Ich will euch eure Sache führen, Ein Wort, ein Mann! ihr sollt sie nicht verlieren. Wie hißig wird der Streit getrieben! Ey, Kunz, das Ding geht ziemlich schlecht: Du hättest nicht das größte Recht. Manch widrig Urtheil kömmt; doch laßt es widrig klingen! Glimpf muntert den Clienten auf: „Laßt dem Processe seinen Lauf, „Ich schwör euch, endlich durchzudringen; ,,Doch Herr ich hör es schon; ich will das Geld gleich bringen. Kunz borgt manch Capital. Fünf Jahre währt der Streit; Allein, warum so lange Zeit? Dieß, Leser, kann ich dir nicht sagen, Du mußt die Rechtsgelehrten fragen. Ein lehtes Urtheil kömmt. O seht doch, Kunz gewinnt! Er hat zwar viel dabey gelitten; Allein was thuts, daß Haus und Hof verstritten, Und Haus und Hof schon angeschlagen sind? Genug, daß er den Rein gewinnt. O! ruft er, lernt von mir den Streit aufs höchfte treiben, Ihr seht ja, Recht muß doch Recht bleiben. Beispiel 2. Das Schicksal. (ib. S. 121.) O Mensch! was strebst du doch den Rathschluß zu ergründen, Nach welchem Gott die Welt regiert? Mit endlicher Vernunft willst du die Absicht finden, Nie das Vergangne recht, und auch die Folge nicht; Warum das, was geschah, geschicht? Die Vorsicht ist gerecht in allen ihren Schlüssen. Begnüge dich, die Absicht zu verehren, Und laß dich hier ein jüdisch Beyspiel lehren, Daß das, was Gott verhängt, aus weisen Gründen fließt, Und, wenn dirs grausam scheint, gerechtes Schicksal ist. Als Moses einst vor Gott auf einem Berge trat, Der unser Schicksal lenkt, um größre Kenntniß bat: Hier floß ein klarer Quell. Ein reisender Soldat Der jenem hier entfiel; er nahm ihn, und entwich: Ein Greis gebückt an seinem Stabe fchlich. Der Alte schwört, er habe nichts gefunden, Den armen Alten wütend todt. Als Moses dieses sah, fiel er betrübt zur Erden; Doch eine Stimme rief: Hier kannst du inne werden, Wie in der Welt sich alles billig fügt; Denn wiß: es hat der Greis, der ist im Blute liegt, Des Knabens Vater einst erschlagen, Der den verlornen Raub zuvor davon getragen. Beispiel 3. Der Maler. (ib. S. 135.) Ein kluger Maler in Athen, Der minder, weil man ihn bezahlte, Als, weil er Ehre suchte, malte, Ließ einen Kenner einst den Mars im Bilde sehn Der Kenner sagt ihm frei heraus, Daß ihm das Bild nicht ganz gefallen wollte, Und daß es, um recht schön zu seyn, Der Kenner stritt mit ihm aus Gründen, Gleich trat ein junger Geck herein, Der Maler ward beschämt gerühret, Wenn deine Schrift dem Kenner nicht gefällt: Doch wenn sie gar des Narren Lob erhält: Beispiel 4. Gottes Macht und Vorsehung. (ib. S. 440.) Gott ist mein Lied! Er ist der Gott der Stärke; Hehr ist sein Nam, und groß sind seine Werke, Und alle Himmel sein Gebiet. Er will und sprichts; So sind und leben Welten. Und er gebeut; so fallen durch sein Schelten Licht ist sein Kleid, Und seine Wahl das Beste; Er herrscht als Gott, und seines Thrones Feste Unendlich reich, Ein Meer von Seligkeiten, Ohn Anfang Gott und Gott in ewgen Zeiten! Herr aller Welt, wer ist dir gleich? Was ist und war, Im Himmel, Erd und Meere, Das fennet Gott, und seiner Werke Heere Sind ewig vor ihm offenbar. Er ist um mich, Schafft, daß ich sicher ruhe; Er schafft, was ich vor oder nachmals thue, Und er erforschet mich und dich. Er ist dir nah, Du sitzest oder gehest; Ob du ans Meer, ob du gen Himmel flöhest: So ist er allenthalben da. Er fennt mein Flehn Und allen Rath der Seele. Er weiß, wie oft ich Gutes thu und fehle, Und eilt, mir gnädig beyzustehn. Er wog mir dar, Was er mir geben wollte, Schrieb auf sein Buch, wie lang ich leben sollte, Nichts, nichts ist mein, Das Gott nicht angehöre. Herr, immerdar soll deines Namens Ehre, Dein Lob in meinem Munde seyn! Wer kann die Pracht Von deinen Wundern fassen? Ein jeder Staub, den du hast werden lassen, Der kleinste Halm Ist deiner Weisheit Spiegel. Du, Luft und Meer, ihr Auen, Thal und Hügel, Du tränkst das Land, Führst uns auf grüne Weiden; Und Nacht und Tag, und Korn und Wein und Freuden Kein Sperling fällt, Herr, ohne deinen Willen; Sollt ich mein Herz nicht mit dem Troste stillen, Daß deine Hand mein Leben hält? Ift Gott mein Schutz, Will Gott mein Retter werden: So frag ich nichts nach Himmel und nach Erden, Beispiel 5. In Krankheit. (ib. S. 473.) Ich hab in guten Stunden Ja, Herr, ich bin ein Sünder, |