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Mitgliede Sack ebenfalls ernannt war. Alle diese Geschäffte neben seinem Briefwechsel und der praktischen Thätigkeit in seiner Gemeine ließen ihm freilich wenig Zeit zur Schriftstellerei, doch gab er immer mitunter Predigten heraus. Vorzüglich aber schrieb er, um den Feinden des Christenthums, welche über wahren Glauben leichtsinnig spotteten, entgegen zu treten, seinen: vertheidigten Glauben der Christen 1748, obschon auch dieses Werk vielfach angefeindet und ihm verleidet wurde. Schr nüßlich erwies er sich auch durch Umgang und Belehrung den Candidaten des Predigtamtes, welche er gewöhnlich des Sonntags Nachmittags um sich sammelte. Als im 7jährigen Kriege der Hof Berlin verließ und nach Magdeburg ging, musste auch Sack als Instructor der Königlichen Kinder dorthin gehen und blieb dort drei Jahr lang bis zur Einsegnung des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm II. im Jahr 1762. Dieser Unterricht erschien ihm als das schwerste Geschäfft in seinem Beruf. Sonst lebte er in Magdeburg im Verein mit vielen ältern und jüngern Freunden, bereiste von hier den Harz und besuchte noch einmal seinen altersschwachen Bater in Harzgerode. Von 1762 lebte Sack in seiner gewohnten Thãtigkeit in Berlin. Im Jahr 1777 hatte er die Freude seinen Sohn, welcher seine ehemalige Stelle in Magdeburg bekleidet hatte und mit der Tochter Spaldings verheirathet war, als seinen Collegen an der Domkirche in Berlin einführen zu können. Am 27. August 1780 hielt er, ein 77jähriger Greis, seine lehte Predigt und starb nach einigen Jahren stiller Zurückgezogenheit am 20. März 1786.

Sack war ein denkender und praktischer Theologe, feind jeder Schwärmerei und jedem Unglauben, wie er deshalb bei aller Liebe zum Franzöfischen für einen Gegner der französischen Nation galt, im Leben uneigennüßig, freigebig, fein gebildet und doch würdevoll, rein im Wandel, Gott ergeben und feelenstark in Gefahren. Seine Schriften sind klar und einfach, eindringlich und belehrend, ohne Schmuck und große Lebendigkeit. Von ihm sind erschienen:

1. Predigten über verschiedene wichtige Wahrheiten zur Gott, feligkeit. Sechs Theile. Th. I. u. II. erschienen zuerst 1736 u. 1738 in Magdeburg. Th. III-VI. in Berlin. Magdeb. 1757.

Sechste Aufl.

2. Vertheidigter Glaube der Christen. 8 Stücke. 2 Bde. Berlin 1748. 8. 3w. Aurg. 1773.

3. Der Christ auf dem Todbette od. leßte Ermahnungen eines sterbenden Vaters an seinen einzigen Sohn. Berlin 1750.

4. Feld Communionbuch nebst einigen Betrachtungen und Gebe ten zur Erweckung der Gottseligkeit für die ref. Feldgemeine der preuß. Armee. 1757.

5. Mehrere Vorreden, z. B. zu Sulzers moral. Betrachtungen üb. d. Natur, einzelne Predigten, Reden u. a. m.

Über ihn ist zu vergleichen: Aug. Friedr. With. Sack's Lebensbe. schreibung nebst einigen von ihm hinterlassenen Briefen und Schriften. Herausg. von dessen Sohne Frd. Samuel Gottf. Sack, Königl. Hofpred. Oberkonsistorialr. u. Kirchenrath. Zwei Bde. Berlin 1789. 8. - Hierin Th. I. Lebensbeschreibung. Briefe. Gutachten. Marginalien. Gedanken üb. den Zustand der protest. Kirche. Das Vertrauen auf Gott. Th. II: Acht Predigten.

Beispiel.

