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So war es auch wirklich; denn auch ihm hatte der kalte

Guckuck seine Eyer untergeschoben.

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Waren es undankbare

Guckucke werth, daß ihr Leben so theuer erkauft wurde?

26. Der Löwe und der Tieger.

Aelianus de natura animal. lib II. cap. 12.

Der Löwe und der Hase, beyde schlafen mit offenen Augen. Und so schlief jener, ermüdet von der gewaltigen Jagd, einst vor dem Eingange seiner fürchterlichen Höhle.

Da sprang ein Tieger vorbey, und lachte des leichten Schlummers. Der nichtsfürchtende Löwe! rief er. Schläft er nicht ,,mit offenen Augen, natürlich wie der Hase!"

Wie der Hase? brüllte der aufspringende Löwe, und war dem Spötter an der Gurgel. Der Tieger wälzte sich in seinem Blute, und der beruhigte Sieger legte sich wieder, zu schlafen.

27. Der Stier und der Hirsch.

Ein schwerfälliger Stier und ein flüchtiger Hirsch weideten auf einer Wiese zusammen.

Hirsch, sagte der Stier, wenn uns der Löwe anfallen follte, so laß uns für einen Mann stehen; wir wollen ihn tapfer abweisen. Das muthe mir nicht zu, erwiederte der Hirsch; denn warum sollte ich mich mit dem Löwen in ein ungleiches Gefecht einlassen, da ich ihm sichrer entlaufen kann?

28. Der Esel und der Wolf.

Ein Esel begegnete einem hungrigen Wolfe. Habe Mitleiden mit mir, sagte der zitternde Esel; ich bin ein armes krankes Thier; sich nur, was für einen Dorn ich mir in den Fuß getreten habe!

Wahrhaftig, du tauerst mich; versezte der Wolf. Und ich finde mich in meinem Gewissen verbunden, dich von diesen Schmerzen zu befreyen.

Kaum war das Wort gesagt, so ward der Esel zerrissen.

29. Der Springer im Schache.

Zwey Knaben wollten Schach ziehen. Weil ihnen ein Springer fehlte, so machten sie einen überflüssigen Bauer, durch ein Merkzeichen,*) dazu.

Ey, riefen die andern Springer, woher, Herr Schritt vor Schritt?

Die Knaben hörten die Spötterey und sprachen: Schweigt! Thut er uns nicht eben die Dienste, die ihr thut?**)

30. Aesopus und der Esel.

Der Esel sprach zu dem Aesopus: Wenn du wieder ein Geschichtchen von mir ausbringst, so laß mich etwas recht vernünftiges und sinnreiches sagen.

Dich etwas sinnreiches! sagte Acsop; wie würde sich das schicken? Würde man nicht sprechen, du seyst der Sittenlehrer, und ich der Esel ?

Zweytes Buch.

1. Die cherne Bildsäule.

Die eherne Bildsäule eines vortreflichen Künstlers schmolz durch die Hige einer wüthenden Feuersbrunst in einen Klumpen. Dieser Klumpen kam einem andern Künstler in die Hände, und durch seine Geschicklichkeit verfertigte er eine neue Bildsäule daraus; von der erstern in dem, was sie vorstellete, unterschieden, an Geschmack und Schönheit aber ihr gleich.

Der Neid sah es und knirschte. Endlich befann er sich auf einen armseligen Trost: „Der gute Mann würde dieses, noch

*) durch eine Marke 1753.

**) Was wollen sie mit diesem albern Mährchen sagen? schrie der Herr von Fahnen stolz. Nichts, Ewr. Guaden. Vielleicht aber würde der Herr in meinen Neden etwas gefunden haben, über welchen sie sich kurz vorher aufhielten. Es war der Herr ** welchen der Monarch, weil er ihn brauchen kann, aus dem Staube zu den wichtigsten Bedienungen erhoben hat. 1753.

,,ganz erträgliche Stück, auch nicht hervorgebracht haben, wenn „ihm nicht die Materie der alten Bildsäule dabey zu Statten ,,gekommen wäre."

2. Herkules.

Fab. Aesop. 191. edit. Hauptmannianæ. Phædrus lib. IV. Fab. 11. Als Herkules in den Himmel aufgenommen ward, machte er seinen Gruß unter allen Göttern der Juno zuerst. Der ganze Himmel und Juno erstaunte darüber. Deiner Feindin, rief man hm zu, begegnest du so vorzüglich? Ja, ihr selbst; erwiederte Herkules. Nur ihre Verfolgungen sind es, die mir zu den Thaten Gelegenheit gegeben, womit ich den Himmel verdienet habe. Der Olymp billigte die Antwort des neuen Gottes, und Juno ward versöhnt.

3. Der Knabe und die Schlange.

Fab. Aesop. 170. Phædrus lib. IV. Fab. 18.

Ein Knabe spielte mit einer zahmen Schlange. Mein liebes Thierchen, sagte der Knabe, ich würde mich mit dir so gemein nicht machen, wenn dir das Gift nicht benommen wäre. Ihr Schlangen seyd die boshaftesten, undankbarsten Geschöpfe! Ich habe es wohl gelesen, wie es einem armen Landmann ging, der eine, vielleicht von deinen Urältern, die er halb erfroren unter einer Hecke fand, mitleidig aufhob, und sie in seinen erwärmenden Busen steckte. Kaum fühlte sich die Böse wieder, als sie ihren Wohlthäter biß; und der gute freundliche Mann mußte sterben.

