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welche unter andern auch zu Saiten verarbeitet werden, und insonderheit seine Wolle und die Haut werden auf mannigfaltige Weise benut.

Die Ziege.

Auch die Ziege ist seit undenklichen Zeiten ein Hausthier, welches sich nach und nach über alle die Lånder verbreitet hat, in welchen man jezt Schafe zieht. Die Abstammung ist gleichfalls nicht mit Gewißheit zu bestimmen. Einige Raturforscher glauben, daß die zahme Ziege von der Bezoarziege her= stamme, welche auch wilde 3iege heißt, und das Gebirge Caucasus, Taurus, Persien und Indien bewohnt. Dieses Thier kommt an Größe den gewöhnlichen Ziegen bei, hat ähnliche Hörner, ein rothbraunes Fell mit einem schwarzen Rücken= streifen, und in seinem Magen findet man öfters eine stein= harte Materie, welche unter dem Namen Bezoar im Mor= genlande aus Vorurtheil sehr geschäzt wird. Nach Andern foll dagegen der Steinbock der Stammvater unserer zahmen Ziege feyn. Für beide Meinungen find Gründe vorhanden.

Die Größe der Ziege ist sehr verschieden; eben so trifft man sie von mehrerlei Farben an; doch sind die meisten weiß. Die hohlen, runzligen Hörner biegen sich gegen das Ende hin auswårts, und werden bei dem Bocke oft sehr groß. Der Bart gibt diesem Thiere ein besonderes Ansehen. Das verschiedene Klima und andere Umstände haben auch bei diesem Hausthiere mannigfaltige Spielarten erzeugt. Unter allen zeichnet sich die angorische oder Kåmmelziege durch ihr filberweißes, 8 bis 9 3oll langes, gelocktes, seidenhaftes und glänzendes Haar aus, welches mit großer Sorgfalt abgefåmmt und unter dem Namen Kameel- oder eigentlich Kåmmelgarn zu den feinsten Kammlotten verarbeitet wird. Nur allein die Gegend um An

gora und Kleinasien erzeugt diese kostbaren Ziegen. Eine andere Art dieser Thiere, welche Mamberziege heißt, wohnt in Syrien, und ist insonderheit ihrer 1 bis 2 Fuß langen Ohren wegen merkwürdig.

Die Ziege kommt zwar in den Sitten und der Lebensart sehr mit dem Schafe überein; indeß hat sie auch viel Unter= scheidendes. Sie ist schlauer als das Schaf, lebhafter und mu= thiger, und zeigt eine besondere Laune und viel Muthwillen. Der Bock zeichnet sich insonderheit durch seine poffierlichen Sprünge und Geberden aus. Zur Vertheidigung bedient er sich seiner Hörner mit Nachdruck. Die Nahrung dieser Thiere be= fteht zwar auch in allerlei Kråutern; allein sie sind leckerer, und wählen weit mehr, als die Schafe; daher weiden sie auch nicht gerne auf einem Flede fort, sondern koften hie und da.

In angebaueten Låndern hålt man nur einzelne 3iegen und keine Heerden, weil sie schwer in Ordnung zu halten sind, und großen Schaden an Pflanzungen thun, wenn sie ausgetrieben werden. Das Weibchen wirft 21 Wochen nach der Begattung, die am Ende des Septemberẻ øder im Oktober erfolgt, 1 bis 2, oft 3, aber selten 4 Junge. Man hålt diese Thiere mehren= theils um der Milch willen. Ihr Fleisch schmeckt fast wie Schöpfenfleisch; ihr Talg ist eben so gut zu gebrauchen, und die Haut, besonders von dem Bock, wird zu Korduan, Saffian und anderen Ledersorten, so wie zu Pergament benugt. Die langen Haare dienen zu Strümpfen und geringen Beuchen.

Das Rind.

Unser gemeines Rind oder Rindvich, wovon das månnliche Stier, das weibliche Kuh genannt wird, stammt ohne Zweifel von derjenigen Gattung her, welche unter dem Namen Auer-Ochs noch jezt in mehrern Låndern wild angetroffen

wird. Der Name Rind bezeichnet aber bei den Naturforschern ein ganzes Geschlecht von Thieren, welches aus wenigstens fieben Gattungen besteht.

Der wilde Stammvater unferes zahmen Rindviches wohnte chemals, als noch ungeheure Waldungen und Sümpfe Deutschland bedeckten, auf dem Harze, in Thüringen und andern Ge= genden häufig; jezt findet man ihn nur noch in den großen sump= figen und dicken Wåldern Polens und Sibiriens. Manche wiegen an 2000 Pfund, und sowohl der Stier, als die Kuh übertreffen die gemeinen zahmen Rinder an Größe, Stärke und Kühnheit. Die Hörner find fichelförmig, groß und schwarz; das Haar ist schwarzfahl; im Genick, an der Bruft und auf den Schultern sehr lang. Schon der zahme Stier besißt in sei= nem Kopfe und Halfe eine furchtbare Stårke; allein diese reicht bei weitem nicht an die Kraft des Aucrochsen. Dieser wirft den stärksten Båren mit seinen Hörnern hoch in die Luft, fångt ihn wieder auf und spielt mit ihm, wie mit einem Balle, biz er zerquetscht ist. Der Blick dieses Thieres ist lauter Grimm und Wuth, und fein Naturell tückisch und bösartig. Im Sommer sind Gras und Kråuter, im Winter Baumrinden und junge 3weige die Nahrung des Aucrochsen.