Von der Vergänglichk. der Welt mit ihrer Lust und Beständigkeit derjenigen Glückseligkeit, welche die wahre Gottes furcht würdt.

(Aus den Predigten über verschiedene wichtige Wahrheiten. Th. II. S. 121.)

Wer den Willen Gottes thut, der bleibet in Ewigkeit. Hiermit giebt der Apostel erßlich überhaupt zu verstehen, daß die mit der wahren Gottesfurcht verknüpfte Glückseligkeit eine sichhre und beständige Glückseligkeit sey, die weder der Veränderung noch der Vergänglichkeit unterworfen ist. Und in der That, wenn alle andere Arten von Freude und Glückseligkeit unbeständig und vergänglich sind, so ist diejenige doch beständig, die ihren Grund in einer aufrichtigen Gottesfurcht hat. Kein Umstand, keine Fügung, keine Trübsal, ja der Tod selber nicht kann diese Glückseligkeit fören oder wankend machen, ja wenn noch etwas ist, das den Menschen in allen diesen Umständen aufrichten und trösten kann, so ist es allein das freymüthige Vertrauen, und die überzeugende Versiche rung, die der Gottesfürchtige von der Huld und Liebe GOttes hat. Wenn wir alles verliehren, wenn alles vergeht, wenn aller Troft verschwindet, so bleibet doch der Troft, der uns diese Versicherung und ein gutes Gewissen geben kan. Der Gottesfürchtige wickelt sich in allen Fügungen in seine Unschuld und Tugend ein, und findet in sich bey allen Wiederwärtigkeiten dieses Lebens solche Aufrichtungen und Tröftungen, welche alle Ehre, alle Luft und alle Reichthümer der ganzen Welt einem Menschen nicht ge ben können.

Die Worte unsers Textes zeigen aber dieß nicht allein an; sie gehen insbesondere auf die ewige und immerwährende Glückseligkeit, auf das liebliche Wesen und auf die Freude die Fülle zur Rechten GOttes, welche auf eine aufrichtige Gottseligkeit folget: Wer den Willen GOttes thut, der bleibet in Ewigkeit. Dieser Ausdruck hat eben den Sinn, als derjenige, dessen sich der Heyland bedienet beym Johanne, er wird leben in Ewigkeit, er wird das selige Leben erhalten, das ohne Auf

hören und Ende währen wird. Hiermit wird also überhaupt angedeutet, daß die Glückseligkeit, dazu die wahre Gottesfurcht führet, von einer ewis gen Dauer und Währung seyn wird, deswegen sie auch Petrus ein unvergängliches, ein unbeflecktes und unverwelckliches Erbe, und Paulus eine unvergängliche Crone nennet. Wer den Willen GOttes thut, der bleibet in Ewigkeit, wenn die Welt mit ihrer Lust vergehet, wenn Himmel und Erde vergehen, so wird er doch bleiben und ewig leben. Er wird bleiben und bestehen in jenem Gerichte, da die Sünder und Gottlose nicht bestehen werden; er wird stehen vor seinem Nichter mit grosser Freudigkeit und Zuversicht, und weder beschämt noch verworfen werden; er wird Barmherzigkeit vor dem Herrn finden an jenem Tage. Er wird das Ende seines Glaubens davon bringen, nemlich der Seelen Seligkeit; er wird den grossen Lohn im Himmel geniessen, den die Barmherzigkeit GOttes in JEsu Christo einer kurzen Arbeit bestimmt hat; er wird eingehen zu seines HErrn Freude in jene ewigen Wohnungen der Seligkeit, in die Stadt des lebendigen GOttes, in das himmlische Jerusalem, und da mit der Menge der vielen tausend Engel, mit der gangen Versammlung der Erstgebohrnen, die im Himmel ange: schrieben sind, und mit denen Geistern der vollkommnen Gerechten die Fülle der Freude und das liebliche Wesen genieffen, so zur Rechten GOttes ist immer und ewiglich. Wer den Willen GOttes thut, der bleibet in Ewigkeit. Welch eine herrliche Verheissung, die hier der wahren Gottesfurcht gegeben wird! Eine ewige Belohnung für einen kurßen Dienst; eine immer währende Seligkeit für Bemühungen von wenig Jahren! Wem folten wohl mit einer solchen Erwartung die Bestrebungen der Tugend und Gottseligkeit zu schwer fallen? Wer wolte wohl auf diese Verheissung nicht mit Freuden alle Arbeit über sich nehmen, und nicht alles anwenden, nur um dieses grossen Kleinodes nicht zu verfehlen, welches die himmlische Berufung GOttes in JEsu Christo vorhält. Und eben das ist auch die Ursache, warum die wahren Christen so starck bewegt und getrieben werden, ihre Hoffnung und Bemühung über die Gränzen dieser Welt und dieses Lebens zu erheben, und mit einer großmüthigen Verachtung aller irrdischen und vergänglichen Glückseligkeit nach denen ewigen Gütern zu trachten, die dro ben sind, da Chriftus ist sizend zur Rechten GOttes. Alles, was vergänglich ist und nicht ewig bleibet, erfüllt die Hoffnung eines Christen nicht, und ist beydes feiner Liebe und feiner Bemühung unwürdig. Ein Christ sichet in allen feiuen Wünschen und Bemühungen, nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare, denn was sichtbar ißt, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig.

3. Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem. 1709-1789.

Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem wurde am 22. November 1709 zu Osnabrück geboren, wo sein Vater Pastor primarius, Superintendent und Scholarch war. Früh durch seine Anlagen ausgezeichnet, konnte er, erst 16 Jahr alt, als vollkommen reif die Universität Leipzig beziehen, um sich dem Studium der Theologie zu weihen. Nachdem er im 21sten Jahre zu Wittenberg Magister geworden war, ging er nach Holland, hielt sich zwei Jahre in Leiden, Haag und Amsterdam auf und kehrte auf einer Reise durch Flandern und Brabant nach Osnabrück zurück. Weil er sich dem akademischen Leben besonders zuneigte, übernahm er es jetzt, zwei junge westphälische Edelleute auf die neue Universität Göttingen zu begleiten, schloss hier mit mehreren jungen Gelehrten eine vertraute Freundschaft und erwarb sich selbst die Zuneigung des Staatsministers von Münchhausen, des Curators der Universität. Nach dreijährigem Aufenthalte in Göttingen reiste er, einen lange genährten Wunsch zu erfüllen, nach England, wo er mit den angesehensten Gelehrten bekannt wurde und ein so reiches Feld für sein Streben fand, daß er das Land zu seinem beständigen Wohnsih nehmen wollte. Er ging nur 1740 noch einmal nach seinem Vaterlande zurück, um seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen und dann im Gefolge des Königs Georg II., welcher in Hannover war, nach England zurückzukehren, doch verzögerte sich sein Aufenthalt in Deutschland auf zwei Jahre und der Ruf zum Hof- und Reiseprediger des Herzogs Karl von Braunschweig bewog ihn 1742 den frühern Plan ganz aufzugeben. In diesem neuen Amte gewann er ganz das Vertrauen des Herzogs, und auf seinen Vorschlag und nach seinen Plänen wurde das Collegium Carolinum, eine Anstalt zur Bildung für den Militairsand, den Hof und das Privatleben, welche zwischen den Schulen und Universitäten stehen. sollte, gegründet und Jerusalem zum Curator derselben ernannt. Er wählte mit großer Besonnenheit und reiflicher Prüfung die Lehrer und der Ruf der Anstalt stieg von Jahr zu Jahr. Auch wurde Jerusalem die Veranlaffung zu einer mußterhaften Einrichtung des Armenwesens in Braunschweig, doch misslang sein Plan zur Anlage eines weit verbreiteten Buchhandels. Seinen Einsichten vertrauend wollte der Herzog ihn selbst ins Cabinet ziehen, was er ablehnte, doch wurde er 1743 zum Propst der Klöster St. Crucis und Aegidii ernannt, erhielt 1749 die theologische Doctorwürde zu Helmstädt und nach Mosheims Abgang die Abtei des Klofiers Marienthal. Diese vertauschte er 1752 mit der des Klosters Nid dagshausen bei Braunschweig, in welchem Amte er sich vorzüglich um das dem Klofier verbundene Predigerseminar verdient machte. Die vielen Amtsgeschäffte, die Erziehung des Erbprinzen, die Direction des Carolinums u. a. m. zegen ihm eine schwere Krankheit zu, weshalb ihm

