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30. Die Güte Gottes.

Wie groß ist des Allmächt'gen Güte!
Ist der ein Mensch, den sie nicht rührt?
Der mit verhärtetem Gemüthe

Den Dank erstickt, der ihm gebührt?
Nein, seine Liebe zu ermessen,
Sei ewig meine größte Pflicht:

Der Herr hat mein noch nie vergessen;
Vergiß, mein Herz, auch seiner nicht!

Wer hat mich wunderbar bereitet?
Der Gott, der meiner nicht bedarf.
Wer hat mit Langmuth mich geleitet?
Er, dessen Rath ich oft verwarf.
Wer stärkt den Frieden im Gewissen?
Wer giebt dem Geiste neue Kraft?
Wer läßt mich so viel Glück genießen?
Ist's nicht sein Arm, der alles schafft?

Und diesen Gott follt' ich nicht ehren? Und seine Güte nicht verstehn?

Er folite rufen, ich nicht hören?

Den Weg, den er mir zeigt, nicht gehn?
Sein Will' ist mir ins Herz geschrieben,
Sein Wort 'bestärkt ihn ewiglich:
Gott soll ich über Alles lieben,
Und meinen Nächsten gleich als mich.

O Gott, laß deine Güt' und Liebe
Mir immerdar vor Augen sein,
Sie stärk in mir die guten Triebe,
Mein ganzes Leben dir zu weihn.
Sie tröste mich zur Zeit der Schmerzen,
Sie leite mich zur Zeit des Glücks,
Und sie besieg' in meinem Herzen
Die Furcht des legten Augenblicks.

Gellert.

31. Das Vater unser.

Du hast deine Säulen dir aufgebaut Und deine Tempel gegründet!

Wohin me

gläubiges Auge schaut,

Dich, Herr und Vater, es findet!
Deine ewig herrliche Gottesmacht
Verkündet der Morgenröthe Pracht,
Erzählen die tausend Gestirne der Nacht.
Und alles Leben liegt vor dir,
Und alles Leben ruft zu dir:
Vater unser, der du bist im Himmel!
Und liebevoll dein Auge schaut,

Was deiner Almacht Wink begonnen,
Und milder Segen niederthaut,
Und fröhlich "wandeln alle Sonnen;
Herr! Herr! das Herz, was dich erkennt,
Erwacht vom Kummer und vom Grame;
Es jauchzt die Lippe, die Vater dich nennt:
Geheiligt werde dein Name!

Der du die ewige Liebe bist,

Und dessen Gnade kein Mensch ermißt,
Wie heilig ist dein Thron!
Der Friede schwingt die Paimen,
Es singt die Freude Psalmen,
Die Freiheit tönt im Jubelton:
Herr, in deinem Gottes - Reich
Ist alles recht, ist alles gleich:
Zu uns ́ komme dein Reich!
Kommt, Engel, aus den heil'gen Höh'n,
Steigt nieder zu der armen Erde!
Kommt, Himmels - Blumen auszufä’n,
Daß diese Welt ein Garten Gottes werde!
O, ewige Weisheit, unendliche Kraft,
Du bist's, die Alles wirkt und schafft;
Dein Weg ist Nacht; geheimnisvoll
Der Pfad, den jeder wandeln soll;
Doch in deine Nähe

Führst du Alle, daß sie heilig werden:

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29

Doch stammen sie nicht von außen her;
Das Herz giebt davon Kunde.
Dem Menschen ist aller Werth geraubt,
Wenn er nicht mehr an die drei Worte glaubt.
Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,
Und würd' er in Ketten geboren.
Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrei,
Nicht den Mißbrauch rafender Thoren!
Vor dem Sclaven, wenn er die Kette bricht,
Vor dem freien Menschen erzittert nicht!
Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall,
Der Mensch kann sie üben im Leben,
Und sollt er auch straucheln überall,

Er kann nach dem Göttlichen streben;
Und was kein Verstand der Verständigen sieht,
Das übet in Einfalt ein kindlich Gemüth.
Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt,
Wie auch der menschliche wanke;
Hoch über der Zeit und dem Raume webt
Lebendig der höchste Gedanke;

Und ob Alles in ewigem Wechsel kreis't,
Es beharret im Wechsel ein ruhiger Geist.
Die drei Worte bewahret euch, inhaltschwer,
Sie pflanzet von Munde zu Munde;
Und stammen sie gleich nicht von außen her,
Euer Inn'res giebt davon die Kunde.
Dem Menschen ist nimmer sein Werth geraubt,
So lang er noch an die drei Worte glaubt.
Schiller.

33. Der Vater an seinen Sohn.

Ueb' immer Treu' und Redlichkeit.

Bis an dein kühles Grab,

Und weiche keinen Finger breit
Von Gottes Wegen ab.

Das wirst du, wie auf grünen u'n,
Durch's Pilgerleben geh'n;

Dann kannst du sonder Furcht und Grau'n Dem Tod entgegen seh'n.

Dann wird die Sichel und der Pflug In deiner Hand so leicht;

Dann singest du beim Wasserkrug
Als wär' dir Wein gereicht,
Dem Bösewicht wird alles schwer,
Er thue, was er thu',

Das Laster treibt ihn hin und her,
und läßt ihm keine Ruh'.

Der schöne Frühling lacht ihm nicht, Ihm lacht kei:: Aehrenfeld;

Er ist auf Lug und Trug erpicht und wünscht sich nichts ais Geld.

Der Wind im Hain, das Laub am Baum
Sauft ihm Entsehen zu;

Er findet nach des Lebens Traum
Im Grabe keine Ruh'.

Sohn, übe Treu' und Redlichkeit
is an dein kühles Grab,

Und weiche keinen Finger breit
Von Gottes Wegen ab.

Dann suchen Enkel deine Gruft
Und weinen Thränen drauf;

Und Sonnenblumen, voll von Duft,

Blüh'n aus den Thränen auf.

Hölty.

34. Goldene Regeln...

Nicht zu reich, und nicht zu arm, Nicht zu kalt, und nicht zu warm, Nicht zu groß und nicht zu klein Kein's von Beiden möcht ich sein.

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Ist man reich, wie bald vergift Man, wer Gott und was man ist, Und liebt all' sein Leben lang Schwelgerei und Müßiggang

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