Ich erstaune, sagte die Schlange. Wie parthenisch eure Geschichtschreiber seyn müssen! Die unsrigen erzehlen diese Historie ganz anders. Dein freundlicher Mann glaubte, die Schlange sey wirklich erfroren, und weil es eine von den bunten Schlangen war, so steckte er sie zu sich, ihr zu Hause die schöne Haut abzustreifen. War das recht?

Ach, schweig nur; erwiederte der Knabe. Welcher Undankbare hätte sich nicht zu entschuldigen gewußt!

Recht, mein Sohn; fiel der Vater, der dieser Unterredung zugehört hatte, dem Knaben ins Wort. Aber gleichwohl, wenn du einmal von einem außerordentlichen Undanke hören solltest, so untersuche ja alle Umstände genau, bevor du einen Menschen mit so einem abscheulichen Schandflecke brandmarken lässest. Wahre Wohlthäter haben selten Undankbare verpflichtet; ja, ich will zur Ehre der Menschheit hoffen, niemals. niemals. Aber die Wohlthäter mit kleinen eigennügigen Absichten, die sind es werth, mein Sohn, daß sie Undank anstatt Erkenntlichkeit einwuchern.

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4. Der Wolf auf dem Todtbette.

Fab. Aesop. 144. Phædrus lib. I. Fab. 8.

Der Wolf lag in den legten Zügen und schickte einen prűfenden Blick auf sein vergangenes Leben zurück. Ich bin freylich ein Sünder, sagte er; aber doch, hoffe ich, keiner von den größten. Ich habe Böses gethan; aber auch viel Gutes. Einsmals, erinnere ich mich, kam mir ein blöckendes Lamm, welches sich von der Heerde verirret hatte, so nahe, daß ich es gar leicht hätte würgen können; und ich that ihm nichts. Zu eben dieser Zeit hörte ich die Spöttereyen und Schmähungen eines Schafes mit der bewundernswürdigsten Gleichgültigkeit an, ob ich schon keine schüßende Hunde zu fürchten hatte.

Und das alles kann ich dir bezeugen; fiel ihm Freund Fuchs, der ihn zum Tode bereiten half, ins Wort. Denn ich erinnere mich noch gar wohl aller Umstände dabey. Es war zu eben der Zeit, als du dich an dem Beine so jämmerlich würgtest, das dir der gutherzige Kranich hernach aus dem Schlunde zog.

5. Der Stier und das Kalb.

Phædrus lib. V. Fab. 9.

Ein starker Stier zersplitterte mit seinen Hörnern, indem er sich durch die niedrige Stallthüre drengte, die obere Pfofte. Sich einmal, Hirte! schrie ein junges Kalb; solchen Schaden thu ich dir nicht. Wie lieb wäre mir es, versegte dieser, wenn du ihn thun könntest!

Die Sprache des Kalbes ist die Sprache der kleinen Philosophen. Der böse Bayle! wie manche rechtschaffene Seele ,,hat er mit seinen verwegnen Zweifeln geärgert!" - D ihr Herren, wie gern wollen wir uns ärgern lassen, wenn jeder von euch ein Bayle werden kann!

6. Die Pfauen und die Krähe.

Fab. Aefop. 188. Phædrus lib. I. Fab. 3.

Eine stolze Krähe schmückte sich mit den ausgefallenen Federn der farbigten Pfaue, und mischte sich kühn, als sie gnug geschmückt zu seyn glaubte, unter diese glänzende Vögel der Juno. Sie ward erkannt; und schnell fielen die Pfaue mit scharfen Schnäbeln auf sie, ihr den betriegrischen Pug auszureißen.

Lasset nach! schrie sie endlich; ihr habt nun alle das eurige wieder. Doch die Pfaue, welche einige von den eignen glänzenden Schwingfedern der Krähe bemerkt hatten, versegten: Schweig, armselige Närrin; auch diese können nicht dein seyn! und hackten weiter.

7. Der Löwe mit dem Esel.

Phædrus lib. I. Fab. 11.

Als des Aesopus Löwe mit dem Esel, der ihm durch seine fürchterliche Stimme die Thiere sollte jagen helfen, nach dem Walde ging, rief ihm eine nasenweise Krähe von dem Baume zu: Ein schöner Gesellschafter! Schämst du dich nicht, mit einem Esel zu gehen? Wen ich brauchen kann, versegte der Löwe, dem kann ich ja wohl meine Seite gönnen.

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So denken die Großen alle, wenn sie einen Niedrigen ihrer Gemeinschaft*) würdigen.

8. Der Esel mit dem Löwen.

Phædrus lib. I. Fab. 11.

Als der Esel mit dem Löwen des Acsopus, der ihn statt seines Jägerhorns brauchte, nach dem Walde ging, "") begegnete

*) Freundschaft 1753. **) zu ging, 1753.

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