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Erstaunte Welten stiegen,

Und Sonnen sich geschaffen sahn.

Schön ist die Erde, wann sie blüht
Und, ganz um unsre Lust bemüht,
Sich in des Frühlings Farben kleidet
Und überall voll Pracht,

Selbst, wo die Heerde weidet,
In bunter Zierde duftend lacht:

Der Gottheit würdiger Altar,
Worauf das blumenreiche Jahr,
O Herr, zu deinem Wohlgefallen,
Sein süsses Rauchwerk bringt,
Indess von Nachtigallen

Ein froher Lobgesang erklingt!

Du hast mit Schönheit, die entzückt,

Das Antlitz der Natur geschmückt,

O aller Schönheit reiche Quelle!

Dir geht kein Wesen vor!

Die reinste Liebe schwelle

Mein ganzes Herz zu dir empor!

Justus Möser.

1720-1794.

1720 zu Osnabrück geboren; 1740 in Jena um die Rechte zu studiren; 1742 in Göttingen. Später lebte er als Advokat in Osnabrück, kam 1763 als Gesandter nach London, und wurde von Georg III. zum Rathgeber seines Sohnes, des damals einjährigen Fürst - Bischofs von Osnabrück, ernannt. Er starb 1794 als Geheimer Justizrath. Am bekanntesten sind seine «Patriotischen Phantasien», die «Osnabrückische Geschichte» und sein «Schreiben über Deutsche Sprache und Literatur». Sein gesunder Sinn und kräftiger Styl waren von guter Wirkung auf die Zeitgenossen.

Trostgründe bey dem zunehmenden Mangel des Geldes. Geld! entsetzliche Erfindung! du bist das wahre Übel in der Welt. Ohne deine Zauberey war kein Räuber oder Held vermögend das Mark zahlreicher Provinzien in eine Hauptstadt zusammen zu ziehen, und unzählbare Heere zum Fluch seiner Nachbaren zu erhalten. Du warst es, wodurch er

zuerst die Heerden seiner getreuen Nachbarn, ihre Erndten und ihre Kinder sich eigen machte, und zum Unglück einer künftigen Welt, den Schweiss von Millionen armen Unterthanen in tiefen Gewölben bewachen liess. Ehe du erfunden wurdest, waren keine Schatzungen, und keine stehende Heere. Der Hirte gab ein Böcklein von seiner Heerde, der Weinbauer von seinem Stocke einen Eymer Weins, und der Ackersmann den Zehnten gern von allem was er bauete: denn er hatte genug für sich, und genoss des Opfers mit, welches er von seinem Überflusse brachte. Der Herr war froh seinen Acker zu verleihen, und so viel Korn dafür zu empfangen, als er für sich und seine Freunde gebrauchte. Er würde erstaunt seyn, wenn ihm sein Knecht, durch die Zauberkraft des Geldes, die ganze Erndte von funfzig Jahren zum Antrittsgelde oder zum Weinkaufe hätte opfern wollen.

Welch ein grausames und lächerliches Geschöpf würde ein Geizhals zu der Zeit gewesen seyn, da man deine Zauberey, die Kunst das Vermögen von hundert Mitbürgern in einer papiernen Verschreibung zu besitzen, noch nicht kannte! Berge von Korn, unzählbare Heerden hätten seinen Schatz ausmachen müssen. Zwischen diesen Reichthümern hätte er verhungern, hätte er den Armen nichts mitgeben, hätte er die Bedürfnisse des Staats dem Geringern zuwelzen sollen? Auf seinen Kornhaufen würde man den Bösewicht verbrannt haben; und wer hätte seinen Vorrath für Würmer, seine Heerden für Seuchen und ihn selbst wider die Rache seiner Nachbaren sicher stellen wollen?

Ehe du kamest, war die Wohlthätigkeit die gemeinste Tugend; wenn man es eine Tugend nennen kann, was die natürliche Folge verderblicher Güter war. Komm zu mir, sprach der Reiche zum Armen, und labe dich von meinem Biere, und iss von meinem Brodte. Es verdirbt ja doch, und die Erndte ist wieder vor der Thür. Soll ich für die Würmer sparen und dich darben lassen? So sprach der Deutsche, wie er noch dem römischen Gelde fluchte; und in der Wohlthätigkeit besass er alle Tugenden.

