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Selbst, wo die Heerde weidet,
In bunter Zierde düftend lacht:
Der Gottheit würdiger Altar,
Worauf das bluhmenreiche Jahr,
O Herr, zu deinem Wohlgefallen,
Sein süsses Rauchwerk bringt,
Indess von Nachtigallen

Ein froher Lobgesang erklingt!

Du hast mit Schönheit, die entzückt,

Das Antlitz der Natur geschmückt,

O aller Schönheit reiche Quelle !

Dir geht kein Wesen vor!

Die reinste Liebe schwelle

Mein ganzes Herz zu dir empor!

FRIEDRICH GOTTLIEB KLOPSTOCK.

[Scherer, D. 421, E. II. 30.]

Wurde am 2. Juli 1724 zu Quedlinburg geboren und lebte bis zu seinem dreizehnten Jahre auf dem Lande, dem Amt Friedeburg im Mansfeldischen, das sein Vater in Pacht hatte. Nachdem er drei Jahre das Gymnasium in Quedlinburg besucht, kam er 1739 nach Schulpforte. Als er 1745 die Schule verliess, hatte er den Plan zum Messias bereits gefasst, und wies in seiner Abschiedsrede vom Wesen und Beruf des epischen Dichters nicht undeutlich darauf hin. Er gieng 1745 nach Jena, um Theologie zu studieren, und begann den Entwurf des' Messias', aber in Prosa. Im nächsten Jahre kam er nach Leipzig und arbeitete die ersten Gesänge des Messias' in Hexametern aus und veröffentlichte sie anonym in den Bremer Beiträgen '. Nachdem er Leipzig 1748 verlassen, war er eine Zeitlang Hauslehrer in Langensalza. Seine Neigung zu Fanny Schmidt blieb unerwidert. 1750 reiste er nach Zürich, wohin ihn Bodmer eingeladen hatte, und nach seiner Rückkehr erhielt er vom König von Dänemark, Friedrich V., ein ehrenvolles Jahrgehalt, damit er in freier Musse den Messias' fortsetzen und vollenden könne. Er reiste nach Dänemark und verheiratete sich 1754 mit Margareta Moller (Cidli), die bereits 1758 ihm durch den Tod entrissen wurde. Er blieb in Kopenhagen bis 1771, zog dann nach Hamburg, gieng 1775 auf ein Jahr nach Karlsruhe und kehrte dann nach Hamburg zurück. Hier verheiratete er sich 1791 mit Johanne von Winthem und starb am 14. März 1803. Ausser dem 'Messias', der in einzelnen Gesängen von 1748-1773

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erschien, sind am bedeutendsten seine 'Oden und geistlichen Lieder'. 1757 erschien der 'Tod Adam's', ein Trauerspiel; 1769 die 'Hermanns-Schlacht '; 1772 'David'; 1784 'Hermann und die Fürsten'; 1787 Hermann's Tod'. Von seinen Prosawerken ist die 'Deutsche Gelehrtenrepublik' (1774) das wichtigste. Eine vollständige Ausgabe von Klopstock's 'Sämmtlichen Werken' erschien zu Leipzig (11 Bde., 1844-45); ein Neudruck der 3 ersten Gesänge des Messias' in der ältesten Gestalt durch Muncker (Heilbronn, 1883).

I.

DER MESSIAS.

Erster Gesang.

Sing, unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung, Die der Messias auf Erden in seiner Menschheit vollendet, Und durch die er Adams Geschlecht zu der Liebe der Gottheit, Leidend, getödtet, und verherrlichet, wieder erhöht hat. Also geschah des Ewigen Wille. Vergebens erhub sich Satan gegen den göttlichen Sohn; umsonst stand Juda Gegen ihn auf: er thats, und vollbrachte die grosse Versöhnung. Aber, o That, die allein der Allbarmherzige kennet, Darf aus dunkler Ferne sich auch dir nahen die Dichtkunst? Weihe sie, Geist Schöpfer, vor dem ich hier still anbete, Führe sie mir, als deine Nachahmerin, voller Entzückung, Voll unsterblicher Kraft, in verklärter Schönheit, entgegen. Rüste mit deinem Feuer sie, du, der die Tiefen der Gottheit Schaut, und den Menschen aus Staube gemacht zum Tempel sich heiligt!

