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Audaces mare qui currunt, hac mente laborem
Sese ferre, senes ut in otia tuta recedant,
Aiunt, cum sibi sint congesta cibaria, sicut
Parvola (nam exemplo est) magni formica laboris
Ore trahit quodcumque potest atque addit acervo
Quem struit, haud ignara ac non incauta futuri.

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Menschheit ausmachen, welche laut v. 1 in allen ihren Gliedern und Ständen unzufrieden ist. Wenn der Dichter nun hinter dem caupo den oben schon genannten miles und nauta noch einmal nennt, so stört das nicht; nur muss man hic allein auf caupo beziehen; miles nautaeque aber werden noch beigefügt, um: kurz, alle, alle! auszudrücken. Wenn caupo fehlte, oder (nach Eichstädt) nur wieder den iurisperitum als einen ius cauponantem bezeichnen sollte, so würde Horaz die ganze Menschheit auf jene vier Klassen zu beschränken scheinen. ] nautae hier nach Horazischem Sprachgebrauch die oben erwähnten mercatores, nicht nach dem Sprachgebrauch der Pandekten Lohnschiffer, oder qui navem exercent. Diese kommen hier nicht in Betrachtung, dagegen Horaz so oft die mercatores als Beispiele der Habsucht tadelnd nennt. Für mercator aber steht nauta Od. 1, 1, 14. 1, 28, 18 und 23 sqq., 2, 13, 14., 3, 24, 41. Epod. 16, 59. Und kehren hier zwei oben genannte Personen, der agricola und miles zurück, warum nicht auch der mercator? miles hier also (S. zu v. 4) ein evocatus, der nach verlebter aetas militaris aus Hoffnung auf ein versprochenes Landgut bei dem Heere bleibt. v. 30. currunt. Schol. Cruq. Propria locutio, ut, vastumque cava trabe currimus aequor (Aen. 3, 191.). So oft bei Dichtern f. navigare ohne Bezeichnung der Schnelligkeit. v. 32. cibaria, die Zehrung, die den in die Provinzen reisenden obrigkeitl. Personen, den Soldaten und Sklaven gegeben wurde, immer für eine bestimmte Zeit abgemessen, hier also verkleinernd von dem durchaus nöthigen Unterhalt. Schol. Porph. cum sibi sint collecta quae ad vitam tolerandam possunt satis esse. v. 33. magni form. lab. Schol. Acron. άvtíðɛtov, parvula magni laboris. Die Ameise, die bei uns den Winter in tiefen Wohnungen verschläft, in warmen Ländern nur ruht (S. Voss zu Virg. Georg. 1, 186), ist ein uraltes Bild, theils, wie hier, des sammelnden Fleisses (Aristot. H. An. 9, 26. Plin. H. N. 11, 36. Sprüch. Sal. 6, 6.), theils des Geizes, wie Theocrit. 17, 106. Οὐ μὰν ἀχρεῖός γε δόμῳ ἐνὶ πίονι χρυσὸς Μυρμάκων ἅτε πλοῦτος ἀεὶ zéyvtαi μoyɛóvτwv. [Nach Kirchner Missverstand. ] Daher Plutarch. T. II. p. 525. Ε. μυρμηκώδης φιλοπλουτία. Vgl. Iulian. Or. 6, p. 199. D. 7, p. 213. C. Pseudo-Phocyl. 152. v. 35. non incauta futuri. Virg. Georg. 1, 186. populat . . ingentem farris acervum . . inopi me

Quae, simul inversum contristat Aquarius annum,
Non usquam prorepit et illis utitur ante

