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Beispiel 2.

Aus: Einige Züge aus dem Leben und Charakter des Herrn L. J. Paczensky v. Tenczin aus dem Hause Schleibiß. Brest. 1793. 8.

Paczensky'sTM Urtheil über Friedrich d. Gr. (S. 49.)

Er (Paczensky) kam im Allgemeinen, mit allen, die je dem Könige fich so weit, als er, genähert haben, überein, daß dieser alles besäße, was zu einem vollkommen angenehmen Gesellschafter gehörte; äußerste Deutlich, keit in seinen Ideen, Einbildungskraft und Witz zur Darstellung derselben, einen leichten Fluß der Rede, eine Mannigfaltigkeit von Kenntnissen, die ihm immer ganz zu Gebothe standen, und eine Gabe auch in unbedeuten. den Stoff, durch Satyre eder Philosophie etwas anmuthiges und lehrreiches hineinzulegen. Er traf aber bey dem Könige außer diesen, allgemein anerkannten, noch andre Eigenschaften des geselligen Charakters an, die er weniger erwartete. Er fand, daß der König auf das, was sein Gesellschafter sagte, aufmerksam war, daß er dem bey ihm eintretenden Fremden Zeit ließ, sich von der ersten Schüchternheit zu erhohlen, daß er sich bestrebte, ihn in einen behaglichen Zustand zu verseßen. Diese Aeuße, rungen der Güte waren nicht immer gleich, und die Uebergänge von einem gefälligen zu einem gebietherischen Tone, von dem der Gleichheit und der Freundschaft, zu dem der selbst bewußten Erhabenheit waren oft schnell. Aber im Ganzen herrschte in seinem Betragen doch Güte und Herablaffung. Unter allen Gegenständen des Gesprächs waren es die historischen und politischen, welche er mit der größten Annehmlichkeit behandelte, und die metaphysischen, auf welche er am öftersten zurückkam. Niemanden, sagte mein Freund, und ich muß in sein Urtheil einstimmen, — habe er leicht anmuthiger erzählen hören. Das Gedächtniß des Königs` behielt Thatsachen, besonders wenn sie ihm merkwürdige Männer betrafen, bis auf ihre kleinsten Umstände: und seine Einbildungskraft stellte sie ihm als gegenwärtig vor, so oft er davon reden wollte. Das Gemählde der Welt und ihrer Revolutionen, und der Männer, die dabei eine Rolle gespielt haben, schien immer vor seinen Augen zu stehen. Allenthälben aber schimmerte, bey seinen Erzählungen, der Hang durch, das Lächerliche in den Handlungen der Menschen aufzusuchen, und das Talent es darzustellen. Mein Freund erwähnte besonders oft eines Beyspiels, wo das Gespräch auf den Lobredner Fleurys gefallen war, den der König tadelte, und an

1. Paczensky war ein schlesischer Landedelmann und dem Könige im Bayrischen Kriege bekannt geworden. Friedrich fand bald an seinem gesunden männlichen Verstand Gefallen, verlangte, so oft er nach Schlesien kam, seinen Besuch vnd nahm ihn, als er einmal nach Potsdam kam, sehr herzlich auf. Durch ihn wurde auch Garve dem König bekannt. 2. Fleury, André Hercule de, Cardinal und Premierminister (früher Erzieher) Ludwigs XV. von 1726 bis 1743, wo er 90 Jahr

