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stellungen der Vollkommenheit enthalten sind. Nicht der wollüstige Reiz der Nerven ist es, was einen Geist vergnügen kann, sondern die mannichfaltigen und übereinstimmenden Bewegungen, aus welchen dieser Reiz entstehet. So ist also alles Vergnügen ein Zustand geistiger Vollkommens heit.

Der Fehler, welchen ich in beiden Systemen bea merke, ist die Einseitigkeit. In dem einen wird. nur die menschliche Organisation, in dem andern nur allein die menschliche Seele in Betrachtung ges zogen, aber in feinem von beiden die mensche liche Natur. In dem einen denkt man nur an die niedere, in dem andern nur an die höhere Bestima mung des Menschen, aber in beiden vergißt man den Zusammenhang der niedern menschlichen Bes stimmung mit der höhern. In dem einen ist der Mensch ein bloßes Thier, in dem andern ist er ein reiner Geist, und in keinem von beiden ist er eis gentlich einr Mensch. In beiden Systemen wird die eine der beiden Hauptarten des Vergnügens auf eine höchst gezwungene Weise erklärt. In dem Stoischen System trifft dieses die sinnlichen; in dem Epikurischen trifft es die geistigen Vergnüguns gen. Ein besonderer Charakter des Stoischen Systems ist der Enthusiasmus.

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Es ist mit der Einseitigkeit dieser Theorien über das Vergnügen, wie mit der Einseitigkeit der Theorien über die Seelenwirkungen überhaupt; oder vielmehr, die einseitigen Erklärungen des Vergnús gens sind in einseitigen Begriffen von dem Wesen

der

der Seele gegründet. Der Enthusiasmus aber, welchen ich dem Stoischen System ins besondere vorwerfe, beruhet auf einem bekannten Ens thusiasmus der Platonischen Psychologie. Die Seele eines Aristoteles ist ein Wesen, das kaum ein anderes Vermögen hat, als das Vermögen von Bewegungen des Sensoriums gerührt zu werden, und die in diesen Bewegungen vorgestellten mater riellen Ideen wahrzunehmen, ein Wesen, wels ches, unabhängig von dem Sinnenerkanntniß keine Idee und außerhalb dem Sensorium keine Thätigs keit hat. Aber Platons Seele ist ein reinerGeist, der die ganze Fülle seiner Ideen in dem Ins begriffe seines Wesens beschließt, der von dem Sen. forium keine Begriffe empfängt, sondern nur Verz. anlassungen seine Begriffe zu äußern, dessen Thås tigkeit von dem Sensorium nicht erweckt, sondern im Gegentheil vielmehr eingeschränkt wird. Dars um, sagt Plato, ist dieses Leben eine Sklaverey; deren Ketten erst der Tod auflöser, ob wohl die Weiss heit sie schon in dem gegenwärtigen Leben erleichtert.

Sollte ich aus jenen beiden Systemen der Psychologie ein drittes machen, so wür: de ich den Enthusiasmus eines Plato und Leibniß durch den Beobachtungsgeist eines Aristoteles und Locke mäßigen. Ich würde das ganze System von allgemeinen Begriffen, welches zusammen die Vernunft ausmacht, unabhängig von dem Sinners kenntniß, in der Seele vorausseßen. Dennoch aber würde ich das Sensorium nicht ihren Kerker, sons dern lieber ihren gegenwärtigen Wirkungskreis

nens

nennen. Ich würde alle Ideen als geistige Zus stånde, als alleinige Seelenwürkungen betrachten; allein ich würde, getreu der Erfahrung, den Stoff zu diesen Ideen, den Anlaß zu diesen Seelenwirs kungen in dem Sensorium finden. Ich würde den Körper, den die Seele empfindet und bewegt, sehr genau von der Seele, und die Thätigkeiten des Kör: pers sehr genau von den Wirkungen der Seele unters. scheiden. Aber ich würde dem Körper durchgängig. die genausten Verhältnisse mit der Seele geben, und jede Wirkung der Seele von einer Thätigkeit des Körpers begleiten lassen.

lind sollte ich aus jenen beiden Theorien des Bergnügens eine britte machen, so würde ich das Intellecktuelle der Stoiker durch das Sinnliche des Epikur mehr zu dem Ton der Menschheit herabstimmen. Ich würde das Vergnügen des Mens sehen, weder allein aus körperlichem Wohlstand, noch allein aus geistiger Vollkommenheit, sondern aus beiden Principien zusammen entstehen lassen. Ich würde das sinnliche Gefühl des körperlichen Wohlstandes eben so wenig von dem geistigen Ver: gnügen, als das intellecktuelle Wohlgefallen von dem finnlichen Bergnügen gänzlich ausschließen, fondern beides für wesentliche Bestandtheile des Vergnügens erkennen, welche, jedoch in ungleichen Verhältnissen, zusammen gemischt wären, je nach dem das Vergnügen geistiger oder sinnlicher ist.