Ehe du kamest, war der Unterscheid der Stände und die Begierde sich zu erheben, nicht gross unter den Menschen. Jetzt hat der Himmel oft Mühe ohne Wunder einen Reichen arm zu machen, da er seine Früchte in hartes Metall verwandelt, und bey unzähligen Schuldnern verwahrt. Damals aber lebte er mit seiner Heerde und mit seinen Scheunen

unter der unmittelbaren Furcht vor jedem Wetterstrahle; und dankbar und gefühlvoll betete er die göttliche Vorsehung bey jeder Landplage gleich den geringsten unter seinen Flurgenossen an.

Ehe du kamest, war noch Freyheit in der Welt. Keine Macht konnte unbemerkt und sicher den Schwächern zu Haupte steigen, kein Richter konnte heimlich bestochen werden, und brauchte sich bestechen zu lassen, kein Zanksüchtiger konnte eine Rechtssache weiter bringen, als seine Futterung reichte, kein Thor mit einem Fuder Korns nach dem Cammergerichte reisen, und kein Kluger in die Versuchung gerathen mehr Processe für andre zu führen, als er zu seiner täglichen Nothdurft und Nahrung gebrauchte. Grössere Feindschaften währeten nicht länger als bis der Kriegesvorrath verzehrt war; und der Hunger war ein sicherer Friedensbote.

Ehe du kamest, wusste man nichts von fremden Thorheiten und Lastern. Deutschland konnte weder in Frankreich verzehret noch die Erndten aus Westphalen für Wein und Coffee versandt werden. Wer satt hatte, konnte nichts mehr verlangen, und satt hatten alle Länder, denen der Himmel Vieh und Futter gab. Jeder liebte seinen eigenen Acker und sein Vaterland, weil er nicht anders reisen konnte als ein Bettler auf die Rechnung der allgemeinen Gastfreyheit, und wo er mit einer stolzen Begleitung reisen wollte, als ein Feind zurückgewiesen wurde.

Ehe du kamest, war der Landbesitzer allein ein Mitglied der Nation. Man kannte eines jeden Vermögen, und die Anwendung der Strafgesetze geschahe nach einem sichtbaren. Verhältniss. Die Gerechtigkeit konnte einem jeden das seinige mit dem Maasstabe in der Hand zumessen; die Gleichheit der Menschen durch eine sichere Anweisung der Äckerzahl bestimmen, und ewig verhindern, dass keiner zwey Erbtheile zusammen brachte. Man kannte keine geldreiche Leute, diese Verräther der menschlichen Freyheit; das Mittel Schulden zu machen, und tausend Schuldner zu heimlichen Sclaven zu haben, war den Menschen unerhört. Die Kinder konnten den väterlichen Acker nicht schätzen lassen, und von dem gesetzmässigen Erben nicht fordern, dass er ihnen den Werth desselben zu gleichen Theilen herausgeben solte. Er gab ihnen Pferde und Rinder; der Richter oder Gutsherr beurtheilte die Billigkeit in diesem Stücke leicht, weil sie auf sichtbaren Gründen beruhete, und der Staat duldete es nicht, dass der

Acker mit jährlichen Abgiften zum Vortheil der abgehenden Kinder beschweret wurde.

Ehe du kamest, entschieden Klugheit und Stärke, diese wahren Vorzüge der Thiere und Menschen, das Schicksal der Völker. Die Krämer herrschten nicht mit ihrem Gelde über die Tapfersten; und der Zugang zu den geheimsten Staatsräthen konnte für eine Tonne Pöckelfleisch nicht so leise als für eine Tonne Goldes in Wechseln eröfnet werden.

Glückselige Zeiten! denen wir uns nunmehr wieder nähern können, da die mächtige Zauberin zusehends verschwindet. Wie mässig, wie ruhig, wie sicher werden wir leben, wenn wir ohne Geld alles mit Korn wieder bezahlen können! wenn der Steuereinnehmer, der Gutsherr, der Richter und der Gläubiger nicht mehr nehmen mögen, als sie mit Gewalt verzehren, und für Würmer bewahren können! wenn der Bettler mit seinem täglichen Brodte zufrieden seyn muss, und keine Pfänder mehr verkaufet werden können!

