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JOHANN ARNDT.

[Scherer D. 315, E. 315.]

Geboren 1555 zu Ballenstädt im Anhaltischen. Sein Vater war Prediger. Arndt studierte zuerst Medicin, dann Theologie. 1583 erhielt er eine Pfarrei zu Badeborn im Anhaltischen, wurde aber von den Calvinisten vertrieben und nahm 1590 eine Stelle als Prediger zu Quedlinburg an. 1599 wurde er nach Braunschweig, 1608 nach Eisleben berufen. Er starb 1621 zu Celle als Generalsuperintendent. Er suchte in seinen Schriften fûr die Idee des wahren Christenthums zu wirken. Am verbreitetsten waren sein 'Wahres Christenthum' und das 'Paradisgärtlein voll christlicher Tugenden.'

JEsu, meine Liebe,

die ich offt betrübe,

hier in dieser Welt,

dir danckt mein Gemüthe,

wegen deiner Güte,

die mich noch erhält,

I.

DANKLIED.

die mir offt gar unverhofft 10 hat geholffen in den Klagen, Noth, Leid, Angst und Zagen. Nun ich wil dran dencken, wenn ich werd in Kräncken und in Ängsten seyn,

wo ich werde stehen,

wo ich werde gehen,

wil ich dencken dein,

ich wil dir, Heyl, für und für Danckbar seyn in meinem Hertzen,

20 dencken dieser Schmertzen.

Ich bat dich mit Thränen, mit Leid, Angst und Sehnen, mein Aug und Gesicht

hub ich auff und schriee, neigte meine Kniee,

stund auch auffgericht,

ich gieng hin und her, mein Sinn

war bekümmert und voll Sorgen durch die Nacht an Morgen.

Ich, als ich nicht sahe, dass du mir so nahe, sprach zu dir im Sinn:

Ich kan nicht mehr beten, komm, mein Heyl, getreten,

sonst sinck ich dahin ja ich sinck!

Ey, sprach dein Winck:

Halt, meynst du, dass ich nicht lebe,

noch fort ümb dich schwebe?

Ich war noch im Glauben, den mir doch zu rauben

Satan war bemüht,

der die armen Seelen

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VON DER KRAFFT UND NOTHWENDIGKEIT Des Gebets, in
DIESEN GÖTTLICHEN BETRACHTUNGEN.

Weil das lebendige Erkäntniss GOttes, vnd auch des gecreutzigten Christi nicht kan erlanget werden, man lese denn täglich vnd ohne Vnterlass in dem Buch des vnschüldigen vnd heiligen Lebens CHRisti JEsu vnsers HERRn, vnd aber dieselbe Betrachtung vnd Erhebung des Gemüths zu Gott nicht kan geschehen ohn ein andächtig, gläubig, demütig vnd fleissiges Gebet, welches nicht 20 allein ein Gespräch des Mundes, sondern vielmehr des gläubigen Hertzens vnd Gemüts, vnd aller Kräffte der Seelen Erhebung ist: So ist von nöten, dass man die Art vnd Tugend des Gebets verstehen lerne. Denn ohne Gebet findet man Gott nicht. Das Gebet ist ein solch Mittel, dardurch man Gott suchet vnd findet. Dasselbe ist nun dreyerley, Mündlich, Innerlich, vnd Vbernatürlich, wie S. Paulus sagt: Ich wil im Geist beten, vnd mit dem Gemüthe. Das mündliche Gebet ist eine feine demütige eusserliche Vbung, welche zu dem innerlichen Gebet führet, ja welches den Menschen in sein eigen Hertz führet, sonderlich wenn man im Glauben an- 30 dächtig betrachtet die Wort so man betet, denn dieselbe bewegen vnd erheben den Geist vnd die Seele zu Gott, dass man ein gläubig Gespräch in kindlicher Zuversicht mit Gott hält. Das innerliche

