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nannt wird, wo er ohne sie wohl nie wåre gehört worden. Aber welches widrige Schicksal hat auch diesen Mann abger halten, mit seinen Arbeiten fürs Theater so lange fortzufahr ren, bis die Stücke aufgehört hårten, seinen Namen zu empfehlen, und sein Name dafür die Stücke empfohlen Håtte ?" In den Literaturbriefen wird das Lustspiel, Crispin als Vater, für das beste dieses Verfassers erklärt; und das ist es auch wohl in jedem Betracht. Wir haben wenig Intriguenstücke, die so gut durchgeführt und so durchs aus unterhaltend wåren; auch ist der Dialog so rasch und lebhaft, wie man ihn in keinem deutschen Stücke von gleich zeitiger Entstehung antreffen wird. Ich habe die Ros mödien dieses Dichters nicht gleich zur Hand, um irgend eine Scene daraus als Probe mitzutheilen; aber ihrer Les fung und ehemaligen Vorstellung — denn jezt ist man unges recht genug, sie nicht mehr zu spielen erinnere ich mich immer noch mit Vergnügen.

VI.

Lessing.

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Zwiefach groß, und in dieser Größe, und in seinem Einfluß auf deutschen Geschmack allgemein anerkannt, ist das Verdienst, welches sich Lessing als Dichter und Kunstrichter ́um die deutsche Schaubühne erwarb. Schon im Jahre 1.748 wurde sein erstes Lustspiel, der junge Gelehrte, auf das Neuberische Theater gebracht; und diesem folgten bald hers nach: der Misogyn die Juden der Freigeift, und der Schatz.,, Ich muß es, sagt er in der Vorrede zum dritten Theile der åltern Duodezausgabe seiner Schriften, ich muß es, der Gefahr belacht zu werden ungeachtet, gestes hen, daß unter allen Werken des Wizes die Komödie das jenige ist, an welches ich mich am ersten gewagt habe. Schon in Jahren, da ich nur die Menschen aus Büchern kannte

beneidenswürdig ist der, der sie niemals nåher kennen lernt! beschäftigten mich die Nachbildungen von Thoren, an deren Daseyn mir nichts gelegen war. Theophrast, Plau tus und Terenz waren meine Welt, die ich, in dem engen Bezirk einer klostermäßigen Schule, mit aller Bequemlichkeit studirte." Diesen und mehrere dort von ihm angeführte Umstånde sollte man bei der Beurtheilung jener Stücke, vors nehmlich des jungen Gelehrten, der wohl von allen das schwächste, obgleich nicht ohne Spuren des åchten Genies ist, nicht aus der Acht lassen. Vergleicht man aber diese Lufts. spiele vollends mit den meisten damaligen dramatischen Pros duften unsers Baterlandes, wie sehr stechen sie da in jedem Betracht hervor; und wie sehr rechtfertigt ihr Werth, von Seiten der Erfindung, der feinen Kunst, des wahren Kos mischen, und des meisterhaften Dialogs, den großen, auss gezeichneten Beifall, den sie erhielten, und die Sorgfalt, womit sich 2. im Jahre 1767 ihrer wieder annahm, und fié zu einer neuen Auflage wieder durchsah und verbesserte. Wie weit übertraf er aber sich selbst durch das erst im J. 1763 verfertigte Luftspiel Minna von Barnhelm, worin sich so viel geläuterter Geschmack, eine so innige Herzens tunde, die feinste Weltkenntniß, und voller Besitz alles Reichthums und aller Schönheiten unsrer Sprache und ihrer dialogischen Kraft und Mannichfaltigkeit überall verråth. Ein paar der schönsten Scenen daraus rücke ich hier einz sie bedürfen keines Kommentars; auch ist die Haupthandlung dieses Stücks bekannt genug, und es bleibt noch jeßt, nach dreißig Jahren, das unübertroffene Meisterwerk der Deuts schen in dieser Gattung. Schade übrigens, daß so

manche Entwürfe zu Lustspielen, die der fel. L. zum Theil niederschrieb, zum Theil in seinem Kopfe mit sich herums trug, unausgeführt, und manche angefangne Stücke unvol lendet blieben! Diese leßtern sind von seinem Bruder in dem zu Berlin 1784 herausgekommenen ersten Theile seines Theas

Theatralischen Nachlasses gesammelt.

Der Schlaftrunk

und die Matrone von Ephesus sind darunter die ›merk

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Just. (indem er sich die Augen wischt). Ja!

v. Tellheim. Du hast geweint?

Just. Ich habe in der Küche meine Rechnung geschries ben, und die Küche ist voll Rauch, Hier ist sie, mein Herr! v. Tellheim. Gieb her.

Just. Haben Sie Barmherzigkeit mit mir, mein Herr. Ich weiß wohl, daß die Menschen mit Ihnen keine haben; aber

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v. Tellheim. Was willst du?

Just. Ich hatte mir eher den Tod, als meinen Abs schied vermuthet,

v. Tellheim. Ich kann dich nicht länger brauchen; ich muß mich ohne Bedienten behelfen lernen. (schlägt die Rechnung auf und liefet.),, Was der Herr Major mir schuldig: Drei ́ ́,, und einen halben Monat Lohn, den Monat 6 Thaler, macht ,,21 Thaler. Seit dem ersten dieses, an Kleinigkeiten auss ,,gelegt, 1 Thaler 7 Gr. 9 Pf. Summa Summarum 22 Thaler 7 Gr. 9 Pf." — Gut, und es ist billig, daß ich dies fen laufenden Monat ganz bezahle.

