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Sei fruchtbar, o teurer Boden, Ich segne dich mild und gerührt, Und segn' ihn zwiefach, wer immer Den Pflug nun über dich führt.

Jch aber will auf mich raffen, Mein Saitenspiel in der Hand, Die Weiten der Erde durchschweifen Und singen von Land zu Land.

Frauen-Liebe und Leben.

1830.

Seit ich ihn gesehen, Glaub' ich blind zu sein; Wo ich hin nur blicke, Seh' ich ihn allein;

Wie im wachen Traume Schwebt sein Bild mir vor, Taucht aus tiefstem Dunkel Heller nun empor.

Sonst ist licht- und farblos Alles um mich her,

Nach der Schwestern Spiele Nicht begehr' ich mehr, Möchte lieber weinen Still im Kämmerlein;

Seit ich ihn gesehen, Glaub' ich blind zu sein.

Er, der Herrlichste von allen, Wie so milde, wie so gut! Holde Lippen, klares Auge, Heller Sinn und fester Mut.

So wie dort in blauer Tiefe, Hell und herrlich, jener Stern, Also er an meinem Himmel,

Hell und herrlich, hoch und fern.

Wandle, wandle deine Bahnen;

Nur betrachten deinen Schein, Nur in Demut ihn betrachten, Selig nur und traurig sein!

Höre nicht mein stilles Beten,

Deinem Glücke nur geweiht; Darfst mich niedre Magd nicht kennen, Hoher Stern der Herrlichkeit.

Nur die Würdigste von allen

Soll beglücken deine Wahl,
Und ich will die Hohe segnen,
Segnen viele tausend Mal.

Will mich freuen dann und weinen.
Selig, selig bin ich dann,
Sollte mir das Herz auch brechen,
Brich, o Herz, was liegt daran?

Ich kann's nicht fassen, nicht glauben,
Es hat ein Traum mich berückt;
Wie hätt' er doch unter allen
Mich Arme erhöht und beglückt?
Mir war's, er habe gesprochen:
Ich bin auf ewig dein

Mir war's ich träume noch immer,
Es kann ja nimmer so sein.
Olaß im Traume mich sterben,

Gewieget an seiner Brust,
Den seligsten Tod mich schlürfen
In Thränen unendlicher Lust.

Du Ring an meinem Finger,

Mein goldenes Ringelein,
Ich drücke dich fromm an die Lippen,
Dich fromm an das Herze mein.
Ich hatt' ihn ausgeträumet

Der Kindheit friedlichen Traum,
Ich fand allein mich, verloren
Jm öden unendlichen Raum.
Du Ring an meinem Finger,

Da hast du mich erst belehrt,
Hast meinem Blick erschlossen

Des Lebens unendlichen Wert.
Ich werd' ihm dienen, ihm leben,
Ihm angehören ganz,
Hin selber mich geben und finden
Verklärt mich in seinem Glanz.
Du Ring an meinem Finger,
Mein goldnes Ringelein,

Ich drücke dich fromm an die Lippen,
Dich fromm an das Herze mein.

Frisch gesungen.

1829.

Hab' oft im Kreise der Lieben In duftigem Grase geruht Und mir ein Liedlein gesungen, Und alles war hübsch und gut.

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Auf der Wanderschaft, 's sind zwanzig
Jahr',

Da traf es mich einst gar sonderbar,
Ich hatt' nicht Geld, nicht Ranzen, noch Schuh',
War hungrig und durstig und zornig dazu. –

Die Sonne bringt es nicht an den Tag.

Da kam mir just ein Jud' in die Quer', Ringsher war's still und menschenleer: Du hilfst mir, Hund, aus meiner Not; Den Beutel her, sonst schlag' ich dich tot! Die Sonne bringt's nicht an den Tag. Und er: vergieße nicht mein Blut, Acht Pfennige sind mein ganzes Gut! Ich glaubt' ihm nicht und fiel ihn an; Er war ein alter, schwacher Mann

Die Sonne bringt's nicht an den Tag.

So rücklings lag er blutend da; Sein brechendes Aug' in die Sonne sah; Noch hob er zuckend die Hand empor, Noch schrie er röchelnd mir ins Ohr:

Die Sonne bringt es an den Tag!

Ich macht' ihn schnell noch vollends stumm Und kehrt' ihm die Taschen um und um; Acht Pfenn'ge, das war das ganze Geld. Ich scharrt' ihn ein auf selbigem Feld

Die Sonne bringt's nicht an den Tag.

Dann zog ich weit und weiter hinaus, Kam hier ins Land, bin jezt zu Haus. Du weißt nun meine Heimlichkeit, So halte den Mund und sei gescheidt;

Die Sonne bringt's nicht an den Tag.

Wann aber sie so flimmernd scheint,
Ich merk' es wohl, was sie da meint,
Wie sie sich müh't und sich erbost,
Du, schau nicht hin und sei getrost:
Sie bringt es doch nicht an den Tag.

