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Erlitten. Als dein Bruder starb,

Da flossen Thränen mir vom Aug',
Und Sonn' und Himmel schien mir schwarz.
Oft auch ergriff mich auf dem Meer

Im leichten Kahn der Sturm, und warf
Mich mit den Wellen in die Luft:
Am Gipfel eines Wasserbergs

Hing oft mein Kahn hoch in der Luft;
Und donnernd fiel die Fluth herab,
Und ich mit ihr. Das Volk des Meers
Erschrak, wenn über seinem Haupt
Der Wellen Donner tobt', und fuhr

Tief in den Abgrund, und mich dünkt',
Dafs zwischen jeder Welle mir

Ein feuchtes Grab sich öffnete.

Der Sturmwind taucht' dabei ins Meer

Die Flügel, schüttelte davon

Noch Eine See auf mich herab.

Allein bald legte sich der Zorn

Des Windes, und die Luft ward hell,

Und ich erblickt' in stiller Fluth
Des Himmels Bild. Der blaue Stör,
Mit rothen Augen, sahe bald
Aus einer Höhl', im Kraut der See,
Durch seines Hauses gläsern Dach;

Und vieles Volk des weiten Meers.

Tanzt auf der Fluth im Sonnenschein,

Und Ruh und Freude kam zurück

In meine Brust. Jetzt wartet schon
Das Grab auf mich. Ich fürcht' es nicht.
Der Abend meines Lebens wird
So schön, als Tag, und Morgen, seyn.
O Sohn! sei fromm und tugendhaft!
So wirst du glücklich seyn, wie ich;
So bleibt dir die Natur stets schön.

Der Knabe schmiegt' sich an den Arm Irins, und sprach: Nein, Vater, nein,

Du stirbst noch nicht! Der Himmel wird Dich noch erhalten, mir zum Trost!

Und viele Thränen flossen ihm

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Irin starb bald. Sein frommer Sohn

Beweint' ihn lang', und niemal kam

Ihm dieser Abend aus dem Sinn.

Ein heil'ger, Schauer überfiel

Ihn, wenn ihm seines Vaters Bild
Vors Antlitz trat. Er folgete
Stets dessen Lehren. Segen kam
Auf ihn. Sein langes Leben dünkt'
Auch ihm ein Frühlingstag zu seyn.

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Was ist denn aber das, worin alle diese verschiedenen Menschen, Hirten, Jäger, Fischer u. s. w. zusammenkommen? Was macht sie für den Dichter zu Einer Welt; und was hat diese Welt, das der ganzen Dichtungsart ihre eigene Farbe, ihren unterscheidenden Ton giebt? Soviel ist ausgemacht, dafs uns der Idyllendichter nie in Städte und Palläste, sondern in einfältige Hütten, oder in die freie und offene Natur führt. Wie also, wenn wir alle die verschiedenen Personen der Idylle unter dem allgemeinen Namen Landvolk sammelten?

Aber das Landvolk das unsere Städte umgiebt, ist doch auch Landvolk; und wie

verschieden gleichwohl von dem, das die Idylle schildert! Wir werden zu dem Begriffe noch Bestimmungen hinzuthun müssen; und welches sind diese Bestimmungen?

Das Erste, was uns hier einfallen kann, ist wohl dies: dafs wir uns bei dem Idyllendichter in einem weit glücklichern Klima, unter einem immer heitern, lachenden Himmel befinden; und dann: dafs die Menschen, die hier auftreten, äusserst

glückliche, gute und unschuldige Menschen sind. In der That finden wir

diese Merkmaale in den meisten Idyllen; aber finden wir sie denn in allen? und müssen wir sie nothwendig finden?

Dafs der Himmel wenigstens nicht immer lachend und heiter sei, sahen wir schon in der obigen Idylle von Kleist; und dass überhaupt das Klima nicht nothwendig das mildeste, die Gegend nicht

durchaus ein Arkadien seyn dürfe: sehen wir aus andern sehr vortrefflichen Stücken bei unserm Gessner. In seiner Idylle Daphnis schildert er eine Wintergegend.

Die Gegend ist öde: die Heerden ruhen eingeschlossen im wärmenden Stroh; nur selten sieht man den Fufstritt des willigen Stiers, der traurig das Brennholz vor die Hütte führt, das sein Hirt im nahen Hain gefällt hat, die Vögel haben die Gebüsche verlassen: nur die einsame Meise singet ihr Lied; nur der kleine Zaunschlüpfer hüpfet umher, und der braune Sperling kömmt freundlich zu der Hütte und picket die hingestreuten Körner.

"Ja, warum sollte es nicht möglich seyn, dafs ein Dichter in die rauhesten und unfruchtbarsten Gegenden, in Lappland und Grönland hineinginge, wenn gleich hier die Idylle von ihrem Reize ein Grosses verlieren müfste? Würden wir es denn so fremde finden, wenn das Lied eines

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