Gebet geschicht ohn vnterlass im Glauben, Geist vnd Gemüte, wie Joh. 4. vnser lieber HERR sagt, die wahren Anbeter werden den Vater im Geist vnd in der Warheit anruffen, vnd der 19. Psalm, lass dir wolgefallen das Gespräch meines Hertzens für dir. Item, Psa. 37. Mein Hertz redet, mein Geist muss forschen. Item, Rom. 8. Durch welchen wir ruffen Abba lieber Vater. Durch ein solch innerlich Gebet wird man denn geführet zu dem vbernatürlichen Gebet, welches geschicht, wie Taulerus sagt, durch wahre Vereinigung mit Gott durch den Glauben, da vnser erschaffener Geist verschmelzt vnd versenkt wird in den 10 vnerschaffenen Geist Gottes, da alles in einem Augenblick geschicht was sonst von allen Heiligen mit Worten vnd Wercken, von Anfang der Welt her geschehen, vnd so klein ein Heller ist, gegen 1000. Marck Goldes, so viel besser ist diss Gebet gegen das auswendige. Denn hie wird das Gemüt durch waren Glauben also mit Gottes Liebe erfüllet, dass es nichts anders gedencken kan, denn Gott, vnd wenn ein ander Gedanck ins Hertz vnd Gemüt fället, so ists der Seelen leid. Ein solch Gemüt lässet die Zunge nicht reden, oder ja sehr wenig, seufftzet jmmer zu Gott, dürstet nach Gott, hat seine einige Lust vnd Liebe an Gott, vnd schleust 20 die gantze Welt aus, vnd alles was in der Welt ist, vnd wird jmmer mehr vnd mehr mit Gottes Erkäntniss, Liebe vnd Frewde erfüllet, welches die Zunge nicht aussreden kan. Denn was die Seele alsdenn erkennet, ist vnaussprechlich, vnd wenn sie in solcher hoher Andacht gefragt würde, was erkennestu? Würde sie antworten, ein Gut, das alles Gut ist: Was sihestu? Eine Schönheit die alle Schönheit vbertrifft: Was empfindestu? Eine Frewde vber alle Frewde: Was schmäckestu? Eine Freundligkeit vber alle Freundligkeit. Ja sie würde sprechen alle Wort die ich darvon rede, sind nur ein Schatten, denn das köstliche das ich in meiner Seelen 30 empfinde, kan ich nicht aussreden. Das ist des ewigen Worts Stimme, vnd redet zu der liebhabenden Seele, wie Johan. 14 geschrieben ist, Wer mich liebet dem wil ich mich offenbaren, vnd was man als denn sihet vnd empfindet, ist vber die Natur, da höret man vnaussprechliche Wort vnd Stimme, welche heissen Vox intellectualis & mentalis. Da lernet denn die Seele Gott recht erkennen vnd schmäcken. Vnd in dem sie Gott erkennet, liebet sie

jhn, vnd in dem sie jhn liebet, begehret sie jhn gantz zu haben. Vnd ist das rechte Zeichen der Liebe, dass sie das geliebte gantz haben, sich mit demselben gantz vereinigen, vnd sich in dasselbe verwandeln wil. Diss wird offt in der Seele des Menschen empfunden als in einem Blick, der bald vergehet. So suchet denn die Seele embsiglich, ob sie diesen himlischen Blick vnd Geschmack könte wieder bekommen, dass sie sich mit dem Geliebten müge vereinigen. Vnd fähet denn an zu beten mündlich vnd innerlich. Denn sie sihet wol, dass man solche himlische Lust vnd Erquikung durchs Gebet widersuchen muss. Denn also hats die göttliche 10 Weissheit verordnet, vnd dieselbe thut nichts ohne die allerschöneste Ordnung, vnd gibt auch allen Dingen jhre Ordnung. Darumb hat sie es also geordnet, dass niemand ohne das mündliche Gebet kommen kan zu dem Gebet des Gemüts, vnd ohne dasselbe kan niemand kommen zum vbernatürlichen Gebet vnd Vereinigung mit dem höchsten lieblichsten Gut: Welches man zwar empfindet, aber nicht aussreden kan. Darumb hat Gott das Gebet so ernstlich, so offt vnd so betheurlich befolen, dieweil das Gebet ist ein Pfand, vnd ein Band dardurch vns Gott zu sich zeuhet, dardurch er vns desto offter vnd länger bey sich behalten 20 wil, dardurch wir auch desto näher zu jhm kommen könten, vnd vns mit jhm als dem Vrsprung alles guten vereinigen, vnd sein in allen Dingen nicht vergessen sollen. Sonst dächten wir selten an jn, vnd würden seiner Güter nicht theilhafftig. Wenn du nun recht beten wilt, so mustu mit gantzem, vnd nicht mit halbem Hertzen beten. Vnd da gehöret grosse Vbung, vnd grosser Fleiss zu, sonst wirstu die Frucht des Gebets nicht erlangen. Im Gegentheil, wenn du andere eusserliche Ding thust, so mustu sie also thun, dass du nicht mit gantzem Hertzen daran hangest, als, wenn du issest vnd trinckest, oder andere eussere Ding thust, das muss nicht dein 30 gantz Hertz seyn, sondern dein Hertz sol gantz in Gott seyn, dass du durchs innerliche Gebet stetiglich an Gott hangest. Vnd je mehr du also beten wirst, je mehr du wirst erleuchtet werden. Je klärer du nun wirst Gott erkennen, je lieblicher du das höchste Gut empfinden wirst, vnd je mehr du wirst in der Liebe Gottes angezündet, vnd fähiger werden des höchsten Gutes, welches du vbernatürlich in deiner Seelen, als das allerköstlichste, so nicht auss

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