Bedauret demnach, edle Mitbürger, den Mangel des Geldes nicht. Bemühet euch vielmehr den Rest dieses Übels vollends los zu werden! Werft eure Reichthümer ins Meer oder schickt sie den bösen Nationen zur Strafe zu, die euch mit Wein, Coffee und neuen Moden versorgen. Hungert die Einwohner der Städte, die ohne Ackerbau, blos von eurer Thorheit leben, völlig aus, und zwingt sie, euch bey eurer Mässigkeit zu lassen. Ihr braucht alsdenn nichts wie Mausefallen, um euch für die gefährlichste Art von Feinden und Dieben sicher zu stellen. Johann Jacob..... N. S. Ich hoffe, meine geneigten Leser werden dem Sophisten zu gefallen, wenn sie auch dessen Gründe nicht beantworten können, keinen Kreuzer wegwerfen. Ich wünsche aber auch, dass sie die Deklamationes der Freygeister unsrer Zeiten gegen den Grundwahrheiten der Religion und Moral mit einer gleichen Würkung lesen werden.

Salomon Gessner.

1730-1787.

Geboren in Zürich, in Berlin zum Buchhändler erzogen, widmete sich der Malerei und Poesie, und ward später Mitglied des Grossen Raths in Zürich. Er erwarb sich einen grossen Namen als Idyllendichter in Versen und in Prosa, ist aber jetzt kaum noch lesbar.

Idas, Mycon.

Sey mir gegrüsst, Mycon! du lieblicher Sänger! Wenn ich dich sehe, dann hüpft mir das Herz vor Freude; seit du auf dem Stein beym Brunnen mir das Frühlings-Lied sangest, seitdem hab' ich dich nicht gesehen.

Mycon. Sey mir gegrüsst, Idas! du lieblicher FlötenSpieler! Lass uns einen kühlen Ort suchen, und in dem Schatten uns lagern.

Idas. Wir wollen auf diese Anhöhe gehn, wo die grosse Eiche des Palemons steht; sie beschattet weit umher, und die kühlen Winde flattern da immer. Indess können meine Ziegen an der jähen Wand klettern, und vom Gesträuch reissen. Sieh, wie die grosse Eiche die schlanken Äste umher trägt, und kühlen Schatten ausstreut; lass hier bey den wilden Rosen-Gebüschen uns lagern, die sanften Winde sollen mit unsern Haaren spielen. Mycon! diess ist mir ein heiliger Ort! O Palemon! diese Eiche bleibt deiner Redlichkeit heiliges Denkmal! Palemon hatte eine kleine Heerde; er opferte dem Pan viele Schaafe; O Pan! bat er, lass meine Heerde sich mehren, so kann ich sie mit meinem armen Nachbar theilen. Und Pan machte, dass seine Heerde in einem Jahr um die Hälfte sich mehrte; und Palemon gab dem armen Nachbar die Hälfte der ganzen Heerde. Da opfert' er dem Pan auf diesem Hügel, und pflanzt' eine Eiche, und sprach: O Pan! immer sey dieser Tag mir heilig, an dem mein Wunsch sich erfüllte; segne die Eiche, die ich hier pflanze; sie sey mir ein heiliges Denkmal; alle Jahre will ich dann in ihrem Schatten dir opfern. Mycon! soll ich dir das Lied singen, das ich immer unter dieser Eiche singe?

Mycon. Wenn du mir das Lied singest, dann will ich diese neunstimmige Flöte dir schenken; ich selbst habe die Rohre mit langer Wahl am Ufer geschnitten, und mit wolriechendem Wachs vereint.

Idas sang izt:

Die ihr euch über mir wölbt, schlanke Äste! ihr streut mit euerm Schatten ein heiliges Entzüken auf mich. Ihr Winde! wenn ihr mich kühlt, dann ists als rauscht' eine Gottheit unsichtbar neben mir hin. Ihr Ziegen und ihr Schaafe! schonet, ô schonet! und reisst das junge Epheu nicht vom weissen Stamm, dass es empor schleiche und grüne Kränze flechte, rings um den weissen Stamm. Kein Donnerkeil, kein reissen

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