dessen Stelle er den Cardinal zu parentiren' versuchte. Dieser Versuch war eine zusammengedrängte Geschichte dieses berühmten Ministeriums, worinn kein merkwürdiger Umstand ausgelassen war, mit einer Menge satyrischer Züge untermischt, so unterrichtend, so anmuthig, so leicht und glücklich ausgedrückt, daß mein Freund sich nicht erinnerte etwas aus dem Munde des Königs gehört zu haben, das mehr seine mannigfaltigen Tas lente ausgedrückt hätte. Niemahls aber hatte er den König einem liebenswürdigen Privatmanne so ähnlich gefunden, als in seinem Sans-Souci: wo er die Geschäfte, die in Breßlau ihn immer erinnerten, daß er König sen, ganz schien vergessen zu haben, um sich den Eindrücken der Natur und der Freundschaft zu überlassen. Die Aufmerksamkeit, mit welcher er dort alles zur Bequemlichkeit seines Gastes veranstaltete, die Sorgfalt, die er für seine Gesundheit trug, das Ansehn von Vertraulichkeit, welches er seinen Gesprächen zu geben wußte, mußte nothwendig auf das Gemüth meines Freundes, der gegen alle Aeußerungen des Wohlwollens, auch von Seiten des geringsten Menschen, empfindlich war, den Eindruck machen, welchen er wirklich erfuhr: daß er dem Monarchen von ganzen Herzen ergeben wurde, den er zuvor nur, als einen großen Mann, hochgeschäßt hatte.

Beispiel 3.

Die vier Cardinal-Tugenden.

(Aus den: Philosophischen Anmerkungen und Abhandlungen zu Eicero's Büchern von den Pflichten. Anm. zu dem Ersten Buche. Bresl. 1792. 4te Aufl. S. 44.)

Bier Eigenschaften zeigen fich, sagt Cicero, als unterscheis dende Kennzeichen der menschlichen Natur: Wißbegierde, Geselligkeit, Edelmuth und Empfindung der Ordnung. Daraus entstehen vier Hauptarten der Tugenden: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung.

Ist diese Classification der Tugenden, welche in der ganzen folgenden, und in jeder alten Moral zum Grunde liegt, in der Natur gegründet? Sind fie richtig von einander unterschieden; und erschöpfen sie die ganze moralische Vollkommenheit des Geistes?

Die Eintheilung, wenn fie a priori betrachtet wird, kann fehlerhaft scheinen. Da wir nur zwey Hauptunterschiede in den Seelenveränderungen finden, Gedanken und Begierden: so scheint es auch nur zwey Unterschiede in den Vollkommenheiten der Seele zu geben. Wenn ein Geist richtig

alt starb. Nicht zu verwechseln mit Claude Fleury, Abt, früher 2ter Erzicher, dann Beichtvater Ludwigs XV., welcher 1723 starb und durch seine Kirchenge= schichte von 20 Bdn. bekannt ist. 1. ihm ein Todtenopfer zu bringen, Grabrede zu halten.

denkt und richtig will: so ist er, was er seiner Natur nach seyn soll. Und da der Wille, insofern er vom Menschen selbst vollkommener gemacht werden soll, nur den Einfluß zuläßt, welchen Vorstellungen, das heißt, Einsichten, über ihn haben: so scheint endlich die ganze moralische Tugend, sich bloß auf Wahrheit oder richtige Erkenntnisse zurück bringen zu lassen. Und von diesem Begriffe war der Stifter der Moral, Sokrates, nicht weit entfernt. Der Mensch, welcher klar einsieht, was er selbst ist, und was andre Menschen sind, und in welcher Verbindung sie gegen einander stehen; kann nicht anders als gerecht handeln. Die wichtige Erkenntniß von dem, was wirklich gefährlich, und was unschädlich ist, macht den Menschen tapfer. Und die wahre Schäßung seiner Begierden, macht ihn mäßig.

So richtig dieses ist, wenn man die Materie bloß als eine Reihe von Begriffen untersucht: so schwer läßt es sich doch mit den Thatsachen vereinigen. Wenigstens ist aus diesen klar, daß die Erkenntnisse, die man zum Grunde jeder Tugend macht, oft selbst schon diese Tugend voraussetzen. Wer den wahrscheinlichen Verlust seines Lebens oder seiner Güter für keine so große Gefahr halten soll, die ihn abschrecken könnte, seine Pflicht zu thun: muß in der That, ehe er zu diesem erhabenen Begriffe gelangt ist, schon eine gewisse Festigkeit und Stärke der Seele in sich gefühlt ha ben. Ohne ein schon vorhandenes Gleichgewicht in den Begierden wird man schwerlich die Gegenstände derselben ruhig mit dem Verstande abwägen können. So find überhaupt gewisse Dispositionen der Seele eben sowohl die Ursache, warum sie zu gewissen Begriffen gelangt, als diese hinwiederum Ursachen werden können, jene Dispositionen zu verstärken.

