Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Dem Vogel Trotz! der in die Lufft sich schwingt
Ob schon der Schall der harten Donner klingt,
Vnd ob der Sonn' auff die er einig harrt,

Mit steiffem Aug sich wundert und erstarrt.

Der hohe Geist würd über alles gehn,

Vnd bey dem Thron der höchsten Weissheit stehn;
Wenn beyde Flügel ihm nicht fest gehemmt,
Vnd Füss und Leib mit schwerer Last beklemmt.

Alsbald er auff den Kreiss der Dinge trat;
Erschrack der Fürst der zu gebitten1 hat
Der Untern-Welt, der wenn er umb sich blickt,
List, Hass und Grimm in unser Licht ausschickt.

Er schüttelte dreymal sein Schlangen-Har.
Die Höll erbeb't; was umb und umb ihn war
Versanck in Furcht, die Glutt schloss einen Ring,
Als er entsteckt von heissen Neid anfing;

Auff! Götter auff! die mit mir von dem Thron
Hiher gebannt: Es steht nach jener Kron
Die ich besass, ein hoch-glückselig Bild
Das leider mehr bey seinem Schöpffer gilt!

Man ging zu Rath: Es ward ein Schluss erkist

Zu dämpfen was in Menschen Himmlisch ist,
Mit Macht und Trug! bald drungen aus der Nacht
Geitz, Hochmutt, Angst, Einbildung, Wahn und Pracht.

Doch allen flog erhitzte Brunst zuvor

Die voll von List den Namen ihr erkor
Von steter Lib' und unter ihrem Schein
Die Hertzen nam mit Gifft und Gallen ein.

Ihr bot alsbald die Rach-Lust treue Hand

Die, leider! jetzt der allgemeine Tand3
Auff dem Altar der tapffern Ehren ehrt,
Indem die Burg der Ehren wird zustört.

1 gebieten.

2 entzündet.

3 Leichtsinn.

10

20

30

Die Rasereyen pochen was man schätzt,
Vnd heilges Recht auff festen Grund gesetzt;
Sie stecken Reich und Land mit Flammen an
Die auch kein Blutt der Völcker dämpffen kan.

Sie färben See und Wellen Purpur-roth,
Sie stürtzen Stül und Kronen in den Koth,
Vnd treten was auff Erden sterbens-frey
Vnd ewig, mit entweyhtem Fuss entzwey.

Sie reissen (ach!) des Menschen reine Seel
Von ihrem Zweck in des Verderbens Höl
Vnd zihn, die den Gott gab den Himmel ein
Aus stiller Ruh, in immer-strenge Pein.

6.

VANITAS! VANITATUM VANITAS!

Die Herrlichkeit der Erden

Muss Rauch und Aschen werden!

Kein Fels, kein Erz kann stehn.

Dies, was uns kann ergötzen,

Was wir für ewig schätzen,

Wird als ein leichter Traum vergehn.

Was sind doch alle Sachen,

Die uns ein Herze machen,

Als schlechte Nichtigkeit ?

Was ist des Menschen Leben,
Der immer um muss schweben,

Als eine Phantasie der Zeit?

Der Ruhm, nach dem wir trachten,
Den wir unsterblich achten,

Ist nur ein falscher Wahn.

Sobald der Geist gewichen

10

20

Und dieser Mund erblichen,

30

Fragt keiner, was man hier gethan.

Es hilft kein weises Wissen.

Wir werden hingerissen

Ohn' einen Unterscheid.

Was nützt der Schlösser Menge?

Dem hie die Welt zu enge,

Dem wird ein enges Grab zu weit.

Dies alles wird zerrinnen,

Was Müh' und Fleiss gewinnen

Und saurer Schweiss erwirbt.

Was Menschen hier besitzen,

Kann für den Tod nicht nützen;

Dies alles stirbt uns, wenn man stirbt.

Ist eine Lust, ein Scherzen,

Das nicht ein heimlich Schmerzen

Mit Herzensangst vergällt?

Was ist's, womit wir prangen?

Wo wirst du Ehr' erlangen,

Die nicht in Hohn und Schmach verfällt?

Was pocht man auf die Throne?

Da keine Macht, noch Krone
Kann unvergänglich sein,
Es mag vom Todtenreihen

Kein Scepter dich befreien,

Kein Purpur, Gold, noch edler Stein.

