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So wird sie heimlich doch den ganzen

Morgen lachen.

Mir geht es nicht so gut wie dir, Antwortete das Glück mit traurigen Geberden:

Ich kam vor kurzer Zeit in eines Kaufmanns Haus ;

Den liefs ich reich und edel werden,
Es ward ein halber Graf daraus ;
Doch gestern wandt' ich ihm den Rücken,
Da hing er sich an einen Baum.
Warum muss es dir besser glücken?

Bin ich nicht gleich wie du ein Traum?

III.

PHYLLIS UND DER VOGEL.

Es trug Damöt vor wenig Wochen

Zu Phyllis, seiner Schäferinn,

Ein Thier, das er ihr längst versprochen, Ein abgerichtet Vöglein, hin.

Ach! sagte Phyllis, mein Damöt,

Es ist recht schön; kann es auch singen? Ja! Kind, es singt wie ein Poet;

Ich werde dir nichts Schlechtes bringen.

Wie freundlich dankte sie Damöten!
Wer wünschte nicht Damöt zu seyn?
Sie schloss den fliegenden Poeten
In ein vergittert Häuschen ein.

Sie knackt' ihm Hanf, sie gab ihm Brod,
Das sie zuvor in Milch erweichte;
Es hiefs: der Vogel leidet Noth,

So oft sie ihm das Futter reichte.

Der Vogel, dem dergleichen Fülle Nie vor den Schnabel kommen war Genofs sein Futter in der Stille, Und unterliels das Singen gar. Ey, sagte Phyllis, sing' auch nun! Sieh, was ich dir vor Guts erzeiget! Der Vogel hatte mehr zu thun. Sie häuft sein Futter: nichts ; er schweiget.

Damöt, das will ich nicht vergessen, Rief Phyllis, dafs ich dir geglaubt: Der Vogel hat so viel zu fressen, Und singt doch nicht; ist das erlaubt? Es blieb dabey, Hört, was geschah? Die Schäferinn ging einst zum Schmause, Und blieb bis an den Abend da; Der Vogel hungerte zu Hause.

Ergetzt' er gleich nicht Phyllis Ohren, So war ihr doch der Vogel lieb; Sie schätzt ihn diefsmal für verloren. Ach! sagte sie, du armer Dieb *,

*S. die erste Ausgabe vom Jahre 1748.

Indem ich hier getanzt, wirst du
Vielleicht schon mit dem Tode ringen!
Sie eilt nach ihrer Wohnung zu;
Da höret sie den Vogel singen.

So! rief die Phyllis, kam dein Schweigen Von allzu vielem Futter her,

So wird der Hanf im Preise steigen.
Sie hält ihn knapp. Nun singet er.
Der Vorsicht Weisheit zeiget sich
Vom kleinsten Wesen bis zum grössten;
Sie nährt die Dichter kümmerlich:
Warum? da singen sie am besten.

IV.

DER WIESEL UND DIE HÜHNER.

NACH Recht und Urtheil, mit dem
Prügel,

Ward vor dem frohen Hausgeflügel
Ein Dieb und andrer Tullian,
Ein schlimmer Wiesel, abgethan.
Ein Hof voll Hühner sah ihn leiden,
Und gackerte dabey vor Freuden.
Nur eine Henne blieb betrübt,

Und sprach: Man bricht des Räubers
Glieder;

Allein die That ist schon verübt:

Wer gibt mir meine Kinder wieder?

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