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Personen und Sache.

Die ersten Sätze jener „Bemerkung“, die sich den Beilagen zu dem Gutachten der Kunstabtheilung des Goethe-Comité vom 14. April 1862 vorgedruckt findet, sind S. 14. mitgetheilt. Der hierauf mit den Namen Grimm, Boech, Trendelenburg und Cornelius verbundene Schlußsaß der= selben Bemerkung" lautet also:

So dürfte nach allen Seiten hin eine vollständige, auf die entscheidenden Autoritäten gestützte Begründung für die Beschlüsse des Goethe-Comité vorliegen," d. h. für diejenigen Beschlüsse dieses Comité, die von demselben „ wegen Wiederaufhebung des Beschlusses vom 16. Juli 1861", oder wegen Zurücknahme der früher von ihm ertheilten Zustimmung zu der Verbindung des Lessing-Standbildes mit den Standbildern Schillers und Goethes, neun Monate später, am 23. April 1862, gefaßt wurden.

Es wird gestattet sein dieser Meinung eine andere entgegenzustellen.

Autoritäten in dem Sinne, daß ausgezeichnete Männer durch vorzügliche Leistungen auf dem Gebiete der Kunst oder Wissenschaft sich den Anspruch erworben haben, daß man bei dahin einschlagenden Fragen ihr Urtheil mit schuldiger Achtung vernimmt und den Gründen ihres Urtheils mit dankbarer Bereitwilligkeit alle Sorgfalt der Prüfung zuwendet: Autoritäten in diesem Sinne giebt es allerdings, und jeder, dem die Ehre des Vaterlandes werth ist und dem die Verdienste von Männern, wie die zuletzt Genannten, nicht ganz unbekannt geblieben, wird sie mit Freuden diesen Autoritäten zuzählen. Dagegen Autoritäten in dem Sinne, daß bei Fragen dieser Art jedes entgegengesezte Urtheil verstummen müßte, solcher Autoritäten giebt es innerhalb der Grenzen freier Forschung überhaupt nicht, und die verehrten Herren selbst, werden am wenigsten geneigt sein, sich in diesem Sinne als entscheidende Autoritäten betrachtet wissen zu wollen. Denn was nicht wahr ist, kann nicht ehrenvoll sein und die unbestechliche und grade dadurch so überaus trostreiche Majestät der Wahrheit besteht darin, daß vor ihr kein

Name und kein Ansehn der Person gilt, sondern der bessere Grund aus der schlechtesten Hand ihr noch immer lieber ist, als der schlechtere aus der besten.

Wie den Beilagen zu dem Gutachten der Kunstabtheilung des Goethe-Comité vom 14. April 1862 die obenerwähnte Bemerkung", so ist dem Gutachten selbst ein „Vorwort“ vorgedruckt, dessen vorhin ebenfalls im Allgemeinen bereits gedacht wurde. Darin heißt es:

Denn wenn irgend wo, so gebührt es sich, daß bei der Errichtung von Denkmälern für Lessing, Goethe und Schiller unr das wahrhaft wissenschaftliche und künstlerische künstlerische Verständniß eine Stimme habe."

„Für das Drei-Statuen-Project, Schiller in der Mitte, hat sich fein Künstler, kein Mann der Wissenschaft erklärt."

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Das „Vorwort" verweist überdies noch in einer Randnote, deren bereits früher bei dem Gutachten des Herrn Professors Lüderitz gedacht wurde, auf eine Schrift: Das Drei-Statuen-Project. Berlin. 1862 E. H. Schroeder. (H. Kaiser.),“ die sich die nachträgliche Bekämpfung dieses Projectes jetzt ebenfalls zum Zwecke gesezt hat. Nach dem unterstüßenden Zeugniß dieser Schrift sind „alle Männer, welche in unserer Stadt den ästhetischen Sinn und den künstlerischen Geschmack vertreten," gegen die Auffaffung, daß das Standbild Lessings den Standbildern Schillers und Goethes angeschlossen werden dürfe. - Zwar das Publicum war erfreut, daß die unangenehmen Streitereien über die Dichter nun endlich beendigt seien, und man fühlte nicht das Unwürdige, was in solcher Auffassung_lag." Was aber werden spätere Beurtheiler darin sehen? Entweder eine völlige Gedankenlosigkeit, oder sie werden, wenn sie auf den Ursprung zurückgehen, meinen, daß doch recht kleinliche Zänkereien in dem hochgebildeten Berlin stattgefunden."

