Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Philosophie schöne Wissenschaften und besonders unter von Segner Mathematif, wurde 1758 Magister und hielt öffentliche Vorlesungen. Er wurde drauf 1760 außerordentlicher Professor der Philosophie in Frankfurt an der Oder und schrieb hier seine berühmte Schrift: vom Tode fürs Vaterland. Schon im Mai 1761 folgte er einem Rufe zur ordentl. Professur der Philosophie und Mathematik nach Rinteln, verweilte aber noch bis zum Oktober in Berlin, wo er mit vielen Gelehrten, hauptsächlich mit den beiden Euler, Vater und Sohn, Mendelssohn und Nicolai in nähere Verbindung trat. In Rinteln wurde er bald des akademischen Lebens überdrüssig und fing an sich auf die Rechte zu legen, um sich zu einer bürgerlichen Bedienung geschickt zu machen. Im Jahre 1763 machte er eine Reise von neun Monaten nach Oberdeutschland, einem Theile Frankreichs, Savoiens und der Schweiz, besuchte viele Gelehrte, wie Möser, Schöpflin, Bernouilli, Bonnet und Iselin, und hielt sich in Basel und Genf längere Zeit auf. Nach seiner Rückkehr schrieb er: Leben und Charakter Aler. Gottlieb Baumgartens, und 1765 erschien sein bedeutendstes Werk: vom Verdienste. Gegen Ende des Jahres 1765 erhielt er einen dreifachen Ruf: nach Marburg als Prof. der Mathematik, nach Halle als Prof. der Philosophie und als er diesem lehtern schon folgen wollte, ernannte ihn der Graf Wilhelm I. von Lippe-Bückeburg, der ihn persönlich kennen und hochachten gelernt hatte, zu seinem Hof-Regierungs- und Consistorial-Rathe wie zum Patron der evangel. -lutherischen Schulen in Bückeburg. Dies Amt sagte ihm am meisten zu. Er ging noch im Novbr. 1765 nach Bückeburg, fühlte sich hier in seinem Berufe, feinen Studien und der Freundschaft und dem Vertrauen seines trefflichen Herrn ganz glücklich, als mitten in der Blüthe seiner Jahre und seines Ruhms eine Hämorrhoidalkolik nach kurzer Krank heit ihn am 3. Novbr. 1766 seinem Würken entriss, indem er noch nicht sein 28. Lebensjahr vollendet hatte. Seine Leiche wurde in der Schloßkapelle zu Bückeburg beigefeßt und der Graf verfasste selbst die Grabschrift, welche er ihm setzte, nannte ihn darin seinen Nathgeber und Freund und tröstete Abbts Vater in einem Schreiben, welches endet:,,Deutschland ,,wird Ihr seliger Sohn, als ein Schriftsteller, der den Deutschen Ehre ,,macht, unvergesslich bleiben; in meinem Gemüth aber werden ausserdem ,,Hochachtung, Freundschaft und Erkenntlichkeit dessen Andenken nicht ver,,gehen lassen."

Abbt gehört zu den besten Prosaikern der Deutschen. Kraft, Kürze, Originalität und Lebendigkeit sind die Eigenschaften seines Stils. Von

1. Sein Begleiter, der Sohn des Dr. Schwarz, Prof. der Theol. in Rinteln, starb nach kurzer Krankheit in Dsnabrück, weshalb er ein längeres Trostschreiben an den Vater sandte.

"

dem Geiste seiner Schriften sagt Herber, sein großer Nachfolger in Bückeburg, als er Abbts Bild im Torso schildert:,,dieser Schriftsteller war erst Mensch, ehe er Gelehrter wurde" und weist dies vor allen in seiner Schrift vom Verdienst nach, als Geschichtsschreiber nennt er ihn aus Tacitus und Sallust gebildet, und als ein Nachahmer der Kürze des Tacitus, sagt er, ist mir Abbt immer untadelhaft.

