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Die in Verborgnem über die Thaten der Könige herrschen,
Wenn sie damit triumphirend, als ihrer Schöpfung, sich aufblähn.
Dann die Hüter der Tugendhaften, der wenigen Edlen,
Die in seiner Entfernung den denkenden Weisen begleiten,
Wenn er das Menschengewebe der Erdeseligkeit fliehet,
Und die Bücher der ewigen Zukunft betend eröffnet.
Auch sind sie oft insgeheim bey einer Versammlung zugegen,
Wo der feurige Christ die Herabkunft Gottes empfindet,
Wenn ein brüderlich Volk, durch das Blut des Bundes geheiligt,
Vor dem Versöhner der Menschen in Jubellieder sich ausgiesst. 10
Wenn die Seelen entschlafner Christen ihr todtes Antlitz,
Und den Schweiss, und die traurigen Züge des siegenden Todes,
Und die bezwungne Natur auf ihrem Leichnam erblicken;
So empfangen sie diese Gefährten mit tröstendem Anblick :
Lieber, wir wollen dereinst die Trümmern alle versammeln!
Eben diese Wohnung der Sterblichkeit, diese Gebeine,
Welche die Hand des gewaltigen Todes so traurig entstellt hat,
Soll mit dem Morgen des Richters zur neuen Schöpfung erwachen.
Kommt, zukünftige Bürger des Himmels, helleres Anschaun,
Siehe, der Erste der Ueberwinder erwartet euch, Seelen!

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Auch die Seelen, die zarten, nur sprossenden Leibern entflohen, Sammelten sich um den Seraph herum. Sie flohen noch sprachlos, Mit der Kindheit zärtlichem Weinen. Ihr schüchternes Auge Hatte kaum staunend erblickt der Erde kleine Gefilde; Darum durften sie sich auf der Welten furchtbaren Schauplatz, Noch ungebildet, so bald hervorzutreten nicht wagen. Ihre Beschützer geleiten sie zu sich, und lehren sie reizend, Unter beseelender Harfen Klang', in lieblichen Liedern :

Wie, und woher sie entstanden; wie gross die menschliche Seele Von dem vollkommensten Geiste gemacht sey; wie jugendlich 30 heiter

Sonnen und Monde nach ihrer Geburt zu dem Schöpfer gekommen.
Euch erwarten vollendete Väter! Herrliches Anschaun
Eures Erbarmers erwartet euch dort am ewigen Throne!
Also lehren sie diese der Weisheit würdigen Schüler,
Jener erhabneren Weisheit, nach deren flüchtigem Schatten,
Durch ihr Glänzen geblendet, die irren Sterblichen eilen.

Jetzo hatten sie alle die schimmernden Lauben verlassen,
Und sich zu ihren Vertrauten, der Erde Hütern, versammelt.
Gabriel that jetzo der ganzen Geisterversammlung

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Alles das kund, was Gott ihm befahl vom Messias zu sagen.
Diese blieb, wie entzückt, um den hohen göttlichen Lehrer,
Senkte froh die Gedanken in tiefe Betrachtungen nieder.
Aber ein liebenswürdiges Paar, zwo befreundete Seelen,
Benjamin und Jedidda umarmten einander, und sprachen:
Ist das nicht, o Jedidda, der holde vertrauliche Lehrer?
Ists nicht Jesus, von welchem der Seraph es alles erzählte?
Ach ich weiss es noch wohl, wie er uns inbrünstig umarmte,
Wie er uns an die klopfende Brust mit Zärtlichkeit drückte.
Eine getreue Zähre der Huld, die seh' ich noch immer,
Netzte sein Antlitz, ich küsste sie auf, die seh' ich noch immer!
Benjamin, und da sagt' er zu unsern umstehenden Müttern:
Werdet wie Kinder, sonst könnt ihr das Reich des Vaters nicht erben.
Ja, so sagt' er, Jedidda. Und der ist unser Erlöser;
Durch den sind wir so selig! Umarme deinen Geliebten !
Also besprachen sie sich mit Zärtlichkeit unter einander.

Gabriel aber erhub sich zur neuen Bothschaft. Der Feyer
Festlicher Glanz floss über den Fuss des Unsterblichen nieder.
Also sehen der Erde Tag die Bewohner des Mondes,
Ihren Nächten zu leuchten, in stiller thauender Wolke,
Auf die Gipfel ihrer Gebirge herunterwallen.

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Also geschmückt stand Gabriel auf, und, unter dem Nachruf
Jauchzender Engel und Seelen, betrat er den freyeren Luftkreis.
Rauschend, wie Pfeile vom silbernen Bogen, zum Siege beflügelt,
Flieget er neben Gestirnen vorbey, und eilt zu der Sonne.
Und schon sinket er schwebend auf ihren Tempel herunter.
Auf der Zinne des Tempels fand er die Seelen der Väter,
Die unverwandt den suchenden Blick mit den Strahlen vereinten,
Welche den weckenden Tag in die Thäler Kanaans sandten.
Unter den Vätern war einer von hohen denkendem Ansehn,
Adam, der Sohn der erwachenden Erd', und der Bildungen Gottes.
Gabriel, er, und der Sonne Beherrscher erwarteten sehnend,
Unter Gesprächen vom Heil der Menschen, des Oelbergs Anblick.

2.

DIE BEYDEN MUSEN.

