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Flavius.

Wen seh ich? Markus tommt. Mein Bruder, laße

es zu,

Daß ich für diesesmal der Freundschaft Gnüge thu.

Hermann.

So thu nur, was du willst, bis alle Zeit verstrichen.

III.

v. Croneg f.

S. B. II. S. 402.

Durch den frühen Tod dieses an Herz und Talent sehr schäßbaren Dichters erlitt die deutsche Schaubühne keinen geringen Verlust. Sein Trauer: fpiel, Codrus, machte ihn zuerst rühmlich bekannt, und ers hielt den Preis, welchen die Herausgeber der Bibliothek der schönen Wissenschaften auf daß beste deutsche Trauers spiel gesetzt hatten; und es wurde zuerst im Anfange des zweiten Bandes dieser Bibliothek, mit hinzugefügter Beurs theilung, abgedruckt. Eine andre, sehr gegründete, Kritik darüber findet man im eilften Bande der Berliner Literaturs briefe. In derselben wird indeß seinem zweiten, unvollens det gebliebenen, Trauerspiele, Olint und Sophronia der Vorzug vor jenem, an Handlung, Interesse, Charakteren und Leidenschaften zuerkannt, welches daselbst gleichfalls, und nachher von eben dem Verfasser, dem sel. Lessing, gleich im ersten Stücke seiner Hamburgischen Dramaturgie, kris tisch zergliedert wurde. Die Fabel dieses Trauerspiels ist, wie bekannt, aus dem zweiten Gefange von Taffo's Befreis tem Jerusalem genommen; und die hieher gehörige Stelle ist oben als Probe dieses epischen Gedichts mitgetheilt work den. Eine der schönsten Scenen ist die vierte des dritten Aufzuges. Clorinde erfährt die Liebe Glint's zur Sophronia, und geråth in eifersüchtige Wuth und Verzweifelung.

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Da sie bei Hofe viel vermag, so lässt sie die gefesselte Sa
phronia vor sich kommen, um mit eignen Hånden Rache
auszuüben. „Welch eine schöne Situation! welch ein Kampf
der entgegen gesezten Affecte! Clorinde wütet; Sophronie
ist voller Sanftmuth; jene schäumt vor Verzweiflung, und
Diese besänftigt sie durch eine Gelassenheit, die
Die natürlichen
Kräfte überschreitet, und die Wirkung einer über Tod und
Marter wunderbar siegenden Seele anzeigt."

Clorinde. Sernicie. Sophronia. Wache.

Clorinde.

Sind dieß die Reizungen, die den Olint entzünden ? Vor dieser Züge Macht verschmähet er Clorinden?

Sophronia..

* Prinzessin, bein Befehl ruft aus des Kerters Nache
Sophronien, die oft dein Ruhm erstaunt gemacht:
Oft hört ich von dem Muth, der dir im Herzen glühte,
Bom fugendlichen Reiz, der auf den Wangen blühte;
Und dachte, könnt ich doch die junge Heldin sehn,
Am Geiste männlich stark, am Körper weiblich schön!
Entzücket hört ich noch die Tugenden erheben,
Die allen Reizungen erst Werth und Würde geben;
Den standhaft hohen Sinn, die Großmuth in Verzeihn: -
Ich seufzt: ach möchte sie doch eine Christin seyn !

Verzeih, wenn dich mein Wunsch, so wie du glaubst, ber
leidigt,

Dein Herz ist allzugroß zum unglücksel’gen Wahn,

Daß Blut und Grausamkeit dem Gott gefallen kann,
Der uns zum Glück erschuf; der Gott zu dienen glaubet,
Wenn die verruchte Faust der Brüder Leben rauber;
Der Zwang Gerechtigkeit, Verfolgung Eifer nennt;
Für einen Glauben kämpft, den doch sein Herz nicht kennt;
Den Gott, den er verehrt, durch Grausamkeit entweihet,

Wenn

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Wenn Gott verschonet, råcht, und straft, wenn Gott vers

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Mein Tod. ist nur beneidenswerth.

Wer für den Glauben stirbt, verschmäht des Todes

Schrecken;

42

Ich suche nicht für mich dein Mitleid zu erwecken.
O nimm in deinen Schuß der Christen arme Schaar!
Entreiße den Olint der drohenden Gefahr!
Sie können nicht die Ruh des wilden Sultans stören,
Und ihre Waffen sind nichts, als Gebet und Zähren.
Sie sind verhafft, verfolgt, bestimmt zu Schmach und
Sport;

Und niemand ist ihr Schuß und ihre Hülf, als Gott;
Und Gott wird seine Macht und ihre Rettung zeigen;
Wenn auch ihr Mund verstummt, so wird ihr Blut nicht
schweigen.

