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diesen vielleicht als charakteristischer für den Mann als seinen Eigennamen ansah. So entstanden eine Anzahl neuer Personennamen. Einige von diesen führt Storm an: Der Dichter Sighvatr Þórðarson taufte den Sohn des heiligen Óláfr nach Karl magnus mit dem Namen Magnús und beruhigte den König, der darüber aufgebracht war, dass der Sohn keinen der im Geschlecht üblichen Namen erhalten hatte, durch den Hinweis darauf, dass er nach dem berühmtesten Fürsten der Welt benannt worden sei. Dass dies das erste Auftauchen des Eigennamens Magnús in der nordischen Welt gewesen ist, wie Storm will, ist freilich nicht ganz richtig, A. Bugge weist, Die Wikinger, übrs. v. Hungerland S. 151 Anm.**, nach, dass der Name schon früher bei den Nordleuten in Limmerik auf Irland vorkommt. Aber für Norwegen und Island hat dies offenbar keine Bedeutung, hier ist der neue Königsname die Veranlassung dazu gewesen, dass ein neuer Eigenname entstand. Nach seinem Grossvater Þormóðr skapti erhielt der Gesetzessprecher Skapti seinen Eigennamen. Ebenso erhielten nach den Beinamen ihrer Grossväter Þórólfr skjálgr, þórðr gellir; Ófeigr grettir, þorgeirr lambi, porir piprandi deren Enkel ihre Eigennamen. Nach porsteinn brásteinn wurde sein Sohn unter Verkürzung des Beinamens Steinn genannt. Solche zu Eigennamen gewordenen Beinamen sind ferner noch Lambi, Illugi, Sturla, Órókja, Tjorfi, Hjalti, vgl. Rygh S. VIII, A. Kock, Skand. Arch. 1, 5 f., Ark. 12, 263.

Dass in vielen Fällen der Beiname als der eigentlich charakteristische galt, können wir gut sehen, wenn dieser den Eigennamen ganz oder doch fast ganz verdrängt, und so gewissermassen schon bei dem ursprünglichen Träger zum Eigennamen wird. So wird uns von porgrímr porsteinsson erzählt, dass er Snerrir genannt worden sei und später Snorri, Eb. 12, 5. Diesen Namen führt er aber dann ausschliesslich. Gering führt in der Anm. zur Stelle ähnliche Fälle an: der

ARKIV FÖR NORDISK FILOLOGI XXVI, NY FÖLJD XXII.

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Vater von Gísli Súrsson hiess ursprünglich porbjorn, wurde aber, nachdem er den Brand seines Hauses mit Molken (sýra) gelöscht hatte, Súrr genannt; Viga-Styrs eigentlicher Name war Arngrímr. Besonders häufig scheint bei Sklaven, Freigelassenen, Leuten in dienender oder untergeordneter Stellung der Beiname den Eigennamen fast völlig verdrängt zu haben. Solches ist z. B. der Fall bei dem Sklaven Karkr des Jarls Hákon von Hlaðir, worüber das nähere im Verzeichnis der Beinamen. Ähnlich ist das Verhältnis bei dem Sklaven þorbjorn glaumr, der nur einmal so, sonst immer Glaumr genannt wird. Wenn auch kein Sklave, so doch offenbar eine Person geringen Standes, ist der Þórhallr, der Bier braute und auf dem Allding verkaufte. Er erhielt den Beinamen olkofri 'Biermütze' und wird, nachdem er mit seinem wirklichen Eigennamen eingeführt worden ist, fortan nur mit dem Spitznamen benannt. Auch heisst es von ihm ausdrücklich, er habe diesen bekommen, weil er mit seinem Eigennamen nicht weiter bekannt gewesen sei (ekki nafnfrægr) Olk. S. 15. Zur Verdrängung des eigentlichen Namens mögen manchmal auch Gründe mitgespielt haben, wie sie wol auch heut noch gelegentlich bei Dienstboten mitsprechen, dass nämlich ein Glied der herrschaftlichen Familie den gleichen Eigennamen trägt wie ein Dienstbote. Es sind uns die Eigennamen einer ganzen Menge von Sklaven überliefert, die offenbar nichts anderes sind wie ursprüngliche Beinamen, und zwar sind es häufig ausgesprochene Spitznamen. Die folgende Liste solcher zu Eigennamen gewordenen Spitznamen, die durchweg Leuten aus den erwähnten Kreisen angehören, wird ausreichen, um das gesagte zu erhärten; auf Vollständigkeit erhebt sie keinen Anspruch. Die deutsche Bedeutung füge ich nur dann hinzu, wenn der Name weder bei FJ. noch bei mir unter den Beinamen vorkommt.

