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XXII.

DIE SCHNECKE UND DIE GRILLE .

RECHT langsam, Schritt vor Schritt,

mit viel Behutsamkeit,

Kroch eine wohl beladne Schnecke

Zu einer nahgelegnen Hecke.

Der Weg, so kurz er war, war für die Schnecke weit;

Ein Zeiger an der Uhr kann nicht so sachte gehen.

Itzt zieht sie Hörner ein, itzt streckt sie Hörner aus

Itzt bleibt sie eine Weile stehen:

So drückte sie das Schneckenhaus.

Hier pries sie das Geschick der Grille, Die an dem Wege safs und sang: Wie leicht ist sie! wie schnell ihr Gang! Sie lebt und singt in edler Stille.

Ein Sprung setzt sie in Sicherheit, Wenn meine Wohnung mich verbindet auszuhalten

Und in der Sorge zu veralten.

Die Grille nahm sich hier die Zeit Die Schnecke heimlich zu belauschen, Drauf zwitscherte sie ihr zum Trost die Worte zu:

Wie gerne wollt' ich mit dir tauschen! Wenn mich die Wittrung plagt, so liegst und ruhest du

Bequemlich, zugedeckt, verschlossen. Oft such' ich in der Nacht, kalt, hungrig und verdrossen,

Die Ruhe, die dich längst mit sanften Flügeln deckt.

Wenn mich der Winterschnee mit Tod

und Krankheit schreckt,

Wenn ich mich mit dem Hunger quäle, So nährst du dich in deiner Höhle.

Hier ist die Grille fortgehüpft. Ich schliefse so aus ihrer Klage: Wer ledig ist, hat seine Plage,

Und eine Haushaltung ist auch mit Noth verknüpft,

XXIII.

DIE WÄCHSERNE NASE.

Das Unglück traf einst einen Alten,

A

Dafs er um seine Nase kam.

Was für ein Zufall sie ihm nahm,
Hat uns die Zeit nicht aufbehalten.
Ein Dach, das keine Traufe hat,

Ein Kolben ohne Hals, ein Antlitz ohne
Nase

Sind alle mangelhaft. Man macht an iḥrer Statt

Dem Manne Nasen an, von Pappe, Holz und Glase;

Doch eine wächserne behielt zuletzt den

Preis:

Sie schien die Ungestalt am meisten zu vermindern.

Er ging damit zu seinen Kindern, Und sprach: Was dünket euch? Betrachtet mich mit Fleifs;

Steht mir die Nase nicht? Sie steht noch nicht gerade,

Antwortet Kunz, der ältre Sohn.

Er drückt sie etwas ein. Nein! sagte der Pompon,

Mein Bruder drückt zu stark ; ich will sie rücken. Gnade!

Rief hier der Vater, lafst mich gehn;
Ihr wollt die Nas' in Stücken drehn.
O haltet nur ein wenig stille!

Rief hier die Tochter, die Lucille,

Die Nase steht euch schief. Herr Vater! kommt zu mir,

Ich will sie besser drehn. Sie hub drauf an zu rücken,

Und brach die Nase gar in Stücken.

Ihr Dölpel! rief der Mann, mit grässlichem Gesicht,

Nichts könnt ihr alle, sagt' ich's nicht? Flieht, oder seyd des Stocks gewärtig! Da hiefs es: Allzu scharf macht schärtig.

XXIV.

DIE KRÖTE UND DIE WASSERMAUS.

Von dem Ufer einer See
Krochen annoch Abends späte
Eine Wassermaus und Kröte
An den Bergen in die Höh’;
Aber mitten in dem Wandern
Rollt' die eine mit der andern
Plötzlich in den See herab,

Und wie sehr die Kröte runge,
Und den Leib zu schwimmen zwunge,
Fand sie doch allhier ihr Grab.
Also gings der armen Kröte.
Ihr Gesell, die Wassermaus,
Machte sich nicht viel daraus :
Sie treibt ihr Gewerb in Flüssen,
Wenn es auf der Erde ruht.

Also, sag' ich, ist es gut,

Mehr als eine Kunst zu wissen.

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