Und so wäre das Vergnügen, in jedem einzelnen Falle, ein aus Wohlgefallen an Vollkommene heit und aus Gefühl des körperlichen Wohlstan-,

des

Wir wollen

des zusammengesette Empfindung. uns bemühen diesen Saß, welcher die beiden Systes me in eins verbindet, 1) aus der Erfahrung, 2) aus gewissen Grundsäßen zu erweisen.

Man kann in einer jeden Empfindung des Vert gnügens, ganz deutlich diese zweyerley Modificationen der Seele unterscheiden. Z. B. ich sehe ein Meis sterstück der Maler: oder Bildhauerkunst. Ich fehe Wahrheit und Richtigkeit in allen Verhältniss fen, der Linien, Farben, Lichter, und der Schatten in jedem einzelnen Theile des Werkes; Verhältnisse der einzelnen Theile untereinander, in Stellungen, Geberden u. s. w. und alles zu einem Endzwecke, eine Geschichte rührend, oder einen Gedanken durch bie Allegorie anschauend zu machen. Ich sehe Verstand, Wis, Gefühl, Fertigkeiten des Kunsts lers, also Vollkommenheiten eines Gzistes. Das alles zusammen ist das Wohlgefallen an Vollkom menheit. Ist aber das bey geistigen Vergnügungen die ganze Empfindung? Nein, wenn auch das Obs jeckt des Vergnügens noch intellecktueller und die Empfindung selbst noch reiner und geistiger ist, als in dem gegenwärtigen Falle, so fühle ich dennoch, außer diesem Wohlgefallen an Vollkommenheit, auch eine angenehme Bewegung meines Körpers, welche ohnstreitig von der größern Wirksamkeit der Phantasie entsteht. Alle meine Nerven sind in Thås tigkeit und in einer ergößenden Spannung. Die Werkzeuge des Lebens arbeiten mit verdoppelter Kraft, das Herz verstärket seine Schläge, der Lauf des erwärmten Bluts wird schneller. Alle meine FJ. Bibl. XIX. B. 1. St.

B

Muss

Muskeln sind elastischer. Ich bin wirklich in dies fem Zustande nicht von meinem Körper abgesonderter als sonst, sondern vielmehr nåher mit ihm verbunden. Ich lebe gedoppelt, auch wann ich geistige Vergnügungen schmecke, anstatt, daß nach dem System des Stoikers, ich da halb todt seyn müßte. Was ist aber alles das, was ich in diesem Zustande der Begeisterung, außer dem Wohlgefallen an Vollkommenheit, noch fühle anders als Gefühl des körperlichen Wohlstandes? Welcher Mann, welcher Philosoph ist so weise, so ernsthaft, daß er diesen physischen Theil der Empfindung, auch von den allerreinsten geistigen Vergnügungen ausschliefsen könne? Alle Vergnügungen, auch die allers reinsten, die Vergnügungen der Weisheit und Tus gend, und selbst der Religion, (die leßtern am allers meisten) find den klärsten Erfahrungen zufolge aus diesen zweŋ Bestandtheilen zusammengefeßt, aus Wohlgefallen an Vollkommenheit und aus Gefühl von dem Wohlstande des Körpers. Und es dürfte vielleicht schwerer seyn, in den gröbern sinnlichen Lüs ften des Menschen das geistige Wohlgefallen an Vollkommenheit zu finden, als von den allerreins sten Freuden des Geistes, das Gefühl des körperlis chen Wohlstandes abzutrennen. Wie gezwungen ist es nicht, wenn einige Weltweise das sinnliche Vergnügen überhaupt, so wie das Sinnliche in den geistigen Vergnügungen, aus einer dunkeln Vors stellung der Vollkommenheit, oder aus der durch die Bewegungen des Körpers entstehenden Ideen= veränderung erklären, gleich als ob es ganz unter

der

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