seines Geistes und seiner Verdienste konnten ihn manche Kräns kung und Zurückschung vergessen lassen.

Moses Mendelssohn war ein scharfsinniger Denker, dessen Vorbild Socrates war, und ein ausgezeichneter und geschmackvoller deutscher Schriftsteller, welcher Verstand und Herz auf gleiche Weise ausgebildet hatte. Je schwieriger die Lage war, in welcher er seine Bildung erstrebte, um so größer erscheint sein Verdienst, wie die Freundschaft der edelsten Männer seiner Zeit dies anerkannte und ihm lohnte.

Mendelssohn hat folgende Schriften hinterlassen:

1. Moses Mendelssohns Philosophische Schriften. Zwei Theile. Verbesserte Aufl. Berl. 1771. 8. wiederholt 1777. 8. (Erste Ausg. 1761. 8.) Vorzüglich behandeln sie ästhetische Lehren in Briefen und Gesprächen.

2. Phädon, oder über die Unsterblichkeit der Seele, in drei Gesprächen von Moses Mendelssohn. Berl. u. Stett. 1767. 8. Zw. Aufl. verm. u. verb. 1768. Dritte Aufl. verm. 1769. Vierte Aufl. verm. u. verb. 1776. Fünfte Aufl. herausg. u. mit e. Einl. ver: sehen von David Friedländer. Berl. 1814. 8. Eine der vortrefflichsten Schriften Mendelssohns, worin Beweise für, und Zweifel gegen die Unsterblichkeit der Seele auf socratische Weise behandelt werden. - Das Buch ist in die meisten europäischen Sprachen auch ins Russische übersetzt worden und hat einzelne Gegenschriften hervorgerufen.

3. Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum. Ben M. Mendelssohn. Berl. 1783. 8. - Die merkwürdige Schrift will besonders kirchliche Gewalt und daher geleitete Kirchenrechte als mit der Natur der Religion unverträglich zurückweisen.

4. Moses Mendelssohns Morgenstunden oder Vorlesungen über das Daseyn Gottes. Erster Theil. Berl. 1785. 8. Zw. Aufl. 1786. 8. Der zweite Theil ist nicht mehr erschienen.

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Unter den übersehungen Mendelssohns sind besonders ausgezeichnet: 5. Die Psalmen, übersetzt von Moses Mendelssohn. Berl. 1783. 8. Zw. Ausg. 1788. 8. Sie sind Rammler zugeeignet, im Sylbenmaaß d. Originals u. mit großer Anerkennung Luthers überseßt. Die merkwürdigste Schrift aus seinem Nachlasse ist: 6. Moses Mendelssohn an die Freunde Lessings. Herrn Jacobi's Briefwechsel über die Lehre des 1786. 8. mit einer Vorrede von J. J. Engel. hieran noch mehrere Streitschriften von Jacobi, einem Freiwilligen, Muzel, Heydenreich, Zöllner u. s. f. worüber zu vergleichen: Leben

Ein Anhang zu Spinoza. Berlin (Es knüpften sich

und Meinungen Moses Mendelssohns nebst dem Geiste seiner Schriften. Hamb. 1787. S. 100 f.)

Außerdem find noch von ihm zu nennen Commentare über den Prediger Salomonis, über Maimonides Erklärung logikalischer Worte, Proben einer jüdisch - deutschen Übersetzung der 5 Bücher Mose, Salomo's hohes Lied, Nitualgesetze der Juden, Anmerkungen zu Abbts Correspondenz, viele einzelne Abhandlungen z. B. über Unsterblichkeit der Seele (aus dem Hebr. von Friedländer), viele Briefe, Recensionen, Beiträge zu Sammlungen, wie zu Engels Philosophen für die Welt u. a. m.

Beispiel 1.

Aus dem Phädon. (Zweit. Gespräch. S. 125.)

Aus der Rede des Simmias über die Unsterblichkeit.

