Imágenes de páginas
PDF
EPUB

geläufig sind, im reime verwendung, auch scheut sich der legendendichter nicht vor assonanzen, vor rührenden reimen oder vor reimen mit unbetonten endungen und flexionssilben. Die armut an reimpaaren wird zum guten teile dadurch gedeckt, und in diesem sinne könnte man allerdings, wie Horstmann dies getan, von einer fortgeschrittenen technik der legenden sprechen.

Dass die legenden das werk eines dichters sind, ist mit sicherheit anzunehmen. Assonanzen, welche der schottischen poesie sonst fremd zu sein scheinen, ziehen sich durch das ganze werk hin und ist deren gleichartigkeit unverkennbar. Doch darf es nicht unerwähnt bleiben, dass gerade die legende vom schottischen heiligen Ninian welche einen hauptstützpunkt für Bradshaw's vermutung bot - einige eigentümlichkeiten im reim- und wortgebrauch aufweist. Abgesehen von der ganz selbständigen dichtung, welche einen teil dieser legende kennzeichnet und einen anders gearteten stoff in das heiligenleben hineinzieht, scheinen umstände eingewirkt zu haben, welche auf die sprachliche und formelle gestaltung nicht ohne einfluss geblieben sind. Die zusammengehörigkeit des Ninian und der legenden wird jedoch ziemlich wahrscheinlich durch die assonanzen, welche sich dort ebenfalls finden. Vielleicht findet der verfasser noch einmal gelegenheit, hierüber genaueres festzustellen.

Wol im hinblick auf den weit zurückstehenden künstlerischen und poetischen wert des Trojanerkrieges hat Horstmann denselben als ein jugendwerk des dichters, welcher die herrlichen gestalten des Bruce und Douglas gezeichnet, hinstellen wollen. In dem Trojanerkriege erkennen wir eins der niedrigsten erzeugnisse mittelalterlicher übersetzungsliteratur. Die idiomatischen wendungen des lateinischen textes wie abl. absol., accus. cum infin. u. a. sind vollständig analog im englischen widergegeben, eine beträchtliche anzahl unenglischer wörter direkt aus der vorlage herübergenommen und der prosaische stil derselben in vollem umfange in der poetischen bearbeitung beibehalten. Dazu kommt die grosse zahl der flickwörter und -sätze, welche reim und vers auszufüllen bestimmt sind, und das primitivste mittel hergeben, eine wörtliche übersetzung in poetische form zu giessen. Den legenden ebenso wie dem Bruce sind viele derselben ganz oder fast

ganz unbekannt. Dabei ist eine gewisse ungleichmässigkeit der darstellung zu beobachten, welche besonders zwischen dem ersten und zweiten fragmente bemerkbar wird.

Höchst merkwürdig ist das verhältniss der beiden handschriften des Trojanerkrieges zu einander. Ich bin nicht dahin gelangt, mir eine klare vorstellung darüber machen zu können, und doch wäre eine genaue bestimmung des verhältnisses von besonderer wichtigkeit für den wert oder unwert, welchen wir der notiz der einen handschrift beizumessen hätten. Die orthographische übereinstimmung der handschriften ist erstaunlich. Die meisten verse unterscheiden sich durch kaum mehr als einen oder zwei buchstaben, viele stimmen ganz und gar überein. Gewichtige gründe jedoch sprechen dafür, dass keine der handschriften aus der anderen unmittelbar herzuleiten ist (C nicht aus D: vgl. 15. 116. 501. 1315. 1404. 1446 etc., D nicht aus C: vgl. 632. 664. 686. 1251. 1338. 1422. 1457 etc.). Es läge darnach die vermutung nahe, dass beide aus einer und derselben schon verderbten handschrift entnommen seien, wofür auch die tatsache sprechen könnte, dass das zweite fragment beide male an derselben stelle einsetzt. Allein wie sollen wir dann das fehlen des ersten fragmentes in D und die überschüssigen strophen dieser handschrift erklären? Eine ausgedehntere gliederung der handschriften anzunehmen, verbietet scheinbar die übereinstimmende orthographie. Vielleicht ist eine untersuchung über das verhältniss der Lydgate'schen handschriften im stande, mehr licht hierüber zu verbreiten. Auf jeden fall ist das zeugniss der handschrift, welche den namen Barbour nennt, erschüttert durch das fehlen desselben in der zweiten. Möglich, dass dichter oder schreiber ihrem obskuren werke einen aufputz und zugleich eine empfehlung durch den pomphaften namen eines berühmten und populären dichters zu geben versuchten. Wenn nicht hier wie auch bei den legenden sprachliche verschiedenheiten den beweis lieferten, dass Barbere nicht der dichter sein kann, so könnte man schon aus obigen gründen eine solche vermutung mit fug zurückweisen.