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vom Herzoge seine meisten Predigten abgenommen, ihm dagegen die Auf-
sicht über die Erziehung aller herzoglichen Kinder übertragen wurde. Be
deutende Berufungen, wie zum Abt zu Klosterbergen und Generalsuperin
tendenten des Herzogthums Magdeburg und zum Canzler der Universität
Göttingen nach Mosheims Tode schlug er aus und wurde 1771 zum Vice-
präsidenten des Consistoriums zu Wolfenbüttel ernannt.
Die schmerz-
lichste Erfahrung seines spätern Lebens war der Selbstmord seines geliebten
Sohnes Karl Wilhelm Jerusalem in Wehlar, dessen Geschichte
Göthe zum Grunde seines Romans: die Leiden des jungen Wer-
thers gelegt hat. Doch erlag Jerusalem auch diesem schweren Leiden
wie dem Tode der geliebten Gattinn nicht, sondern ging stark und ergeben
in Gott seinen Weg bis zum spätesten Alter. Sanft entschlummerte er,
ein achtzigjähriger Greis, am 2. Sept. 1789.

Als Denker, Gelehrter und Theolog zeichnete sich Jerusalem aus. Als Stilist gehörte er mehr der mittlern Schreibart an, doch ist seine Darstel stellung gedankenvoll, fließend, fein Periodenbau schön und abgerundet, die ganze Behandlung der Gegenstände eindringend, kräftig und überzeugend. Sein Hauptwerk ist:

1. Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion an Se. Durchlaucht den Erbprinzen v. Braunschweig und Lüneburg. Erst. Th. Braunschw. 1774. 8 Zw. Th. das. 1774. 8. Zw. Th. 2r Bd. oder 46 Stück. Braunschw. 1779. 8. (Erste Ausg. 1768 nur Anfang. N. A. 1785. kl. 8.) Sie wurden in viele Sprachen überseßt und sollten vorzüglich die Grundwahrheiten der Religion gegen die Frechheit ihrer Gegner in ihrer Hoheit und Vortrefflichkeit zeigen. In den: nachgelassenen Schriften von J. F. W. Jerusalem 2 Th. Braunschw. 1792. 1793. gab Jerusalems Tochter Friederike Jerusalem im 1sten Theil: Fortgesette Betrachtungen üb d. v. Wahrh. der Religion, hinterlassene Fraginente. Außerdem erschienen:

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2. Sammlung einiger Predigten vor den Durchlauchtigen Herrschaften zu Braunschw. Lüneb. Wolfenbüttel gehalten von J. F. W. Jerusalem. Neuste Aufl. Erste, zw. Samml. Braunschw. 1788. 89. gr. 8. (J. erklärt sie selbst für Jugendarbeiten, welchen nur die damaligen Umstände allgemeinen Beifall gegeben. In Th. II. sind zwei Casualpredigten hinzugekommen.)

3. Briefe über die Mosaischen Schriften u. Philosophie. Dritte Aufl. Braunschw. 1783 8.

1. Vgl. über ihn: Berichtigung der Gesch. des jungen Werthers, Zw. Aufl. Frif. u. Lpz. 1775. 8. Gotter: Epistel üb. die Starkgeisterei u. K. W. Jerusalem: Philosoph. Auffäße hrsg. v. G. E. Leffing. Braunschw. 1776. 8.

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