Ich fühle es, daß ich der Lehre von der Unsterblichkeit, und von der Vergeltung nach unserm Tode, nicht widersprechen kann, ohne unendliche Schwierigkeiten sich erheben zu sehen, ohne alles, was ich je für wahr und gut gehalten, seiner Zuverlässigkeit beraubt zu sehen. Ist unsere Seele sterblich: so ist die Vernunft ein Traum, den uns Jupiter geschickt hat, uns Elende zu hintergehen; so fehlt der Tugend aller Glanz, der sie unfern Augen göttlich macht; so ist das Schöne und Erhabene, das sittliche sowohl als das physische, kein Abdruck göttlicher Vollkommenheit (denn nichts Vergängliches kann den schwächsten Strahl göttlicher Vollkommenheit fassen); so sind wir, wie das Vieh, hieher gesetzt worden, Futter zu suchen und zu sterben; so wird es in wenig Tagen gleich viel seyn, ob ich eine Zierde oder Schande der Schöpfung gewesen, ob ich mich bemühet, die Anzahl der Glückseligen oder Elenden zu vermehren; so hat der verworfenßte Sterbliche sogar die Macht, sich der göttlichen Herrschaft zu entziehen, und ein Dolch kann das Band auflösen, welches den Menschen mit Gott verbindet. Ist unser Geist vergänglich: so haben die weisesten Gesetzgeber und Stifter der menschlichen Gesellschaften uns, oder sich selbst, betrogen; so hat das gesammte Menschengeschlecht sich gleichsam verabredet, cine Unwahrheit zu hegen, und die Betrüger zu verehren, die solche erdacht haben; so ist ein Staat freier, denkender Wesen nichts mehr, als eine Heerde vernunftlosen Viches, und der Mensch ich entsetze mich, ihn in dieser Niedrigkeit zu betrachten! der Hoffnung zur Unsterblichkeit beraubt, ist dieses Wundergeschöpf das elendßte Thier auf Erden, das, zu seinem Unglück, über seinen Zustand nachdenken, den Tod fürchten und verzweifeln muß. Nicht der allgütige Gott, der sich an der Glückseligkeit seiner Geschöpfe ergött; ein schadenfrohes Wesen müßte ihn mit Vorzügen begabt haben, die ihn nur bejammernswerther machen. Ich weiß nicht, welche beklemmende Angst sich meiner Seele bemeistert, wenn ich mich an die Stelle der Elenden seße, die eine Vernichtung fürchten. Die bittere

Er

Erinnerung des Todes muß alle ihre Freuden vergällen. Wenn sie der Freundschaft genießen, wenn sie die Wahrheit erkennen, wenn sie die Tugend ausüben, wenn sie den Schöpfer verehren, wenn sie über Schönheit und Vollkommenheit in Entzückung gerathen wollen: so steigt der schreckliche Gedanke der Zernichtung, wie ein Gespenst in ihrer Seele empor, und verwandelt die gehoffte Freude in Verzweiflung. Ein Hauch, der ausbleibt, ein Pulsschlag, der stille steht, beraubt sie aller dieser Herrlichkeiten; das Gott verehrende Wesen wird Staub, Moder und Verwesung.