Die Hauptquelle der Nachrichten über Abbts Lebensumstände ist die Schrift Friedrich Nicolai's: Ehrengedächtniß Herrn Thomas Abbts an Herrn Dr. Joh. George Zimmermann. Berl. 1767. 4. Abbts Werke sind nach seinem Tode von Nicolai gesammelt worden und in seinem Verlage erschienen:

Thomas Abbts, weil. Gräfl. Schaumburg-Lippischen Hof- und Regierungsraths, vermischte Werke. Erst. Th. Berl. u. Stett. bei Nicolai. 1767. 8. u. 1772 (als 2. u. 3. Aufl. der Schrift vom Verdienst.) -Zw. Th. 1770. Dritt. Th. 1771. (N. Aufl. 1782.) Viert. Fünft. Th. 1780. - Sechst. Th. 1781. (N. A. Berl.

Th. 1780.

1790. 8)

Diese Ausgabe enthält Th. I.: Abhandlung vom Verdienste. (1765 zuerst erschienen). Sie enthält nächst der Einl. vier Hauptstücke: 1. Bemühung nach dem wahren Begriff vom Verdienste. 2. Erläuterung der vornehmsten darin vorkommenden Stücke, a. von d. Größe des Geistes; b. von d. Stärke der Seele; c. von d. Güte des Herzens und dem Wohlwollen. 3. Vom Maaße des Verdienstes. a. v. Verdienste d. Eroberers, Soldaten, Heiligen; b. d. gro ßen Mannes; c. d. Schriftstellers, Künstlers, Predigers; d. im Privatleben. 4. Vom Erwerbe d. Verdienstes. Beschluß. — Th. II.: 1. Vom Tode für's Vaterland (zuerst 1761 gedruckt bei der trüben Lage Preußens). 2. Fragment der portugiesischen Geschichte. — Th. III.: Ein Theil von Abbts freundschaftlicher Correspondenz. (Die 2te Ausg. m. Anm. v. Moses Mendelssohn.) — Th. IV.: Sechs Abhandlungen, worunter: Vom Einflusse des Schönen auf die Wissenschaften und Leben u. Charakter G. A. Baumgartens. Th. V.: 1. Vermischte Auffäße: a. Erfreuliche Nachricht von einem evangel.lutherischen Auto da Fe; b. Gesch. der Grafen v. Schaumburg u. von der Lippe und e. Einrichtung der ersten Studien eines jungen Herrn von Stande. 2. Briefe. Th. VI.: Chronologisches raisonnirendes Verzeichniß aller Schriften Abbts v. Herausg. Briefe und Fragmente.

-

Außerdem ist von Abbt erschienen: Fragment der ältesten Bege

1. Herders sämmtl. Werke. Stuttg. u. Tüb. Cotta 1829. 12. Zur Phil. u. Gesch. Th. 15. S. 29 fl.

benheiten des menschlichen Geschlechts, mit e. Vorrede von J. P. Miller. Halle 1767. u. ferner: Salluftius von der Zusammenrottung des Katilina überseßt v. weil. Herrn Thomas Abbt. Stadthagen 1767, auf landesherrliche Kosten gedruckt zum Vortheil der Erben des Übersetzers; und Beiträge zu den Briefen die deutsche Lit. betreffend (mit dem Buchstaben B.) und zur Allg. deutschen Biblio. thef (mit H. unterzeichnet).

Beispiel 1.

Vom Verdienst des Eroberers.

(Aus der Abh. vom Verdienst. Sämmtl. Werke. Ausg. 1772, Th. I. S. 218.) Was rühmen wohl von dem Eroberer die Tausende, die er unnöthiger Weise auf die Schlachtbank geführt, und die Zehntausende, die er dem Elend wie einem starken Gewapneten überliefert hat? Sie wiederholen noch immer, was sie vor dem Tage ihres Todes und ihrer Noth ihm fürchterlich zugerufen:

