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Jahre 514 nach Roms Erbauung, als die Komödie der Griechen schon zur höchsten Ausbildung gediehen war, gas *Livius Andronikus zu Rom die ersten Schauspiele, in wels chen eine zusammenhangende Fabel zum Grunde lag, und die, so viel sich jetzt noch von ihnen urthellen lässt, wahrs scheinlich nach der griechischen Form eingerichtet waren; denit ihr Urheber war von griechischer Abkunft. Hiedurch sowohl, als durch die allgemeine, in allen Gattungen der Schreibt art den Römern gewöhnliche, Anhänglichkeit an griechische Muster, wurde die Beibehaltung dieser Form auch in der Folge veranlasst.

Ganz lässt sich indeß dem römischen Schauspiel ein gewisser Nationalcharakter nicht absprechen; und es giebt einige Arten von Schauspielen, die, wo nicht durchaus rds mischen, doch wenigstens italischen, Ursprungs, und bei den Griechen nicht eingeführt waren. Dahin gehören zus nächst die Atellanischen Schauspiele, die von der kampanis schen Stadt Atella den Namen hatten, und von den Oscis ern entlehnt wurden. Sie hatten viel Aehnlichkeit mit den satyrischen Schauspielen der Griechen, und man spielte sie, auch selbst in den spåtern Zeiten noch, gewöhnlich in der oscischen Mundart. Pomponius, der erst in den spåtern Zeiten der Republik lebte, war nicht sowohl, wie ihn Velz lejus nennt, ihr Erfinder, sondern nur ihr Verbesserer, der vielleicht den sonst darin herrschenden muthwilligen Ton mäßigte, und die römische Mundart brauchte. Außer ihm werden auch ävius, Tovius und Nemmius als Verfass fer von Atellanen genannt; und sie wurden folglich nicht ers temporirt, sondern, wenigstens dem Hauptinhalte nach, nies bergeschrieben. Ihr ganzer Charakter scheint sich freilich mehr zum Possenspiele, als zur ernsthaften Schauspielgats tung hingeneigt zu haben; es lässt sich aber schwerlich etwas Gewisses darüber bestimmen, da uns keins dieser Stücke

mehr

mehr übrig ist*). ~ Sie erhielten sich übrigens lange, selbst noch unter den ersten Kaisern, auf der römischen Bühne.Eine andre, den Römern, wie es scheint, allein eigne tom sche Gattung wären die mit den Atellanen beståndig verbun denen Exodien, eine Art von kleinern Nachkomddien und Zwischenspielen, die allmählich aus den satyrischen Dramen entstanden. Wie es scheint, waren sie eine Art von Paros die der in den vorhergehenden Schauspielen, besonders den Atellanen, ernsthafter bearbeiteten Fabel, die durch ke in ein lächerliches Licht geseßt, und karikaturmäßig dargestellt wurde. Auch scheinen sie satyrische Ausfälle und persönliche Anzugs lichkeiten enthalten zu haben.

Die eigentliche, nach griechischem Muster geformte, Komödie der Römer hatte noch ihre verschiednen Arten und Benennungen. In Rücksicht auf die darin gebrauchte Kleidung der Schauspieler, war si: entweder palliata, mit griechischer Tracht und griechischen Personen, oder togata, worin Kleider und Charaktere römisch waren, und die auch praetextatae und trabeatae hiessen, wenn Personen höhern Nanges, welche dergleichen Kleidung trugen, in ihnen auf. traten. Die tabernaria scheint nicht von dem schlechten bloß bretternen Schauplaß, auf dem fie gespielt wurde, sondern mehr von der niedrigen Volksklasse benannt zu seyn, aus welcher die darin spielenden Personen genommen waren. Griechische Fabeln, Personen und Sitten scheinen indeß meistentheils und vorzugsweise von den komischen Dichtern der Römer gewählt und nachgebildet zu seyn; und überhaupt gelangte ihre komische Bühne niemals weder zu der Origis nalitåt noch zu dem wirksamen, besonders politischen, Eins flusse der Griechischen. Dieß gestehen ihre Kunstrichter selbst.

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*) Ueber die verschiednen Vorstellungsarten der Gelehrten von dem Charakter dieser Schauspielgattung f. Flögels Gesch. d. kom. Lit. B. IV. S. 89.

In comoedia, fagt Quintilian *), maxime claudicamus. Vix levem confequimur umbram, adeo ut mihi fermo ipfe Romanus non recipere videatur illam folis concellam Atticis venerem, quando eam ne Graeci quidem in alio genere linguae obtinuerint. Und Gellius:** Comoedias lectitamus noftrorum poetarum fumtas ac verfas de Graecis Atqui cum legimus

eas, nihil fane difplicent; quin lepide quoque et venufte fcriptae videantur, prorfus ut melius poffe fieri nihil cenfeas. At enim fi conferas et componas Graeca ipfa, unde illa venerunt, ac fingula confiderate atque apte junctis et alternis lectionibus committas; oppido' quam iacere atque fordere incipiunt quae, Latina funt: ita Graecarum, quas aemulari nequiverunt, facetiis atque luminibus obfolefcunt.