Seit den frühesten Zeiten hat man dieses furchtbare Thier zu zähmen gesucht; denn in den åltesten Schriften der Bibel finden wir Rinder als einen Theil des Reichthums der morgen= låndifchen Nomaden oder Hirtenvålker crwähnt. Jezt ist das Rindvieh fast über den ganzen Erdboden verbreitet, und wird seiner Nugbarkeit wegen in den heißesten, wie in den kåltesten Ländern gehalten. Verschiedene Nahrung, Behandlung und Landesbeschaffenheit haben auch bei diesem Hausthiere nach und nach Verschiedenheiten in der Größe, Farbe und Gestalt her= vorgebracht. Unter den europäischen Raffen möchte die fries= ländische die vorzüglichste seyn. Rinder dieser Art find groß,

furzbeinig und braunroth. Die schweizerische Raffe kommt jener gleich; nur daß sie meist schwarz ist. Auch das dänische und polnische Rindvich gehört zu dem vorzüglichsten.

Der Stier zeigt noch immer deutliche Spuren von dem wilden, heimtückischen und boshaften Naturell feines Stammvaters. Wie gefährlich, besonders gereizt, dieses Thier bisweilen dem Menschen wird, weiß Jedermann. Die Kuh ist viel sanfter. Weder fie, noch der Stier empfing von der Natur den Scharf= finn und Verstand, der das Pferd und andere Thiere auszeich= net, vielmehr ist Dummheit das Erbtheil des Rindviches, und diese leuchtet ihm auch aus den Augen hervor. Alle Rinder werden bei uns zahm in Stållen gehalten und im Sommer mehrentheils den Tag über unter Aufsicht eines Hirten auf die Weide geschickt. Im Sommer erhalten fie allerlei grüne Kräuter und im Winter Heu, Stroh, Rüben, Kartoffeln u. dgl. Sie machen den Hauptgegenstand der deutschen Viehzucht aus, und find ihres vortrefflichen Düngers wegen bei dem Ackerbau unentbehrlich. Kühe von guter Raffe, die gut gepflegt und ge= nåhrt werden, bringen dem Besizer durch ihre Milch großen Vortheil. Es gibt friesländische und schweizerische Kühe, welche den Tag 20 bis 24 Kannen Milch liefern.

Nach 9 Monaten gebiert die Kuh meistens nur ein Junges, welches Kalb genannt wird. Ein Theil der Kälber wird zum Schlachten, ein anderer zur Fortzucht bestimmt. Der Ochs ist zwar langsamer in Verrichtung der Arbeit, als das Pferd, den= noch ifts in vielen Fållen vortheilhafter, ihn slatt deffelben beim Ackerbau zu gebrauchen. Er kostet weniger zu erziehen, nimmt mit geringerm Futter vorlieb, ist weniger Unfällen un= terworfen, gibt einen fettern Dünger, und kann, wenn er zur: Arbeit nicht mehr taugt, gemåftet und geschlachtet werden.

Das Rindvich ist nach den Schafen das nußbarste Hausvieh. Milch, die daraus bereitete Butter, und Kåse, Fleisch, Talg,

Mark und Haut sind überall geschäßt. Auch das Haar, die Hörner, die Gedårme und das Blut werden benußt, leßteres insonderheit in Buder- und Salzfiedereien und zur Verferti= gung des Berlinerblaues. Schade, daß das nüßliche Rindvich einer pestartigen Seuche unterworfen ist, an welcher oft viele tausend Stück hinsterben. Eine Krankheit der Kuh ist für den Menschen in neuern Zeiten höchft erførießlich geworden. Dieß find die Kuhpocken, welche man bisweilen an den Eutern dieser Thiere antrifft. Doktor Eduard Jenner, zu Berkley in Gloucestershire in England, bemerkte, daß Personen, welche dergleichen Kühe melkten, gleichfalls Pocken an den Händen bekamen, aber von den Menschenpocken frei blieben. Dieß brachte ihn auf den Gedanken, die Kuhpoden einzuimpfen. Der Erfolg an Taufenden eine Reihe von Jahren hindurch hat ge= lehrt, wie wohlthätig diese Erfindung zur Verhütung des Podenübels ift.

Das Rennthier.

Diese Gattung des Hirschgeschlechts gehört zu den wenigen Thieren, welche ganzen Völkerschaften beinahe alles gewähren, was zum Leben nöthig ist. Das Rennthier kommt an Gestalt dem gemeinen Hirsch am nächsten, und obgleich es der kürzern Beine wegen nicht so hoch ist, wie dieser, so übertrifft doch sein Körper den des Hirsches an Umfang. Das große dünne Gehörn biegt sich vorwärts, und endigt sich schaufelförmig. Man findet Rennthiere mit 3 bis 4 Fuß hohen und 9 bis 10 Pfund schwe= ren Geweihen. Dem Weibchen fehlt diese Zierde des Kopfs nicht, aber sie ist kleiner. Das Fell des Rennthieres sicht bräunlichaschgrau aus, und ist weiß überlaufen, wodurch es wie bereift erscheint. Vorn am Halse hångt das Haar ziemlich lang herab.

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