Ich danke den Göttern, frei von dieser Furcht zu seyn, die alle Wollüfte meines Lebens mit Skorpionftichen unterbrechen würde. Meine Begriffe von der Gottheit, von der Tugend, von der Würde des Menschen, und von dem Verhältnisse, in welchem er mit Gott steht, lassen mir keinen Zweifel mehr über seine Bestimmung. Die Hoffnung eines zukünftigen Lebens löset alle diese Schwierigkeiten auf, und bringt die Wahrheiten, von welchen wir auf so mancherlei Weise überzeugt sind, wieder in Har monie. Sie rechtfertigt die Gottheit, seht die Tugend in ihren Adel ein, giebt der Schönheit ihren Glanz, der Wollust ihre Reizung, versüßet das Elend und macht selbst die Plagen dieses Lebens in unsern Augen vereh renswerth: indem wir alle Begebenheiten hienieden mit den unendlichen Reihen von Folgen vergleichen, die durch dieselben veranlasset werden. Eine Lehre, die mit so vielen bekannten und ausgemachten Wahrheiten in Har monie sieht, und durch welche wir so ungezwungen eine Menge von Schwierigkeiten gehoben sehen, findet uns sehr geneigt, sie anzunehmen; bedarf beinahe keines fernern Beweises. Denn wenn gleich von diesen Gründen, einzeln genommen, vielleicht keiner den höchsten Grad der Ge wißheit mit sich führt: so überzeugen sie uns doch, zusammengenommen, mit einer so siegenden Gewalt, daß sie uns völlig beruhigen, und alle unsre Zweifel aus dem Felde schlagen.

Beispiel 2.

Aus: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum. (S. 77.)

Über Verpflichtung auf symbolische Bücher.

Mit meinem besten Freunde, mit dem ich noch so einhellig zu denken glaubte, konnte ich mich sehr oft über Wahrheiten der Philosophie und Religion nicht vereinigen. Nach langem Streit und Wortwechsel ergab sich zuweilen, daß wir mit denselben Worten, jeder andere Begriffe verbunden hatten. Nicht selten dachten wir einerley, und drückten uns nur verschiedentlich aus; aber eben so oft glaubten wir überein zu stimmen, und waren in Gedanken noch weit von einander entfernt. Gleichwohl waren wir beyderseits im Denken nicht ungeübt, gewohnt, mit abgesonderten Begriffen umzugehen, und beiden schien es um die Wahrheit im

Pischon Denkm. IV.

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Ernst, mehr um sie, als ums Rechthaben zu thun zu seyn. Demohngegeachtet mußten sich unsere Begriffe lange Zeit an einander reiben, bevor sie in einander sich wollten fügen lassen; bevor wir mit einiger Zuverläs figkeit sagen konnten: hierin kommen wir überein! O! wer diese Erfahrung in seinem Leben gehabt hat, und noch intolerant seyn, noch seinen Nächsten haffen kann, weil dieser in Religionssachen nicht denkt, oder sich nicht so ausdrückt wie er, den möchte ich nie zum Freunde haben; denn er hat alle Menschheit ausgezogen.

Und ihr, Mitmenschen! ihr nehmet einen Mann, mit dem ihr euch vielleicht niemals über dergleichen Dinge besprochen habet, ihr leget ihm die subtilsten Säße der Metaphysik und Religion, wie sie vor Jahrhunder, ten in Worte eingekleidet worden sind, in segenannten Symbolen vor; ihr lasset ihn bey jenem allerheiligsten Namen betheuern, daß er bey diesen Worten eben so denket, wie ihr, und beide eben so, wie jener, der sie ver Jahrhunderten niedergeschrieben hat; betheuern, daß er diese Säße von ganzem Herzen annehme, und an keinem derselben Zweifel hege; mit dieser beschwornen Uebereinstimmung verbindet ihr Amt und Würden, Macht und Einfluß, deren Reizung gar wohl fähig ist, so manchen Widerspruch zu heben, so manchen Zweifel zu unterdrücken, und wenn sich denn am Ende hervorthut, daß es so nicht ist mit des Mannes Ueberzeugung, wie er vorgegeben; so beschuldiget ihr ihn des gräßlichsten aller Verbrechen, ihr klaget ihn des Meineides an, und lasset erfolgen, was auf diese Unthat erfolgen soll. Ist hier die Schuld nicht, am gelindesten davon zu urthei len, auf beiden Seiten gleich?

Beispiel 3.

Aus den Proben Rabbinischer Weisheit in Engels Philosophie für die Welt. (Th. I. S. 301.')

