Es wälzen sich Wolken voll Feuer aus offenen, ehernen Rachen, Und donnern und werfen mit Keilen umher: zerrissene Menschen Erfüllen den schrecklichen Sand. Des Himmels allsehendes Auge Verhüllt sich, die Grausamkeit scheuend, in blaue Finsterniss. Siehe Den blühenden Jüngling! er lehnt sein Haupt an seinen Gefährten, Und hält das strömende Blut und seine fliehende Seele Von ihren Lippen den Lohn der langen Treue zu erndten. zerrinnen, In ihm wird ein Lehrer der Nachwelt, ein heiliger Dichter erblassen. Christian Fürchtegott Gellert. 1715-1769. Gellert war der Sohn eines Predigers zu Haynichen im Erzgebirge. Er ward auf der Schule zu Meissen erzogen, studirte in Leipzig Theologie, und ward später Professor an der Universität. Seine Vorlesungen über deutsche Dichtkunst verschafften ihm grossen Einfluss auf die Jugend, und sein Ansehen in ganz Deutschland war ausserordentlich. Sein Styl ist gutmüthig, hofmeisterlich und gemessen. Am besten sind seine Fabeln und geistlichen Lieder. Gellert, so wie Rabener, waren zuerst Mitarbeiter an der Zeitschrift der Gottschedianer Belustigungen des Verstandes und Witzes», traten aber spăter (seit 1742) mit Adolf Schlegel, Gärtner, Zachariae, Hagedorn, Gleim und Klopstock zur Herausgabe der «Bremer Beiträge zusammen. I. Der Blinde und der Lahme. Dir, spricht der Lahme, beyzustehen? Entschliesse dich, mich fortzutragen, Der Lahme hängt, mit seinen Krücken, Du hast das nicht, was andre haben, Wenn jenem nicht die Gabe fehlte, Der Vortheil, den sie dir versagen II. Die Güte Gottes. Wie gross ist des Allmächtgen Güte! Den Dank erstickt, der ihr gebührt? Der Herr hat mein noch nie vergessen; Wer hat mich wunderbar bereitet? Zu welchem du erschaffen bist; Wo du, mit Herrlichkeit umgeben, Und diesen Gott sollt ich nicht ehren? Er sollte rufen, ich nicht hören? Den Weg, den er mir zeigt, nicht gehn? Und meinen Nächsten gleich als mich. Johann Ludwig Gleim. 1719-1803. Geboren zu Ermsleben bei Halberstadt, studirte die Rechte in Leipzig, ward Privatlehrer, dann Secretär bei dem Prinzen Wilhelm von Schwedt und dem Fürsten Leopold von Dessau. 1747 erhielt er die Stelle eines Dom-Secretärs zu Halberstadt, und wurde später Canonicus des Stiftes Walbeck. Seine Preussischen Kriegslieder machten ihn berühmt, und die freundschaftliche Theilnahme, mit der er jüngere Dichter an sich heranzog, erhielt seinen Ruf während seines langen Lebens. Er hiess abwechselnd der deutsche Tyrtaeus, Anacreon und Horaz. I. Siegeslied nach der Schlacht bey Prag. Der stolze Feind liegt da! 4 Du, Heinrich, warest ein Soldat, Du fochtest Königlich! Wir sahen alle, That vor That, Zwar unser Vater ist nicht Du junger Löw', auf dich! mehr, Jedoch er starb ein Held, Und sieht nun unser Sieges heer Vom hohen Sternenzelt. Er gieng voran, der edle Voll Gott und Vaterland, Sein alter Kopf war kaum so weiss, Als tapfer seine Hand. Mit jugendlicher Helden- Ergriff sie eine Fahn, Dass wir sie alle sahn; « Auf Schanzen und Geschütz!» Glückseliger Schwerin! Dein Friederich hat dich beweint, Indem er uns gebot; Wir aber stürzten in den Feind, Zu rächen deinen Tod. сс Auf Leichen hoch einher. Gott, Vaterland und dich; Und zitterte, ward feuerroth, Verachtete die Kugelsaat, Der Stücke Donnerton, Stritt wüthender, that Heldenthat, Bis deine Feinde flohn. Nun dankt er Gott für seine Und singt: Victoria! Und alles Blut aus dieser Schlacht Fliesst nach Theresia, Und weigert sie auf diesen So stürme, Friedrich, erst Tag, Den Frieden vorzuziehn; II. An Rosen pflücke, Rosen blühn, Morgen ist nicht heut! Keine Stunde lass entfliehn, Flüchtig ist die Zeit! Heut Gelegenheit! ihr Prag, Und dann führ uns nach Wien. Leukon. Weisst du, wo du morgen bist? Aufschub einer guten That Hat schon oft gereut! Trinke, küsse! Sieh, es ist Hurtig leben ist mein Rath, Flüchtig ist die Zeit! Ein Freund von Gleim, anfänglich anacreontisch, später ernster in seinen Dichtungen. Gott, im Frühlinge. In seinem schimmernden Gewand O Gott, auf seinen Blumenthron. Er geht in Büschen und sie blühn; Sein thauendes Gefieder, Und jeder frohe Vogel singt. Mit eurer Lieder süssem Klang, Ihr Vögel, soll auch mein Gesang Entzückung reisst mich hin! Ich will dem Herrn lobsingen, O Gütigster! Denn wer ist gut, Wie du, der allen Gutes thut? |