Geben wir aber noch mehr auf die Erfahrungen Acht; bemerken wir die Unterschiede, welche sich in den Grundanlagen der Menschen offenbar zeigen, und welche die Moral nicht schaffen, sondern nyr entwickeln kann: so werden wir jener Eintheilung der Griechen viel näher kommen. Augenscheinlich giebt es Leute, die von Natur muthig und kühn, andre, die scharfsichtig, noch andre, die ehrlich und gutherzig, und endlich solche, die stillen gelassenen Geißtes find. Diese Anlagen sind von einander unterschieden: weil sie sich oft von einander getrennt finden. Sie sind Grundanlagen in der Natur: weil sie sich auch in den frühesten Jahren äußern. - Es ist aber diejenige Eintheilung der Tugenden am wenigsten willführlich, am wenigsten schwankend, die sich auf die wahrgenommenen Unterschiede der Temperamente gründet.

Sieht man auf die Puncte, welche bey Beurtheilung der menschlichen Handlungen von jedem Vernünftigen in Betrachtung gezogen werden: so findet man dieselben Unterscheidungen zum Grunde liegen. Ein Beweis, daß kein System, sondern die allgemeine Vernunft und die Erfahrung, die Menschen auf diese Eintheilung leiten. Diese Puncte sind: erstlich die

Gefin

Gesinnungen, in welchen jemand die Handlung gethan, und die Absicht, die er sich dabey vorgeseht hat; zweytens die Schwierigkeiten, welche er zu überwinden gehabt, und also die Kraft, mit welcher er dabey hat wirken müssen; endlich die Kunst und die Regelmäßigkeit, die er in der Ausführung derselben bewiesen hat. Die Gesinnungen, die bey guten Handlungen zum Grunde liegen müssen, lassen sich in den Begriff der Menschen. liebe zusammenfassen, welche mit der Gerechtigkeit der Alten einerley ist. Die Kraft, die der Handlung Nachdruck giebt, ist der Muth, so wie die größte Hinderniß bey unsern Unternehmungen, die Furcht vor der Gefahr. Die Regel, nach welcher gemeinnüßige Entwürfe gut und mit Erfolge ausgeführt werden, wird vom Verstande und der Klugheit vorgeschrieben, und erfordert, um richtig angewandt zu werden, Besonnenheit, Ruhe und Freyheit der Seele, mit einem Worte, alles was die Griechen unter dem Worte σwqgoơúrn zusammengefaßt, und die Lateiner weit schlechter durch moderatio ausgedrückt haben.

5. Johann Jakob Engel. 1741-1802.

Johann Jakob Engel wurde den 11. September zu Parchim in Meklenburg-Schwerin geboren, wo sein Vater Senior des Ministeriums und Pastor war. Die Mutter, eine geborne Brasch, war eine geistreiche, cdle und wohlthätige Frau und ihr Vater, ein reicher Kaufmann und Nathsherr in Parchim, hat das Bild zum Lorenz Stark in Engels Charaktergemählde hergegeben. Engel entwickelte früh sehr bedeutende Geisteskräfte, blieb bis zum neunten Jahr in der dürftigen Schule der Vaterstadt und besuchte dann die öffentliche Schule in Rostock, wo er bei seinem Oheim, dem Professor der Philosophie Engel, wohnte. Auf der Universität zu Rostock studirte er auch zwei Jahr lang die Theologie, darauf aber in Bütow Philosophie, Mathematik und Physik, und wurde hier 1763 Doctor der Philosophie, erwarb sich auch durch eine Friedensrede allgemeinen Beifall. Die strenge Orthodoxie des Superintendenten Zach a riä scheuchte Engel von der Theologie zurück und er studirte noch in Leipzig Philosophie und vornehmlich griechische und neuere Sprachen. Durch schriftstellerische Arbeiten schwächte er seine Gesundheit sehr, machte sich aber bald so bekannt, daß er nach mehreren Orten zugleich einen Ruf erhielt, unter welchen er dem als Professor der Moralphilosophie und schönen Wissenschaften ans Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin folgte. Hier lehrte er von 1776 bis 1787, wurde Mitglied der Königl Akademie der Wissenschaften und Lehrer des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm III. in

