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Und unter zerstümmelten Aesern

Meiner Streitgenossen wieder.

An mir sprang der Stahlkolben des Riesen.
Des Henkers Faust lahmte an mir;

Des Tiegers Zahn stumpfte an mir;
Kein hungriger Löwe zerriss mich im Cirkus.
Ich lagerte mich zu giftigen Schlangen;
Ich zwickte des Drachen blutrothen Kamm;
Doch die Schlange stach, und mordete nicht!
Mich quälte der Drach, und mordete nicht!

Da sprach ich Hohn dem Tyrannen,
Sprach zu Nero: Du bist ein Bluthund!
Sprach zu Christiern: Du bist ein Bluthund!
Sprach zu Mulei Ismael: Bist ein Bluthund!
Doch die Tyrannen ersannen

Grausame Qualen, und würgten mich nicht.

Ha! nicht sterben können! nicht sterben können!

Nicht ruhen können nach des Leibes Mühn!

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Den Staubleib tragen! mit seiner Todtenfarbe

Und seinem Siechthum! seinem Gräbergeruch !

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Sehen müssen durch Jahrtausende

Das gähnende Ungeheuer Einerlei!

Und die geile, hungrige Zeit,

Immer Kinder gebärend, immer Kinder verschlingend!
Ha! nicht sterben können! nicht sterben können!

Schrecklicher Zürner im Himmel,

Hast du in deinem Rüsthause

Noch ein schrecklicheres Gericht?

Ha! so lass es niederdonnern auf mich !

Mich wälz' ein Wettersturm

Von Karmels Rücken hinunter,

Dass ich an seinem Fusse

Ausgestreckt lieg'

Und keuch'-und zuck' und sterbe!-'

Und Ahasveros sank. Ihm klang's im Ohr;

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Nacht deckte seine borst'gen Augenwimper.
Ein Engel trug ihn wieder ins Geklüft,
'Da schlaf nun,' sprach der Engel, 'Ahasver,
Schlaf süssen Schlaf; Gott zürnt nicht ewig!
Wenn du erwachst, so ist Er da,

Dess Blut auf Golgatha du fliessen sahst;
Und der auch dir verzeiht.'

2.

KAPLIED.

Auf, auf! ihr Brüder und seyd stark,

Der Abschiedstag ist da ! Schwer liegt er auf der Seele, schwer!

Wir sollen über Land und Meer

Ins heisse Afrika.

Ein dichter Kreis von Lieben

steht,

Ihr Brüder, um uns her; Uns knüpft so manches theure Band

An unser deutsches Vaterland,

Drum fällt der Abschied schwer.

Dem bieten graue Eltern noch

Zum letztenmal die Hand; Den kosen Bruder, Schwester, Freund;

Und alles schweigt, und alles weint,

Todtblass von uns gewandt.

Und wie ein Geist schlingt um

den Hals

Das Liebchen sich herum:

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Für deine Pflege, Speis' und Trank,

Du liebes Vaterland!

Wenn dann die Meereswoge sich

An unsern Schiffen bricht, So segeln wir gelassen fort; Denn Gott ist hier und Gott ist dort,

Und der verlässt uns nicht!

Und ha, wenn sich der Tafelberg

Aus blauen Düften hebt;

So strecken wir empor die Hand,

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Und jauchzen: Land! ihr Brüder, Land!

Dass unser Schiff erbebt.

Und wenn Soldat und Offizier

Gesund ans Ufer springt,

Dann jubeln wir, ihr Brüder, ha!

Nun sind wir ja in Afrika.

Und alles dankt und singt.

Wir leben drauf in fernem
Land

Als Deutsche brav und gut. Und sagen soll man, weit und breit,

Die Deutschen sind doch brave 10 Leut',

Sie haben Geist und Muth. Und trinken auf dem Hoffnungskap

Wir seinen Götterwein ;
So denken wir von Sehnsucht
weich,

Ihr fernen Freunde, dann an
Euch;

Und Thränen fliessen drein.

