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gen war. Da wir wieder zu uns selber kamen, rang Lorenzo mit dem Tode, Mönch und Erscheinung waren verschwunden. Ten Ritter brachte man unter schrecklichen Zuckungen zu Bette; niemand als der Geistliche war um den Sterbenden, und der jammervolle Greis, der ihm, wenige Wochen nachher, im Tode folgte. Seine Geftåndniffe liegen in der Brust des Pa= ters versenkt, der seine lezte Beicht höríe, und kein lebendiger Mensch hat sie erfahren. Nicht lange nach dieser Begebenheit geschah es, daß man einen Brunnen auszuräumen hatte, der im Hinterhofe des Landhauses unter wildem Gefträuche verfteckt, und viele Jahre lang verschüttet war; da man den Schutt durch einander störte, entdeckte man ein Todtengerippe. Das Haus, wo sich dieses zutrug, steht nicht mehr; die Fa= milie del M**nte ist erloschen, und in einem Kloster, ohnweit Salerno, zeigt man Ihnen Antoniens Grab.

Schiller.

Satyrische und Humoristische Aufsätze.

Kleider machen Leute.

In diesen drei Worten liegt eine unerschöpfliche Weisheit verborgen. Sie sind der Schlüffel zu den erstaunlichen Bege= benheiten des menschlichen Lebens, welche so Vielen, und den Philosophen am meisten, unbegreiflich vorkommen. Sie sind das wahre, das einzige Mittel, alle diejenigen Glückseligkeiten zu erlangen, um welche sich ein großer Theil der Menschen vergebens bemühet. Thoren sind es, welche sich und Andern weiß machen, daß nur die wahren Verdienste, die Liebe zum Vaterlande, die Redlichkeit, daß nur die Tugend glückselig, und uns zu wahrhaftig großen und berühmten Leuten macht. Wie unverantwortlich und grausam sind unsere Moralisten zeither mit uns umgegangen! Was brauchen wir alle die ångftlichen Bemühungen! Kleider, glückselige Erfindung! — nur Kleider machen das, was Tugend und Verdienste, Redlichkeit und Liebe zum Vaterlande vergebens unternehmen. Nunmehr ist mir Nichts so lächerlich, als ein ehrlicher Mann in einem schlechten Aufzuge; und das ist mir ganz unertråglic), wenn ein solcher Mann darum, weil er ehrlich ist, angesehen und

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bewundert zu seyn verlangt. Wie lange muß er sich durch Hun= ger und Verachtung hindurch winden, ehe er es nur so weit bringt, daß er von Leuten, welche ihre Kleider vorzüglich machen, einigermaaßen gelitten wird! Eine ängstliche Bemü= hung, seinen Pflichten Genüge zu thun, bringt in dreißig Jahren zu der Hochachtung nicht, zu welcher er durch ein prächtiges Kleid in vier und zwanzig Stunden gelangen kann. Man stelle sich einen solchen Mann vor, welcher mit seinen altvåterischen Tugenden und einförmiger Kleidung sich in eine Gesellschaft von vornehmen Kleidern zum erstenmale wagt. Er muß sehr glücklich seyn, wenn ihm der Thürfteher nicht den erften Schritt ins Haus verwehrt. Drångt er sich auch bis in das Vorzimmer, so hat er sich noch durch eine Menge von Bedienten hindurchzuarbeiten, wovon ihn die meisten lächerlich fin= den, viele gleichgültig ansehen, und die billigsten gar nicht merken. Er verlangt Sr. Crcellenz aufzuwarten. Ein Lakei weist ihu an den andern, und keiner meldet ihn av. Er steht beschämt am Kamine, und steht Allen im Wege. Er sieht endlich den Kammerdiener. Er bittet gehorsamst, ihm die hohe Gnade zu verschaffen, daß er Seiner Ercellenz seine ganz unterthänigste Aufwartung machen dürfe. — « Komme der Herr morgen wieder! es ist heute Gesellschaft im 3immer.»-« Aber wåre es nicht möglich? › Kurz, nein! Seine Ercellenz håtten Viel zu thun, wenn sie jede Bettelvisite annehmen wollten; der Herr kann morgen wiederkommen. »Da steht der tugendhafte, der ehrliche, der gelehrte Mann von großen Verdiensten, welcher sich redlich und mühsam nåhrt, seinem Fürsten treu dient, hundert Leute durch seinen guten Rath glücklich gemacht hat, mit ångftlicher Sorgfalt die Rechte der gedrückten Wittwen und Waisen schüßt, Niemanden um das einige bringt; da fteht der rechtschaffenfte Patriote. Sein schlechter Anzug drückt alle Verdienste nieder. Er schleicht sich beschämt zur Thüre,