Diese sprachlichen differenzen sollen uns in folgendem näher beschäftigen.

Eine sichere grundlage für die sprachliche untersuchung bieten im allgemeinen nur die reime, denn diese allein gewähren einen einblick in die genaue lautliche gestaltung der

sprachformen. Zudem bietet das manuskript der legenden ein aussergewöhnlich verworrenes bild von willkürlichkeiten und nachlässigkeiten der schreiber, dass wir ohne eine systematische übersicht der reime kaum im stande wären, solche teils unabsichtliche, teils absichtliche veränderungen zu erkennen und zu entfernen. Ich beginne mit einer betrachtung derjenigen reime, aus welchen ich die feste überzeugung gewonnen habe, dass die schottischen legenden und der Trojanerkrieg nicht von Barbere herrühren können.

I. Folgende scheinbar auf e auslautende wörter, welche unter sich als reimwörter fungieren, sind im Bruce niemals gereimt mit den so überaus viel im reime auftretenden be, he, me, þe, we oder mit fre, thre, gle, fe, le oder einem auf betontes e auslautenden worte romanischer abstammung: he (ae. hêah) : E (ae. êage) 7, 191; hye: te (ae. tigan; vgl. Skeat, Glossar zum Bruce) 15, 281; hey: sle (an. slægr) 17,607 : we (an. vegr) 17,677; de (an. deyja): he (ae. hêah) 4,416. 6, 115; : sle 4, 211. 19, 179; : we (an. vegr) 13, 218; dre (ae. drêogan): we 7, 181; drey: dey 3, 321: hey 2, 382; fle (fugere aus ae. flêogan oder an. flýja): de 8, 61. 9, 594. 12, 487. 13, 307. 14, 277 : hye 9, 85: E 5, 623 dre 18, 53.

Wir können uns diese tatsache nicht anders erklären, als dass der ursprüngliche guttural dieser wörter, der in der zeit, welcher die bedeutend späteren manuskripte angehören, bereits abgefallen war, noch vom dichter als solcher oder in vokalisierter gestalt gesprochen wurde. Auch die schreibung -ye und -ey, welche vom schreiber einige male in archaistischer weise beibehalten wurde, deutet darauf hin. Zugleich sehen wir hierin eine bestätigung der, wie Skeat, Etym. Dictionary, angibt, von Junius herrührenden etymologie des substant. we aus an. vegr. Was die auf guttural auslautende form von fle anbetrifft, so erinnere ich an die ae. form flèogan = fugere anstatt flêon, welche sich bei Grein und BosworthToller belegt findet; die etymologie an. flýja ist jedoch wahrscheinlicher. Die schreibung fley im ältesten schottischen manuskript, dem des Wyntown, und anderen handschriften des 15. jahrhunderts, die häufigen reime desselben mit den anderen ursprünglich auf guttural auslautenden wörtern selbst in späteren dichtungen beweisen, dass die schottische form fle erst durch die gutturalische lautgestalt hindurchgegangen ist. Im Bruce ist auch fle niemals auf -è gereimt.

Legenden und Trojanerkrieg unterscheiden ihrerseits diese reime von den e-reimen nicht mehr, sie stammen also aus einer zeit, wo der guttural schon abgefallen war.

