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Erste Gruppe.

1. Die beiden Hunde.
Ein Junker hielt sich ein Paar Hunde;
Es war ein Pudel und sein Sohn.
Der junge, Namens Pantalon,
Vertrieb dem Herrchen manche Stunde.
Er konnte tanzen, Wache stehn,
Den Schubkarrn ziehn, in's Wasser gehn,
Und alles dieses aus dem Grunde.
Der schlaue Fris, des Jägers Kind,
War Lehrer unsers Hunds gewesen,
Und dieser lernte so geschwind,
Als mancher Knabe kaum das Lesen.
eurEinst fiel dem kleinen Junker ein,
Es müsse noch viel leichter sein,
Den alten Hund gelehrt zu machen.
Herr Schnurr war sonst ein gutes Vieh, ^
Doch seine Herrschaft zog ihn nie
Zu solchen hochstudierten Sachen;
Er konnte bloß das Haus bewachen.
Der Knabe nimmt ihn vor die Hand,
Und stellt ihn aufrecht an die Wand;
Allein der Hund fät immer wieder
Auf seine Vorderfüße nieder.
Man rufet den Professor Frih.
Auch der erschöpfet seinen Wit.

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Exaust

Umsonst! Es will ihm nicht gelingen,

Den alten Schüler zu bezwingen.
Vielleicht, sprach Frize, hilft der Stock.

Er holt den Stock, man prügelt Schnurren;

Doch bleibt er steifer als ein Bock,

Und endlich fängt er an zu murren.

Ram

Was wollt ihr?" sprach der arme Tropf; Levil

Ihr werdet meinen grauen Kopf

Doch nimmermehr zum Doctor schlagen.
Geht, werdet durch mein Beispiel flug,
Ihr Kinder, lernet jest genug,
Ihr lernt nichts mehr in alten Tagen."

Wagner, Lehren. 26. Aufl.

Pfeffel.

1

2

2. Kleanthes.

Kleanthes, ein junger Grieche in Athen, hatte keine schnelle Fassungskraft und war sehr arm. Aber eine unermüdliche Lernbegier beseelte ihn, mochte es ihm auch noch so sauer werden. Gern hätte er dem Unterricht des berühmten Zeno beigewohnt. Aber wovon leben, wenn er sich nicht durch Arbeit seinen Unterhalt erwarb? Wie suchte er sich da zu helfen? Er trug Nachts für einen Gärtner Wasser, oder mahlte für eine Frau Getreide auf einer Handmühle. So erwarb er sich jede Nacht soviel, als er am folgenden Tag zu seinem Unterhalt bedurfte. Tagesüber besuchte er den Unterricht des Zeno und war gesund und stark dabei.

Darüber wunderten sich die Menschen sehr, die seine Armut kannten, und sprachen unter einander: Wodurch mag sich der junge Mann ernähren, da er gar nichts arbeitet?" Sie argwöhnten zuleßt, dass er sich auf unerlaubte Weise seinen Unterhalt ver schaffe, und forderten ihn deshalb vor Gericht. Er erschien. Die Richter gaben ihm auf, sich von jenem Verdachte zu reinigen. Da holte er den Gärtner und die Frau, für die er bisher gearbeiter hatte, herbei, und diese legten ein wahrhaftes Zeugnis für ihn ab. Die Richter bewunderten die Wissbegierde des Jünglings und erkannten ihm einmütig ein großes Geschenk zu; aber Zeno freetverbot ihm, es anzunehmen. Kleanthes wurde seines Lehrers bedeutendster Schüler und ein Mann von großem Verdienst und Ruhm. Fleiß bricht Eis. Nach Campe.

3. Lebensziele.

Vor jedem steht ein Bild des, was er werden soll;
So lang er das nicht ist, ist nicht sein Friede voll.
Jedem Menschen für sein Leben
Ist ein Maß von Kraft gegeben,
Das er nicht erweitern fann;
Aber nach den rechten Zielen.
Stets die Kräfte lassen spielen
Soll und kann ein rechter Mann.

Nicht dass man lebe, sondern wie
Ist Mannes würd'ges Streben.
So lang' mir Leben Gott verlieh,
Will ich's lebendig_leben. *)

*) So sprach und handelte namentlich auch Friedrich der Große

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Du wirst nicht musterhaft durch Jagd nach Andrer Fehlern, Und nie wirst du berühmt durch fremden Ruhmes Schmälern.

Birke! nur in seinen Werken

Rann der Mensch sich selbst bemerken.

InD blicke, wenn den Sinn dir will die Welt verwirren,
Bum em'gen Himmel auf, wo nie die Sterne irren.

tren

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4. Das Schwert.

Bur Schmiede ging ein junger Held;
Er hatt' ein gutes Schwert bestellt..
Doch als er's wog in freier Hand,
Das Schwert er viel zu schwer erfand.

Der alte Schmied den Bart sich streicht:
Das Schwert ist nicht zu schwer, noch leicht;
Zu schwach ist Euer Arm, ich mein';
Doch morgen soll geholfen sein!"

