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mehr als zweyhundert Feinde, nach und nach, triumphirt, und ihre schwarze Seelen in das Reich des Verderbens gesandt. Was Wunder also, daß er endlich doch einem unterliegen mußte!

So würde sich ein Leichenredner ausdrücken, sagte der Fuchs; der trockene Geschichtschreiber aber würde hinzusehen: die zweyhundert Feinde über die er, nach und nach, triumphiret, waren Schafe und Efel; und der eine Feind, dem er unterlag, war der erste Stier, den er sich anzufallen erkühnte.

13. Der Phönix.

Nach vielen Jahrhunderten gefiel es dem Phönix, sich wieder einmal sehen zu lassen. Er erschien, und alle Thiere und Vögel versammelten sich um ihn. Sie gaften, sie staunten, sie bewunderten und brachen in entzückendes Lob aus.

Bald aber verwandten die besten und geselligsten mitleidsvoll ihre Blicke, und seufzten: Der unglückliche Phönir! Ihm ward das harte Loos, weder Gelichte noch Freund zu haben; denn er ist der einzige seiner Art!

14. Die Gans.

Die Federn einer Gans beschämten den neugebohrnen Schnee*). Stolz auf dieses blendende Geschenk der Natur, glaubte sie cher zu einem Schwane, als zu dem was sie war, gebohren zu feyn. Sie sonderte sich von ihres gleichen ab, und schwamm einsam und majestätisch auf dem Teiche herum. Bald dehnte sie ihren Hals, dessen verrätherischer Kürze sie mit aller Macht abhelfen wollte. Bald suchte sie ihm die prächtige Bügung zu geben, in welcher der Schwan das würdigste Ansehen eines Vogels des Apollo hat. Doch vergebens; er war zu steif, und mit aller ihrer Bemühung brachte sie es nicht weiter, als daß sie eine lächerliche Gans ward, ohne ein Schwan zu werden.

*) in welchem noch kein schmußiger Wanderer den Abdruck seines Fusses gelassen hat. 1753.

15. Die Eiche und das Schwein.

Ein gefräßiges Schwein mästete sich, unter einer hohen Eiche, mit der herabgefallenen Frucht. Indem es die eine Eichel zerbiß, verschluckte es bereits eine andere mit dem Auge.

Undankbares Vich! rief endlich der Eichbaum herab. Du nährest dich von meinen Früchten, ohne einen einzigen dankbaren Blick auf mich in die Höhe zu richten.

Das Schwein hielt einen Augenblick inne, und grunzte zur Antwort: Meine dankbaren Blicke sollten nicht aussenbleiben, wenn ich nur wüßte, daß du deine Eicheln meinetwegen hättest fallen lassen.

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16. Die Wespen.

Ίππος ἐῤῥιμμενος σφηκων γενεσις ἐστιν. Aelianus de nat. animal. I. cap. 28.

lib.

Fäulniß und Verwesung zerstörten das stolze Gebäu eines kriegerischen Rosses, das unter seinem kühnen Reiter erschossen worden. Die Ruinen des einen braucht die allzeit wirksame Natur zu dem Leben des andern. Und so floh auch ein Schwarm. junger Wespen aus dem beschmeißten Aase hervor. D, riefen die Wespen, was für eines göttlichen Ursprungs sind wir! Das prächtigste Roß, der Liebling Neptuns, ist unser Erzeuger!

Diese seltsame Prahlerey hörte der aufmerksame Fabeldichter, und dachte an die heutigen Italiäner, die sich nichts geringers als Abkömmlinge der alten unsterblichen Römer zu seyn einbilden, weil sie auf ihren Gräbern gebohren worden.

17. Die Sperlinge.

Eine alte Kirche, welche den Sperlingen unzähliche Nester gab, ward ausgebessert. Als sie nun in ihrem neuen Glanze da stand, kamen die Sperlinge wieder, ihre alten Wohnungen zu suchen. Allein sie fanden sie alle vermauert. Zu was, schrien sie, taugt denn nun das große Gebäude? Kommt, verlaßt den unbrauchbaren Steinhaufen!

18. Der Strauß.

Η στρουθος ἡ μεγαλη λασιοις μεν τοις πτεροις ἐπτερωται, άρθήναι δε και εἰς βαθυν ἀέρα μετεωρισθηναι φυσιν οὐκ ἔχει· ει δε ώκιστα, και τας παρα την πλευραν ἑκατέραν πτερυγας ἁπλοι, και ἐμπιπτον το πνευμα κολποι δικην ἱστιων αὐτας πτησιν δε οὐκ οἶδεν. Aelianus lib. II. cap. 26.

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Igt will ich fliegen; rief der gigantische Strauß, und das ganze Volk der Vögel stand in ernster Erwartung um ihn versammelt. It will ich fliegen, rief er nochmals; breitete die gewaltigen Fittige weit aus, und schoß, gleich einem Schiffe mit aufgespannten Segeln, auf dem Boden dahin, ohne ihn mit einem Tritte zu verlieren.

Sehet da, ein poetisches Bild jener unpoetischen Köpfe, die in den ersten Zeilen ihrer ungeheuren Dden mit stolzen Schwingen prahlen, sich über Wolken und Sterne zu erheben drohen, und dem Staube doch immer getreu bleiben!

