Des Zweifels finstre Wetter zogen Ich sah des Ruhmes heil'ge Kränze Und immer stiller ward's und immer Kaum warf noch einen bleichen Schimmer Die Hoffnung auf den finstern Weg. Von all dem rauschenden Geleite, Wer harrte liebend bey mir aus? Wer steht mir tröstend noch zur Seite, Und du, die gern sich mit ihr gattet, Die langsam schafft, doch nie zerstört, 7. DER TAUCHER. Ballade. Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp, Zu tauchen in diesen Schlund? Einen goldnen Becher werf ich hinab, Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund. Wer mir den Becher kann wieder zeigen, Der König sprach és, und wirft von der Höh Hinaus hängt in die unendliche See, Und die Ritter, die Knappen um ihn her, Sehen hinab in das wilde Meer, Und keiner den Becher gewinnen will. Und der König zum drittenmal wieder fraget: Ist keiner, der sich hinunterwaget? Doch alles noch stumm bleibt wie zuvor, Und ein Edelknecht, sanft und keck, 10 Tritt aus der Knappen zagendem Chor, Und den Gürtel wirft er, den Mantel weg, Auf den herrlichen Jüngling verwundert schauen. 20 Und wie er tritt an des Felsen Hang, Und blickt in den Schlund hinab, Und wie mit des fernen Donners Getose Entstürzen sie schäumend dem finstern Schoose. Und es wallet und siedet und brauset und zischt, Doch endlich, da legt sich die wilde Gewalt, 30 Grundlos als giengs in den Höllenraum, Und reissend sieht man die brandenden Wogen Jetzt schnell, eh die Brandung zurückekehrt, Und-ein Schrey des Entsetzens wird rings gehört, Und stille wirds über dem Wasserschlund, Und bebend hört man von Mund zu Mund: Und hohler und hohler hört mans heulen, Und es harrt noch mit bangem, mit schrecklichem Weilen. Wohl manches Fahrzeug, vom Strudel gefasst, Doch zerschmettert nur rangen sich Kiel und Mast, Und heller und heller wie Sturmes Sausen Hört mans näher und immer näher brausen. Und es wallet und siedet und brauset und zischt, Bis zum Himmel sprützet der dampfende Gischt, Und wie mit des fernen Donners Getose Entstürzt es brüllend dem finstern Schoose. Und sieh! aus dem finstern flutenden Schooss, Da hebet sichs schwanenweiss, 10 20 30 Und ein Arm und ein glänzender Nacken wird bloss Schwingt er den Becher mit freudigem Winken. Und athmete lang und athmete tief, Er lebt! Er ist da! Es behielt ihn nicht. Aus dem Grab, aus der strudelnden Wasserhöhle Hat der Brave gerettet die lebende Seele. Und er kommt, es umringt ihn die jubelnde Schaar, Den Becher reicht er ihm knieend dar, Und der König der lieblichen Tochter winkt, Die füllt ihn mit funkelndem Wein bis zum Rande, Lang lebe der König! Es freue sich, Da unten aber ists fürchterlich, Und der Mensch versuche die Götter nicht, Und begehre nimmer und nimmer zu schauen Es riss mich hinunter Blitzesschnell, Da stürzt mir aus felsigtem Schacht, Mich pakte des Doppelstroms wüthende Macht, Da zeigte mir Gott, zu dem ich rief, In der höchsten schrecklichen Noth, Aus der Tiefe ragend ein Felsenrif, Das erfasst' ich behend und entrann dem Tod, Und da hieng auch der Becher an spitzen Korallen, Sonst wär er ins Bodenlose gefallen. Denn unter mir lags noch, Bergetief, ΤΟ 20 30 In purpurner Finsterniss da, Und obs hier dem Ohre gleich ewig schlief, Das Auge mit Schaudern hinunter sah, Wies von Salamandern und Molchen und Drachen Schwarz wimmelten da, in grausem Gemisch Und dräuend wies mir die grimmigen Zähne Und da hieng ich und war mirs mit Grausen bewusst, Von der menschlichen Hülfe so weit. Unter Larven die einzige fühlende Brust, Allein in der grässlichen Einsamkeit, Tief unter dem Schall der menschlichen Rede Bey den Ungeheuern der traurigen Oede. Und schaudernd dacht ichs, da krochs heran, Regte hundert Gelenke zugleich, Will schnappen nach mir, in des Schreckens Wahn Der König darob sich verwundert schier, Und spricht: Der Becher ist dein, Und diesen Ring noch bestimm ich dir, Geschmückt mit dem köstlichsten Edelgestein, Das hörte die Tochter mit weichem Gefühl, Und könnt ihr des Herzens Gelüsten nicht zähmen, |