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ist nicht zu läugnen; aber es existirt noch ein Rest Exemplare der zweiten Ausgabe, gross genug, um die etwaigen Nachfragen nach Wüstemanns reichhaltigerem Commentar zu befriedigen.

Ich selbst machte mir zum Gesetz, den Heindorfischen Commentar so wenig als möglich zu erweitern, mich auf Berichtigungen und auf Rechtfertigung nothwendig scheinender Textänderungen zu beschränken, dagegen alles, was andere sonst noch zum Verständniss des Textes beigebracht haben oder was ich selbst beibringen könnte, zurückzuhalten, um dem ursprünglichen Commentar, welcher die Leser notis adiuvabat, non obruebat, sein freundliches Ansehn nach Möglichkeit zu bewahren. Demnach habe ich in der Regel das, was Heindorf mit Stillschweigen übergangen, gleichfalls unerklärt gelassen, und besonders auf eine Geschichte der Interpretation verzichtet, wie z. B. Sat. 2, 6, 59, wo selbst Lachmanns und Halms Conjecturen porgitur und vertitur statt perditur ignorirt sind, blos weil ich ihnen nicht beistimmen konnte. Wo ich diesem ernsten Vorsatz der Enthaltsamkeit untreu geworden, möge es wenigstens nicht zum Schaden der Sache geschehen sein!

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Aus demselben Grund strebte ich ganz im Contrast mit meinen Bemerkungen zu den Episteln, Leipzig 1856 und 1858 nach möglichster Präcision auch im Ausdruck, allenfalls auch auf Kosten jener Bescheidenheit, welche in der philologischen Literatur schon so unendlich viel Papier und Raum gekostet hat. Wenn ich daher den trefflichen Heindorf regelmässig nur mit ,,Vielmehr" berichtige, so bitte ich dieses Wort jederzeit durch: „Oder vielmehr nach meiner unmassgeblichen Ansicht" zu interpretiren, oder beliebig auf andere Weise zu Gunsten méiner Hochachtung für Heindorf und meines Sinnes für Anstand und Bescheidenheit zu periphrasiren.

An Heindorfs Worten habe ich mich nicht vergriffen, nicht einmal an seiner Orthographie. Was schadet eine etwaige Differenz zwischen der seinigen und meinigen und was nützt hier die Consequenz? Nur habe ich zur Bequemlichkeit des Lesers die bei ihm so vielsinnigen Gedankenstriche auf die Trennung einer Note von der anderen beschränkt.

Bei einzelnen für das Verständniss des Textes ganz irrelevanten Unbestimmtheiten oder Unrichtigkeiten unterdrückte ich meine Gegenbemerkung, theils um nicht zu schulmeistern, theils um bei dem Nothwendigsten stehen zu bleiben; dagegen wird man keine oder nur wenig anerkannt schwierige und controverse Stellen finden, denen ich nicht einen Erklärungsversuch oder das Geständniss meiner Ohnmacht beigefügt hätte.

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Man erwarte also in meiner Arbeit keine neue Textrecension, keinen vollständigen Commentar, noch weniger etwa Beiträge zu einer tieferen Auffassung" der Horazischen Satiren, auch nicht in den kurzen Zusätzen zu Heindorfs Einleitungen. Doch sollen sich neben den Berichtigungen von Heindorfs Versehen oder subjectiven Ansichten auch neue Erklärungen mancher vielbesprochenen Stelle finden, für welche ich theils Evidenz, theils Wahrscheinlichkeit, theils im schlimmsten Fall - Nachsicht in Anspruch nehme.

Dass die Klammern [] sowohl hinter den Einleitungen als im Commentar meine Zusätze auch ohne Beigabe von L. D. kenntlich machen sollen, bedarf wohl kaum der Bemerkung.

Erlangen, den 1. October 1858.

Döderlein.

SATIREN

ERSTES BUCH.

I.

In Vergleichung mit den meisten der folgenden Satiren, in welchen bei allem Anschein von Planlosigkeit die Darstellung sich dennoch zu einem schönen, vollendeten Ganzen abrundet, erkennen wir hier in dem Plan und Fortschritt des Ganzen einen der frühsten Versuche unsers Dichters in dieser Art von Poesie. Das Thema scheint im Eingang ausgesprochen: woher kömmt die allgemeine Unzufriedenheit der Menschen mit ihrer Lage, das neidische Hinblicken auf das anders gestaltete Leben des Nebenmanns? v. 1-3. Nachdem dieser allgemeine Satz in Beispielen anschaulich gemacht, und die Inconsequenz eben dieser Unzufriedenen erwähnt ist, welche dennoch keine andere Lage eintauschen möchten, geht der Dichter plötzlich von diesem fruchtbaren Thema, welches bei den vielfachen Quellen dieser Unzufriedenheit so ergiebig an feinen und tiefen Bemerkungen war, auf eine einzige Quelle über v. 28, nicht auf die Habsucht, oder, wie Wieland meint, die fast allgemeine Epidemie seiner Zeit, die unmässige Sucht sich zu bereichern, sondern auf jene Leidenschaft, die ewig den Genuss des Erworbenen verschiebend einzig im Sammeln ihre Befriedigung findet. Der Geiz wird in dem Haupttheil dieser Satire v. 28-107 als eine lächerliche und verderbliche Thorheit dargestellt. Auf einmal bricht v. 108 Horaz ab, den Inhalt des Gesagten im Ton der Verwunderung wiederholend. Diese Wendung, der unsanfte Uebergang von dieser Verwunderung zu v. 113, die nicht minder hart angefügte Folgerung v. 117, endlich der Schluss des Ganzen v. 120, mit dem jedes ähnliche Gedicht auf dieselbe Art enden konnte, alles dies trägt, wenn wir uns nicht täuschen, die Spuren eines ersten 1

Hor. Sat.

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