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Dann es gab einen widerthon,
Gleich wie die Rueder thäten gon1).
Ein Fluot die ander trib so gschwind,
Das sie eim vnderm gsicht verschwind,
Ja, der Rein warff auch auff klein wällen,
Die dantzten vmb das schiff zu gsellen.
Inn summa: alles fröudig war
Die Schiffart zuuollbringen gar.

Georg Rollenhagen.

Geboren 1542, gestorben 1609. War Rector der Schulo zu Magdeburg. Er ward vorzüglich berühmt durch seine Nachahmung der Batrachomyomachie, der Froschmäusler genannt. Bröseldieb2) sagt, wer Murner 3) sey.

Murnern, der Katzianer Patron,

Lert mich kennen mein Mutter from.
Ich bath, wie ich noch war ein Kind,
(Wie die Kinder fürwitzig sind,)
Sie wolts lassen ein mal geschehen,
Mich auch lassen die Welt besehen,
Dieweil ein heim gezogen 4) Kind
Vnuerständig blieb als ein Rind,
Wie sie denn offtmals diese Wort
Vom Herrn Vatter selbst hett gehort.
Sie wehret ab mit Hand vnd Mund,
Predigt mir viel von Katz vnd Hund,
Wie die vns wehren so gefehr 5).

Ich bath vnd gilffert 6) immermehr,
Biss sie zu letzt williget drein,

Das ich ein stund möcht von jhr sein,
Warnet doch mich mit gantzen fleiss

Vnd saget von des Murners weis,

Das er versteckt im winckel sess
Vnd die Meusslein ohn broth einfress:

Das wer sein allerliebste speis;

Den solt ich ja meiden mit fleis.

1) gehn.

2) Sohn des Mäusekönigs.

3) Name des Katers.

4) im Haus erzogen. 5) so gefährlich wären. 6) schwatzen,

schreien.

Ich schlich vnter der wand herfür

Nach vnsers schlosses vorderthür,
Die in des Manthiers 1) Haus hingieng,
Dauon es werme vnd rauch empfieng,
Vnd kückt 2) heimlich zu erst heraus,
Wie ein vnbewanderte Maus,
Ob auch da wer sicher geleit,

Odr ob der Murner sess zur seit.
So sass im Haus im Sonnen schein
Ein schönes weisses Jungfrewlein:
Sein euglein glentzten hell und klar,

Es leckt vnd schlichtet seine hahr,
Küsset die hend vnd wusch sie rein
Vber die zarten Wängelein.
Das hertz im leib verlanget mir,
Das ich nur möcht treten herfür,
Dasselb mit Adelichen sitten

Vmb seine lieb vnd freundschafft bitten,
Küssen jhre schneeweisse hend,

So hett all meine sorg ein end.

Es tratt aber am platz herumb

Im Hauss die leng vnd in die krümb
Ein erschreckliches wunderthier,
Dafür die haut erschuttert mir,
Vom Heupt zu fuss aller gestalt,
Wie man ein Basilischen 3) malt.
Ich dacht, ob das der Murner wer,
Der vns Meusen ist so gefehr.
Fornen am Kopff war er geschlacht*),
Wie man die bösen Geister macht,
Mit einem krummen, spitzen Schnabel,
Hat füs getheilt wie ein Mistgabel,
Vnd ein zwey spitz getheilten barth,
Nach Manthiers grewlicher arth,
Vnd auff dem Heupt ein glüend Kron
Mit vil thürnen") erhoben schon 6).
Aus dem Leib gingen beysammen
Ein grosser Hauff gelber Fewrflammen),

1) Mann-thier, i. e. Mensch. 4) geartet. 5) Thurm, Spitze. Hahnen.

2) kucken, schauen. 3) Basilisk.

6) schön. 7) die Federn des

Gekrümt vnten vnd vber sich,

Vbenaus hesslich vnd erschrecklich.
Damit pranget er vber Erd1),

Trat herein wie ein Reisig 2) Pferd,
Vnd seiner Trabanten wol zehen

Giengen allzeit hinter jhm stehen,
Doch nicht so stattlich ausgemacht 3);
Der König fürt allein den pracht.
Wie ich nun blieb im löchlein stecken,
Dem Abenthewr zu sehe mit schrecken,
Fengt er an dem Boden zu schnabeln 4),
Scharret mit den zween mistgabeln,
Vnd rufft: «guck, guck, curith, merck auff!»
Da erhub sich ein gros zulauff;
Die Trabanten waren gar schnell,
Zu hören des Königs befehl,
Reckten auch die Köpff zu der steth,
Zusehn, was er geschrieben hett.
Bis der König mit grossem prassen")
Sprang auff die Hausthür nach der
Vnd schlug die arm auff beide seit,

gassen,

Sperret den Rachen auff gar weit
Vnd rieff, man hets ein meil gehort,
Diese drey erschreckliche Wort:
«Rück, Rück jhn herausser beym kragn!6) »
Als hett mich der Donner geschlagn,

So stürzt ich zu dem loch hinein,

Lieff zu meinem fraw Mütterlein;
Die erschrach vnd fragt, was mir wer,
Das ich fast hett kein Athem mehr
Vnd also sehr fieng an zu beben?