Wie eine Rose blühet,

Wenn man die Sonne siehet

Begrüssen diese Welt,

10

20

Die, eh' der Tag sich neiget,

Eh' sich der Abend zeiget,

Verwelkt und unversehn's abfällt:

30

So wachsen wir auf Erden, Und hoffen, gross zu werden Und schmerz- und sorgenfrei. Doch, eh' wir zugenommen Und recht zur Blüte kommen,

Bricht uns des Todes Sturm entzwei.

Wir rechnen Jahr auf Jahre;
Indessen wird die Bahre
Uns vor die Thür gebracht.
Drauf müssen wir von hinnen
Und, eh' wir uns besinnen,
Der Erde sagen gute Nacht.

Weil uns die Lust ergötzet,
Und Stärke freie schätzet,
Und Jugend sicher macht,

Hat uns der Tod bestricket,

Die Wollust fortgeschicket

Und Jugend, Stärk' und Muth verlacht.

Wie viel' sind jetzt vergangen!

Wie viel' liebreicher Wangen

Sind diesen Tag erblasst,

Die lange Raitung machten

Und nicht einmal bedachten,

Dass ihn'n ihr Recht so kurz verfasst.

Auf, Herz! wach und bedenke,

Dass dieser Zeit Geschenke

Den Augenblick nur dein.

Was du zuvor genossen,

Ist als ein Strom verschossen;

Was künftig, wessen wird es sein?

Verlache Welt und Ehre,

Furcht, Hoffen, Gunst und Lehre,
Und fleuch den Herren an,

Der immer König bleibet,

Den keine Zeit vertreibet,

10

20

Der einig ewig machen kann.

30

Wohl dem, der auf ihn trauet !

Er hat recht fest gebauet;

Und ob er hier gleich fällt,

Wird er doch dort bestehen

Und nimmermehr vergehen,

Weil ihn die Stärke selbst erhält.

7.

AUS DEM TRAUERSPIELE 'CAROLUS STUARDUS.'

Der König. Juxton. Thomlisson. Hacker. Die Hencker.
Die Jungfrauen an den Fenstern.

1. Jungf. O schrecklich Schau-Gerüst! 2. Jungf. Soll Karl

den Platz betreten?

3. Jungf. Sol er, wo vor sein Volck ihn schier pflag anzubeten, In höchster Schmach vergehn? 4. Jungf. Fällt er in seinem Land? Für seiner eignen Burg durch eines Henckers Hand?

1. Jungf. Ach hätte, wehrter Printz! das Schwerdt dich hinge

nommen,

Da wo auf blankem Feld Heer gegen Heer ankommen!

Ach! hätte dich bey Wicht die tolle See bedeckt,

So würde nicht dein Tod mit so viel Schmach befleckt!

7. Jungf. Der Tod hat keine Schmach; die Schmach liegt auf den Richtern.

Sein Unschuld lässt sich schaun vor tausend Angesichtern.
Man wird an seiner Stirn, an den Geberden sehn

Den unbefleckten Geist, die Tugend, die wir schmehn,

Die wir, wenn Gottes Rach wird Himmel ab erscheinen,

Noch werden mit viel Reu in heisser Angst beweinen.

1. Jungf. Herr! scheub disz Urtheil auf, bis mein Gesicht

erblasst!

Wo nicht, so nimm nur bald der Glieder schwere Last

Von dem gepressten Geist! 5. Jungf. O Schwestern! O sie

kommen!

2. Jungf. Die Majestät hat gantz sein Antlitz eingenommen

Und streicht, indem sie nicht in Purpur fünckeln kan,

Mit unerschöpfftem Glantz die schönen Glieder an.

4. Jungf. Itzt sieht er nach dem Klotz auf dem er soll verschwinden. Carol. Ob denn kein höher Block in Britten mehr zu finden?

1. Jungf. Der vor drey Königreich mit höchster Macht besasz, Hat kein bequemer Holtz zu seinem Tod, als das.

Carol. Man wird uns, leider! hier nicht viel Gehöre gönnen ; Drum zeugt uns, Thomlisson! Wir hätten schweigen können,

10

20

30

« AnteriorContinuar »