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LUDEWIG HEINRICH CHRISTOPH HÖLTY.

[Scherer D. 507, E. II. 120.]

Geboren 1748 zu Mariensee bei Hannover, studierte Theologie in Göttingen, starb schon 1776 an der Schwindsucht. Er war Dichter des Göttinger Hainbunds zu dem Voss, Bürger, Miller, die beiden Stolberg, Boie u. a. gehörten. Seine Gedichte wurden 1782 zum ersten Male gesammelt. Herausgegeben von Halm (Leipzig 1869).

I.

VERMÄCHTNISS.

Ihr Freunde, hänget, wann ich gestorben bin,
Die kleine Harfe hinter dem Altar auf,

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Wo an der Wand die Todtenkränze

Manches verstorbenen Mädchens schimmern.

Der Küster zeigt dann freundlich dem Reisenden
Die kleine Harfe, rauscht mit dem rothen Band,
Das, an der Harfe festgeschlungen,
Unter den goldenen Saiten flattert.

2.

AUFMUNTERUNG ZUR FREUDE.

Wer wollte sich mit Grillen plagen,
Solang' uns Lenz und Jugend blühn?
Wer wollt' in seinen Blütentagen

Die Stirn in düstre Falten ziehn?

Die Freude winkt auf allen Wegen,
Die durch dies Pilgerleben gehn;
Sie bringt uns selbst den Kranz entgegen,
Wenn wir am Scheidewege stehn.

Noch rinnt und rauscht die Wiesenquelle,
Noch ist die Laube kühl und grün,
Noch scheint der liebe Mond so helle,
Wie er durch Adam's Bäume schien.

Nocht macht der Saft der Purpurtraube,
Des Menschen krankes Herz gesund,
Noch schmecket in der Abendlaube

Der Kuss auf einen rothen Mund.
Noch tönt der Busch voll Nachtigallen
Dem Jüngling süsse Fühlung zu,
Noch strömt, wenn ihre Lieder schallen,
Selbst in zerrissne Seelen Ruh.

O wunderschön ist Gottes Erde

Und werth darauf vergnügt zu sein; Drum will ich, bis ich Asche werde,

Mich dieser schönen Erde freun!

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DIE GRAFEN ZU STOLberg,

FRIEDRICH LEOPOLD UND CHRISTIAN.

[Scherer D. 507, E. II. 120.]

Christian war zu Hamburg 1748, Friedrich 1750 im Holstein'schen geboren. Sie studierten zusammen in Göttingen. Sie gaben ihre Werke gemeinschaftlich heraus. Der jüngere, der Übersetzer der Ilias, des Äschylus und des Ossian war der bedeutendere. Er trat 1800 zur römischen Kirche über und zerfiel mit seinen Freunden. Christian starb 1821, Friedrich 1819. Ihre 'Gesammelten Werke' erschienen in 20 Bänden. (Hamburg, 1820 ff.).

F. L. VON STOLBERG.

I.

DIE FREIHEIT.

An Hahn.

Freiheit! Der Höfling kennt den Gedanken nicht,
Der Sklave! Ketten rasseln ihm Silberton,

Gebeugt das Knie, gebeugt die Seele,

Reicht er dem Joch den erschlafften Nacken!

Uns, uns ein hoher, seelenverklärender
Gedanke! Freiheit! Freiheit! wir fühlen dich,
Du Wort, du Kraft, du Lohn von Gott uns!
O! wo noch voller in's Herz der Helden

Dein Nektar strömte, Jener, an deren Grab
Nachwelten staunen, ström' und entflamm' auch uns!
Denn sieh', in deutscher Sklaven Händen

Rostet der Stahl, ist entnervt die Harfe!

Nur Freiheits-Harf' ist Harfe des Vaterlands !
Wer Freiheits-Harfe schlägt, ist wie Nachtorkan
Vor Donnerwettern! Donn're, Schlachtruf!

Schwerter, fliegt auf, dem Gesandten Gottes!

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