Leg.: ee (ae. eage): me 100, 49: he 147, 357. 168, 579; E, ey (hye): be II, 51, 129. II, 207, 729. II, 10, 594; E, ee (he): se 4, 75. 68, 475. 169, 665. II, 155, 301. II, 181, 295. II, 192, 206; dee (an. deyja): me II, 63, 201; de : he 21,505. II, 101, 45; he (ae. hêah): se 66, 273; sle (?) : me 95, 269; the (ae. pêoh): he II, 121, 343; fle (volare): me II, 168, 387; fle: be 3,3. II, 68, 553. II, 94, 821: me II, 23, 754. 773 : pe 90, 229. II, 175, 207. II, 109, 205. II, 110, 255

:he 12, 559. 30, 1165. 230, 47: se II, 17, 363. II, 183, 87: degre 118, 181: trinite II, 77, 243; fleis : seis 115, 77.

Troj. II: hie se 1697. 1801: secre 2873; dye: he 2823. 3053; le (subst. zu ae. lêogan): se (subst.) 2521; fle: he 2755.

Die immerhin verhältnissmässig grosse zahl solcher reime, welche auch denjenigen Barbere's entsprechen, deutet darauf hin, dass noch ältere formen neben den jüngeren hergegangen sein mögen.

Leg.: de sle 25, 747. 33, 175. II, 68, 549. II, 108, 127. II, 203, 419 : he 139, 141 hye II, 101, 89: le 236, 479; he : le 221, 205; leit (leyt): wreyt 184, 547. 235, 385 : deyt 159, 1447; deyt: wreyt 159, 1445; breis (?) : fleis II, 27, 15; we reimt ausschliesslich auf ursprünglich gutturalische wörter: we de 129, 449. 200, 639 sle 146, 273: ee 168, 605.

Troj.: we de 2968; le: de 2665; hye: flee I, 467.

Was die form hye (ae. hêah) II, 101, 89 u. ö. anbelangt, so haben wir darin eine öfter widerkehrende dialektische schreibung für he zu sehen; z. b. hye II, 118, 196, hyeare II, 102, 94, hyeste 46, 1062, hyeast II, 101, 90, part hyil 21, 468 u. ö.

Die reime des Thomas of Erceldoune sind trotz der schreibung hye, dye etc. denen der legenden analog: hye: Eldonetree 82 (hee: bee 633), dye bee 334 gree 550, wrye: mee 38, lye: me 318 (flee: knee 438 : be 529. 566). Die reime hye: ferly 370, flye: wyneberye 181 haben daneben nichts zu bedeuten. Sie sind als unrein anzusehen, denne reimt auch sonst auf y in wörtern mit schwebender betonung, z. b. thee : ferly 322. 338. Brandl jedoch, welcher jene reime in seiner lautlehre bespricht, erkennt die reinheit derselben nicht an, sondern begnügt sich mit der 'auffälligen neigung dieser y, auf e zu reimen. Es ist dies um so mehr zu verwundern, als Brandl sich der schottischen formen auf e wol bewusst ist. Brandl setzt die abfassung des Thomas of Erceldoune in das jahr 1400. Ist diese zahl richtig, so müssen wir annehmen, dass der abfall des gutturals gegen das ende des 14. jahrhunderts durchgeführt war. Dass Barbere selbst den wandel der sprache an sich erlebt haben sollte, ist unglaublich; überdies muss die ansicht, der Trojanerkrieg sei ein jugendwerk Barbere's, hiernach unbedingt fallen.

Leider besitzen wir aus dem 14. jahrhundert kein zweites schottisches gedicht, welches eine dem reimgebrauch des Barbere analoge erscheinung aufweisen könnte. Die sprachdenkmäler des 15. jahrhunderts tragen alle den stempel der späteren zeit. Die abnahme der ungemischten, also ursprünglich reinen reime lässt auf ein allmähliges vollständiges verschwinden des gutturalen auslautes während dieser periode schliessen.

Z. b. Wyntown (etwa um 1420): de: be 5, 4031: infirmyte 6, 1491; fle: sauffte 5, 2895 neben fle: we (subst.) 8, 5799; de: fle 4,785. 1847. 5, 821. 6,875; dey fley 8, 2571: Bardey (eigenname) 8, 4691.

Wallace1: E: be 6, 467. 473; hye: be 6, 361; de: me 3, 285. 5, 397 : he 4, 565. 717 be 4, 593. 5, 512. 6, 221; dre: se 7, 805; fle: he 4, 87. 5, 768 : me 6, 28 daneben fle: de 3, 201. 6, 595. 741. 7, 1225.