So hat die Sonn' eine Zunge nun,
Der Frauen Zungen ja nimmer ruh'n. —
Gevatterin, um Jesus Christ!
Laßt euch nicht merken, was ihr nun wißt.

Nun bringt's die Sonne an den Tag.

Die Raben ziehen krächzend zumal Nach dem Hochgericht, zu halten ihr Mahl. Wen flechten sie aufs Rad zur Stund'? Was hat er gethan? wie ward es kund? Die Sonne bracht' es an den Tag.

*) Gube, Erläuterungen IV, 231. Lüben und Nade III, 228.

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I, 75 ff.

Abdallah.*)

1827.

Abdallah liegt behaglich am Quell der Wüste und ruht;
Es weiden um ihn die Kamele, die achtzig, sein ganzes Gut.
Er hatte, mit Kaufmannswaaren, Balsora glücklich erreicht,
Bagdad zurück zu gewinnen, wird ledig die Reise ihm leicht.

Da kommt zur selben Quelle, zu Fuß am Wanderstab,
Ein Derwisch im entgegen, den Weg von Bagdad herab.
Sie grüßen einander, sie sehen beisammen sich zum Mahl
Und loben den Trunk der Quelle und loben Allah zumal.

Sie haben um ihre Reise teilnehmend einander gefragt,
Was jeder verlanget zu wissen, willfährig einander gesagt,
Sie haben einander erzählet von dem und jenem Ort;
Da spricht zuletzt der Derwisch ein gar bedächtig Wort:

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„Ich weiß in dieser Gegend und kenne wohl den Plaz

Und könnte dahin dich führen, den unermeßlichsten Schaß;

Man könnte daraus belasten mit Gold und Edelgestein

„Wohl achtzig, wohl tausend Kamele, es würde zu merken nicht sein.“

Abdallah lauscht betroffen, ihn blendet des Goldes Glanz,

Es rieselt ihm kalt durch die Adern, und Gier erfüllt ihn ganz.
„Mein Bruder, hör', mein Bruder, o führe dahin mich gleich!

„Dir kann der Schaß nichts nüßen, mich machst du glücklich und reich!

„Laß dort mit Gold uns beladen die achtzig Kamele mein,
Nur achtzig Kameleslasten, es wird zu merken nicht sein.
„Und dir, mein Bruder, verheiß' ich, zu Deines Dienstes Sold,
„Das beste von allen, das stärkste, mit seiner Last von Gold.“

Darauf der Derwisch: „Mein Bruder, ich hab' es anders gemeint:
,,Dir vierzig Kamele, mir vierzig, das ist, was billig mir scheint.
,,Den Wert der vierzig Kamele empfängst du millionenfach!

Und hätt' ich geschwiegen, mein Bruder, o denke, mein Bruder, doch nach!"

"

Wohlan, wohlan, mein Bruder, laß gleich uns ziehen dahin,

Wir teilen gleich die Kamele, wir teilen gleich den Gewinn!"

Er sprach's, doch thaten ihm heimlich die vierzig Lasten leid,
Dem Geiz in seinem Herzen gesellte sich der Neid.

Und so erhoben die beiden vom Lager sich ohne Verzug,
Abdallah treibt die Kamele, der Derwisch leitet den Zug.
Sie kamen zu den Hügeln; dort öffnet, eng und schmal,
Sich eine Schlucht zum Eingang in ein geräumig Thal.

*) Göşinger 1, 583 ff.

Schroff, überhangend umschließet die Felswand rings den Raum; Noch drang in diese Wildnis des Menschen Fuß wohl kaum. Sie halten; bei den Tieren Abdallah sich verweilt, Der sie, der Last gewärtig, in zwei Gefolge verteilt.

Indessen häuft der Derwisch am Fuß der Felsenwand
Verdorrtes Gras und Reisig und steckt den Haufen in Brand.
Er wirft, sowie die Flamme sich prasselnd erhebt, hinein.
Mit seltsamem Thun und Reden, viel kräftige Spezerei'n.

In Wirbeln wallt der Rauch auf, verfinstert schier den Tag,
Die Erde bebt, es dröhnet ein starker Donnerschlag,
Die Finsternis entweichet, der Tag bricht neu hervor,
Es zeigt sich in dem Felsen ein weit geöffnet Thor.

Es führt in prächtige Hallen, wie nimmer ein Aug' sie geschaut,
Aus Edelgestein und Metallen von Geistern der Tiefe erbaut;
Es tragen goldne Pilaster ein hohes Gewölb' von Kristall,
Hellfunkelnde Karfunkel verbreiten Licht überall!

Es liegt zwischen den goldnen Pilastern, unerhört,

Das Gold hoch aufgespeichert, des Glanz den Menschen bethört;
Es wechseln mit den Haufen des Goldes, die Hallen entlang,
Demanten, Smaragden, Rubinen, dazwischen nur schmal der Gang.