Das und Anderes dieser Art ist hier nach Veröffentlichung der Königl. Cabinets-Ordre vom 6. November 1861, und des darauf gestützten Aufrufs vom 10. Januar 1862 gedruckt und verbreitet worden, einem Kreise von Mitbürgern gegenüber, dem der Rector der Königlichen FriedrichWilhelms-Universität und dessen unmittelbarer Amtsvorgänger, dem der frühere Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegen= heiten, der Chef des militärischen Erziehungs- und Bildungswesens, der General-Intendant der Königlichen Schauspiele, der Ober-BauDirector in Preußen, die Repräsentanten der städtischen und anderer Behörden, dem Männer in dem Ehrenschmucke des Alters und von dem Ruhme eines Friedrich von Raumer, der Hochverehrung eines Johannes

Schulze, der allgemeinen Werthschätzung eines F. W. Gubitz angehören. Wer Friedrich von Raumer ist, weiß die Welt. Unter Andern hat es auch Goethe gewußt, der Raumers „Geschichte der Hohenstaufen durchaus mit Dankgefühl gegen den Verfasser" gelesen, der „dankbar die Förderniß anerkannt hat, die ihm aus Raumers geschichtlicher Entwicklung der Begriffe von Recht, Staat und Politik zugegangen" ist. Auch Tieck wußte, wer Friedrich von Raumer war. Sein Kaiser Octavian ist ihm gewidmet. Ihre treue Freundschaft, Ihr Wohlwollen, Alles, was Sie mir mitgetheilt haben, zwingt mich zur Dankbarkeit." Die preußischen Hochschulen und Gymnasien, alle Bildungs-Anstalten Preußens überhaupt verehren in Johannes Schulze den treu bewährten Mitarbeiter Altensteins; die ganze wissenschaftliche und kunstgebildete Welt aber ehrt in ihm den verdienstvollen Mitherausgeber der Werke Winkelmanns und Hegels. Als hier vor vier Jahren, am 30. August 1858, das fünfzigste Jahr seiner amtlichen. Wirksamkeit gefeiert wurde, begrüßten ihr „Rector und Senat, die Professoren und die Doctoren" der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität mit Worten, deren Schönheit nur von ihrer Wahrheit zu. übertreffen gewesen wäre: „dici non potest quantum per quadraginta annos inter tantam et rerum et virorum illustrissimorum, quibus duo deinceps reges hanc imperii administrandi partem commiserant, mutationem et rei publicae profueris et litteris. Tu universum doctrinarum orbem duce philosophia permeasti Tu quid in quoque litterarum genere praestabile, quid leve et exile sit acri judicio discernere didicisti Tu prudentia consiliorum longo usu et experientia, labore indefesso, moderatione constantiaque, nec pervicax aut obstinatus aut in abrupta nulla rei publicae utilitate praeceps, neque a recta conscientia unquam discedens, cum proborum omnium approbatione locum honorificentissimum tutatus es." Gestützt auf das schöne Vorrecht, ihn ihren Ehrengenossen" zu nennen, wetteiferte die Königliche Akademie der Wissenschaften mit der Universität in der Aussprache ihres Danks und ihrer Hochverehrung gegen den Gefeierten. Uns mag es erlaubt sein, uns vornehmlich des Zuges Ihres Wesens zu freuen, welcher Sie früh und für immer an die idealen Güter und das edelste und eigenthümlichste Leben Deutschlands knüpfte. In der Litteratur sah Deutschland Sie zuerst an den Werken Winkelmanns arbeiten und Sie erfüllten mit einem kunstsinnigen Genossen den deutschen Wunsch, mit welchem Goethe feine Schrift: Winkelmann und sein Jahrhundert" geschlossen hatte, es möge doch unserm Volke, welches seinem Winkelmann so vielen Nationalruhm