1 Auffällig ist es, dass Brandl, Thomas of Erceldoune s. 17, die abfassungszeit des Wallace ein volles jahrhundert früher ansetzt, als man

Ratis Raving: lee 179; de dre 1614; flee Dictionary).

bee 3, 51. 149. 377; hye: bee 2, 37 neben dee: E dee 2, 265; heich: dreich (vgl. dreghe Halliwell,

Dunbar: hie: D (der buchstabe) 132, 90: me 48, 83: ye 59, 3; e: me 46, 43 the 144, 69 se 147, 77; slie: ye 60, 31: he 126, 27; de: we 95, 7; flie: ye 59, 15; fle: hie: be 41, 61, dazu de: e 132, 76.

:

Lancelot of the Laik: ee hee 3139; hye: hee 425.

Wir werden sonach den Trojanerkrieg und die legenden frühestens in das 15. jahrhundert setzen müssen.1

II. Ein weiterer, nicht minder wichtiger unterschied besteht darin, dass die legenden und der Trojanerkrieg ganz gewöhnlich das franz. u mit langem u reimen, während Barbere gleich den anderen schottischen dichtern solche reime meidet und dieses franz. u lieber mit ursprünglich langem o zu paaren scheint. Es ist allerdings schwer, über die reime, in welchen franz. u nicht mit u, sondern mit o gebunden ist, ein sicheres urteil zu gewinnen, vor allem aber ist es schwer zu entscheiden, ob auch in den legenden tatsächlich solche vorkommen.

Eine erklärung dieser erscheinung scheint nicht allzu schwierig zu sein. Denn ziehen wir in rücksicht, dass altes o und altes u trotz mannigfacher übereinstimmung in der orthographischen darstellung durchaus nicht im reime untereinander gebunden sind, beide aber sich zu franz. u stellen, so können wir den schluss ziehen, dass die aussprache des letzteren lautes eine zwischen u und o in der mitte liegende war. Und während in dem dialekte des einen dichters die aussprache des franz. u dem u am nächsten lag, so war das gegenteil bei dem andern der fall.

1. Der grösseren klarheit halber wird es von nutzen sein, auch einiges über die vielfach wechselnde bezeichnung der laute o, u und franz. u beizufügen. Auslautendes ae. û ist ow (ou, ov), ew und u geschrieben; z. b. Leg.: now i. r.: pu 8, 261: zow 11,507: trew 10, 435 (von der ae. form trûwjan herzuleiten): falow 55, 175 : bov 140, 214 : sorow II, 103, 247; hou: bou 244, 1091; trew: bow 166, 433 dou II, 9, 520; now : sow II, 98, 1055 : grew (vgl. Mätzner, Wb. gruen), II, 168, 361: how (ae. hûfe) II, 109, 227.2

gewöhnt ist anzunehmen. Wenn Brandl gründe für seine schätzung anzuführen hat, so ist es zu bedauern, dass er dieselben nicht beigegeben. Pinkerton, Ancient scotish poems, 1786, bd. I, s. LXXXIX; Irving, Lives of the Scotish poets, 1840, bd. I, s. 339 und Jamieson, vorrede zu Wallace, 1820, nehmen die mitte des 15. jahrhunderts an.

:

1

Nachträglich habe ich könig Jakob's bekanntes gedicht 'The Kingis Quair' verglichen. Dasselbe zeigt bei aller verschiedenheit der sprache dieselbe eigentümlichkeit, welche wir im Bruce beobachten konnten. Jakob I. starb 1437. Vgl. heye (hye): eye 66. 110. 163 (strophe): nye 77 to-wrye 164, eye deye 103: sye (ae. seah, im Bruce und den legenden ohne ausnahme saw) 159. Der reim deye : pleye : weye 86 ist selbst für Bruce unmöglich, weil hier nur play und way gelten; er beweist aber um so besser die diphthongische aussprache von deye und ähnlichen

wörtern.

2 Der eigentümliche bildliche ausdruck clasine how, glazene howve oder houue of glas findet sich auch sonst in mittelenglischen sprachdenk

« AnteriorContinuar »