1. Er scheint einmal Aussicht gehabt zu haben nach Gotha zu kommen. Pischon Denkm. IV.

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Philosophie und Ästhetik, wodurch er Friedrich Wilhelm II. bekannt und von ihm 1787 (als Verfasser der Mimik) zum Oberdirector des Berlini schen Theaters ernannt wurde. Ramler wurde sein Mitdirector und mit ihm verwaltete er dies vielfach undankbare Amt bis 1794, wo seine Gesundheit ihn zwang, es niederzulegen und er sich nach Schwerin zu seinem Bruder zurückzog, da er nie verheirathet war. Nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms III. rief ihn dieser aber mit einer ansehnlichen Pension nach Berlin zurück, wo er nur den Wissenschaften leben und als Schriftsteller nühen sollte. Nur seine Kränklichkeit hemmte sein größeres Wirken in dem Kreise so vieler bedeutenden ihm freundschaftlich gesinnten Männer. Noch einmal wollte er seine 78jährige Mutter sehen, aber die Reise griff ihn so an, daß er ganz erschöpft nach seiner Vaterstadt Parchim kam und nach vier Wochen am 28. Junius 1802 starb.

Engel war, wie ein offuer freimüthiger wahrheitsliebender und edler Mann und Freund, so auch ein ausgezeichneter Gelehrter und Schriftsteller und als darstellender Prosaiker möchte er jedem die Palme fireitig machen, wie es schwerlich der Form nach einen eben so schönen Aufsatz als die Entzückung des Las Casas geben möchte und auch seine Reden zu dem Vollendetsten zu rechnen sind, was die deutsche Prosa aufweisen kann. Sein Roman Lorenz Stark wird immer als Meisterstück gelten und seine Ideen zur Mimik, seine Poetik und andre Schristen zeigen uns Engel als scharfsinnigen Kunstkenner. Als Dramatiker ist er weniger aus gezeichnet, doch fanden seine Schauspiele großen Beifall.

Seine Werke sind noch von ihm selbst zu einer Ausgabe der leßten Hand gesammelt worden und seit 1801 erschienen:

J. J. Engels Schriften. Erster bis zwölfter Band. Berlin. Myliussische Buchh. 1801-1906. 8.

Der Inhalt dieser Ausgabe ist folgender: Erst. Bd. und Zweit. Bd. Der Philosoph für die Welt. Diesen gab Engel mit mehrern Freunden wie Garve, Eberhard, Mendelssohn, Friedländer heraus. Im ersten Theil sind 22 Stücke, unter welchen 15 von Engel sind, z. B.: die Göttinnen, die Höhle auf Antiparos, Tobias Witt, Briefe über Emilia Galotti, Traum des Galilei. Im zweiten Theil find 16 Stücke, fast alle von Engel, worunter: der Ätna, Elisabeth Hill, über den Tod, das Irrenhaus, Joseph Timm, Entzückung des Las Casas; über die Furcht vor Rückkehr des Aberglaubens. Dritt. Bd. Der Fürstenspiegel. 1802. Zuerst 1798 erschienen. Er bes freht aus einzelnen Betrachtungen oder Erzählungen, 35 an Zahl, z. B.: Krieger-Ehre, Fürsten-Wollust, Spiel, Jagd, Wildbahnen, Denkfreiheit, Menschenwürdigung, Schmeichelei, Rache u. f. f. Viert. Bd. Reden. Ästhetische Versuche. 1802. Lobrede auf den König. 1781. Bei Aufnahme in die Akademie 1786. Am Geburtstage des Königs Frd. With. II.

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