Biálfi Nj. c. 148; Landn. 121 'Verbesserung', in Beiuamen nur als zweites Glied einer Zusammensetzung; Brattr

Flóam. 123; Bursti Hkr. 1, 262; Drafdritr Landn. 6, zu draf 'Abfall, Schmutz, Exkremente' und drita 'mit Schmutz besudeln', der Name wird ungefähr gleich dritmenni sein, 'verächtliche, untaugliche Person', drastisch etwa deutschem 'Scheisskerl' entsprechend; Flóki Landn. 42; Glámr Grt. c. 32, 5; Grani Eg. c. 80, 9 kommt als Beiname vor, es könnte aber auch der Pferdename sein; Greipr Ljósv. c. 32; Hauknefr Gullp. 15 'Habichtsnase', ein Räuber; Háki Landn. 121; wenn mit Länge des a zu lesen, könnte es schwache Form zu hákr 'unverschämte, rücksichtslose Person' sein; Íri Eg. c. 83, 4 wird als Ausländer bezeichnet und ist daher wol der 'Ire', an iri 'Gerede' wird man kaum zu denken haben; Kárhofði Brandkr. 62; Kori oder Kóri Landn. 42, Eg. c. 77, 11, da K. Ire war, ist er auch Christ gewesen, und so liegt vielleicht eine Ableitung von kór 'Chor, Apsis' vor; Loðhottr Landn. 38, 'Lodenhut'; Ronguor Landn. 64 etwa gleich rangr 'schief, verkehrt, einer der unrecht handelt'? Skori Landn. 42, zwei desselben Namens, das Wort könnte nom. ag. zu skora sein, ohne dass sich sagen liesse, welche der vielen Bedeutungen in Frage käme; Skumr 1. Vatnsd. 79, ein Freigelassener, 2. Flb., 2, 106, ein Schafhirt skumi 'Dämmerung'; Snækollr Flóam. 142, so heisst auch ebd. 137 ein Wikinger, und dessen Gefährte Snæbjorn; Svartr 1. Landn. 42, 2. Eb. c. 29, 21, 3. GS. c. 21, 1; 4. Háv. s. Isf. 55; 5. Dropl. S. 37; 6. Bj. s. Hitd.; Vífill Landn. 7, vielleicht identisch mit Þorsteinn vífill ebd. 215 (= vifl der Hauksbók, Landn. 102), Vífill begegnet auch sonst als Eigenname; pundar benda Glúma c. 23, die Bedeutung unsicher.

Es scheint nun nach Aufhören der Sklaverei der Brauch, Personen dienenden Standes nur mit dem Beinamen zu benennen, zum mindesten auf Island, sich noch lange gehalten zu haben. Darauf weist besonders ein im Jahre 1388 ausgestelltes Diplom, DI 3, 354, hin, in dem eine ganze Anzahl solcher Personen mit Namen angeführt werden, die offenbar

nichts anderes als Beinamen sind. Da das Diplom ziemlich umfangreich ist, führe ich die Seitenzahlen an:

Brott S. 415, 'fort'; Brók S. 417 'Hose', zweifelhaft, ob ein Mann oder eine Frau gemeint ist; Dvergasmíði S. 416 'Zwergenarbeit', wol im Sinne von Kleinod, eine Magd (griðkona); Fidill S. 418, etwa gleich fiolari 'Fiedler'? Ein DI 3, 363 genannter Jón fiðill zeigt zugleich, dass wir es hier wirklich mit ursprünglichem Beinamen zu tun haben. Frastr S. 418; Garðshyrna S. 416, eine Magd, das Wort ist eine Ableitung von garðshorn 'ländliche Hütte', das besonders in isländischen Märchen gebraucht wird, um den Gegensatz der ärmlichen Wohnung eines Bauernehepaars zur prächtigen des Königspaars auszudrücken, vgl. Cl.-Vigf. Der Beiname bedeutet also etwa 'die aus einer ärmlichen Behausung stammende' oder 'dort wohnende'. Es könnte aber garðr hier auch die besondere isländische Bedeutung 'Stall' haben, so dass alsdann die Bedeutung wäre 'die im Winkel der Stalls hausende'. Zur Bildung des Worts vgl. Vatshyrna von Vatshorn. Herkla S. 416, eine Magd, die Bedeutung ist vielleicht die gleiche wie die des Beinamens herkia; Knopp S. 415 'die knappe, geizige'; Kúfr S. 415, 'convexitas, top' Bj. Hald., nisl. 'Haufen über dem Rand, gehäuftes Maass', Zoëga, nnorw. kuv 'Widder mit abgestumpften Ohren'. Nach R. zielt der Beiname auf einen Puckel; wäre das Wort in der nnorw. Bedeutung auch auf Island bekannt oder bekannt gewesen, könnte man auch an einen Mann mit abgestumpften Ohren denken. Prestabúra S. 415, eine Magd, ein prestabúr á Hólum wird DI 3, 511 S. 613, a. 1396 erwähnt. Der Beiname wird also eine Magd kennzeichnen, die das prestabúr unter sich hatte, d. h. ein Haus, in dem hauptsächlich Polster und Bettzeug aufbewahrt wurden, wie das Sturl. 1, 252 erwähnte biskupabúr, vgl. Valtýr Guðmundsson, Privatbol. S. 227. Puti S. 415, wol púti zu lesen, was Mask. zu púta 'Hure' sein könnte, man könnte aber auch an nisl. puti ’Finger',

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Thorkelss. Suppl. 2, 840 a oder nnorw. pute 'Zicklein', Ross, denken. Skalla S. 416 'die kahlköpfige', Strýta S. 415 'die mit kegelförmiger Spitze auf dem Hut', vgl. den Beinamen strútr; Sullr S. 415 'Geschwulst'; Treyja S. 415 'Wamms', eine Magd, vgl. den Beinamen; Tréknifa S. 416 'Holzmesser', eine Magd.

Aus DI 3, 542 XIV stellt sich hierher der Name Háleggr 'mit hohem Schenkel'.

Dieses Selbstständigwerden der Beinamen können wir dann auch häufig beobachten in Fällen, in denen der Name des Vaters zu dem des Sohnes hinzugefügt wird oder jemand sonstwie als Verwandter oder Verschwägerter eines andern oder als dessen Ehegatte gekennzeichnet wird. Gering a. a. O. führt einige solche Fälle an: Erlingr Skjálgsson, d. i. der Sohn des Þórólfr skjálgr Eb. c. 13, 2; pormóđr Trefilsson, d. i. der Sohn des porkell trefill, Eb. c. 26, 12; Þorsteinn Kuggason, d. i. der Sohn des porsteinn kuggi, Eb. c. 65, 1; Stúfr Kattarson, d. i. der Sohn des pórdr kott, Ld. c. 36, 5. Diese Beispiele liessen sich natürlich noch vermehren. Häufig lernen wir überhaupt nur den Beinamen des Vaters usw. kennen. Bei FJ. finden wir z. B. folgende: Þórir bukksaugi, Qgmundr vandræðamágr, Bangar-Oddr (?). Aus meinem Material führe ich an: Rannveig Landsakona, Bjorn nostamáyr (?), Perus kotkarlsmágr.

Weit häufiger aber als die Vererbung des zum selbstständigen Eigennamen gewordenen Beinamens war doch die des Beinamens wiederum als Beiname. Oft wird sich solche Vererbung aus dem Umstand erklären lassen, dass man am jüngeren Geschlechtsgenossen dieselben Eigenschaften wahrzunehmen glaubte wie bei einem älteren, Ähnlichkeiten des Charakters wie der äusseren Erscheinung. So sollte z. B. der jüngere pórdr hreða dasselbe Zeichen als Muttermal gehabt haben, um dessentwillen sein Vater seinen Beinamen bekommen hatte. Freilich handelt es sich hier um unhistori

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