Wolt mir ertzeney fürs schrecken geben.
Ich sprach: «O Mutter, der Murner
Hatt mich erschrecket also sehr,
Das ich schier nimmer athem hohl.
Wie habt jhr mich gewarnt so wol!»
« Was that er denn?» die Mutter sprach.
Ich sagt: «Im Haus ich sitzen sach

1) auf der Erde. Schnabel wühlen.

4) mit dem

2) gerüstet. 3) ausgestattet.
5) Lärm. 6) ziehe ihn heraus beim Hals.

Ein zartes, schönes Jungfrewlein

Im weissen Peltzlein, artig, fein,
Das schmückt sich mit geleckter hand.
Ich hett mich gern zu jhm gewand
Vnd vmb ein kus freuntlich gebeten:
So kömpt der Murner hergetreten
Mit gabelfüssen, mit der Kron,

Mit brennenden schwantz angethon,
Das mich daucht sehr erschrecklich stehen.
Der Schelm het mich im loch gesehen,
Springt auf die thür vnd ruffet laut,

(Wenn ichs gedenck, graust mir die haut):
«« Rück, Rück jhn herausser beym Kragn!»»
Damit wolt er sein Dienern sagn,

Das sie mich solten nemen an 1).

Vnd sie hettens warlich gethan,
Wenn ich nicht bald entlauffen wer.
Dauon bin ich erschreckt so sehr.»
Da sagt die Mutter: «liebes Kind,

Die so schrecklich anzusehen sind,
Die thun vns Meusen nichts zu leid;
Die aber dichten 2) freuntligkeit,
So leiss und lieblich einher schleichen,
Die hendlein küssen, wilkom reichen,
Die sind gifftige Creatur,

Teuffl vnter Englischer figur;
Die sind die geferliche Katzen,
Din vorn lecken, hinden kratzen.
Judas kuss ist geworden newe,

Fürt gute wort, helt falsche Trewe.
Der dich anlacht, der reist dich hin,
Das ist dieser Welt weis vnd sinn.
Das Jungfrewlein, das so schön war,
Bringt vns Meusen die gröst gefahr,
Futtert sein Peltz mit vnserm Blut.
Gott sey danck, das er dich behutt!»>

Prosaische Volksbücher.

Tyll Eulenspiegel aus Knetlingen und Dr. Faust aus Knitlingen waren zwei der beliebtesten Helden der Volks

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literatur im sechszehnten Jahrhundert. Die ersten Spuren dieser beiden Charaktere, des Schelms und des Zauberers, finden sich schon in weit früherer Zeit, und manche der auf sie übertragenen Erzählungen haben sogar einen mythologischen Ursprung. Später mag es, wie diess auch in der Bildung der Sagenkreise von Karl dem Grossen und Dietrich von Bern der Fall war, wirklich einen Faust und einen Tyll Eulenspiegel gegeben haben, vielleicht auch mehrere, an die sich die verschiedenen Sagen ansetzten.

Tyll Eulenspiegel.

Das älteste Volksbuch von Tyll Eulenspiegel findet sich um 1483, und zwar im Plattdeutschen. Die älteste hochdeutsche, um 1519 zu Strassburg gedruckt, wird gewöhnlich dem Thomas Murner zugeschrieben. Herausgegeben von Lappenberg (Leipzig 1854).

Wie Vlenspiegel zu Berlin einem kürssner Wolff für Wolffspeltz

machet.

Gros 1) listige leut sein die schwaben, vnnd wo die des ersten 2) hinkommen vmb narung vnnd die nicht finden, da vertirbet ein anderer gar. Doch sein jr etliche auch mehr geneiget auff den bierkrug vnnd auff das sauffen, denn auf jhr arbeit, deshalben jhre werckstat wüst ligen u. s. w. Auff eine zeit3) wonet ein kürssner) zu Berlin, das was ein schwab, seins handwercks seher künstreich, auch guter anschleg "); er was reich vnnd hielt ein gute werckstat, denn er mit seiner arbeit an jhm het den fürsten des landts, die ritterschaft vnnd viel guter leut vnnd bürger. Also begab es sich, dass der fürst des lands ein grossen hoff") mit rennen und stechen des winters halten wolt, darzu er sein ritterschafft vnnd andere herren beschreib). Als denn keiner der hinderst sein wil, worden zu denselben zeiten viel wolffspeltz bei dem vorgemelten kürssner zu machen bestelt. Das war Vlenspiegel gewar, kam zu dem meister vnnd bat jhn vmb arbeit. Der meister bedorfft auff die zeit gesinde, was seiner zukunfft 8) fro, vnd fragt jhn, ob er auch Wolff machen künd. Vlenspiegel sagt: ja; er wer nicht der minst 9) jm Sachssen land bekant. Der kürssner sprach:

1) sehr. 2) erst einmal. 5) voll guter Anschläge. 9) der geringste.

3) once upon a time. 6) court. 7) einlud.

4) Kürschner. 8) Ankunft.

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