Als Eigenheiten der römischen Komödie sind auch noch. die Umstände anzuführen, daß sie keinen Chor, aber dages gen einen Prolog hatten, der die Zuschauer mit dem Haupts inhalte des Stücks und mit den vorläufigen 11mstånden der. Handlung bekannt machte, und daß auch ihre ganze Vors stellungsart und theatralische Deklamation sich in manchen. Stücken von der griechischen unterschied. Nicht länger

als bis ins zweite Jahrhundert nach C. G. scheint sich die eigentliche Komödie der Römer auf der Bühne erhalten zu haben, und allmählig von den immer mehr Beifall gewins nenden Mimen, Pantomimen, und andern minder regel mäßigen Schauspielarten, verdrångt zu seyn.

Die Anzahl der römischen Komiker, deren Andenken fich, wo nicht in einigen Fragmenten, doch wenigstens, durch Anführung ihrer Namen erhalten hat, ist weit kleiner, als

*) L. X. c. I.
**) L. II, c. 23,

Die

Die Zahl der griechischen Dichter dieser Art *). Jene Bruchs stücke, welche uns noch von einigen derselben übrig sind, bes stehen bloß aus einzelnen Versen und moralischen Sprüchen, die gelegentlich von andern römischen Schriftstellern als Beis spiele und Belåge angeführt werden **). Die beiden einzis gen komischen Dichter, von welchen wir noch ganze Lust‹ spiele besitzen, und die auch schon im Alterthum die berühms testen waren, sind Plautus und Terenz.

II.

M. Accius Plautüs.

Von den Lebensumständen dieses Dichters haben wir nur wenig zuverläßige Nachrichten ***). Er soll aus Sarfina in Umbrien gebürtig gewesen seyn, und vom Jahre Roms 527 bis zum J. 569 oder 570 gelebt haben. Die gewöhnliche Angabe von seiner sehr niedrigen Herkunft ist noch zweifelhaft. Vermuthlich kam er schon in seiner frühern Jugend nach Rom, und genoß wenigstens einer gesitteten Erziehung. Der gewöhnlichen Meinung nach, war er in seinen jüngern Jahren ein Sklave, und in der Folge, dater Bei der Kaufmannschaft unglücklich gewesen war, sahe er fich genöthigt, seinen Unterhalt mit einer Handmühle zu vers dienen. Er muß indeß früh angefangen haben, für die Bühne

*) S. Fabricii Biblioth. Lat. ex ed. Ernesti, Vol. III. p. 238.. und Flögel's Gesch. der kom. Litt. B. IV. S. 105.

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**) S. Corpus vett. poetar. latinor. Aurel. Allobr. 1640. 4. ***. Cafp. Sagittarii Diatr. de vita ac fcriptis Plauti; Alt. 1671.8. Lessing's Leben des Plautus, nebft eipër Kris tik seiner Werke, in den Beiträgen zur Sißt. und ufnahme des Theaters (tutta. 1750. 8) S. 14 ff. Crasius Le bensbesch. rdm. Dichter, B. II. S. 303. Schmid's Bios graphie der Dichter, B. I. S. 204. Ù. a. M. 4.

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Bühne zu arbeiten. Nach dem Gellius soll er sich selbst fors gende Grabschrift verfertigt haben, die freilich, unter dieser Vorausseßung, viel zu lobrednérisch ist: 22

Postquam est mortem aptus Plautus, comoedia luget,
Scena elt deferta. Hinc ludus rifusque jocusque
Et numeri innumeri fimul omnes collacrimärunt.

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Auch die Anzahl seiner Lustspiele wird verschieden ant gegeben. Zur Zeit des Gellius gab es ihrer noch an die hundert und dreißig, die den Nämen des Plautus führten, ob man gleich schon damals die meisten für unåcht hielt. Vielleicht hatte er einige derselben bloß anders bearbeitet und verbessert. Varro hingegen erkannte nur ein und zwanzig' Stücke für ächt; und wenn es mit dieser Anzahl seine Richs tigkeit hat, so besißen wir diese achten Lustspiele in den zwanzig, noch übrigen fast alle, oder gar vollständig, wenn anders, wie einige glauben, auch der Querulus von seiner Arbeit ist.

Bon jeher hat sich die Kritik mit der Beurtheilung und Würdigung dieser Plautinischen Lustspiele häufig beschäftigt. Besonders hat die Stelle in Sorazens Epistel an die Pis fonen:

At noftri proavi Plautinos et nuineros, et

Laudavere fales. Nimium patienter utrunque, i
Ne dicam ftulte, mirati, fi modo ego et vos
Scimus inurbanum lepido feponere dictò,

Legitimumque fonum digitis callemus et aure, zu vielfachen Untersuchungen über den Werth dieser Lustspiele Gelegenheit gegeben. Gewöhnlich aber gieng man auf bei den Seiten zu weit, sowohl wenn man nichts als Schöne heiten, als wenn man lauter Fehler und beleidigende Scherze in diesen Schauspielen zu finden glaubte. Offenbar hatte Plautus bei der Verfertigung derselben griechische Muster'

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