Rein sey das Herz! So darf ich, obwohl mit der bebenden Stimme

Eines Sterblichen, doch den Gottversöhner besingen,

Und die furchtbare Bahn, mit verziehnem Straucheln, durchlaufen.

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Menschen, wenn ihr die Hoheit kennt, die ihr damals empfinget, 20 Da der Schöpfer der Welt Versöhner wurde; so höret Meinen Gesang, und ihr vor allen, ihr wenigen Edlen, Theure, herzliche Freunde des liebenswürdigen Mittlers, Ihr mit dem kommenden Weltgerichte vertrauliche Seelen, Hört mich, und singt den ewigen Sohn durch ein göttliches Leben.

Nah an der heiligen Stadt, die sich jetzt durch Blindheit entweihte,

Und die Krone der hohen Erwählung unwissend hinwegwarf,
Sonst die Stadt der Herrlichkeit Gottes, der heiligen Väter
Pflegerin, jetzt ein Altar des Bluts vergossen von Mördern;
Hier wars, wo der Messias von einem Volke sich losriss,
Das zwar jetzt ihn verehrte, doch nicht mit jener Empfindung,
Die untadelhaft bleibt vor dem schauenden Auge der Gottheit.
Jesus verbarg sich diesen Entweihten. Zwar lagen hier Palmen
Vom begleitenden Volk; zwar klang dort ihr lautes Hosanna ;
Aber umsonst. Sie kannten ihn nicht, den König sie nennten, 10
Und, den Gesegneten Gottes zu sehn, war ihr Auge zu dunkel.
Gott kam selbst von dem Himmel herab. Die gewaltige Stimme :
Sieh, ich hab' ihn verklärt, und will ihn von neuem verklären !
War die Verkündigerin der gegenwärtigen Gottheit.
Aber sie waren, Gott zu verstehn, zu niedrige Sünder.
Unterdess nahte sich Jesus dem Vater, der wegen des Volkes,
Dem die Stimme geschah, mit Zorn zu dem Himmel hinaufstieg.
Denn noch Einmal wollte der Sohn des Bundes Entschliessung,
Seine Menschen zu retten, dem Vater feyerlich kund thun.
Gegen die östliche Seite Jerusalems liegt ein Gebirge,
Welches auf seinem Gipfel schon oft den göttlichen Mittler,
Wie in das Heilige Gottes, verbarg, wenn er einsame Nächte
Unter des Vaters Anschaun ernst in Gebeten durchwachte.
Jesus ging nach diesem Gebirg. Der fromme Johannes
Er nur folgt ihm dahin bis an die Gräber der Seher,
Wie sein göttlicher Freund, die Nacht in Gebete zu bleiben.
Und der Mittler erhub sich von dort zu dem Gipfel des Berges.
Da umgab von dem hohen Moria ihn Schimmer der Opfer,
Die den ewigen Vater noch jetzt in Bilde versöhnten.
Ringsum nahmen ihn Palmen ins Kühle. Gelindere Lüfte,
Gleich dem Säuseln der Gegenwart Gottes, umflossen sein Antlitz.
Und der Seraph, der Jesus zum Dienst' auf der Erde gesandt war,
Gabriel nennen die Himmlischen ihn, stand feyrend am Eingang
Zwoer umdufteter Cedern, und dachte dem Heile der Menschen,
Und dem Triumphe der Ewigkeit nach, als jetzt der Erlöser
Seinem Vater entgegen vor ihm in Stillem vorbeyging.

20

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Gabriel wusste, dass nun die Zeit der Erlösung herankam.
Diese Betrachtung entzückt' ihn, er sprach mit leiserer Stimme:
Willst du die Nacht, o Göttlicher, hier in Gebete durchwachen?
Oder verlangt dein ermüdeter Leib nach seiner Erquickung?
Soll ich zu deinem unsterblichen Haupt ein Lager bereiten?
Siehe, schon streckt der Sprössling der Ceder den grünenden Arm

aus,

Und die weiche Staude des Balsams. Am Grabe der Seher
Wächst dort unten ruhiges Moos in der kühlenden Erde.
Soll ich davon, o Göttlicher, dir ein Lager bereiten?
Ach wie bist du, Erlöser, ermüdet! Wie viel erträgst du
Hier auf der Erd', aus inniger Liebe zu Adams Geschlechte!
Gabriel sagts. Der Mittler belohnt ihn mit segnenden Blicken,
Steht voll Ernst auf der Höhe des Bergs am näheren Himmel.
Dort war Gott. Dort betet' er. Unter ihm tönte die Erde,
Und ein wandelndes Jauchzen durchdrang die Pforten des Ab-
grunds,