Quaesitis sapiens; cum te neque fervidus aestus Demoveat lucro, nec hiems, ignis, mare, ferrum, tuens formica senectae. v. 36. Quae, simul. Plötzlich tritt der Dichter ein, diese Beschönigung des Geizes widerlegend. Quae hier für At ea, wie so oft in diesem pronom. ein starkes aber liegt. Vgl. Sat. 1, 2, 48. Epist. 1, 16, 33. Cic. de Orat. 1, 1. init. Um, wie Voss zu Virg. Georg. 4, p. 813 trefflich bemerkt, den Eintritt der regnichten Jahreszeit (hiems) zu bezeichnen, nennt Horaz hier nicht von den Wintergestirnen gerade das nächste, den Scorpion oder den Schützen, sondern mit Auswahl den Wassermann, aquarius, dessen Bild malerisch zur Regenzeit passt. Denn die Ameise verbirgt sich nicht erst in der Mitte des Januar, wenn die Sonne in das Zeichen des Wassermanns tritt, sondern vor dem regnichten Winter. Nachahmend Auson. Epist. 24, 102. Effusaque hiemem contristat Aquarius unda (urna?). Doch ist hier nicht mit Baxter an die urna inversa zu denken. Falsch sagt auch das Schol. Porph. Inversum perpetuum epitheton est anni, quia in se semper vertitur i. e. revertitur. Das Jahr heisst während seines Verlaufs annus vertens, bei Hom. περιτελλόμενος, περιτροπέων ἐνιαυτὸς, daher anno vertente, binnen einem Jahre, mensem vertentem servire Plaut. Pers. 4, 4, 76. Nach dem Verlauf heisst es inversus, neqiñlóμeros, τετραμμένος (Theocr. 13, 26. τετραμμένου εἴαρος ἤδη), περιϊὼν Xenoph. Hellen. 3, 2, 25. nɛqiɛlýŵv Cyrop. 8, 6, 19. Hier also inversum annum s. v. a. anni exitum. Schol. Porph. Maxime sole in Aquario constituto tempestates horrendae et frigora ingentia solent esse. Sol autem transit in Aquarium XVII. Calend. Februarii; in eo est diebus triginta usque ad XVII. Calend. Martii. v. 38. sapiens. Mit überzeugenden Gründen hat Bentl. diese Lesart vertheidigt gegen die andere selbst von Gronov in Schutz genommene patiens, d. i. exiguo et duro victu contenta. S. Serm. 2, 6, 91. Epist. 1, 17, 13. Nicht von dieser Seite darf hier die Ameise, da durch ihr Beispiel der Geizige gestraft werden soll, gerühmt werden, sondern weil sie eben ohne Kargheit des Gesammelten geniesst. Doch liegt nicht schon in sapiens, was Bentl. zu erweisen sucht, die Bedeutung des frohen, reichlichen Genusses; vielmehr gehört sapiens zu dem ganzen Satze: sie ist weise genug, nicht hervorzukriechen, sondern des Gesammelten zu geniessen. [sapiens ist als eigener Satz zu denken: ideoque sapit. ] — v. 39. ignis, mare, ferrum. Wie sich hier aestus, hiems, mare auf den mercator zu beziehen scheinen, so allenfalls auch ignis (Vgl. Epist. 1, 1, 45 sq. mit Od. 3, 3, 55), aber dann wäre ignis eine blosse Wiederholung von aestus, auch spricht der Dichter hier mit dem Geizhals überhaupt, und der Zusatz ferrum lehrt,

Nil obstet tibi, dum ne sit te ditior alter.

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Quid iuvat immensum te argenti pondus et auri
Furtim defossa timidum deponere terra?
Quod si comminuas, vilem redigatur ad assem.

At ni id fit, quid habet pulchri constructus acervus?
Millia frumenti tua triverit area centum :

