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10. Wanderlied.

Dem Wandersmann gehört die Welt
In allen ihren Weiten,

Weil er kann über Thal und Feld
So wolgemut hinschreiten.
Die Felder sind wol angebaut
Für andre und von andern;
Ihm aber, der sie sich beschaut,
Gehören sie jetzt beim Wandern.

Durch Wiesen schlängelt sich ein Pfad, Wie zwischen Blumenbeeten.

Ich weiß nicht, wessen Fuß ihn trat;
Er ist für mich getreten:

Und neben in das Gras hinein,

Wo sie wol Futter holen,

Das Grün ist auch beim Wandern mein,

Ein Teppich für meine Solen.

Der Baum, der hier am Wege steht,

Wem mag er Frucht erstatten?
Doch weil mein Weg vorübergeht,
So gibt er mir den Schatten.
Sie haben ihn hieher gefeßt
Wol nicht zu meinem Frommen;
Ich aber glaube, dass er jet
Sei eigens für mich gekommen.

Der Bach, der mir entgegenrauscht,
Kommt her, mich zu begrüßen,
Durch Reden, die er mit mir tauscht,
Den Gang mir zu verfüßen.
Und wenn ich seiner müde bin,
Er wartet auf mein Winken,

Gleich wendet er sich zur Rechten hin,
Und ich zieh' fort zur Linken.

Die Lüfte sind mir dienstbar auch,
Die mir im Rücken wehen,
Sie wollen doch mit ihrem Hauch
Mich fördern nur im Gehen.
Und die in's Angesicht mich küsst,
Sie will mir auch nicht schaden:
Es ist die Ferne, die mich grüßt,
zu sich mich einzuladen.

Der Regen und der Sonnenschein
Sind meine zwei Gefellen,

Die, einer hinter'm andern drein,
Abwechselnd ein sich stellen.'

Der Regen löscht der Straße Staub,
Die Sonne macht fie trocken;
Daneben wollen Gras und Laub
Sie aus dem Boden locken.

Und spannt in ihrem Wechselspiel
Sich aus ein Regenbogen,
Komm' ich, entgegen meinem Ziel,
Darunter hergezogen.

Der Bogen ist für mich gespannt,
Weil ich darunter walle;

Zu Trägern sind die Berg' ernannt,
Dass er auf mich nicht falle.

Und wo ein Dorf entgegentritt,
Da hör' ich Glocken läuten.
Sie meinen selber mich damit,
Was könnt' es sonst bedeuten?
Sie läuten etwan einer Braut,
Vielleicht auch einem Todten;
Ich aber deut' auf mich den Laut:
Ein Gruß wird mir geboten.

So zieh' ich im Triumphgesang
Entlang die lange Straße,

Und nie wird mir um etwas bang,

Das ich im Rücken lasse.
Wie eines hinter mir entweicht,
So kommt gleich her das andre;
Und nie hab' ich das End' erreicht
Der Welt, so weit ich wandre.

11. Das Wandern.

Das Wandern ist des Turners Lust,
Das Wandern!

Das muss ein schlechter Turner sein,
Dem niemals fiel das Wandern ein,
Das Wandern!

Rückert.

Vom Wasser haben wir's gelernt,
Vom Wasser!

Das hat nicht Rast bei Tag und Nacht,
Ist stets auf Wanderschaft bedacht,
Das Wasser!

Die Winde lehren wandern uns,
Die Winde!

Denn über Au'n und Wogen hin,
Bald laut, bald stille wandernd zieh'n
Die Winde!

Und mit den Winden wandern auch
Die Wolken!

Beschatten Wälder, Berg' und Thal
Und wiegen sich im Sonnenstral,
Die Wolken!

Den Vöglein hab'n wir's abgesehn,
Den Vöglein!

Sie wandern, wenn der Tag ergraut,
Durch sonn'ge Lüfte jubelnd laut,
Die Vöglein!

Selbst nachts sind frohe Wandrer wach,
Die Sterne!

Hat kaum vollbracht die Sonn' den Lauf,
Ziehn still am blauen Zelt herauf
Die Sterne!

Die Erde selbst, so groß sie ist,
Muss wandern!

Sie hat, mit ihr die ganze Welt,
Den Sinn auf's Wandern hingestellt,
Auf's Wandern!

