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Der Mann (springt auf). Bedächte ich nicht meis, Leisewitz. ne arme Seele, so nåhm' ich mein Strumpfband, bes

tete ein gläubig Vaterunser, und hinge mich an diesen
Bettpfosten.

Die Frau (lägt ein Kreuz). Gott sei mit uns!-
Da hättest du dich schön gerächt!

Der Mann. Meinst du nicht?

wenn ich so

stürbe, so würdest du doch wenigstens einmal seufzen!

Die Frau. Ach Mann!

Der Mann. Und unser Junge würde schreien!
Nicht?

Die Frau. Gewiß!

Der Mann. Gut! An jenem Tage ich, dieses Seufzen und Schreien auf einer Seite der Fürst auf der andern! Ich dächte ich wåre geråcht.

Die Frau. Wenn du an jenen Tag denkst, wie kannst du so reden? Da seid ihr, der Fürst und du, ja einander gleich.

Der Mann. Das wolle Gott nicht! Siehe, ich gehe aus der Welt, wie ich über Feld gehe, allein, als ein armer Mann. Aber der Fürst geht heraus, wie er reist, in einem großen Gefolge. Denn alle Flüche, Gewinsel und Seufzer, die er auf sich lud, folgen ihm nach.

Die Frau, Desto besser; So sieh doch dies Leben als einen heissen Erntetag an! - Darauf schmeckt die Ruhe so süß; und dort ist die Ruhe von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Der Mann (legt sich wieder nieder). Amen! Du hast Recht, Frau, laß sie das Bette nehmen, die Uns Sterblichkeit können sie mir doch nicht nehmen! Schlaf wohl.

Leisewitz.

Die Frau. Und der Fürst und der Vogt sind ja auch unsterblich. Gute Nacht! Ach, morgen Abend sagen wir uns die auf der Erde!

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II.

Der Besuch um Mitternacht.

Der Fürst und der Kammerherr am Schachbrett.

Der Fürst (nach einigen Zilgen). Schachmatt!... Wahrhaftig, es ist Mitternacht; und die Gorgone ist noch nicht da! Weiß sie denn nicht, daß ich morgen mit dem Frühesten mustere?... Eh ich's vergesse, Herr Kammerherr, ziehn Sie mir morgen die Halsbinde ets was fest. Man sieht bei dergleichen Gelegenheiten gern ein bischen braunein bischen martialisch aus. Die Gorgone hält doch nie Wort!

Der Kammerherr. Eure Durchlauchten belies ben sich zu erinnern, daß Ihre Gemahlin noch auf ist, und daß sie dorten vorbei muß.

Der Fürst. Sie haben Recht. Und ich muß jeßt mit meiner Frau so behutsam umgehen, wie mit einem überlaufenden Gefässe.

Der Kammerherr. Aber in der That, ich bes greife nicht, was die gute Dame will. Sie haben ja einmal einen Erbprinzen von ihr; und wenn Sie den auf andre Weise hätten bekommen können, so håtten Sie keine Gemahlin genommen.

Der

Der Fürst. Ich weiß nicht. Eine Gemahlin ist, Leisewitz doch immer eine Mätresse mehr. Freilich von einer ans dern Seite... (Es erscheint ein Geist. Der Fürst fält in Ohnmacht. Wie er sich nach einer langen Pause echolt, zum Kammerherrn) Gott! wer ist das?

Der Geist. Hermann, der Cherusker! Siehe, hier klebt das Blut des Varus, und hier das meinige; beides nicht vergossen, daß du der Tyrann von Sklas ven, und der Sklave einer Hure seist!

Der Kammerherr (ganz leise). Ein respektwis driger Ausdruck!

Der Geist (um Fürßen). Edelknabe, hast du je die geweihte Last gefühlt, die auf deinen Schultern rus hen sollte? Glaubst du, daß süsser essen und trinken, wie andre, sein Leben unter Weibern, verschnittenen und unverschnittenen Halbmånnern vertåndeln - daß das heisse ein Fürst sein ? Und diese Ueppigkeit in einem Lande, wo man in keinem Hause lacht, als in deinem! Und doch deucht mir das Jauchzen deines Hofes in deinem verwüsteten Gebiete, wie der Schall einer Troms pete in einem Lazareth, daß man das Winseln der Sterbenden und Verstümmelten nicht höre!

Der Fürst. Geist, warum kamst du zu mir?

Der Geist. Um zu reden! Hier hat noch Niemand geredet! Alles, was du je gehört hast, war Wiederschall deiner Begierden. Dieß verdient es, daß ein Geist sichtbaren Stof anziehe, und die Sonne noch einmal sehe. Sie ist das Einzige in Deutschland, was ich noch kenne! Aber, Jüngling, höre was ich res de! So gewiß jeßt dein Knie vor einem Geist und der Wahrheit zittert, so gewiß kommt eine Zeit, in der es Hermannen nicht gereuen wird, daß er für Deutschland starb! Verstehst du mich? — Nicht? - Despotismus ist der Vater der Freiheit! Verstehst du mich jezt? (Er verschwindet).

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Der

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Fürst. Sie sind ein Freigeist; und haben in der Gespensterstunde kein ungarisch Wasser!

Heroiden.

Beisp. Samml. 6. V.

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