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dass hier sowohl ignis als ferrum sprüchwörtlich gebraucht ist, wie Eurip. Phoen. 524. Πρὸς ταῦτ ̓ ἴτω μὲν πῦρ, ἴτω δὲ φάσγανα. Anacr. 2. extr. νικῇ δὲ καὶ σίδηρον καὶ πῦρ καλή τις οὖσα, und in dem Sprüchwort, nuo ad now un oxalεver, ignem gladio scrutari Sat. 2, 3, 276. Und so nehmen wir hier alle diese Ausdrücke als bildliche Bezeichnungen der grössten Schwierigkeiten und Gefahren überhaupt; auf die Wahl einzelner leitete freilich der vorschwebende mercator. v. 40. alter, ein zweiter. So 1, 5, 33. Antoni, non ut magis alter, amicus. 42. neque queis me sit devinctior alter. Vgl. Epist. 1, 6, 32. Plaut. Bacch. 2, 3, 22. Blos für alius steht es in diesen Stellen nicht, wenn es sich auch damit vertauschen lässt. Vgl. Graev. zu Cic. pro Quint. 5. Broukh. zu Tibull. 4, 1, 18. v. 42. defossa f. effossa, denn eigentlich defoditur aurum. Aehnlich Virg. Georg. 3, 376. in defossis specubus. v. 43. Quod si comminuas. Schol. Porph. Avari responsum dicentis, nisi defossam pecuniam servet, futurum ut eam usque ad assem consumat. Ist quod hier die Partikel (quod si, wenn aber) oder das pronom. für at si id (S. zu v. 36)? [Offenbar für At si; denn quodsi bedeutet niemals wenn aber, sondern vertritt immer die Stelle des so seltenen si igitur. Auf diesen Vordersatz bezieht sich das folgende ni id fit d. h. ni comminuatur, ja nicht auf redigatur ad assem. ]· Millia frumenti, sc. modiorum. Senec. de Brev. Vit. 18. multa millia frumenti committerentur, wie magnus numerus frumenti f. magna copia. Magst du von deinen grossen, wie kleine Provinzen ausgedehnten latifundiis hunderttausend Scheffel ernten. Vgl. Senec. Epist. 89 und 117. Die Tenne, area, war in Griechenland und Italien gewöhnlich auf freiem Felde, ein erhöhter und luftiger, meistens runder und abflüssiger Platz, worauf man die Aehren durch übergetriebene Lastthiere oder hinzugefügte Dreschwagen und Schleifen ausdrosch. Daher triverit. S. Voss zu Virg. Georg. 1, 176. Hier wird nach einer auch in Prosa häufigen Manier der Vordersatz, Millia. . centum, mit Auslassung von si oder quamvis blos hingestellt, wo man gewöhnlich falsch eine Frage findet. Cic. de nat. deor. 1, 21. Roges me, qualem deorum naturam esse ducam: nihil fortasse respondeam. Quaeras, putemne talem esse, qualis modo a te sit exposita: nihil dicam mihi videri minus. in Verr. 2, 3, 2. Furem aliquem aut rapacem accusaris:

-

V.

45.

Non tuus hoc capiet venter plus ac meus, ut si
Reticulum panis venalis inter onusto

Forte vehas humero, nihilo plus accipias quam
Qui nil portarit. Vel dic, quid referat intra
Naturae finis viventi, iugera centum an

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vitanda tibi semper erit omnis avaritiae suspicio. Maleficum quempiam adduxeris aut crudelem: cavendum erit semper, ne qua in re asperior aut inhumanior fuisse videare. Vgl. Hor. Sat. 1, 3, 15. 1, 9, 54. Epist. 1, 1, 87. 1, 6, 29 und 31. Bentl. zu Sat. 2, 6, 48. Drakenb. zu Liv. 21, 10, 6. So auch im Griech. Demosth. Olynth. 3. p. 33. Reisk. Καὶ νῦν οὐ λέγει τις τὰ βέλτιςα· ἀναξὰς ἄλλος εἰπάτω, μὴ τοῦτον αἰτιάσθω. Ἕτερος λέγει τις βελτίω· ταῦτα ποιεῖτε ἀγαθῇ τύχη. ̓Αλλ οὐχ ἡδέα ταῦτα· οὐκέτι τοῦθ ̓ ὁ λέγων ἀδικεῖ. Aristoph. Eccles. 179. ἐπέτρεψας (τὴν πόλιν) ἑτέρῳ· πλείον ἔτι δράσει κακά. [ Keine Auslassung von si, sondern eine paratactische Form des syntactischen Vordersatzes, wie: du magst noch so viel ausdreschen, du kannst drum doch nicht mehr essen.] v. 46. Non tuus hoc. Lambin. hoc accipiendum Sɛixtixos, v. gr. pilo et similibus. So allerdings zuweilen hoc, z. B. Ter. Adelph. 2, 1, 8. Tu quod te posterius purges, hanc iniuriam mihi nolle factum esse, huius non faciam. Hier aber