,,Wer ein tugendhaft Weib gefunden, hat einen grö

ßern Schat, denn köstliche Perlen."

Einen solchen Schat hatte Rabbi Meir, der große Lehrer, gefunden. Er saß am Sabbat in der Lehrschule, und unterwies das Volk. Unterdes starben seine beiden Söhne: beide schön von Wuchs, und erleuch tet im Gesetz. Seine Hausfrau nahm sie, trug fie auf den Söller, legte fie auf ihr Ehebette, und breitete ein weißes Gewand über ihre Leichname. Abends kam Rabbi Meir nach Hause. Wo sind meine Söhne, fragte er, daß ich ihnen den Segen gebe? - Sie sind in die Lehrschule gegan

gen, war ihre Antwort. Ich habe mich umgesehen, erwiederte er, und

bin sie nicht gewahr geworden.

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1. Im Original sind lateinische Lettern.

Sie reichte ihm einen Becher; er

lobte den Herrn zum Ausgange des Sabbats,' trank und fragte abermal: Wo sind meine Söhne, daß sie auch trinken vom Wein des Segens? Sie werden nicht weit seyn, sprach sie, und setzte ihm vor zu essen. Er war guter Dinge, und als er nach der Mahlzeit gedankt hatte, sprach sie: Rabbi, erlaube mir eine Frage! So sprich nur, meine Liebe! antwertete er. Vor wenig Tagen, sprach sie, gab mir jemand Kleinodien in Verwahrung, und jetzt fordert er sie zurück. Soll ich sie ihm wiederge ben? Dies sollte meine Frau nicht erst fragen, sprach Rabbi Meir. Wolltest du Anstand nehmen, einem jeden das Seine wiederzugeben? O nein! verseßte sie; aber auch wiedergeben wollte ich, ohne dein Vorwissen nicht. Bald darauf führte sie ihn auf den Söller, trat hin, und nahm das Gewand von den Leichnamen. — Ach meine Söhne! jammerte der Vater; meine Söhne... und meine Lehrer! Ich habe euch gezeugt, aber Ihr habt mir die Augen erleuchtet im Gesetze. Sie wendete sich hinweg und weinte. Endlich ergriff sie ihn bei der Hand und sprach: Rabbi, hast du mich nicht gelehrt, man müsse sich nicht weigern wieder.. zugeben was uns zur Verwahrung vertraut ward? Siche, der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; der Namen des Herrn sei gelobet! Der Namen des Herrn sei gelobet! stimmte Rabbi Meir mit ein. Wohl heißt es:,,Wer ein tugendhaft Weib gefunden, hat einen größern Schatz, denn köstliche Perlen. Sie thut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist holdselige Lehre.“

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Beispiel 4.

Der Lehrer und der Schüler. (Daf. S. 309.)

Der Lehrer. Du willst die Buße verschieben? Wohl! So lange es dir gefällt. Nur beßre dich Einen Tag vor deinem Tode!

Der Schüler. Weiß ich den Tag wann ich sterben werde? Der Lehrer. Wenn du diesen nicht weißt, so ist kein andrer Rath, als heute noch anzufangen.

3. Thomas Abbt. 1738-1766.

Thomas Abbt war am 25. Novbr. 1738 zu Ulm geboren, wo sein Vater (erst wider seinen Willen Perrückenmacher, dann) als bemittelter Bürger anständig lebte. Sein Vetter, der nachherige Dr. Joh. Peter Miller in Göttingen, damals Gymnasiast, war sein erster Lehrer; drauf besuchte er die lateinische Schule des Ulmer Gymnasiums und das Gymnasium selbst bis er im Jahre 1756 die Universität Halle bezog. Er schrieb hier schon mehrere Abhandlungen, studirte neben Theologie und

1. Eine Ceremonie der Juden beim Ein- und Ausgange eines Festtags, und vornehmlich des Sabbats.

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