Sein eigen Weib zu hören war. Ihn, schrieen alle, gehn zu lassen. ,,Nein, die Gerechtigkeit" Hat jede noch einmal genennt, und kurz der Delinquent Und jeder hieng der Richter dann "Das sind sie alle!",,Seyd ihr toll? „Ein Held wie ihr! Gestehet nur, gesteht! ,,Denkt nach! ich laß euch Zeit dazu!" Daß man von der Erzählung nicht Wird selber seine Schande finden! Nicht wahr, so liest man mich mit Frucht? Und ich erzähle sonder Sünden? " XIII. Die Brille. °) Dem alten Freyherrn von Chrysant, Wagts Amor, einen Streich zu spielen. Fieng, um die Sechzig, er sich wieder an zu fühlen. Es flatterte, von Alt und Jung begafft, Finette ward des Freyherrn Siegerinn. Ihr Bild stand mit ihm auf, und gieng mit ihm zu Bette. Der Freyherr: Und warum denn nur ihr Bild? „Ihr Bild, das zwar den Kopf, doch nicht die Arme füllt? „Sie selbst steh' mit mir auf, und geh' mit mir zu Bette. Sie werde meine Frau! Es schelte, wer da schilt; „Genäd'ge Tant' und Nicht' und Schwägerinn! Schon so gewiß? Man wird es hören. Und spricht: Ich, Freyherr von Chrysant, „Ich habe Sie, mein Kind, zu meiner Frau ersehen. Sie wird sich hoffentlich nicht selbst im Lichte stehen. Und hierauf las er ihr, durch eine große Brille, Wie viel ihm Gott an Gütern gab; Wie reich er sie beschenken wolle; Welch großen Wittwenschaß sie einmal haben solle. Dieß alles las der reiche Mann °) Zuerst in den vermischten Schriften, 1772. Ihr von dem Zettel ab, und guckte durch die Brille Beh jedem Punkte sie begierig an. ,,Nun, Kind, was ist ihr Wille?" Mit diesen Worten schwieg der Freyherr stille, Wird mich und sie ihr schnelles Ja beglücken; Die theure Brille leicht zerknicken!) Die theure Brille wohlbedächtig ab. Finette, der dieß Zeit sich zu bedenken gab, Bedachte sich, und sprach nach reiflichem Bedenken : ,Sie sprechen, gnäd'ger Herr, vom Freyen und vom Echenken: ,,Ach! gnäd'ger Herr, das alles wär' sehr schön! „Ich würd' in Sammt und Seide gehu ,,Was gehn? Ich würde nicht mehr gehn; Von Dienern zu Gebote stehn. ,,Ach! wie gesagt, das alles wär' sehr schön, ,,Wenn ich wenn ich ,,Ein Wenn? Ich will doch sehn, (Hier sahe man den alten Herrn sich blähn,) ,,Was für ein Wenn mir kann im Wege stehn!" ,,Behüte!" sprach Finette, Verschworen nur mir keinen Mann zu freyn, Der so, wie Ihre Gnaden pflegt, Die Augen in der Tasche trägt!" „Das ist auch sehr verwegen, ,, Und dennoch willst du mit Gewalt denn Hahnrey schn? „Judeß, daß du zur See dein Leben wagst, „Indeß, daß du in Surinam, am Amazonenflusse, ,,Dich bey den Hottentotten, Kannibalen plagst: „Indeß wird sie " Mit Eurem schönen Schlusse! Verseßte Nir. Indeß, indeß! Ey nun! Das nehmliche kann Euer Weibchen thun *) Zuerst gedruckt in der Göttinger voetischen Blumenlese auf das J. 1772, und im zweiten Bande der vermischten Schriften 1772 (1784). Anhang, aus den Ermunterungen zum Vergnügen des Gemüths, 1747. Der Wunsch zu sterben. Ein durch die Jagd ergrimmter Bär Aus Rache will er ihn zerreissen. (Das mag dem Wandrer wohl ein unverdientes Unglück heiffen.) D schimpft mir nicht das gute Vieh: Es folgt den Trieben nur; Vernunft regiert es nie. bey Hunden Er läuft, der Bär läuft nach. Er schreyt, will sich verstecken, Bald rechts, bald vor, bald links. Doch alle diese Ränke Sind hier umsonst. Warum? Der Bär hat auch Gelenke. Jedoch zu was wird sich der Wandrer nun entschließen? Er springt den nächsten Baum hinauf. D! das wird niemand wohl das beste Mittel nennen. Er mußte doch in aller Angst nicht wissen, Daß Bäre gleichfalls klettern können. Das tolle Thier erblickt es kaum, So stutt es, brummt und kraßt den Baum, Es bäumt den schweren Leib, es seßt die Vordertaßen |