Ich sah, o sagt mir, sah ich, was jetzt geschieht?
Erblickt' ich Zukunft? mit der britannischen

Sah ich in Streitlauf Deutschlands Muse

Heiss zu den krönenden Zielen fliegen.

Zwey Ziele gränzten, wo sich der Blick verlor,
Dort an die Laufbahn. Dieses beschattete
Des Haines Eiche, jenes weitre

Wehende Palmen im Abendschimmer.

Gewohnt des Streitlaufs, trat die von Albion
Stolz in die Schranken, so wie sie kam, da sie
Einst mit der Mäonid', und jener

Vom Kapitol in den heissen Sand trat.

Sie sah die junge bebende Streiterin ;
Doch diese bebte männlich, und glühende
Siegswerthe Röthen überströmten

Flammend die Wang', und ihr wehend Haar flog.
Schon hielt sie mühsam in der empörten Brust
Den engen Athem; hing schon hervorgebeugt
Dem Ziele zu; schon klang des Herolds

Silberton ihr und ihr trunkner Blick schwamm.

Stolz auf die Kühne, stolzer auf sich, bemass
Die hohe Brittin, aber mit edlem Blick,
Thuiskons Tochter: Ja bey Barden

Wuchs ich mit dir in dem Eichenhain auf;
Allein ich glaubte, dass du gestorben wärst!
Verzeih, o Muse, wenn du unsterblich bist,
Verzeih, dass ichs erst jetzo lerne ;

Aber am Ziele nur will ichs lernen!

Dort steht es! Doch siehst du das weitere,
Und seine Kron' auch? diesen gehaltnen Muth,
Diess stolze Schweigen, diesen Blick, der
Feurig zur Erde sich senkt die kenn' ich!

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Doch eh der Herold dir zu gefahrvoll tönt,

Sinn's nach noch Einmal, Bin es nicht ich, die schon
Mit der an Thermopyl gestritten?

Und mit der hohen der sieben Hügel?

Sie sprachs. Der grosse, richtende Augenblick
Kam mit dem Herold näher. Ich liebe dich !
Sprach schnell mit Flammenblick Teutona,
Brittin, ich liebe dich mit Bewundrung!
Doch dich nicht heisser, als die Unsterblichkeit,
Und jene Palmen! rühre, dein Genius
Gebeut ers, sie vor mir, doch fass' ich,

Wenn du sie fassest, dann gleich die Kron' auch.

Und o! wie beb' ich! o ihr Unsterblichen !

Vielleicht erreich' ich früher das hohe Ziel!
Dann mag, o dann an meine leichte

Fliegende Locke, dein Athem hauchen!

Der Herold klang! Sie flogen mit Adlereil.
Die weite Laufbahn stäubte, wie Wolken, auf.

Ich sah: Vorbey der Eiche wehte

Dunkler der Staub, und mein Blick verlor sie!

2.

AN FANNY.

Wenn einst ich todt bin, wenn mein Gebein zu Staub

Ist eingesunken, wenn du, mein Auge, nun

Lang' über meines Lebens Schicksal,

Brechend im Tode, nun ausgeweint hast,

Und stillanbetend da, wo die Zukunft ist,

Nicht mehr hinauf blickst, wenn mein ersungner Ruhm,
Die Frucht von meiner Jünglingsthräne,

Und von der Liebe zu dir, Messias!

Nun auch verweht ist, oder von wenigen
In jene Welt hinüber gerettet ward:
Wenn du alsdann auch, meine Fanny,

Lange schon todt bist, und deines Auges

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Stillheitres Lächeln, und sein beseelter Blick
Auch ist verloschen, wenn du, vom Volke nicht
Bemerket, deines ganzen Lebens

Edlere Thaten nunmehr gethan hast,

Des Nachruhms werther, als ein unsterblich Lied,
Ach wenn du dann auch einen beglückteren
Als mich geliebt hast, lass den Stolz mir,
Einen Beglückteren, doch nicht edlern ! .

Dann wird ein Tag seyn, den werd ich auferstehn!
Dann wird ein Tag seyn, den wirst du auferstehn!
Dann trennt kein Schicksal mehr die Seelen;
Die du einander, Natur, bestimmtest.

Dann wägt, die Wagschaal in der gehobnen Hand
Gott Glück und Tugend gegen einander gleich;
Was in der Dinge Lauf jetzt misklingt,

Tönet in ewigen Harmonieen!

Wenn dann du dastehst, jugendlich auferweckt,
Dann eil' ich zu dir! säume nicht, bis mich erst
Ein Seraph bey der Rechten fasse,

Und mich, Unsterbliche, zu dir führe.

Dann soll dein Bruder, zärtlich von mir umarmt,
Zu dir auch eilen! dann will ich thränenvoll,
Voll froher Thränen jenes Lebens,

Neben dir stehn, dich mit Namen nennen,

Und dich umarmen!

Gehörst du ganz uns.

Dann, o Unsterblichkeit,

Kommt, die das Lied nicht singt,

Kommt, unaussprechlich süsse Freuden!

So unaussprechlich, als jetzt mein Schmerz ist.

Rinn unterdess, o Leben. Sie kommt gewiss
Die Stunde, die uns nach der Cypresse ruft!
Ihr andern, seyd der schwermuthsvollen
Liebe geweiht! und umwölkt und dunkel!

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