I

,, Morgen werden wir deine Seele schwer drücken!" Keiner ist unter den Männern, die Eroberer heißen, keiner, in dessen Lebenslaufe es nicht etlichemal vorkommen sollte: „er durchstreifte und ,,verheerte eine Provinz; er zog vor dem Feinde her, und ,,verderbte alle Lebensmittel, die er nicht wegnehmen konnte. ,,Er that einen Einfall in das feindliche Gebiet, ohne dem Feinde anders als durch die Verwüstung seines Landes „Abbruch thun zu können." In der neuern Geschichte kömmt nicht leicht ein Prinz vor, bey dessen Character sich die Geschichtschreiber mit solchem Vergnügen verweilen wie Eduard, zugenannt der schwarze Prinz. An ihm glänzte jede vorzügliche Tugend, ohne daß von seiner „frühesten Jugend an, bis auf seine lehte Lebensstunde, jemals ein Flecken ,,diesen Glanz gemindert hätte. Großmuth, Menschenliebe, Gesprächigkeit ,, und Mäßigung, erwarben ihm durchgehends aller Zuneigung.“ So schildert ihn Hume, und doch hat er dergleichen Umstände, wie ich kurz vor her angeführt, von seinem Prinzen melden müssen. Nun wo ist aber die Einbildungskraft, die eine Zergliederung der Worte,,er verwüstete das ,,Land" aushalten könnte? die sich recht lebhaft allen Jammer, alle Angst, alle Verzweiflung der bedrängten, gepeinigten, gefolterten Einwohner vorstellen dürfte? die sich Greise, Mütter, Säuglinge, auf der Flucht, ohne Brodt, ohne Hülfe, jedes Stöhnen der Trofilosigkeit, jedes Röcheln des Hungers, jedes Keichen der Entkräftung, jedes Geschrey des Schmerzens, jeden Fluch der sterbenden Entrüstung sich daran denken dürfte?

1. Shakespeare in Eduard III. (vielmehr Richard III. )

„Morgen werden wir deine Seele schwer drücken!“

Dieß scheint dem Eroberer wenig Verdienst zu lassen, und sein Urtheil pflegt gemeiniglich darnach ausgesprochen zu werden: ach! oft der einzige schwache Trost für Schriftsteller, deren Großältern von dem Eroberer an den Bettelskab gebracht sind! Doch, es geziemt sich, behutsamer und überlegter zu verfahren. Wir wissen es aus der Geschichte, daß sich manchmal wirklich große Leute bis zu Eroberungen heruntergelaffen haben. Nothwendigkeit, unvermeidliche Nothwendigkeit, hat zuweilen die besten Menschen gezwungen, das Schwerdt aus der Scheide zu ziehen, Plagen vor sich her zu senden und Elend um sich herum zu verbreiten. Dieses find betrübte Folgen, für deren Verantwortung sie nicht stehen dürfen; die zwar ihre Hände mit Blut besudeln, aber ihr Herz unbefleckt lassen.

,.Their Hands are quitly, but their Heart is free."

Was sollen wir nun thun? nichts beffers, um uns aus der Schwies rigkeit zu helfen, als einen Unterschied machen. Kommen die Eroberungen nur als Mittel vor, zur Ausführung eines großen Plans: so hat der Eroberer einen herrschenden Charakter; er bekömmt einen andern Namen; wir werden ihn unten mit andern großen Männern vergleichen.

Ist aber der Eroberer nichts als Eroberer, das heißt, nichts als ein Mann, der uach andrer Staaten Mitglieder und rechtmäßigen Unterthanen gierig ist, um ihre Person und ihr Vermögen in seiner Gewalt zu haben; ohne daß diese Begierde mit irgend einem großen Plane sich fügte: o! dann soll die Wiederholung der längst gegen ihn gefälleten Aussprüche auch hier Platz finden. Man wird gar leicht dreyerley Arten unterscheiden.

Die erste Art hat weiter nichts als habsüchtige Wünsche. Die Anschläge, um sie auszuführen, die Klugheit, die List, die Tapferkeit, das Glück, womit sie ausgeführt werden, sind das Werk und das Loos ihrer Diener, welche sich zu solchen Absichten als Werkzeuge brauchen lassen.