„Nein, heut'! bei aller Ritterschaft!
Durch meine, nicht durch Feuers Kraft!"
Der Jüngling spricht's, ihn Kraft durchdringt,
Das Schwert er hoch in Lüften schwingt.

5. Siegfried's Schwert.

Jung Siegfried war ein stolzer Knab',
Ging von des Vaters Burg herab.
Wollt' rasten nicht in Vaters Haus,
Wollt' wandern in alle Welt hinaus.
Begegnet' ihm manch Ritter wert
Mit festem Schild und breitem Schwert.
Siegfried nur einen Stecken trug,
Das war ihm bitter und leid genug.
Und als er ging im finstern Wald,
Kam er zu einer Schmiede bald.

Da sah er Eisen und Stahl genug,
Ein lustig Feuer Flammen schlug.

O Meister, liebster Meister mein!
Lass du mich deinen Gesellen sein!
Und lehr' du mich mit Fleiß und Acht,
Wie man die guten Schwerter macht!"

Rückert.

Uhland.

Siegfried den Hammer wol schwingen kunnt,
Er schlug den Amboß in den Grund;

Er schlug, dass weit der Wald erklang
Und alles Eisen in Stücke sprang.

Und von der letzten Eisenstang

Macht er ein Schwert so breit und lang.
,,Nun hab' ich geschmiedet ein gutes Schwert,
Nun bin ich wie andre Ritter wert.

Nun schlag' ich wie ein andrer Held

Die Riesen und Drachen in Wald und Feld." Uhlan

6. Der kleine Hydriot.*)

Früh übt sich was ein Meister werden will. (Schiller.)

Ich war ein kleiner Knabe, stand fest kaum auf dem Bein,
Da nahm mich schon mein Vater mit in das Meer hinein
Und lehrte leicht mich schwimmen an seiner sichern Hand
Und in die Fluten tauchen bis nieder auf den Sand.
Ein Silberstückchen warf er dreimal in's Meer hinab,
Und dreimal musst' ich's holen, eh' er's zum Lohn mir gab.
Dann reicht' er mir ein Ruder, hieß in ein Boot mich gehn,
Er selber blieb zur Seite mir unverdrossen stehn,

Wies mir, wie man die Wogen mit scharfem Schlage bricht,
Wie man die Wirbel meidet und mit der Brandung ficht.
Und von dem kleinen Kahne ging's flugs in's große Schiff.
Es trieben uns die Stürme um manches Felsenriff.
Ich saß auf hohem Maste, schaut' über Meer und Land,
Es schwebten Berg' und Thürme vorüber mit dem Strand.
Der Vater hieß mich merken auf jedes Vogels Flug,
Auf aller Winde Wehen, auf aller Wolken Zug;
Und bogen dann die Stürme den Mast bis in die Flut,
Und sprizten dann die Wogen hoch über meinen Hut,
Da sah der Vater prüfend mir in das Angesicht,
Ich saß in meinem Korbe und rüttelte mich nicht; -
Da sprach er, und die Wange ward ihm wie Blut so roth:
Glück zu auf deinem Maste, du kleiner Hydriot!"

"

Und heute gab der Vater ein Schwert mir in die Hand
Und weihte mich zum Kämpfer für Gott und Vaterland.

*) Hydra, eine kleine Insel an der Ostküste von Griechenland deren Bewohner, die Hydrioten, bisher zu den kühnsten Seeleuter und Freiheitshelden gehörten.

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Er maß mich mit den Blicken vom Kopf bis zu den Zeh'n,
Mir war's, als thät sein Auge hinab in's Herz mir seh'n.
Ich hielt mein Schwert gen Himmel und schaut' ihn sicher an
Und däuchte mich zur Stunde nicht schlechter als ein Mann.
Da sprach er, und die Wange ward ihm wie Blut so roth:
Glück zu mit deinem Schwerte, du kleiner Hydriot!"

7. Der Schüße.

Mit dem Pfeil, dem Bogen, Durch Gebirg und Thal kommt der Schütz gezogen Früh im Morgenstral. -) Wie im Reich der Lüfte König ist der Weih,

11,

W. Müller.

Durch Gebirg und Klüfte
Herrscht der Schüße frei.

Ihm gehört das Weite;
Was sein Pfeil erreicht;
Das ist seine Beute,
Was da kreucht und fleugt.
Schiller.

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Durch Feld und Buchenhallen,
Bald singend, bald fröhlich still,
Recht luftig sei vor allen,
Ber's Reisen wählen will!
Benn's kaum im Osten glühte,
Die Welt noch still und weit:
Da weht recht durch's Gemüte
nd. Die schöne Blütenzeit.

aten

Lust, vom Berg zu schauen Weit über Wald und Strom,

Hoch über sich den blauen,
Tiefklaren Himmelsdom!
Vom Berge Vöglein fliegen
Und Wolken so geschwind,
Gedanken überfliegen
Die Vögel und den Wind.
Die Wolken zieh'n hernieder,
Das Vöglein senkt sich gleich;
Gedanken geh'n und Lieder
Fort bis in's Himmelreich.
v. Eichendorff.

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