Abdallah schaut's betroffen, ihn blendet des Goldes Glanz, Es rieselt ihm kalt durch die Adern, und Gier erfüllt ihn ganz. Sie schreiten zum Werk, der Derwisch hat klug sich Demanten erwählt, Abdallah wühlet im Golde, im Golde nur, das ihn beseelt.

Doch bald begreift er den Irrtum und wechselt die Last und tauscht Für Edelgestein und Demanten das Gold, des Glanz ihn berauscht, Und, was er fortzutragen die Kraft hat, minder ihn freut, Als, was er liegen muß lassen, ihn heimlich wurmt und reut.

Geladen sind die Kamele schier über ihre Kraft,

Abdallah sieht mit Staunen, was ferner der Derwisch schafft;
Der geht den Gang zu Ende und öffnet eine Truh'
Und nimmt daraus ein Büchschen und schlägt den Deckel zu.

Es ist von schlichtem Holze, und, was darin verwahrt,
Gleich wertlos, scheint nur Salbe, womit man salbt den Bart.
Er hat es prüfend betrachtet, das war das rechte Geschmeid',
Er steckt es wohlgefällig in sein gefaltet Kleid.

Darauf schritten hinaus die beiden, und draußen auf dem Plan Vollbringt der Derwisch die Bräuche, wie er's beim Eintritt gethan. Der Schat verschließt sich donnernd; ein jeder übernimmt

Die Hälfte der Kamele, die ihm das Los bestimmt.

Sie brechen auf und wallen zum Quell der Wüste vereint, Wo sich die Straßen trennen, die jeder zu nehmen meint; Dort scheiden sie und geben einander den Bruderkuß, Abdallah zeigt sich erkenntlich mit tönender Worte Erguß.

Doch, wie er abwärts treibet, schwillt Neid in seiner Brust,
Die andern vierzig Lasten, sie dünken ihn eigner Verlust:
Ein Derwisch solche Schäße, die eignen Kamele,

das kränkt!

Und was bedarf der Schäße, der nur an Allah denkt?

"

‚Mein Bruder, hör', mein Bruder!

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so folgt er seiner Spur ,,Nicht um den eignen Vorteil, ich denk' an deinen nur. ,,Du weißt nicht, welche Sorgen, und weißt nicht, welche Last „Du, Guter, an vierzig Kamelen dir aufgebürdet hast!

„Noch kennst du nicht die Tücke, die in den Tieren wohnt! „Oglaub' es mir: der Mühen von Jugend auf gewohnt, „Versuch' ich's wohl mit achtzig, dir wird's mit vierzig zu schwer, „Du führst vielleicht noch dreißig, doch vierzig nimmermehr."

Darauf der Derwisch: „Ich glaube, daß Recht du haben magst, „Schon dacht' ich bei mir selber, was du, mein Bruder, mir sagst: „Nimm, was dein Herz begehret, von diesen Kamelen noch zehn, „Du sollst von deinem Bruder nicht unbefriedigt gehn."

Abdallah dankt und scheidet und denkt in seiner Gier: Und wenn ich zwanzig begehrte, der Thor, er gäbe sie mir! Er kehrt zurück im Laufe, es muß versuchet sein,

Er ruft, ihn hört der Derwisch und harret gelassen sein.

„Mein Bruder, hör', mein Bruder, o traue meinem Wort, ‚Du kommst, unkundig der Wartung, mit dreißig Kamelen nicht fort, ,,Die widerspenstigen Tiere sind störriger, denn du denkst,

"

Du machst es dir bequemer, wenn du mir zehn noch schenkst.“

Darauf der Derwisch: „Ich glaube, daß Recht du haben magst,
„Schon dacht' ich bei mir selber, was du, mein Bruder, mir sagst:
„Nimm, was dein Herz begehret, von diesen Kamelen noch zehn,
„Du sollst von deinem Bruder nicht unbefriedigt gehn.“

Und wie so leicht gewähret, was kaum er sich gedacht,
Da ist in seinem Herzen erst recht die Gier erwacht.
Er hört nicht auf, er fordert, wohl ohne sich zu scheu'n,
Noch zehen von den zwanzig und von den zehen neun.

Das eine nur, das lezte, dem Derwisch übrig bleibt,
Noch dies ihm abzufordern, des Herzens Gier ihn treibt;
Er wirst sich ihm zu Füßen, umfasset seine Knie!

Du wirst nicht Nein mir sagen, noch sagtest du Nein mir nie.“

,,So nimm das Tier, mein Bruder, wonach dein Herz begehrt,

„Es ist, daß traurig du scheidest von deinem Bruder, nicht wert; ,,Sei fromm' und weis' im Reichtum und beuge vor Allah dein Haupt, ,,Der, wie er Schäße spendet, auch Schäße wieder raubt.“

Abdallah dankt und scheidet und denkt in seinem Sinn:

Wie mochte der Thor verscherzen so leicht den reichen Gewinn?
Da fällt ihm ein das Büchschen: das ist das rechte Geschmeid'!
Wie barg er's wohlgefällig in sein gefaltet Kleid!

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