Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Die Formen der lómsvíkinga saga.

Einleitung.

Die grosse Seeschlacht in der Hjörungenbucht, in der die dänischen Jomswikinger durch Jarl Hákon von Norwegen und seinen Sohn Eiríkr vernichtend geschlagen wurden, hat die Phantasie der alten Isländer lange Zeit beschäftigt. Ein zeitgenössischer Bericht über die Schlacht ist uns erhalten in der Hákonardrápa des Tindr Hallkelsson, der selbst Mitkämpfer war; dies Gedicht ist ganz im skaldischen Umschreibungsstil gehalten und arm a positiven Einzelheiten; es scheint auf die späteren Fassungen der Saga keinen Einfluss gehabt zu haben.

Reichlich zwei Jahrhunderte später, ums Jahr 1200, tauchen dann mehrere unter sich nah verwandte, reich ausgestaltete Dichtwerke auf, in denen der historische Kern von Sagenelementen stark überwuchert ist. Diese Dichtungen sind von Frl. S. A. Krijn in ihrer Amsterdamer Dissertation »De Iómsvíkingasaga» (Leiden 1914)1 einer sorgfältigen Vergleichung unterzogen worden.

Die einzige in vollem Umfange erhaltene Prosaform der Saga, die Jómsvíkingasaga im engeren Sinne (ich bezeichne sie mit S), existiert in sechs mehr oder weniger vollständigen Fassungen, die einander sehr nahe stehen und zweifellos alle auf einen gemeinsamen Archetypus zurückgehen. Dagegen nimmt eine siebente Fassung, die bruchstückweise in die grosse Óláfssaga Tryggvasonar (Fornmannasögur I und Flateyjarbók I) eingeschaltet ist, eine selbständige und sehr eigentümliche Stellung ein, was von Frl. Krijn verkannt worden ist. Ich bezeichne diese Fragmente mit OT, und wo es auf Unterscheidung von der

1 Besprochen von A. G. van Hamel: Museum, Maandbl. voor Phil. en Geschied. 22 (1915) 138-40.

ARKIV FÖR NORDISK FILOLOGI XXXIX, NY FÖLJD XXXV.

1

Óláfssaga ankommt, genauer mit Jó OT. Die Ólafssaga selbst bezeichne ich mit Fms., da sie stets nach der Fassung der Fornmannasögur als der besser erhaltenen zu zitieren ist. Jó bedeutet die gemeinsame Vorstufe von OT und S, endlich Jvs. die Saga ganz im Allgemeinen. (Vgl. den Stammbaum auf S. 20.)

Die erwähnten sechs Fassungen von S bezeichne ich im Anschluss an Frl. Krijn (S. 1 f., hinzu kommt Oa als Sigle für die Fragmente in Hs. A von Odds Ólafssaga; S. 91 f.).

Frl. Krijn hat diese sechs Fassungen im Wesentlichen richtig in zwei Gruppen eingeteilt. Die jüngere Gruppe (ich nenne sie B) besteht aus 291 F H; zur älteren (A) gehören J und 510, aber auch die auszugsweise in Odd A eingeschaltete Fassung Oa (cc. 15 u. 33, sowie Einiges in c. 18), die Frl. Krijn als mit 291 nächstverwandt ansah. Dagegen liegt den cc. 11 und 25 von Odd B (Hrsg. v. P. A. Munch, Christiania 1853), die den cc. 18 und 33 von Odd A entsprechen, eine selbständige und altertümliche Fassung der Saga zugrunde.

Frl. Krijn verteidigt ferner die schon von Gjessing (Vorr. zu J, S. IV), af Petersens (Vorr. zu 510, S. VI), Mogk (Grundr. II, 12 S. 820) vertretene Beurteilung des Stockholmer Codex H, wonach dieser durch starke Verkürzung einer mit 291 und F nächstverwandten Fassung entstanden sei. Demgegenüber sucht L. M. Hollander in seinem Aufsatz Studies in the Iómsvikingasaga (Arkiv f. nord. Fil. 33, 193 ff.) von neuem H als ursprünglichste Form der Saga zu erweisen1, womit er auf Ansichten von Cederschiöld (Vorr. zu H, S. I) und Finnur Jónsson (Lit. Hist. 2,662) zurückkommt. Doch sind seine Argumente nicht durchschlagend, und eine möglichst vollständige Sammlung des Materials erhebt m. E. die Auffassung von Frl. Krijn zur Gewissheit.

Ich behandle im Folgenden zunächst diesen Punkt, mache dann einige vorläufige Bemerkungen zur Charakteristik von J, 510 und Oa über die am wenigsten veränderten Fassungen

1

Vgl. auch Arkiv 34, 166 ff. 35, 207 f.