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bei den Ausländern verdanke, auch eine vollständige Ausgabe der Werke zu Theil werden. Mit der Liebe des Herausgebers und Erläuterers lebten Sie sich in Winkelmann ein, den finnvollen Führer durch die Geschichte und Denkmäler der griechischen Kunst und liebten in ihm „„die Einfalt und unbewußte Großheit."" Sie schaueten in den Alten,,,, ewige in ihnen geoffenbarte Schönheit."" Nach einem Vierteljahrhundert, in welchem Sie im thätigen Leben geschafft, an der Bestellung des fruchtbarsten Bodens gearbeitet, für den wissenschaftlichen Unterricht der Nation Mittel gewonnen, Einrichtungen getroffen und Männer erlesen hatten, sah Deutschland Sie von Neuem an einer bedeutsamen Stelle der Literatur: es sah Sie für den Nachlaß eines Philosophen und Freundes sorgen, welcher die Gedanken der Deutschen bewegte. Wie Sie einst, an Winkelmanns Werken thätig, die Idee im Schönen erblickten, wo sie aus dem Innern in klarer Gestalt an den hellen Tag tritt: so folgten Sie in Hegels Phänomenologie, welche Sie nun herausgaben, der Idee nach der entgegengesetzten Richtung, in die dunkeln Gänge des in seinen Tiefen sich selbst suchenden Wahren. Es erschienen zum Feste viele Zeichen des Dankes aus dem preußischen Vaterlande, welchem Sie in Treue und Ehrfurcht gegen seine Könige ein Leben voll reger Thätigkeit widmeten, viele Zeichen des Dankes von Einzelnen und aus ganzen Kreisen, welche Ihre Fürsorge empfunden haben, viele Zeichen, welche befunden, wie freudig Preußen, ja, wir dürfen in einiger Beziehung erweiternd sagen, wie freudig Deutschland dem treuen Pfleger seiner geistigen Kräfte Ehrenkränze zuwirft. Möge es denn der Akademie gestattet sein, Ihnen vornehmlich den Dank für die Förderung der Wissenschaften auf ihrem eigentlichen und reinen Gebiete darzubringen, in welcher die von unsern großsinnigen Königen erkorenen Minister so vielfach Ihrem umfassenden und in das Leben und Bedürfniß der Forschung gern eingehenden Blicke vertrauten. Mögen Sie des jugendlichen Glaubens an die fiegende Kraft des Edeln und Höhern, wie im Leben so in der Wissenschaft, bis an die spätesten Tage froh werden."*) In wie rastloser Thätigkeit endlich hat F. W. Gubit von seinem Eifer für Gutes und Schönes viele Jahre lang lebendiges und belebendes Zeugniß gegeben! Wie ist er früher auch für Goethe in die Schranken getreten ! Die Mißhandlungen, die Goethe in Büchern und Zeitschriften erdulden mußte und sie erduldete ohne Entgegnung," so führt Marggraff a. a. D. S. 346 Gubit redend an,

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*) Ferdinand Ascherson. Johannes Schulze's fünfzigjähriges Amtsjubiläum.

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„waren mitunter von so abscheulicher Niedrigkeit, daß jeder Ehrenhafte fich empört fühlen mußte. Wegen dieser Kundgebungen wurde denn auch die Mittwochsgesellschaft (oder die literarische Gesellschaft, Berlin, 1824 gestiftet) aufs gehäffigste angefeindet und es kam damals das Gerede von Goethomanen auf. Gubiz aber," sezt Marggraff zu, „tröstet sich mit den Worten: Wer von den Mitgliedern der literarischen Gesellschaft noch lebt, der trägt ein beseelend Empfinden in sich, den greisen Goethe in seinen letzten sechs Lebensjahren, die giftige Ausfälle ihm verbitterten, durch Zeichen liebevoller Zuneigung erfreut zu haben."" Jezt hat der thätige Mann in dem neun und zwanzigsten Jahrgang seines Jahrbuchs des Nüßlichen und Unterhaltenden (zum Gubißschen deutschen Volkskalender für 1863) seine Liebe und Verehrung auch gegen Lessing aufs neue erprobt, indem er, durchdrungen von der Pflicht“, die Mitwirkung zu dem Lessing-Denkmale „möglichst zu fördern, soweit er in die Oeffentlichkeit hineinreichen kann“, und voll guten Vertrauens, daß die lieben Leser ihn dabei gütigst unterstüßen werden“, sich in diesen Worten an sie wendet: „Da das Standbild Leffings in Preußens Hauptstadt stehen soll und stehen wird! so ist es der Bescheidenheit wie der Erwartung gemäß, auf den berührigsten Antrieb bei den Bewohnern Preußens zu zählen. Wir vertrauen aber nicht weniger den Deutschen insgesammt; sie werden unzweifelhaft je nach ihrem irdischen Gut mehr oder minder beitragen, daß neben zwei Männern, die nach Selbstgeständnissen ihrem Vorgänger Lessing Manches verdanken, diesem ein würdiges Denkmal entstehe. Es ist Ihm ge= weiht, der in vielseitiger Thätigkeit bei nicht selten drückenden Entbehrungen Siege errungen hat gegen französische Unnatur, der die Freiheit des Gedankens, die Erleuchtung der Seelenzustände zugleich mit der Duldung und Menschenliebe eingänglicher und umfassender ausbreitete, der bei ausdauernder Unermüdlichkeit in jeder Richtung ein Vorbild deutscher Eigenthümlichkeit ward mit Erfüllung seines Ausspruchs: Für die Menschheit freimüthig sein ist Pflicht!"" Vor Allem aber sind es die deutschen Bühnen, worauf Gubit in dieser Angelegenheit sein Vertrauen setzt. Wenn wir überzeugt sein dürfen," sagt er seinen lieben Lesern", man empfinde es in den gebildeten Kreisen unseres Volks, daß sichtliche Verehrung Leffings uns ehrt, so sind es noch besonders die Bühnen, von denen ein deutliches Zeugniß dafür gewiß erfolgt. Alle Theater-Vorsteher werden in der Erkenntniß, Lessing habe mit seinen dramatischen Gaben, die, jezt vielleicht noch ergiebiger als ehemals, nur ein erschreckend Geringes erworben, beeifert sein, zu seinem Gedächtniß das, was man ihm wäh

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