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Hier redet jeder Stein, von Christenblut befleckt,
Und dort ist Golgatha, das sich von hier entdeckt.
Hier, wo bei Sterblichen der Ewige gewandelt,
Wo er als Mensch erschien, und als ein Gott gehandelt;
Dort, wo er siegend starb der Höllen Macht bestritt,
Die Sünden auf sich nahin, die gröffte Marter litt://
Hier kann ein wahrer Christ vor Pein und Tod nicht beben:

Wer gabe nicht für den, der für uns statb, das Leben?" starb,

Wer wollte zaghaft seyn, wann alles um uns spricht:
Hier starb der Ewige! Christ, denk an deine Pflicht!
Ein überird'scher Zug erhöhet unsre Herzen; sing
Die Welt hat keine Ruh, der Tod hat keine Schmerzen,

Mit

Mit Freuden wähle mit mir der Christen Volk ben Tod:
Doch lade nicht auf dich den Fluch, der denen droht,
Die mit unschuld'gem Blur die kühne Hand beflecken.
Ich weiß, Gott wird dem Volt noch einen Retter wecken.
Prinzessin! wärst du doch zum Werkzeug ausersehn,
Das Gottes Schluß vollführt, den Christen beizustehn!
Bie freudig wår mein Tod! Zerbrich Olintens Ketten!
Du kannst kein redlichers, kein bessers Herz erretten:
Noch mancher Sterblicher dank ihm vielleicht sein Glück.
Oline

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Clorinde.

Der Name giebt mir meine Wuth zurück, Die schon beinah entschlief — Du willst noch für ihr

sprechen?

Dein Flehn mehre meinen Zorn; du selbst bist sein Ver

brechen!

Stirb, Unglückselige! stirb! dein vergognes Blut
Bestrafe dein Vergehn, und stille meine Wuth!
Dein Auge sieht umher, und wünscher den
Was kann er dir zum Schug? Was kannst du selbst?

Sophronia.

Verbegnen;

Dich segnen

Berzeih ihr, Ewiger, Gott, der du kannst verzeihn!

Vorsicht, laß mein Blut anjeßt, das Mittel seyn, Das ihren Geist erweicht, und sie zu dir betehret! Daß Leidenschaft und Wahn sie wider dich empöret, War nur ihr Irrthum Schuld. O sende, Herr, dein Licht In ihr verfinstert Herz! Verlaß die Deinen nicht!

Lob sey dem Ewigen - die Schrecken, sind verschwunden. Lob sey dem Ewigen der Tod ist überwunden,

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Wo bin ich? welche Macht hält und erschüttert mich

Du mich noch segnen, du? - Du bereft noch für mich?

Für

Für mich, die dich verfolgt, die dir das Leben raube?
Was treibt dich für ein Gott? Was stårket dich ?

Sophronia.

Mein Glaube.

Durch die Religion wird jedes Herz erhöht:

Sie lehret uns allein, wie man den Tod verschmäht,
In Martern standhaft seyn, Gott in den Flammen preisen.
Der Tod muß ihren Werth und ihren Sieg beweisen.
Durch sie gestärket zagt dein blödes Häuflein nicht,
Und blicket unbewegt Tyrannen ins Gesicht.
Der Jüngling wird, beherzt, sein unschuldvolles Leben
Und irdisch flücht'ges Glück für ew'ge Güter geben:
Der Geist erzüttert nicht vor naher Todespein,
Und wird im Leiden stark, ein Christ im Tode seyn:
Dieß ist des Glaubensmacht, den Gott, den Christen
dienen,

Giebt, so man ihn drum fleht; Er selber lebt in ihnen.

Clorinde.

Ich weiß nicht, welche Macht den Arm zurücke hålt
Sophronía.

Kein bloßes Ungefähr regieret diese Welt.

Prinzesün! Gott regiert; er kann die Herzen lenken:
Er åndert Glück und Zeit, wenn wir ganz anders denken.
Der Herr beherrscht die Welt in seiner Majestät,
Er wollte, sie war da; er winket, sie vergeht.
Es mag der Stürme Zorn des Tages Glanz verhüllen :
Getroft! was uns geschieht, geschieht nach seinem Willen.
Mit einem Blick bestimmt der Gott, der uns erhält,
Das Schicksal eines Wurms, das Schicksal einer Welt.
O tönnte dieser Gott dein edles Herz regieren!
O tönnte doch mein Tod dich zu dem Glauben führen!
Wie warst du dann beglückt! Ein unverlezlichs Band,
Von Sorgen ungestdrt, giebt dir Ølintens Hand.

Du

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