NICODEMUS FRISCHLIN. [Scherer D. 310, E. 309.] Geboren 1547 zu Balingen in Würtemberg, schon 1568 Professor der freien Künste zu Tübingen, 1575 vom Kaiser Maximilian zum Dichter gekrönt und später zum Comes Palatinus ernannt. Wurde dann viel besonders von Seiten des Adels angefeindet und verfolgt, führte daher ein unstätes Leben, ward schliesslich eingekerkert und verunglückte bei einem Fluchtversuch 1590. Er dichtete meist in lateinischer Sprache sechs Comödien und zwei Tragödien; 'Priscianus vapulans' 1571; 'Rebecca' 1576; 'Susanna' 1578; Hildecardis magna' 1579; 'Julius redivivus'; 'Helvetiogermani' 1589; 'Phasma' 1592.-' Dido' 1581; 'Venus' 1584. Unter seinen sonstigen Gedichten sind seine 'Elegien' und die 'Hebrais' die bedeutendsten. Die deutschen Dichtungen gab Strauss heraus (Stuttgart 1857). AUS DER COMMEDIA JULIUS REDIVIVUS, DEUTSCH BEARBEITET VON JACOB AYRER (herausg. von v. Keller, Stuttgart, 1865). Cicero sagt: Mercurius vns das lebn gab Vnd hat vns auch drey Monat gebn, So löset ihn auff jhre Pandt, Das ich mich bass mit jhn beredt ! Julius Cesar sagt: So viel wir euch vermelten wölln, Was bey den thaten heimblich ist. Hermannus sagt: So saget mir allein nur dist: Warumb seidt jhr auff Erden kommen? Julius Cesar sagt: Das wir so gern haben vernommen, Wie sich das Teutschlandt hab verkerdt, Wie es sich bessert vnd gemehrt, Das es könn Griechisch vnd Latein. Hermannus sagt: Keine sprach auff der Erden sein, Die man nicht auch im Teutschlandt kan. Julius Cesar sagt: Was seidt jhr für ein grosse Person, In Eissern Kleidung wol gerüst, Darinn sich böss zu wehren ist: Der keine ist gwest bey mein zeitn. Wie wolt jhr mit den Feinden streitn ΤΟ 20 30 Hermannus sagt: Die besten Wehrn diss derzeit sendt. Zu grossem Wunder mich das treibt. Hermannus sagt: Ich wil euchs lassen sehen gern. Er reist die Büchssen rab, spandt sie, schüet Pulffer auff vnnd zeucht den Hannen herrüber vnnd trucket loss. Julius fellt auff die Knie, hebt die Händ auff vnd sagt: O erschröcklich Gott, sey mir gnädig! Cicero fellt nider vnd sagt: Ja wir seind ein weng gwest zu gschwindt, Dein Donder mich erschrecken thet, ΤΟ 20 Das ich nit west, wie mir war gschehen. 30 Ach das wir etwas köndten sehen, Das wir geben zum Opffer dir! Hermannus sagt: Steht auff! ich bin ein Mensch wie jhr, WOLFHART SPANGEnberg. [Scherer D. 297, E. 264.] Magister in Strassburg, war ein gelehrter Theolog und besass vielseitige Bildung. Er war ungefähr zwischen 1601-1611 literarisch thätig. Er verfasste moralisierende Stücke für die Gesellschaft der Meistersinger, übersetzte antike und moderne Tragödien und Comödien; mit seinem berühmten 'Ganskönig' und seinem unvollendeten Eselkönig' setzte er Fischarts Thierdichtung fort. Auch in kleineren Gattungen der Poesie versuchte er sich. AUS DEM STRASSBURGER 'SAUL.' Michal. Deiner Tochter erbarme dich, Die jetzund thut den Fussfall dir. Ach, er geht gar weg. O weh mir! O welch ein hartes Vatter Hertz. Wer hilfft mir nun in meinem Schmertz? Wer wird sich mein erbarmen fein, Weil mich verstosst der Vatter mein ? Ach, du mein Hertz, mein Frewd, mein Leben, Wohmit soll Jch dir helffen eben? Solt Jch dich sehn doch nur ein mahl, Wann du nicht mehr bist in dem leben. Ach, solt Jch jetzt sterben mit dir. O Jhr Trabanten hört, die jhr 10 20 Niemand wird mich mehr hören singen Ja mein zung mir am Gaumen klebt: Seind erhartet gleich wie eyn Stein. Eh jch dich nit mehr lieben wolt. Mit den Thränen die Backen mein. Also will jch klagen mein leyd Wann herfür bricht der Sonnenschein Welchs die scharff Senss abhawt behend, Vnd wird durch strenge Hitz verbrennt: Das es abends verdorret balt, ' ΙΟ 20 Ligt im Feld vnd hat kein gestalt. 30 Also hett Jch mir eingebild Des morgens früh eyn hochzeit mild: Vnd werde gleich mit schwerer plag Dahin gericht den ersten Tag Vnd leid mit Seufftzen vnd mit Schmertzen So grosse Angst, in meinem Hertzen: Dass jch balt gegen abend, gleich |