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Juft. Die andere Seite, Herr Major

v. Tellheim. Noch mehr? (lieset),, Was dem Herrn ,, Major ich schuldig: An den Feldscheer für mich bezahlt, ,,25 Thaler. Für Wartung und Pflege, während meiner ,,Kur, für mich bezahlt 39 Thaler. Meinem abgebrannten ,, und geplünderten Vater, auf meine Bitte, vorgeschossen, ohne die zwei Beutepferde zu rechnen, die er ihm geschenkt, ,,50 Thaler. Summa Summarum, 114 Thaler. Davon abgezogen vorstehende 22 Thaler 7 Gr. 9 Pf. bleibe dem

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Herrn

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Herrn Major schuldig, 91 Thaler 16 Gr. 3 Pf.“ Kerl, du bist toll!

Just. Ich glaube es gern, daß ich Ihnen weit mehr koste. Aber es wäre verlorne Dinte, es dazu zu schreiben. Ich kann Ihnen das nicht bezahlen, und wenn Sie mir volk lends die Liverei nehmen, die ich auch noch nicht verdient Habe; so wollte ich lieber, Sie hätten mich in dem Lazas rethe krepiren lassen.

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v. Tellheim. Wofür siehst du mich an? Du bist mir nichts schuldig, und ich will dich einem ven meinen Bekannten empfehlen, bey dem du es besser haben sollst, als bey mir.

Just. Ich bin Ihnen nichts schuldig, und doch wollen Sie mich verstoßen?

v. Tellheim. Weil ich dir nichts schuldig werden will. Just. Darum? nur darum? So gewiß ich Ihnen schuldig bin, so gewiß Sie mir nichts schuldig werden können, so gewiß sollen Sie mich nicht verstoßen. Machen Sie, was Sie wollen, Herr: Major; ich bleibe bei Ihnen; ich muß bei Ihnen bleiben.

v. Tellheim. Und deine Hartnäckligkeit, dein Trok, dein wildes ungestümes Wesen gegen alle, von denen du meinst, daß sie dir nichts zu sagen haben, deine tückische Schadenfreude, deine Rachsucht

Just. Machen Sie mich so schlimm, wie Sie wollen; ich will darum doch nicht schlechter von mir denken, als von meinem Hunde. Vorigen Winter gieng ich in der Dammes rung an dem Kanale, und hörte etwas winseln. Ich stieg herab, und grif nach der Stimme, und glaubte ein Kind zu retten, und zog einen Budel aus dem Wasser. Auch gut; dachte ich. Der Budel kam mir nach; aber ich bin kein Liebhaber von Budeln. Ich jagte ihn fort, umsonst; ich prů: gelte ihn von mir, umsonst. Ich ließ ihn des Nachts nicht in meine Kammer; er blieb vor der Thüre auf der Schwelle. Wo er mir nahe kam, stieß ich ihn mit dem Fuße; er schrie,

sahe.

sahe mich an, und wedelte mit dem Schwanze. Noch hat er keinen Bissen Brod aus meiner Hand bekommen; und doch bin ich der einzige, dem er hört, und der ihn anrühren .darf. Er springt vor mir her, und macht mir seine Künste unbefohlen vor. Es ist ein håßlicher Budel, aber ein gar zu guter Hund. Wenn er es långer treibt, so höre ich ends lich auf, den Budeln gram zu seyn.

v. Tellheim. (vet Seite) So wie ich ihm! Nein, es giebt keine völlige Unmenschen! Just, wir bleiben beisammen.

Just. Ganz gewiß! Sie wollten sich ohne Bediens ten behelfen? Sie vergessen ihrer Blessuren, und daß Sie nur eines Armes mächtig sind. Sie können sich ja nicht allein ankleiden. Ich bin Ihnen unentbehrlich; und bin -ohne mich selbst zu rühmen, Herr Major und bin ein Bedienter, der - wenn das Schlimmste zum Schlimmen kömmt, für seinen Herrn betteln und stehlen kann. v. Tellheim. “Jußt, wir bleiben nicht beisammen. Just. Schon gut!

Ein Bedienter.

v. Tellheim. Just.

Der Bediente. Bst! Kammrad!

Juft. Was giebts?

Der Bediente. Kann Er mir nicht den Officier nachs weisen, der gestern noch in diesem Zimmer (auf eins an der Seite zeigend, von welcher er herkömmt) gewohnt hat.

Just. Das dürfte ich leicht können. Was bringt Er ihm?

Der Bediente. Was wir immer bringen, wenn wir nichts bringen; ein Kompliment. Meine Herrschaft hört, daß er durch sie verdrångt worden. Meine Herrschaft weiß zu leben, und ich soll ihn desfalls um Verzeihung bitten.

Just. Nun so bitte Er ihn um Verzeihung; da steht er.
Der Bediente. - Was ist er? Wie nennt man ihn ?
\ v. Tell:

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