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um sich der Verachtung des Vorzimmers zu entziehen. Man stößt ihn mit Gewalt von derselben weg, man reißt beide Flügel mit einer ehrfurchtsvollen Beschäftigung auf, alle Be= diente kommen in Bewegung, alle richten sich in eine demůthige Stellung, der Kammerdiener fliegt in das 3immer fei= nes Herrn; es wird Lårm darin, man wirft die Karten hin. Seine Excellenz eilen entgegen, und Wem? einem vergoldeten Narren, welcher die Treppe herauf gefaselt tömmt, und den Schweiß seines betrogenen Gläubigers auf der Weste trågt. Sein Kopf, so leer er ist, wird bewundert, weil er gut frisirt ift; sein Geschmack besteht in der Kunst, sich artig zu bücken. Håtte er Verstand, so würde er alle sechzehn Ahnen beschåmen, und nur aus kindlicher Hochachtung gegen seine Vorfahren hat er sich in Acht genommen, verständiger zu werden, als sie ge= wesen sind. Sein Herz ist boshaft, so Biel ihm seine Dumm= heit zuläßt. Er hat das Geringste nicht gelernt, womit er dem Vaterlande, oder sich selbst dienen könnte; und womit er Jemanden dicut, das find leere Gnadenversicherungen. Er borgt, er betrügt; er füßt, er pfeift, er lacht, spielt gern und unglücklich; und Seine Excellenz freuen sich mit offenen Armen über die Ehre seines Zuspruchs. Nun ist unser redlicher Mann ganz vergeffen, und es ist ein Glück für ihn, daß er noch ohne Schaden aus dem ehrfurchtsvollen Gedränge entrinnen, und die Treppe hinunter kommen können. Es geschieht ihm recht. Der Thor! Warum hat er nicht beffere Kleider, und geringere Verdienste ? Rabener.

Über den Nuzen und die Tare der Stockschlåge, Ohrfeigen, Hiebe, bei verschiedenen Völkern.

In Otaheite, sagt Hr. v. Bougainville, kömmt der Chirur= gus, wenn er einem Patienten zur Ader laffen will, mit einem

etwas scharf geschnittenen Prügel, haut ihn sanft über den Kopf, und wenn das Blut genug geronnen hat, verbindet er die Wunde und wäscht sie Tages darauf mit frischem Waffer aus, und der Kranke wird, vermuthlich weil alles so nahe am Siz der Seele vorgegangen ist, gemeiniglich gefund.

Auf den Philippinischen Inseln hat man ein untrügliches Mittel wider die Kolik und das Kopfweh. Man prügelt und peitscht den Patienten derb durch, reibt die Wunden mit Salzwaffer und läßt ihm alsdann zur Ader.

Bei verschiedenen Völkern bringt man ftrangulirte und ertrunkene Personen dadurch wieder zum Leben, daß man ihnen Hiebe auf die Fußsohlen oder auf die Backen der zweyten Art gibt.

Wenn jemanden ein Knochen im Halse steckt, oder wenn ein Lungengeschwür da ist, oder jemanden der Mund aufgesperrt fteht; so hat man gefunden, daß die Natur gemeiniglich nur einen fräftigen Hieb auf den Rücken oder hinter die Ohren verlangt, und alsdann Satisfaktion hat.

Bei Narren helfen die Stockschläge oft mehr als alle andere Mittel; durch sie wird die Seele erweckt, sich wieder an diejenige Welt anzuschließen, aus der die Prügel kommen. So wollen manche unrichtige Taschenuhren nur haben, daß man sic schüttelt. Mit den Thoren und Gecken ist es anders, die kann wie Salomon sagt, im Mörser stampfen, und sie bleiben immer ganz.

man,

So viel von dem Stock als materia medica betrachtet. In der Moral ist sein Nußen, verbunden mit der verwandten Ruthe und der Ohrfeige, fast unübersehbar.

Auf den englischen Philanthropinen erstreckt sich die Philanthropie nur auf die Köpfe. Wer den Menschen von der an= dern Seite ansicht, sollte sie für Misanthropine halten. Ich kann hierbei meinen Lesern unmöglich ein Sinngedicht vorent

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