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ist hoc ohne Zweifel s. v. a. ideo, darum, wie so oft bei Comparativen. Sat. 1, 3, 93. minus hoc iucundus amicus sit mihi? 1, 9, 8. Pluris hoc, inquam, mihi eris. Cic. de Orat. 1, 3. Quod hoc etiam mirabilius debet videri, quia. ac meus. So Bentl. nach der Mehrzahl der Codd. für quam meus. Vgl. Sat. 1, 6, 130. 1, 10, 34 u. 59. 2, 3, 270. Cic. ad Att. 13, 2. diutius abfuturus ac nollem. Wie die Griechen ó autós xaì, quocos xai, so die Römer idem ac, atque, similis ac, par ac; die lat. Verbindung von ac mit alius und mit Comparativen geht über den griech. Gebrauch hinaus. v. 47. venalis inter. Die ältere Form des Accusativ is (statt der noch ältern eis, der spätern es) in den Wörtern, deren Genitiv plur. auf ium endet, hat Bentl. überall aus Mss. hergestellt. venales, eigentl. mancipia venui (S. Gronov. de Pec. Vet. 4, 8.) hier schlechthin für servi. Schol. Acr. venales, servos. Quintilian. 8, 2, 8. Item quod commune est et aliis nomen, intellectu alicui rei peculiariter tribuitur; ut urbem Romam accipimus, et venales novitios, et Corinthia aera. Also bedeutete auch im gewöhnlichen Sprachgebrauch venales die jungen Sklaven, recens emptos (S. Spald. zu Quintil. 1, 12, 9.). Man muss hier an einen Zug von Sklaven denken, die dem aufs Land reisenden Herrn die Bedürfnisse nachtragen. Einer davon trägt das Brotnetz. Vgl. Sat. 1, 6, 108. Wie liesse sich denken, dass im Zuge der eben vom mango zum Verkauf gebrachten Sklaven einer gewöhnlich einen Sack mit Brot getragen habe? v. 50. viventi. Ist

Mille aret? At suave est ex magno tollere acervo.
Dum ex parvo nobis tantundem haurire relinquas,
Cur tua plus laudes cumeris granaria nostris?
Ut tibi si sit opus liquidi non amplius urna
Vel cyatho et dicas, Magno de flumine malim,

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dieser Dativ, den selbst Lambin und Bentl. hier dulden, richtig, so steht hier referat absolut, und der dat. participii ist der aus dem dat. commodi entstandene, der auch in andern Sätzen unabhängig steht und aufzulösen ist: wenn man . . lebt. So heisst also hier viventi, für diesen ists einerlei ob; viventis hiesse ihm ists gleichgültig. Ein anderes Beispiel dieses Dativ der Person bei refert für den Genitiv findet sich jedoch schwerlich, so wenig als irgendwo interest mit diesem Dativ. Schol. referat, expediat, proficiat. [Oder schärfer so: nihil refert viventi: es ist einerlei in meinen Augen, aber viventis, für mein Interesse. ] iugerum, die römische Hufe, 120 Fuss breit, 240 lang. Varro 1, 10. v. 52. haurire (hauriendum) hier für sumere, ohne Beziehung auf das nachfolgende Bild. v. 53. plus laudes. Epist. 1, 10, 15. Est ubi plus tepeant hiemes? Ter. Eun. 1, 2, 16. Non pol quo quemquam plus amem aut plus diligam, eo feci. Cic. ad Att. 6, 2. Quem mehercule plus plusque in dies diligo. cumeris. Schol. Acr. Cumeram dicimus vas ingens vimineum, in quo frumenta conduntur. Sic ipse alibi (Epist. 1, 7, 30). Sive cumerae dicuntur vasa fictilia similia doliis, ubi frumentum suum reponebant agricolae. Tertio cumerae dicuntur vasa minora, quae capiunt quinque sive sex modios, quae lingua Sabinorum trimodiae dicuntur. Granaria, die grossen Korn speicher. v. 54. liquidi. Schol. Cruq. aquae, humoris, liquoris, more Graeco. So Ovid. Metam. 5, 454. loquentem cum liquido mixta perfudit diva polenta. Victorius Var. Lectt. 23, 20 vergleicht Plutarch. Τ. Ι. p. 1097 Ε. οὐκ ἐφθόνει τῆς προσαγωγῆς τοῦ ὑγροῦ τῷ ὕδρωπι, wo jedoch υγρόν eine allgemeinere Bedeutung von Getränk überhaupt hat. urna und cyathus hier bestimmte Maasse flüssiger Dinge. Der culeus, das grösste Maass, enthielt 20 amphoras, die amphora 2 urnas, die urna 4 congios, der congius 6 sextarios, der sextarius 12 cyathos. S. Rhemn. Fann. de Pond. et Mens. v. 71 sqq. Eine urna enthielt einen halben Kubikfuss Wasser. v. 55. malim. mallem, die ehemalige Lesart, ist falsch wegen des vorgehenden sit und dicas, und an und für sich, weil dieser coniunct. imperf. nur mit einer ausgedrückten oder doch gedachten Voraussetzung von etwas Unmöglichem oder nicht Daseiendem gebraucht werden kann. vellem, povλóunv av, (wenn es möglich wäre, oder wenn dies oder jenes Stattfindende nicht Statt fände); dagegen velim, ßovloíunv är,

Eben so

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