Drum Wandern, Wandern, Turnerlust,
D, Wandern!

Der Himmel blau, die Berge grün-,
Auf, lasst hinaus uns jubelnd ziehn

Und wandern!

12. Wanderlust.

Nach W. Miller's Wanderschaft.

Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,

Da bleibe, wer Luft hat, mit Sorgen zu Haus;

Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt,
So steht auch mein Sinn in die weite, weite Welt.
Frisch auf denn, frisch auf denn im hellen Sonnenstral,
Wol über die Berge, wol durch das tiefe Thal,
Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all',
Mein Herz ist wie 'ne Lerche und stimmet ein mit Schall.

Und find' ich keine Herberg', so lieg' ich zu Nacht
Wol unterm blauen Himmel; die Sterne halten Wacht;
Jm Winde die Linde, die rauscht mich ein gemach,
Es küsset in der Früh' das Morgenroth mich wach.
Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust,
Da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust;
Da finget und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!

12a. Der frohe Wandersmann.
Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt;
Dem will er seine Wunder weisen

In Berg und Wald und Strom und Feld.
Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwirren hoch vor Luft,
Was sollt' ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl' und frischer Brust?
Den lieben Gott lass ich nur walten;
Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld
Und Erd' und Himmel will erhalten,
Hat auch mein' Sach' auf's best' bestellt.

13. Sprichwörter.

Geibel.

Eichendorff.

1. Es sagt ein altes Sprichwort: Selber essen macht fett." Ich will noch ein paar hinzusehen: Selber Achtung eben macht verständig, und: Selber arbeiten macht reich. Wer nicht mit eigenen Augen sieht, sondern sich auf andere verlässt, und wer nicht selber Hand anlegt, wo es nötig , sondern andere thun lässt, was er selber thun soll, der bringt's nicht weit, und mit dem Fettwerden hat es bald ein Ende.

2. Von zwei unbemittelten Brüdern hatte der eine ke Luft und keinen Mut, etwas zu erwerben, weil ihm das G nicht zu den Fenstern hineinregnete. Er sagte immer: „Wo nich ist, kommt nichts hin." Und so war es auch. Er blieb f Leben lang der arme Bruder Wonichtsist, weil es ihm nie Mühe wert war, mit einem kleinen Ersparnis den Anfang machen, um nach und nach zu einem größern Vermögen zu ko men. So dachte der jüngere Bruder nicht. Der pflegte zu sag „Was nicht ist, das kann werden." Er hielt das Weni was ihm von der Verlassenschaft der Eltern zu Theil work war, zu Rath, und vermehrte es nach und nach durch eig Ersparnis, indem er fleißig arbeitete und eingezogen leb Anfänglich ging es hart und langsam. Aber sein Sprichwo ,,Was nicht ist, kann werden", gab ihm immer Mut und H nung. Mit der Zeit ging es besser. Er wurde durch unv droffenen Fleiß und Gottes Segen noch ein reicher Mann u ernährt jezt die Kinder des armen Bruders Wonichtsist, i selber nichts zu beißen und zu nagen hat.

14. Die Wachtel und ihre Jungen.
Hoch wallte das goldene Weizenfeld
und baute der Wachtel ein Wohngezelt.
Sie flog einst früh in Geschäften aus
Und kam erst am Abend wieder nach Haus.
Da rief der Kindlein zitternde Echar:
„Ach, Mutter, wir schweben in großer Gefahr!
Der Herr des Felds, der gefürchtete Mann,
Ging heut' mit dem Sohne vorbei und begann:
Der Weizen ist reif, die Mahd muss geschehn,

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+

Geh, bitte die Nachbarn, ihn morgen zu mäh'n."
,,D", sagte die Wachtel, dann hat es noch Zeit!
Nicht flugs sind die Nachbarn zu Diensten bereit.“
Drauf flog sie des folgenden Tages aus
Und kam erst am Abend wieder nach Haus.
Da rief der Kindlein zitternde Schar:
„Ach, Mutter, wir schweben in neuer Gefahr!
Der Herr des Felds, der entsetzliche Mann,
Ging heut' mit dem Sohne vorbei und begann:
„Uns ließen die Nachbarn abscheulich im Stich,
Geh rings zu unsern Verwandten und sprich:

Hebel

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