19. Der Sperling und der Strauß.

Sey auf deine Größe, auf deine Stärke so stolz als du willst: sprach der Sperling zu dem Strauße. Ich bin doch mehr ein Vogel als du. Denn du kannst nicht fliegen; ich aber fliege, obgleich nicht hoch, obgleich nur Ruckweise.

Der leichte Dichter eines fröhlichen Trinkliedes, eines kleinen. verliebten Gesanges, ist mehr ein Genie, als der schwunglose Schreiber einer langen Hermaniade.

20. Die Hunde.

Λεοντι ὁμοσε χωρει κυων Ινδικος – και πολλα αὐτον λυπησας και κατατρωσας, τελευτων ἥτταται ὁ κυων. Aelianus lib. IV. cap. 19.

Wie ausgeartet ist hier zu Lande unser Geschlecht! sagte ein gereister Budel. In dem fernen Welttheile, welches die Menschen Indien nennen, da, da giebt es noch rechte Hunde; Hunde, meine Brüder ihr werdet mir es nicht glauben, und doch habe ich es mit meinen Augen gesehen die auch einen Löwen nicht fürchten, und kühn mit ihm anbinden.

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Aber, fragte den Budel ein gefeßter Jagdhund, überwinden sie ihn denn auch, den Löwen?

Ueberwinden? war die Antwort. Das kann ich nun eben nicht sagen. Gleichwohl, bedenke nur, einen Löwen anzufallen! — D, fuhr der Jagdhund fort, wenn sie ihn nicht überwinden, so sind deine gepriesene Hunde in Indien besser als wir so viel wie nichts — aber ein gut Theil dümmer.

21. Der Fuchs und der Storch.

Erzehle mir doch etwas von den fremden Ländern, die du alle gesehen hast, sagte der Fuchs zu dem weitgereisten Storche. Hierauf fing der Storch an, ihm jede Lache und jede feuchte Wiese zu nennen, wo er die schmackhaftesten Würmer und die fettesten Frösche geschmauset.

Sie sind lange in Paris gewesen, mein Herr. Wo speiset man da am besten? Was für Weine haben Sie da am meisten nach ihrem Geschmacke gefunden?

22. Die Eule und der Schatgräber.

Jener Schaggräber war ein sehr unbilliger Mann. Er wagte sich in die Ruinen eines alten Raubschlosses, und ward da gewahr, daß die Eule eine magere Maus ergrif und verzehrte. Schickt sich das, sprach er, für den philosophischen Liebling Minervens?

Warum nicht? versezte die Eule. Weil ich stille Betrachtungen liebe, kann ich deswegen von der Luft leben? Ich weis zwar wohl, daß ihr Menschen es von euren Gelehrten verlanget. —

23. Die junge Schwalbe.

Was macht ihr da? fragte eine Schwalbe die geschäftigen Ameisen. Wir sammeln Vorrath auf den Winter; war die geschwinde Antwort.

Das ist klug, sagte die Schwalbe; das will ich auch thun. Und sogleich fing fie an, eine Menge todter Spinnen und Flicgen in ihr Nest zu tragen.

Aber wozu soll das? fragte endlich ihre Mutter. „Wozu ? ,,Vorrath auf den bösen Winter, liebe Mutter; sammle doch ,,auch! Die Ameisen haben mich diese Vorsicht gelehrt.“

Dlaß den irrdischen Ameisen diese kleine Klugheit, versette die Alte; was sich für sie schickt, schickt sich nicht für bessere Schwalben. Uns hat die gütige Natur ein holdres Schicksal bestimmt. Wenn der reiche Sommer sich endet, ziehen wir von hinnen; auf dieser Reise entschlafen wir allgemach, und da empfangen uns warme Sümpfe, wo wir ohne Bedürfnisse ra= sten, bis uns ein neuer Frühling zu einem neuen Leben erwecket.

24. Merops.

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Ο Μέροψ το όρνεον ἐμπαλιν, φασι, τοις άλλοις ἅπασι πετεται· μεν γαρ εἰς τουμπροσθεν ἶεται και κατ' ὀφθαλμους, το δε εἰς τουπίσω.

Ich muß dich doch etwas fragen; sprach ein junger® Adler zu einem tiefsinnigen grundgelehrten Uhu. Man sagt, es gäbe einen Vogel, mit Namen Merops, der, wenn er in die Luft steige, mit dem Schwanze voraus, den Kopf gegen die Erde gekehret, fliege. Ist das wahr?

Ey nicht doch! antwortete der Uhu; das ist eine alberne Erdichtung des Menschen. Er mag selbst ein solcher Merops seyn; weil er nur gar zu gern den Himmel erfliegen möchte, ohne die Erde, auch nur einen Augenblick, aus dem Gesichte zu verlieren.

25. Der Pelekan.

Aelianus de nat. animal. lib. III. cap. 30.

Für wohlgerathene Kinder können Aeltern nicht zu viel thun. Aber wenn sich ein blöder Vater für einen ausgearteten Sohn das Blut vom Herzen zapft; dann wird Liebe zur Thorheit.

Ein frommer Pelekan, da er seine Jungen schmachten sahe, rigte sich mit scharfem Schnabel die Brust auf, und erquickte sie mit seinem Blute. Ich bewundere deine Zärtlichkeit, rief ihm ein Adler zu, und bejammere deine Blindheit. Sich doch, wie manchen nichtswürdigen Guckuck du unter deinen Jungen mit ausgebrütet hast!

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