Da der Ritter von Linnee die Löwen unter das Kahengeschlecht, mehrerer Ordnung halber, hat bringen dürfen: so kann es niemand wundern, daß wir auch um des Aufräumens willen, diese erste Art von Eroberern unter das Diebsgeschlecht bringen und damit die ganze Frage von ihren Verdiensten entscheiden.

Die zweite Art nährt eben diese habsüchtige Wünsche, entwirft aber selbst die Mittel zu deren Ausführung im Kabinette, und mittlerweile, daß andre die Gefahren im Felde über sich nehmen, lauschet sie in Sicherheit, und lenkt nur die Arme der Krieger. Hier kann Größe des Geistes in Anordnung des Eroberungsplanes; ein gewisser Muth beim Anfange, eine gewisse Stätigkeit im Verfolge Statt finden. Keine Tapferkeit hingegen, kein zusammenhängender Plan mit andern Planen; Wohlwollen gar nicht.

Das ganze Verdienst wird von dem Unglücke, das die Eroberung nach sich zieht, weit überwogen.

Die dritte Art stellt sich an die Spiße der Krieger, theilt mit ih nen alle Gefahren, erwirbt sich und schmückt mit eigner Hand die Triumrhe, wird ein Held; ein glänzender Charakter, der fast immer die Urtheile über das Verdienst wankend gemacht hat. Man muß sich beständig erinnern, daß ich von dem bloßen Eroberer rede. Also sehe ich auch bei diesem Helden nichts als Unerschrockenheit und Verachtung der Gefahren; keine besondre Größe des Geistes: denn man hat längstens angemerkt, daß sich der Plan der Eroberungen nach den sich eräugnenden Umständen erweitere oder einziehe. Das Wohlwollen ist auch hier wie ein lebendiger Quell in der Wüste nirgends.

-

Beispiel 2.

Liebe fürs Vaterland stellt die Nation als ein verewigtes Muster für andre Nationen auf.

(Aus der Abh. vom Tode fürs Vaterland. Th. II. S. 51.)

Wenn jeder Unterthan des Staats so edel denkt: so muß diese Nation in kurzer Zeit sich vor andern auszeichnen, und ihren Plah in der Geschichte ohne Widerspruch weit obenan nehmen. Wir fordern nicht von ihr, daß sie sich des Erdbodens bemeistern soll. Die Liebe fürs Vaterland macht uns nicht zu Geisseln des menschlichen Geschlechts, sondern zu tapfern Männern. Ja, ich habe es oben schon gesagt, sie nimmt sogar ab, wenn sich das Gebiet des Staats zu sehr erweitert. In den meisten Herzen verliert sie ihre Festigkeit. Es wird gleichsam zu viel von dem Erdreich, das sie bedeckte, weggeführt, die Wurzeln werden entblößt, sie werden locker; eine rauhe Luft thut ihnen Schaden, und ein unbedachtsamer Schritt kann sie ganz heraus stürzen.

Ohne also Sklaven zu ihren Füssen zu haben, wird diese Nation selbst nicht leicht andern dienen, und indem sie die Liebe fürs Vaterland als das stärkste Document zur Erlangung ihres Adels aufweiset; wird sie ihn ganz gewiß mit der Einwilligung der ganzen Nachwelt erhalten. Was für Ansprüche haben wol die alten Teutschen auf unsre Achtung? Wir haben ihnen keine Homere, keine Apelles, keine Leusippen zu verdanken. Sie haben keine Denkmale des Geschmacks hinterlassen. Wir durchwandern ihre Provinzen, ohne daß wir Spuren einer zur größten Höhe getriebenen Kunst antreffen, ohne daß wir reizende Gegenden mit den schönen Beschreibungen ihrer Landesdichter vergleichen können. Und doch durchwandern wir ihre Provinzen mit einer geheimen Ehrfurcht. Die Ursache davon ist leicht anzugeben. Wir können fast keinen Schritt thun,

« AnteriorContinuar »