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Gleim. Seit gestern gut, und bist's noch heut, und bist's
Moch morgen, morgen! und wie lange, Herz?

Denksprüche

I.

Siehst du das falsche Glück dir lächeln oder laz

chen,

So denk', o' Mensch, wie gut du bist,

Und forge, daß es dir nicht etwa schädlich ist;
Glück muß uns ja nicht schlechter machen!

Das Senftorn, zornig hingeschmissen
In deinen Haufen Weizenkorn,

Wirst, wenn du's suchen willst, du lange suchen müß
fen!

Such es! und strafe dich! und hüte dich vor Zorn!

3.

Der schönste Titel: Freund! sei heilig deinem

Munde,

Sei dir als Titel mehr, als jest tm Fürstens

Bunde

Durchlauchtigkeit und Majestät!

Dein Herz empfinde seine Wunde

Benn

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Wenn irgend ein Gedank', in einer stillen Stunde,

An einen falschen Freund entsteht!

Steig auf der höchsten Ehrenleiter
Bis in die Mitte! steige weiter
Bis auf die höchste Stufe, steh
Hoch über uns auf ihrer Hdh,
und sich herab, und frag: Ihr Lieben,
Bin auf der höchsten ich geblieben,
Was auf der niedrigsten ich war?

Und, hörst von einem oder allen
Du selbst ein lautes Nein erschallen,,
Dann, rath ich, ist ein kurzes Jahr.
In's Meer der Ewigkeit geflossen,
Und hast du deiner Eitelkeit
Lockspeisen halb noch nicht genossen,
Nach ihrem Wunsch, in dieser Zeit,
Bon deiner Höh herabzusteigen,
Die Ursach aber zu verschweigen,
Am Fuß der Leiter still zu stehn,
Und noch einmal hinauf zu sehn!

Der Eitle steht auf Narrenbühnen,
Die wahre Größe hålt sich klein!
Der Eitelkeit nicht mehr zu dienen,..
Die, bitt' ich, laß die Ursach sein!

5.

So leben, wie man wünscht zu leben, Und, seines ganzen Lebens sich bewußt, Die Freundes Hand dem Tode geben: So sterben, das ist eine Luft!

Gleim.

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Verdienst, das sich hervor, gesehn zu werden, drångt,
Und das für jede That, für Lied, für Lobgesånge,

Für jedes Lohn begehrt, und Gold und Band empfångt,
Ist auch Verdienst, o Freund! und solchen giebts die
Menge!

Das aber, welches still, wie Gott, das Gute thut,
Aus wahrer Liebe, nicht zum Scheine;

Das etwa zu sich selbst nur saget: Das war gut!
Das ist das Seltne, das ich meine!

Withof.

Withof.

withof.

(Ein überaus schäßbarer, noch lebender, deutscher Lehrz dichter ist der Doktor und Professor Johann. Philipp Loz renz Withof zu Duisburg, geb. daselbst, 1725. Unter seinen jezt von ihm selbst gesammelten, und zu Leipzig 1782 und 83 in zwei Theilen gr. 8. herausgegebenen akademischen Gedichten findet man seine, ehedem einzeln gedruckten Lehrgedichte aufs neue durchgesehen und verbessert; nåm: lich: Die moralischen Rezer. Sinnliche Ergötzungen. Die Redlichkeit. Der medicinische Patriot. Sokrates, oder, von der Schönheit. Die Freundschaft. Die Jagd. „hallers. Geist, sagt ein einsichtvoller Kunstrichs ter (Fragmente üb. d. n. deutsche Literatur, Th. IIL S 210.) Hallers Geift ist in zwei Dichter getheilt, in withof und Creuz. Jener hat die nachdruckvolle Kürze in Sentiz ments und Beobachtungen oft bis zum Neide in seiner Gez walt. Dieser hat zu viel Talent zur schwermüthigen Mahlerei eines Weifen, als daß man ihn unter den Gottschedianern vergessen sollte. Jener weiß abstrakte Ideen in poetische Körper zu kleiden; dieser, abstrakten Ideen poetische Far ben zu geben. Jener ist glücklich im Ausdruck menschlicher Denkart, so fern man sie aus einer genauen Weltweisheit kennen kann; dieser in der dichtrischen Abbildung einiger metaphysischer Hypothesen. Beide würde ich wegwerfen, wenn ich jenen bloß als Dichter nach dem Aeußern, und dies fen als Metaphyfiker bloß nach dem Innern beurtheilen müßte." Denn freilich vermißt man den Mechanismus der Poesie in Withof's Gedichten allzusehr, ob er gleich in der neuen Ausgabe manche Stellen mehr gefeilt und abgeglåttet hat. Ein andrer Kunstrichter sagt von ihm: (Lit. Br. Th. VII. S. 166, wo das Gedicht, die moralischen Reger, bes urtheilt wird, das doch, vergleichungsweise, besser und wohls klingender, als die übrigen, versificirt ist.) „Er hat Flicks wörter, Härte, Reimzwang, die einen gemeinen Dichter abscheulich machen würden; allein, ich bedaure den, der beim Withof noch müssig genug ist, sich an diese Kleinigkeis ten zu stoßen.“

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Ueber das Gedicht, Sinnliche Ergötzungen, welches in der neuen Ausgabe aus neun Gesängen besteht, vergleiche®

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כ.

Withof.

man Dusch's Briefe, Th. 11. n. A. Br. XXIV. und über die moralischen Rezer die angeführte Beurtheilung in den Lis teraturbriefen.)

Sinnliche Ergöku ngen.

(Sef. VI.)

Nicht Weisheit und Natur und Kunst find, was sie

find,

Wofern nicht alles sich zur Harmonie verbindt.
Zerreiffe dieses Band, so losest du Gebrechen,
Und Weise stehen an, dieß harte Wort zu sprechen:
Daß, wer die Tonkunst haßt, die klårste Harmonie,
Nicht wärmer lieben kann, nicht würdiger, wie Vieh?
Mir ekelt, wenn ich oft, so wach für ächte Chöre,
Ein rauhes Waldgeschrei zu Gottes Lobe hdre,
Da Zinzendorf so schön sich einen Chor ersann!
Die Liebe tadle Schuld, und beff're, was sie kann.
Die Wasser konnten einst der Frevler Angedenken,
So kann die Wunderluft auch alle Qual ertränken.
Wenn diese trockne See, turch Harmonie bestimmt,
Mit Fluth und Ebbe nun ein offnes Ohr umschwimmt,
Ergreift den regen Geist ein brünstiges Erhöhen;
Die Triebe nöthigt er, mit Macht hervor zu gehen;
Die sammeln Ton auf Ton, und lassen nichts entfliehn,
Und legen es ins Herz, der Tone Magazin;
Das übernimmt, die Luft der Neigung beizulegen,
In deren Sklaverei sich alle Triebe régen.

So muß ein wilder Klang der Anmuth angedeihn
Bei jenem, den so fanft die Grazien erfreun.

Es sei, daß Helden nur die Wuth der Kriege schäßen,
So wird der feinste Ton den Grimm in Flamme seßen;
Hingegen seufzet oft das Kriegen eigne Lied

Zufriedne Bitterkeit ins feufzende Gemüth.

Daj wars, wo Jopas einst nach Puner Weise spielte,

Daß Dido ganz Gefühl, Aeneens Liebe fühlte.

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