291 und F hat Frl. Krijn S. 2-9 alles Wesentliche gesagt — und gehe weiter zur Festlegung des Verwandtschaftsverhältnisses zwischen S und OT über. Erst dann behandle ich die Gliederung der S-Gruppe, da hierfür das selbständige Zeugnis von OT oft mitsprechen muss.

Von den übrigen Sagenformen analysiere ich genauer nur den Bericht der Fagrskinna. Über Heimskringla, die Jómsvíkingadrápa des Bjarni Kolbeinsson, die Búadrápa des porkell Gíslason, Odd B und Saxo ist wenig zu sagen.

I. Der Stockholmer Codex (H).

Von den sechs Texten der engeren S-Gruppe sind nur zwei ohne erhebliche Bearbeitung geblieben, nämlich 291 und F, soweit dieses nicht bei der Einschaltung in die Óláfssaga Veränderungen erlitt. Die übrigen sind mehr oder weniger planmässig verändert, und zwar ist 510, abgesehen von der Weglassung des ersten Sagateils, erweitert durch Zusammentragung von allerlei Stoff aus verwandten Berichten wie durch innere Aufschwellung, J, Oa und H sind gekürzt. In Oa blieb es bei einfacher Zusammenstreichung; dagegen ist die Bearbeitung von J und H planmässig und mit merklicher Tendenz zum historisch Glaubhaften geschehen, unter Zurücktreten des künstlerischen Interesses. Weniger auffällig ist dies bei J, denn Arngrim bewahrt doch immerhin einen guten lateinischen Stil; H aber hat auch stilistisch durch übermässige Ausdruckskürze gelitten. Natürlich konnten bei Verkürzung eines weitschweifigen Textes auch manche Verbesserungen zustande kommen, und man mag z. B. für die Punkte 19, 20, 23 in Hollanders Aufzählung (S. 202 ff.) H den Vorrang zuerkennen. Aber an sehr viel zahlreicheren Stellen. lässt sich Verschlechterung in H beweisen. Ich möchte zunächst einige m. E. besonders einleuchtende Fälle voranschicken, und dann das Material rubrikenweise besprechen.

J 31 510 30,28.

1) H 1,525 291 65,11 F 167 Die Streitigkeiten zwischen Jarl Strút-Haraldr und Véseti werden mit einer ziemlich ausführlichen Präsentation eingeleitet.

Voraus geht ein Abschnitt über Sveins gutes Verhältnis zu Áki. Diesen Abschnitt hat H, in eine Zeile zusammengepresst, in die ebenfalls stark gekürzte Präsentation eingeschoben, und dadurch ist das Folgende: þessar konu bidr Sueinn konungr til hannda Aka von seiner Beziehung: dóttir þeirra het porgunn losgetrennt worden und schwebt in der Luft.

[merged small][ocr errors][merged small][merged small]

Hier wird ziemlich ausführlich erzählt, wie Sveinn auf Pálnatókis Rat in drei aufeinander folgenden Jahren seinen Vater aufsucht und jedesmal gesteigerte Forderungen an ihn stellt. Beim ersten Mal verlangt er 3 Schiffe zur Wikingfahrt, dann 6, schliesslich 12. Die Stelle ist ein charakteristisches Beispiel für die besonders im Märchen so häufige epische Dreizahl, die in der Jómsvíkingasaga vielfach verwendet ist (vgl. Hollander S. 211). Diese Art der Wiederholung setzt, um zu wirken, eine gewisse behagliche Breite der Darstellung mit Steigerung der einzelnen Phasen voraus, wie 291 F 510 sie zeigen. Ganz wirkungslos wird sie aber bei der Knappheit, mit der H namentlich die zweite Phase des Handels giebt. H 11,19 heisst es einfach: Vm uarit ferr Sueinn a funnd Haralldz konungs ok ferr allt a sama leið. Sueinn fær nu VI. skip af konungi..., während 291 49,1 ff. Pálnatókis zweite Instruktion an Sveinn ausführlich berichtet wird; und der gleiche Unterschied zeigt sich bei der dritten Wiederholung: H 11,28-291 50,21 ff. Die heftigen Anklagen, die König Haraldr 291 49,11 der zweiten Forderung Sveins entgegensetzt, sind in H ganz ausgefallen, sodass die einzige Steigerung in der Angabe liegt, Sveinn sei diesmal halfo ákafari in seinen Raubzügen gewesen, wozu man 291 50,8 ff. vergleiche. Eine ähnliche, aber weniger empfindliche Kürzung zeigt die Szene auch in J, wie denn J und H aus verwandter Tendenz oft zusammen treffen. In einem andern Falle von epischer Dreizahl hat H ganz in gleicher Weise gekürzt:

J 28 510 23,9.

H 12,27 291 56,21 F 163
Sveinn lädt Pálnatóki dreimal zur Totenfeier (Hier hat auch

J sehr stark gekürzt).

« AnteriorContinuar »