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Als sie von ihm tief unten die mächtige Stimme vernahmen.
Denn sie war es nicht mehr des Fluches Stimme, die Stimme
Angekündet in Sturm, und in donnerndem Wetter gesprochen,
Welche die Erde vernahm. Sie hörte des Segnenden Rede,
Der mit unsterblicher Schöne sie einst zu verneuen beschlossen. 20
Ringsum lagen die Hügel in lieblicher Abenddämmrung,
Gleich als blühten sie wieder, nach Edens Bilde geschaffen.
Jesus redete. Er, und der Vater durchschauten den Inhalt
Gränzlos; diess nur vermag des Menschen Stimme zu sagen:
Göttlicher Vater, die Tage des Heils, und des ewigen Bundes
Nahen sich mir, die Tage zu grösseren Werken erkohren,
Als die Schöpfung, die du mit deinem Sohne vollbrachtest.
Sie verklären sich mir so schön und herrlich, als damals,
Da wir der Zeiten Reih durchschauten, die Tage der Zukunft,
Durch mein göttliches Schaun bezeichnet, und glänzender sahen. 30
Dir nur ist es bekannt, mit was vor Einmuth wir damals,

Du, mein Vater, und ich, und der Geist die Erlösung beschlos

sen.

In der Stille der Ewigkeit, einsam, und ohne Geschöpfe,
Waren wir bey einander. Voll unsrer göttlichen Liebe,

Sahen wir auf die Menschen, die noch nicht waren, herunter.
Edens selige Kinder, ach unsre Geschöpfe, wie elend
Waren sie, sonst unsterblich, nun Staub, und entstellt von der
Sünde !

Vater, ich sah ihr Elend, du meine Thränen. Da sprachst du :
Lasset der Gottheit Bild in dem Menschen von neuem uns

schaffen !

Also beschlossen wir unser Geheimniss, das Blut der Versöh

nung,

Und die Schöpfung der Menschen verneut zu dem ewigen Bilde!
Hier erkohr ich mich selbst, die göttliche That zu vollenden.
Ewiger Vater, das weisst du, das wissen die Himmel, wie innig
Mich seit diesem Entschluss nach meiner Erniedrung verlangte! 10
Erde, wie oft warst du, in deiner niedrigen Ferne,

Mein erwähltes, geliebteres Augenmerk! Und o Kanan,
Heiliges Land, wie oft hing unverwendet mein Auge

An dem Hügel, den ich von des Bundes Blute schon voll sah!
Und wie bebt mir mein Herz von süssen, wallenden Freuden,
Dass ich so lange schon Mensch bin, dass schon so viele Ge-
rechte

Sich mir sammeln, und nun bald alle Geschlechte der Menschen
Mir sich heiligen werden! Hier lieg' ich, göttlicher Vater,
Noch nach deinem Bilde geschmückt mit den Zügen der Mensch-
heit,

Betend vor dir: bald aber, ach bald wird dein tödtend Gericht mich 20
Blutig entstellen, und unter den Staub der Todten begraben.
Schon, o Richter der Welt, schon hör' ich fern dich, und einsam
Kommen, und unerbittlich in deinen Himmeln dahergehn.
Schon durchdringt mich ein Schauer dem ganzen Geisterge-

schlechte

Unempfindbar, und wenn du sie auch mit dem Zorne der Gottheit Tödtetest, unempfindbar! Ich seh den nächtlichen Garten Schon vor mir liegen, sinke vor dir in niedrigen Staub hin, Lieg', und bet', und winde mich, Vater, in Todesschweisse. Siehe, da bin ich, mein Vater. Ich will des Allmächtigen Zürnen, Deine Gerichte will ich mit tiefem Gehorsam ertragen.

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